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Kinderpsychologin: Diese 5 Eltern-Sätze zerstören heimlich die Bindung zu deinem Kind

Sätze, bei denen Kinder nicht zuhören: Mama und Kind im Sommer
© Getty Images / AleksandarNakic

Kennst du das? Du bittest dein Kind zum dritten Mal, die Schuhe anzuziehen, und es scheint dich einfach nicht zu hören. Frustrierend! Doch vielleicht liegt es gar nicht am Unwillen deines Kindes, sondern an den Worten, die du wählst. Die Kinderpsychologin Reem Raouda hat über 200 Eltern-Kind-Beziehungen untersucht und dabei entdeckt, dass bestimmte Formulierungen Kinder regelrecht "abschalten" lassen.

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Wir alle kennen diese Momente, in denen wir mit unserem Latein am Ende sind und zu Sätzen greifen, die wir eigentlich vermeiden wollten. Doch laut Raouda gibt es einen besseren Weg: Sprache, die Kinder dazu bringt, von sich aus mitzumachen, statt in den Widerstand zu gehen. Ihre Forschung zeigt, dass traditionelle Erziehungsfloskeln oft die Kampf-oder-Flucht-Reaktion bei Kindern auslösen – genau das Gegenteil von dem, was wir erreichen wollen!

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#1 "Weil ich es sage!"

Dieser Satz ist vielleicht der Klassiker unter den Elternsätzen, wenn uns die Argumente ausgehen. Doch Raouda erklärt: "Dieser Satz beendet jede Kommunikation und lehrt blinden Gehorsam." Wenn wir "Weil ich es sage!" verwenden, signalisieren wir unserem Kind, dass seine Meinung nicht zählt. Stattdessen sollten wir kurz erklären, warum wir eine bestimmte Entscheidung treffen – ohne in endlose Diskussionen zu verfallen. "Ich weiß, dass dir diese Entscheidung nicht gefällt. Ich erkläre es dir kurz, und dann machen wir weiter." So fühlt sich dein Kind respektiert, und du behältst trotzdem die Führung. Du zeigst: Ich höre dich, aber ich bin der Erwachsene, der die Verantwortung trägt.

#2 "Wenn du nicht hörst, darfst du nicht ..."

"Wenn du nicht sofort aufräumst, gibt es kein Fernsehen!" Kommt dir das bekannt vor? Solche Drohungen bringen Kinder in den Verteidigungsmodus. Laut Raouda zwingen sie Kinder in eine Abwehrhaltung. Viel wirksamer ist es, die Macht umzuverteilen: "Sobald dein Zimmer aufgeräumt ist, können wir den Film anschauen."

Der Unterschied scheint klein, ist aber entscheidend: Du hältst deine Grenze, aber dein Kind behält die Kontrolle darüber, wann es bereit ist, die Bedingung zu erfüllen. Das nimmt den Kampf aus der Situation und schafft einen Rahmen, in dem Kooperation natürlich entstehen kann. Statt mit Verlust zu drohen, stellst du eine positive Verbindung zwischen Verhalten und Konsequenz her.

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#3 "Hör auf zu weinen. Es ist alles gut."

Dieser Satz mag gut gemeint sein, aber er vermittelt deinem Kind: Deine Gefühle sind falsch oder zu viel für mich. Raouda betont: "Das Abweisen der Emotionen eines Kindes führt zu Trennung, und getrennte Kinder kooperieren nicht." Wenn ein Kind sich gehört fühlt, beruhigt es sich schneller – und vertraut dir mehr. Statt Gefühle abzuwerten, hilf deinem Kind, sie zu benennen und zu verstehen:

"Ich sehe, dass du wirklich aufgebracht bist. Erzähl mir, was los ist." Diese Reaktion lehrt emotionale Intelligenz und zeigt deinem Kind, dass alle Gefühle erlaubt sind, auch wenn nicht alle Verhaltensweisen akzeptabel sind. Du baust eine Brücke, statt eine Mauer zu errichten.

Jennifer Kober

Conscious Parenting

Reem Raouda ist selbst Mutter und Conscious Parenting Coach. Der sanfte Erziehungsstil befasst sich weniger mit bestimmten Regeln und mehr mit Tools zur Selbstreflexion der Eltern. Lest gerne hier in unserem Ratgeber zum Thema weiter oder holt euch das empfehlenswerte Buch der Gründerin Dr. Shefali Tsabari.

Jennifer Kober
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#4 "Wie oft muss ich dir das noch sagen?"

Kennst du den Moment, wenn dir fast der Kragen platzt und du fragst: "Wie oft muss ich dir das noch sagen?" Dieser Satz unterstellt, dass dein Kind absichtlich nicht kooperiert. Dabei steckt hinter vermeintlichem Ungehorsam oft Verwirrung, Überforderung oder fehlende Fähigkeiten. Die Psychologin erklärt, dass diese frustrierte Frage das Kind als absichtlich schwierig darstellt.

Wenn du stattdessen sagst: "Ich habe dich schon mehrmals darum gebeten. Hilf mir zu verstehen, was dir dabei schwerfällt", förderst du Problemlösung statt Schuldzuweisungen. Ihr könnt gemeinsam herausfinden, wo der Schuh drückt – vielleicht ist die Aufgabe zu komplex, der Zeitpunkt ungünstig oder dein Kind braucht mehr Unterstützung.

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#5 "Du weißt es doch besser!"

"Du weißt es doch besser!" Dieser Satz löst bei Kids schnell Scham aus. Raouda warnt: "Dieser Satz beschämt das Kind und stellt seine Integrität infrage." Die Alternative – "Irgendetwas hindert dich gerade daran, dein bestes Selbst zu sein. Lass uns darüber reden" – geht von einer positiven Grundannahme aus: Dein Kind möchte eigentlich kooperieren, braucht aber vielleicht Unterstützung.

Das fördert Selbstreflexion statt Abwehrhaltung und signalisiert: "Ich glaube an dich, und ich bin hier, um zu helfen." Du wechselst von Bestrafung zu Partnerschaft und stärkst so eure Beziehung, statt sie zu belasten.

Das Geheimnis für mehr Kooperation im Familienalltag

Raouda fasst zusammen: "Es geht nicht darum, das Verhalten deines Kindes zu kontrollieren, sondern Bedingungen zu schaffen, unter denen Kooperation natürlich entsteht." Kinder gedeihen, wenn sie sich respektiert und emotional sicher fühlen und in Prozesse einbezogen werden.

Diese Veränderungen in der Sprache sind nicht nur Feinheiten – sie repräsentieren einen tieferen Wandel in unserem Verständnis von Erziehung. Statt Widerstand als etwas zu betrachten, das unterdrückt werden muss, können wir ihn als Signal sehen: ein Ruf nach Verbindung, Klarheit oder emotionaler Unterstützung.