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Exklusiv-Interview

"Eine intensive Erfahrung" – Die Regisseure von "AMEN: Ein Gespräch mit dem Papst" im Interview

Interview zu Amen: Ein Gespräch mit dem Papst

"Amen: Ein Gespräch mit dem Papst" könnt ihr ab sofort bei Disney+ anschauen. Und ich finde, es lohnt sich, auch für Menschen, die eigentlich keinen Kontakt zur Kirche haben. Denn die beiden Regisseure Jordi Èvole und Màrius Sanchez haben Jugendliche aus aller Welt eingeladen Papst Franziskus Fragen zu stellen, die uns alle berühren und interessieren. Wir haben mit den Regisseuren über die Institution Kirche, ihren Kontakt zum Papst und natürlich ihren Film gesprochen.

"Amen: Ein Gespräch mit dem Papst" ist die Dokumentation eines Gesprächs zwischen jungen Menschen und Papst Franziskus bei dem viele Themen, die uns in diesen Zeiten umtreiben, berührt werden. Dabei sind die Fragenden durchaus kritisch, sie ringen mit ihrem Platz in der Kirche, haben sich bereits abgewendet oder suchen ihren Glauben. Die Kirche die sie kennen, ist teilweise nicht die Kirche, die sie leben wollen. Dieses Ringen zu beobachten und sich auch mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen, macht den Film sehenswert.

Gerade jetzt zu Ostern ist die Kirche in vielen Familien präsent. Vielleicht wollt ihr euch, gemeinsam mit euren älteren Kindern, dieser Institution mal von einer ganz neuen Seite widmen? Dann schaut euch den Film bei Disney+ an.

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Die Regisseure im Video-Interview

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Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Dokumentarfilm über die Begegnung des Papstes mit jungen Menschen aus der ganzen Welt zu drehen?

Jordi Évole: Mit unserer Produktionsfirma haben wir ein sehr neugieriges Team und wir versuchen ständig, über den Tellerrand zu schauen und neue Denkweisen zu finden. In diesem Fall dachten wir, dass es eine aufregende und bereichernde Erfahrung für die Zuschauerinnen und Zuschauer sein könnte, wenn wir den Papst mit einer Gruppe junger, unterschiedlichster Menschen zusammenbringen. Und so war es auch. Es war, als ob man zwei fremde Welten zusammenbringen würde. So sieht man am Ende den Unterschied, was der Papst über sie denkt und sie über ihn. Und ich denke, genau darum geht es jetzt. Es geht darum, aus unseren Komfortzonen herauszubrechen und nicht ständig auf Konfrontation zu gehen.

Wie haben Sie den Papst kontaktiert?

Màrius Sanchez: Wir lernten ihn 2019 während eines Interviews für „La Sexta” kennen. Wir blieben in Kontakt zu ihm und schickten uns gegenseitig Briefe. Als wir die Idee für das Projekt hatten, haben wir es ihm vorgestellt. Von der Präsentation bis zur Fertigstellung des Projekts vergingen, glaube ich, eineinhalb oder zwei Jahre.

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Und wie wurden die jungen Leute gefunden?

Jordi Évole: Nun, es gab ein Casting-Prozess, der etwas schwierig war, weil wir wegen der Pandemie nicht durch die ganze Welt reisen konnten. Also haben wir uns an verschiedenen Orten umgesehen, auch an Orten, an denen wir am Ende niemanden ausgewählt haben. So konnten wir eine Vielfalt, ein breites Spektrum an Persönlichkeiten bieten und für das Projekt gewinnen. Wir haben uns jedes Mal sehr gefreut, wenn wir eine Person gefunden haben, die uns zugesagt hat. In den Gesprächen mit dem Papst haben alle Teilnehmenden unsere Erwartungen übertroffen. Jeder konnte frei und offen sprechen und war nicht von der Situation überwältigt. Und ich denke, das Ergebnis ist erstaunlich.

Wie haben Sie das Treffen mit dem Papst erlebt?

Màrius Sanchez: Es war ein sehr emotionaler Tag, denn es war eine intensive Erfahrung, mit diesen zehn jungen Erwachsenen Zeit zu verbringen. Wir haben bei ihnen zuhause gedreht und sie auf das Treffen vorbereitet. Dabei ging es u.a. um Themen wie sexueller Missbrauch, psychische Gesundheit, Abtreibung. Das war sehr oft sehr emotional. Aber es gab auch Momente der Freude mit viel Lachen, Momente des Schocks und Spannung. Ich denke, eine der Stärken dieses Dokumentarfilms ist, dass das Publikum viele verschiedene Stimmungen erleben wird.

Was war das Ziel des Dokumentarfilms und die Stimmung, die ihr einfangen wolltet?

Jordi Évole: Unser Ziel? Nun, von Anfang an war es unser Ziel, einen ganz besonderen und frischen Ansatz zu schaffen. Wir wollten wegkommen von einem typischen Interview eines Journalisten mit dem Papst. Und wir haben geglaubt, dass die frische Herangehensweise und die Sichtweise der jungen Leute durchaus Raum für neue Denkweisen bereiten kann. Ich denke, das ist uns gelungen. Das Feedback und die Art und Weise, wie die Leute den Dokumentarfilm aufgenommen haben, ist außergewöhnlich.

Welche Verantwortung ist mit diesem Projekt für Sie einhergegangen?

Màrius Sanchez: Nun, es ist ein großes Projekt mit der Möglichkeit, viele verschiedene Orte und Menschen zu erreichen, und es war uns wichtig, es richtig zu machen. Aber wir gehen ohnehin alle Projekte mit dieser Einstellung an, also gab es keinen Unterschied.

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Jordi Évole: Wissen Sie, unser Handwerk bringt diese Verpflichtung mit sich, oder zumindest sehen wir es so. Wenn wir nicht so wären, müssten wir, glaube ich, etwas anderes machen – etwas Einfacheres vielleicht.

Manche Aussagen des Papstes sind sehr allgemein gehalten und nicht sehr spezifisch. Warum müssen wir uns damit abfinden, dass es verschiedene Ansichten gibt, von denen wir u.U. selbst nicht überzeugt sind?

Jordi Évole: Nun, ich denke, so funktioniert die Welt einfach nicht. Wenn wir 100%ige Gewissheit und Einigkeit über alles hätten, wäre die Welt sehr langweilig. Menschen, die zweifeln sind sehr interessante Menschen. Menschen, die nie zweifeln und sich bei allem, was sie tun, sicher sind – solche Menschen beunruhigen mich. Ich denke, wenn Menschen zweifeln und sich Sorgen machen, wenn sie nicht damit zufrieden sind, wie sie selbst sind, was sie sehen und in was für einer Welt sie leben, dann ist das eine sehr menschliche Erfahrung. Was würde es uns nützen, Gewissheiten über alles zu haben?

Und schließlich, was muss sich Ihrer Meinung nach in der Kirche als Institution ändern, damit sie für alle relevant bleibt?

Jordi Évole: Ich denke, sie hat bereits damit begonnen, sich zu verändern, nämlich sich empathischer zu zeigen, näher an die Menschen heran zu gehen, die ihnen folgen. Das sieht man zum Beispiel am Grad der Nähe dieses Papstes, wenn er eine Audienz im Vatikan gibt, wie er auf die Leute zugeht, wie er lächelt und mit den Leuten redet. Auch damit, dass er bei diesem Projekt mitgemacht hat. Allein dadurch ist schon etwas gewonnen. Und dann sieht man, dass er jungen Leuten zuhört, die eine völlig andere Mentalität haben, als das, was er erlebt hat und was er unter dem Leben versteht. Wenn sie beispielsweise von Tinder sprechen, zeigt er echtes Interesse und versteht, dass diese Dinge für junge Menschen von großer Bedeutung sind. Also ich denke, er ist offen für Kommunikation, ist neugierig zu lernen, und ich bin sicher, dass das der zukünftige Weg der Kirche ist.

Màrius Sanchez: Was ich auch für wichtig halte: Er ist offen für Selbstkritik, er blickt auf die Institution Kirche mit dem Ziel Dinge zu verändern, wenn nötig. Ich denke also, das ist ein Weg, den wir in Zukunft verfolgen sollten.

Andrea Zschocher

Interessante Einblicke

"Amen: Ein Gespräch mit dem Papst" bietet einen interessanten Blick in die Kirche. Ich persönlich finde den Ansatz, junge Menschen zu Wort kommen zu lassen und deren Ringen um die Kirche zu dokumentieren, sehr gelungen. Ich muss aber auch gestehen, dass viele Antworten des Papstes für mich persönlich zu oberflächlich waren. Natürlich kann jeder Film nur eine Annäherung sein, und in der Tat, da haben die Regisseure natürlich recht, ist auch ein kleiner Schritt zur Öffnung immer noch ein Schritt.

Aber es gibt im Film mehrere Szenen und Erzählungen (ich möchte an dieser Stelle nicht spoilern) bei denen ich mir mehr gewünscht hätte, als den Hinweis, dass alles Zeit braucht. Gerade in Bezug auf sexuelle Gewalt, auf Ausgrenzung der LGBTQ-Community, über den Umgang mit Frauen die eine Abtreibung vornehmen lassen, da muss die Kirche in meinen Augen offensiver werden, Fehler eingestehen und sich zum Besseren hin verändern.

Andrea Zschocher
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Bildquelle: Foto Papst Franziksus: IMAGO / ZUMA Wire, Poster Film: © 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen

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