In der DDR waren sie Teil einer jugendlichen Gegenkultur. Wer "Jesuslatschen" trug, machte sich verdächtig. Warum das so war und weshalb sie nach der Wende eine regelrechte Renaissance erlebten. Noch heute können junge und alte Fans sie kaufen – sogar bei Amazon! Ich verrate euch, wo ihr sie bestellen könnt.
Die Jesuslatschen oder Römersandalen: Kultobjekt der DDR-Beatgeneration
Die dünnen Sandalen mit den braunen Lederriemen sehen optisch ein wenig aus wie Birkenstocks, nur ohne das fußfreundliche Fußbett. Die Sohle ist komplett glatt und sehr dünn. Getragen wurden sie vor allem im Sommer von jungen Leuten und Fans bestimmter Musikrichtungen. Wer diese Sandalen trug, setzte bewusst ein Statement: Die ersten sah man vor allem in den 60er Jahren parallel zur Beat-Ära, die auch in der DDR viele Anhänger hatte. Natürlich war das vom offiziellen Parteiapparat nicht erwünscht. Aber Jugendkultur setzt sich durch und hält sich nicht an politischen Willen. Das ist auch gut so!
Der typische DDR-Hippie und Beatfan trug Schlag- oder Jeanshosen, meist lange Haare mit Vollbart, denn teppichartigen Hirschbeutel und Jesuslatschen. Auch in der späteren Blues- und Folkszene war ein solches Outfit nicht selten und man liebte die braunen Ledersandalen, die auch unter dem Namen Römersandalen bekannt waren. Wer von euch damals Blues und Rock hörte und liebte, auf Konzerte von DDR-Bands wie Freygang, Engerling und Monokel ging, dem muss ich da nix erzählen. Ihr wisst genau Bescheid!
Renaissance der Jesuslatschen in Kraftsdorf bei Gera
Im kleinen Örtchen Kraftsdorf bei Gera (Ost-Thüringen) fertigt Gunar Födisch eigenhändig noch Römersandalen an. Unter der Marke "Pantoffelmann" könnt ihr sie in seinem Shop und sogar auf Amazon bestellen. Er näht sie liebevoll von Hand selber. Optisch sind sie mit den Latschen aus der DDR nahezu identisch. Bei Pantoffelmann bekommt ihr sie auch neben dem klassischen Braun in Schwarz oder Weiß.
Die Sandale besteht aus einer elastischen Gummisohle ohne FCKW und die Riemen sind aus pflegeleichtem Lederfaserstoff. Ihr bekommt sie je nach Größe zwischen 29,90 und 36,90 € in den Größen 36 bis 48. Also auch große Füße können Jesuslatschen tragen!
Beliebt waren sie übrigens auch bei LKW-Fahrern, vor allem im Sommer, weil das leichte und luftige Schuhwerk sich gut beim Fahren tragen ließ.
Coole Sandale, wenn man keine Plattfüße hat
Ich bin zwar viel zu jung, um die Bluesszene der DDR selber zu kennen, habe aber in den 90ern auch Jesuslatschen getragen. Ich fand sie einfach cool und es war einfach was anderes als die Sandalen oder Schuhe, die Jugendliche nach der Wende so getragen haben. Diese Antihaltung der damaligen Leute war mir gar nicht so bewusst, aber es hat zu mir gepasst. Im Osten sah man nach der Wende noch viele Männer mit den Schuhen. Mit Sicherheit alles ehemalige Blueser und "Kunden" wie sie auch genannt wurden.
Die Latschen trugen sich damals bequem und hielten lange. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich sie jetzt nicht mehr tragen könnte. Sie haben keinerlei Fußbett und ich hab mittlerweile einen Senk-Spreizfuß und trage Einlagen, sodass Birkenstocksandalen für mich am fußfreundlichsten sind. Bei den Jesuslatschen würden mich nach wenigen Stunden die Füße schmerzen. Wenn ihr damit aber keine Probleme habt, dann nur zu, holt euch die coolen Retro-Treter und feier ein Stück (N)ostalgie!
Im Sommer Jesuslatschen, im Winter Tramper
Ein weiterer Kultschuh aus der DDR war der Tramper oder auch "Kletti". Dieser hübsche Schnürschuh aus Leder wurde in der DDR von den selben Jugendlichen getragen, die auch die Römersandalen liebten. Sie hießen auch Klettis, weil Bergsteiger*innen in der Sächsischen Schweiz sie auch als Kletterschuhe liebten. Sie sind schön leicht und schmal und liegen eng am Fuß.
Ich trug in den 90ern als Jugendliche ebenfalls welche und freue mich, dass man sie bei Pantoffelmann auch noch bestellen kann. Ich würde sie quasi die Chucks des Ostens nennen. Ihr bekommt sie ab 59,90 € von Größe 36 bis 48 auch bei Amazon:
Solche Schuhe sind ein Stück Ost-Kultur und katapultieren uns in vergangene Tage. Vielleicht erinnern sich einige von euch noch gern an damals und haben wieder Lust bekommen, Jesuslatschen oder Tramper zu tragen? Warum nicht, dafür gibt es keine Altersbeschränkung. Solange ihr die Schuhe bequem am Fuß findet, ist alles erlaubt. Lasst euch von niemandem einreden, dass ihr zu alt dafür seid. Mode kennt kein Alter! Und vielleicht kommt ihr beim Tragen auch wieder mit Fremden ins Gespräch über die alte DDR-Zeit, die sicherlich in der Form etwas sehr Besonderes war – mit allen Höhen und Tiefen.
Und wenn ihr Jugendliche seid und nach einer Oldschool-Alternative für Birkenstock und Vans sucht, dann sind die DDR-Jesuslatschen eine sehr coole Alternative zu modernem Schuhwerk. Viel Spaß beim Tragen und Ausprobieren!