In jeder Sprache gibt es Ausdrücke und merkwürdige Wörter für bestimmte Situationen, die sich nicht so einfach übersetzen lassen. Auch in Deutschland haben wir davon so einige. Diese 19 deutschen Wörter gibt es in anderen Sprachen nicht – sie sorgen für jede Menge Verwirrung und bringen Muttersprachler*innen in Erklärungsnot.
#1 Abendbrot
Einfach mal auf Englisch übersetzt wäre das Abendbrot wohl das "evening bread". Wirklich Sinn ergibt das aber nicht. Wird am Abend ein bestimmtes Brot gebacken? Wird es gegessen? Fürs Frühstück vorbereitet? Oder die Kinder damit beworfen?
Natürlich nicht! Im Grunde genommen verstehen wir unter "Abendbrot" einfach das Abendessen. Traditionell wurde dort "kalt" gegessen, also Brot mit verschiedenen Aufstrichen, Käse, Wurst oder Ähnliches. Auch heute benutzen wir das Wort noch, obwohl wir oft gar kein Brot essen. Ich frage mich, ob Abendpizza nicht vielleicht einleuchtender wäre?
#2 Erklärungsnot
Auch Erklärungsnot ist so ein Wort – ein tolles Wort! – das sich allerdings nur schwer direkt übersetzen lässt. Ich habe das mal mit meinem Nicht-Deutschen Freund ausprobiert – und bin dabei auch ganz schön in Erklärungsnot geraten. Auf Englisch "explanation emergency" ergibt einfach nicht allzu viel Sinn.
#3 Fernweh
Haaach ... Fernweh. Eines meiner deutschen Lieblingswörter. Aber wie erklärt man einem oder einer Nicht-Muttersprachler*in dieses intensive, drückende Gefühl der Sehnsucht? Nach der Ferne, dem Paradies, Ort der Träume, der Freiheit?
Funfact! In einigen englischsprachigen Ländern hat sich hierfür der Begriff "Wanderlust" eingebürgert (auch wenn ich finde, das der die Sentimentalität des Fernwehs nicht ganz zutreffend ausdrückt). Und Wanderlust ist – wer hätte es gedacht – ebenfalls Deutsch!
#4 Weltschmerz
Und hier direkt Platz Nummer zwei meiner liebsten deutschen Wörter: Weltschmerz. Persönlich finde ich das noch härter zu beschreiben als Fernweh. Und das geht wohl recht vielen so. Der "Weltschmerz" als solcher hat sich nämlich in vielen Sprachen mittlerweile als Germanismus bewährt, darunter im Portugiesischen, Italienischen, Englischen, Spanischen, Polnischen, Niederländischen und den skandinavischen Ländern.
#5 Fingerspitzengefühl
Auch dieses germanische Wort haben sich einige Länder abgeguckt, darunter vor allem die Länder im Norden Europas. Möchte man es jedoch auf Englisch übersetzen, kommt man ganz schön ins Schwitzen. "Fingertip-feeling" klingt dann doch sehr absurd. Anscheinend hat man es sich da deutlich einfacher gemacht: Wer googelt, bekommt vier Buchstaben ausgespuckt. Ich finde "Fingerspitzengefühl" deutlich cooler als "tact" ...
#6 Fremdschämen
Es ist die originale Bedeutung des Wortes "cringe": die Fremdscham, die jedes Kind schon einmal erfahren hat, wenn es mit Mama und Papa fernsieht und plötzlich ein Kuss fällt. Igitt!
Denkt man einmal genauer darüber nach, ist es nicht nur unübersetzbar, sondern auch recht unlogisch. Warum schämen wir uns eigentlich für etwas, das nichts mit uns zu tun hat?!
#7 Geschmacksverirrung
Verirren kann man sich in einem Labyrinth, einer fremden Stadt – oder einem großen Schulgebäude in der ersten Klasse. Aber wie bitte in einem Geschmack?! Muttersprachler*innen wissen natürlich, dass ein merkwürdiger bzw. sehr extravaganter Geschmack damit gemeint ist, aber bei allen Nicht-Deutschen dürfte das Wort für angestrengtes Stirnrunzeln sorgen.
#8 (Innerer) Schweinehund
Ähm, ja. Das ist wohl, was sich Nicht-Deutsche unter einem Schweinehund vorstellen. Schwer zu erklären ist das Konzept jedenfalls, was hat denn der Wille mit Tieren zu tun? Und was können Hunde und Schweine dafür, dass wir uns abends lieber aufs Sofa setzen, statt im Gym zu schwitzen?!
#9 Kopfkino
Die Übersetzungsmöglichkeiten von "Kopfkino" reichen von "head-" oder "mind cinema" bis hin zu "motion picture theater". Benutzt werden sie wohl eher nicht, aber wenigstens lässt sich dieses Wort ausnahmsweise recht gut erklären. Es bedeutet schließlich nichts anderes als die bildliche Vorstellung einer bestimmten Sache oder Situation. Kopfkino eben!
#10 Kummerspeck
Hier wird's dann schon wieder schwieriger. Wer die Bedeutung von "Kummer" und "Speck" unabhängig voneinander kennt, wird sich fragen: Ist das ein trauriger Speck oder ein Speck, der traurig macht? Oder vielleicht sogar ein fröhlich-machender Speck, den man isst, wenn man traurig ist?!
Das mit Speck nicht etwa Bacon sondern sehr direkt "Bauchfett" gemeint ist, könnte dann die Erleuchtung sein ...
#11 Schnapsidee
Ein absolut einleuchtendes Wort, das es in allen Sprachen geben sollte, ist dagegen die "Schnapsidee". Eine dumme Idee, die einem nur unter Alkoholgenuss einfällt. Ergibt doch wirklich Sinn, oder etwa nicht?
#12 verschlimmbessern
Der absolute Endgegner aller Deutschlernenden ist dann wohl "verschlimmbessern". Das Wort ist nicht nur ein Paradoxon, es verbindet auch noch zwei direkte Antonyme in einem einzigen Verb. Wird jetzt etwas besser oder schlimmer gemacht?! Manchmal weiß ich das selbst nicht ...
Übrigens, wenn ihr wissen wollt, warum ihr alles nur noch SCHLIMMER macht, wenn ihr ein nasses Handy in Reis legt, dann schaut mal hier vorbei:
#13 Zeitgeist
Hier muss ein bisschen um die Ecke gedacht werden, denn der Zeitgeist hat nichts mit dem Poltergeist zu tun, sondern ist mehr die allgemeine Gesinnung einer bestimmten Zeitperiode oder Epoche. Ein Geist, der durch die Zeit reist, wäre aber auch cool, oder was meint ihr?
#14 Zugzwang
Für mich klingt das Wort immer wie ein Begriff aus der Physik oder den Ingenieurwissenschaften. Sowas wie Zugkraft eben. Ursprünglich davon abgeleitet, hat das Wort allerdings nicht mehr viel mit ziehen oder gar Zügen zu tun. Es drückt aus, dass man sich in Entscheidungsnot befindet (noch so ein kompliziertes Wort) und nur begrenzt Zeit hat, um eine Wahl zu treffen.
Seit es die Deutsche Bahn gibt, ist da einiges an Druck raus, so viel kann ich sagen.
#15 Schadenfreude
Uuund erneut stoßen wir auf einen Begriff, das zunächst paradox erscheint. Hier erfreut sich jemand nicht am eigenen Schaden, sondern vielmehr dem Leid der anderen. Sympathisch ist das Wort sicher nicht, etabliert hat es sich trotzdem.
#16 Sturmfrei
Ich habe zwei gegensätzliche Theorien, wie dieses Wort entstanden sein könnte. Einerseits könnte es sich bei dem "Sturm" um die (nervigen) Eltern handeln, die endlich aus dem Haus raus sind. Also "Elternfrei" sozusagen. Andererseits könnte der- bzw. diejenige mit sturmfrei, selbst der Sturm sein und hat nun "freie Fahrt".
Wichtig ist: Es bedeutet weder, dass es Sturm gibt, noch, dass der Sturm aufhört, sondern einfach nur, dass man allein zu Haus ist. "Kevin hat sturmfrei" sozusagen.
#17 Ohrwurm
Ich kenne sie als Ohrwuzler, in anderen Regionen Deutschlands heißen sie Ohrenkneifer, Ohrenzwicker oder Ohrenschliefer (letzteres erschließt sich mir nicht wirklich). Gemeint ist mit dem "Ohrwurm" jedoch meist nicht das eklige Insekt, sondern ein Song, der einem einfach nicht mehr aus dem Kopf geht. Wie man da wohl drauf gekommen ist ...
#18 Backpfeifengesicht
Und noch eines meiner Lieblingswörter: Jemand mit einem Backpfeifengesicht sieht – Verzeihung – eben einfach so aus, als verdiene er eine Ohrfeige. Apropos: Wächst diese spezielle Feige eigentlich nur an Ohren oder auch an Bäumen? Und wie schmeckt sie?
#19 Dreikäsehoch
Ein Dreikäsehoch hat nichts mit Käse zu tun und ist nicht essbar. Stattdessen handelt es sich um ein Kind, das neugierig, schlau und vielleicht auch ein bisschen frech ist, trotz seiner geringen Größe. Es ist eben nur drei Käse hoch!