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Ob das klappt?

Perfekte Eltern, überforderte Kinder? 5 Wege, wie du den Gen-Z-Erziehungsstil ausbalancierst

Gen Z will Kinder ganz anders erziehen - laut Studie
© Getty Images / E+/ hobo_018

Eine neue Studie zeigt: Eltern aus der Generation Z setzen auf emotionale Nähe, Selbstbestimmung und Lebensfreude. Doch ihr Erziehungsstil birgt auch Risiken – und unterscheidet sich radikal von früheren Generationen.

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Die neue Elterngeneration will es anders machen

Knapp die Hälfte der befragten Eltern, die der Generation Z angehören, hält Gehorsam heute für kein zeitgemäßes Erziehungsziel mehr. Stattdessen stehen Selbstbestimmung (51 % der Mütter, 46 % der Väter) und Lebensfreude an oberster Stelle. Das geht aus der aktuellen Studie „Familie und Erziehung 2025“ der Pronova BKK hervor. Es wurden 2.000 Mütter und Väter ab 18 Jahren repräsentativ befragt, die mit mindestens einem eigenen Kind unter 16 Jahren gemeinsam in einem Haushalt leben.

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Die Zahlen zeigen deutlich: In deutschen Kinderzimmern findet ein Generationswechsel statt – und der beginnt bei den Werten.

Wer ist Generation Z – und warum tickt sie so anders?

Die sogenannten Gen-Z-Eltern sind zwischen etwa 1995 und 2010 geboren. Sie gehören zur ersten Generation, die mit Social Media, Streaming, globaler Vernetzung und digitaler Dauerverfügbarkeit aufgewachsen ist. Gleichzeitig wurden sie geprägt von Krisen – Klimawandel, Pandemie, wirtschaftliche Unsicherheit. Viele haben erlebt, wie anstrengend der Erwartungsdruck unserer Leistungsgesellschaft ist. Kein Wunder, dass sie bei ihren eigenen Kindern andere Prioritäten setzen wollen.

Weg vom Gehorsam, hin zur Gleichwürdigkeit

Im Gegensatz zur Generation ihrer Eltern (oft den Babyboomern oder der Generation X zugehörig), die noch stark auf Disziplin, Ordnung und Leistungsorientierung setzte, bevorzugt die Gen Z einen partnerschaftlichen Erziehungsstil. Begriffe wie „Augenhöhe“, „emotionale Sicherheit“ und „individuelle Entfaltung“ tauchen in Elterngruppen und Instagram-Accounts regelmäßig auf.

Die Idee: Kinder sollen nicht in ein System gepresst, sondern begleitet werden – und zwar mit Liebe, Verständnis und Vertrauen.

Warum dieser Wandel? Ein Blick in die eigene Kindheit

Laut Familienpsychologin Nina Grimm steckt hinter diesem Wandel oft ein emotionales Defizit: Viele junge Eltern haben selbst erlebt, wie Liebe an Bedingungen geknüpft wurde – etwa an Noten, Anpassung oder Leistung. Sie möchten nun ihren Kindern das geben, was ihnen selbst gefehlt hat: bedingungslose Annahme und echte Nähe.

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Drei unterschätzte Risiken dieses neuen Erziehungsstils

So sehr das Bedürfnis nach Nähe auch im Mittelpunkt steht, es bringt auch Herausforderungen mit sich:

  • 1. Eltern am Limit Wer alles richtig machen will, überfordert sich schnell. Die Studie zeigt: Zwei Drittel der befragten Eltern haben Versagensängste. Mehr als die Hälfte wünscht sich regelmäßige Auszeiten, bekommt sie aber oft nicht.
  • 2. Kinder ohne Reibung Ein Zuviel an Begleitung kann Kindern wichtige Erfahrungen nehmen: zu streiten, zu scheitern, sich durchzusetzen. Wenn alles weich gepolstert ist, fällt das Leben später umso härter aus.
  • 3. Die Falle der Selbstoptimierung Der Anspruch, „die besten Eltern“ zu sein, erzeugt massiven Druck – sichtbar auch auf Social Media. Dort konkurrieren Ideale und Inszenierungen mit dem echten Familienalltag. Die Folge: Eltern und Kinder geraten in eine Spirale aus Selbstzweifel und Perfektionismus.

Was wir von früheren Generationen lernen können – und was nicht

Es wäre zu einfach, ältere Erziehungsstile nur zu kritisieren. Natürlich haben Strenge, Kontrolle und Härte vielen Kindern geschadet. Doch auch klare Grenzen, feste Rituale und das Aushalten von Frust haben ihren Wert. Gerade auch in unserer aktuellen Welt, die von Reizen überflutet ist.

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Ein kluger Erziehungsstil schafft deshalb beides: emotionale Sicherheit und gesunde Strukturen.

Die Gen Z will mehr Nähe – und das ist gut. Aber Nähe allein ist nicht genug. Kinder brauchen Orientierung, Verantwortung, innere Stärke – und auch Eltern brauchen etwas: den Mut, nicht perfekt zu sein. Wer Erziehung als Entwicklung versteht – für alle Beteiligten –, kann Wege gehen, die weder rückwärtsgewandt noch naiv optimistisch sind. Kindheit darf sich leicht anfühlen. Aber sie muss auch tragen.