"Du hast wohl einen Haschmich!" – dieser altmodische Ausruf sorgte kürzlich für große Verwirrung beim Familientreffen, als die 95-jährige Urgroßmutter ihn völlig selbstverständlich verwendete. Die jüngeren Generationen schauten sich fragend an, während die Älteren wissend schmunzelten. Der kuriose Ausdruck, der heute kaum noch verwendet wird, hat eine interessante Geschichte. Dabei ist er viel harmloser, als er im ersten Moment klingen mag.
Die Bedeutung des "Haschmich"
Einen "Haschmich" zu haben bedeutet im traditionellen Sprachgebrauch, dass jemand nicht recht bei Verstand ist oder sich merkwürdig verhält. Der Ausdruck wird meist in einer neckischen, nicht allzu ernst gemeinten Art verwendet. Er ist vergleichbar mit moderneren Redewendungen wie "einen Vogel haben" oder "nicht ganz dicht sein". Als landschaftlich geprägter und salopper Ausdruck war er besonders in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gebräuchlich. Heute hört man ihn hauptsächlich noch von älteren Menschen.
Ursprung im Frühlingsspruch
Die Redewendung "einen Haschmich haben" geht vermutlich auf den Spruch "Hasch mich, ich bin der Frühling" zurück, der um 1910 entstand. Ursprünglich wurde dieser Ausspruch von Männern verwendet, um sich spöttisch über ältere Damen zu äußern, die sich ihrer Meinung nach zu jugendlich kleideten. Der Frühling steht in diesem Kontext symbolisch für Jugend und Lebensfreude. Die Redewendung spielte damit auf ein unangemessen jugendliches oder albernes Verhalten an. Später entwickelte sich daraus die allgemeinere Bedeutung, "nicht recht bei Verstand zu sein".
Kulturelle Entwicklung
Der Spruch "Hasch mich, ich bin der Frühling" fand auch in anderen Kontexten Verwendung, etwa bei Fangspielen oder beim Flirten. Im Laufe der Zeit löste sich die Redewendung "einen Haschmich haben" von ihrem ursprünglich kritischen Kontext und wurde zu einem eher harmlosen Ausdruck für merkwürdiges Verhalten. Die spielerische Komponente des ursprünglichen Spruchs blieb dabei erhalten. Während die ursprüngliche Form heute kaum noch bekannt ist, hielt sich die Redewendung "einen Haschmich haben" besonders in der älteren Generation noch einige Jahrzehnte länger.