Wer sich lange Zeit im Ausland aufhält oder mit einer fremden Sprache beschäftigt, wird irgendwann feststellen, dass es so einige Wörter gibt, die sich einfach nicht in die eigene Muttersprache übersetzen lassen. Und dabei aber echt nützlich sind. Ich habe ein Jahr in València gelebt, darum kommen jetzt 11 kuriose spanische Begriffe, die wir auch im Deutschen unbedingt einführen sollten.
P. S.: Mein Partner ist gebürtiger Venezolaner und hat sie alle auf Richtigkeit geprüft ;)
#1 Sobremesa
"Sobremesa" hat gefühlt unendlich viele Bedeutungen und wurde mir immer wieder vollkommen anders erklärt (weshalb ich das Wort bis heute nicht besonders gut leiden kann). Neben "Tischdecke" und "Nachtisch" beschreibt das Wort auch "die unbestimmte Zeit nach dem Essen, an der man noch am Tisch sitzen bleibt und einfach die gemeinsame Gesellschaft genießt".
In Kombination mit anderen Wörtern wird daraus auch gern mal das "Tischgespräch", das "Nachmittagsprogramm" oder auch die "Verdauungszigarre" ...
#2 mimoso / -a
Das Adjektiv "mimoso / -a" beschreibt eine Person, häufig tatsächlich eine süße Oma, die sehr gerne Umarmungen bekommt und an alle ihre Liebe verteilt (in Form von feuchten Schmatzern und Wangentätscheln). Verwechselt es also nicht mit der Mimose!
Ich hör' da jetzt in meinem Ohr irgendwie trotzdem mimimi ...
#3 desvelado / -a
Du konntest die ganze Nacht nicht schlafen, weil dich etwas oder jemand wach gehalten hat? Die Spanier*innen haben dafür das perfekte Adjektiv gefunden: "desvelado / -a".
#4 empalagarse
Wer zu viel Nachtisch am Sobremesa verspeist, der könnte dieses Wort gebrauchen. "Me empalagué" bedeutet im Prinzip: "Ich habe zu viel Süßes gegessen, jetzt ist mir schlecht und ich habe einen ekelhaften Geschmack im Mund."
#5 tapeo
"Ir de tapeo" bedeutet wörtlich "von Bar zu Bar gehen, um Tapas zu essen". Genial, oder? Das deutsch/englische Äquivalent wäre wohl "Barhopping". Auch "ir de terraceo" hört man öfter, das bedeutet dann aber eher "etwas auf einer Terrasse / Dachterrasse trinken gehen".
#6 Guiri
Bei diesem Wort ist etwas Vorsicht geboten, denn es ist recht oberflächlich und kann, je nach Tonalität, neutral oder auch abwertend gemeint sein. Als "Guiri" werden in Spanien Menschen bezeichnet, die sich "optisch klar und deutlich von den Einheimischen unterscheiden". Das können Expats sein, Touristinnen oder Studierende aus dem Ausland.
#7 liarse
Auch bei diesem Wort ist der Kontext entscheidend, denn "liarse" heißt sowohl "mit jemandem anbandeln" als auch "bis sehr spät nachts ausgehen" bzw. "spät nach Hause kommen". Wenn ihr also am Freitag lange feiern wart und dann samstags keine Lust mehr habt auf Party und Co., sagt ihr einfach "No me quiero liar (hoy / el sábado)".
#8 tardeo
"Un tardeo" beschreibt schlicht und schön "eine (unbestimmte) Freizeitaktivität am Nachmittag". Ich finde das Wort echt praktisch, denn man spart sich doch so einige Sekunden beim Sprechen.
#9 merendar
Wer schonmal in Spanien oder auf Mallorca Urlaub gemacht hat, weiß, dass dort meist sehr viel später gegessen wird als hierzulande. Das resultiert teils in einigen Zwischenmahlzeiten, davon ist eine das "Nachmittagessen".
In Spanien ist "merendar" ein sehr gängiges Verb, dass ihr in jeder Stadt auf Tafeln von Cafés und Restaurants findet werdet. Es bedeutet wörtlich "nachmittags essen". Haaach, ich vermisse die Churros von nebenan ...
#10 estrenar
Aus meinem Spanischunterricht kannte ich "estrenar" nur im Kontext der Filmindustrie bzw. dem Theater. Es wird dort meist als "Aufführen einer Premiere" verwendet, tatsächlich ist das Wort jedoch auch im Alltag sehr gebräuchlich.
"Estrenar" hat dann nichts mit Kino zu tun, sondern bedeutet schlicht "etwas zum ersten Mal tragen, benutzen, ausprobieren". Das kann sich sowohl auf die neuen Schuhe, als auch einen Töpferkurs für Anfänger*innen beziehen.
#11 cañero / -a
Für mich sind ja echt viele Menschen cañeros (oder cañeras), also "Personen, die unglaublich viel feiern oder einfach allgemein (zu) viel Energie haben". Und daher ziemlich anstrengend sind. Das Wort kann sowohl im positiven als auch im negativen Sinne verwendet werden.
Ein bisschen wundert es mich schon, dass gerade die Spanier*innen mit ihrer intensiven Party- und Sozialkultur über ein solches Wort verfügen ... oder liegt es eben genau daran?
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