Die Rente wackelt und alle fragen sich, wer die Rechnung zahlt. Eine neue Idee macht die Runde: Der "Boomer-Soli" soll wohlhabendere Rentner zur Kasse bitten, um ärmere zu unterstützen. Doch was bedeutet das für Familien? Könnte diese Umverteilung innerhalb der älteren Generation tatsächlich den Druck von jungen Eltern nehmen und für mehr Generationengerechtigkeit sorgen?
Das deutsche Rentensystem steht vor einer gewaltigen Herausforderung: Immer mehr Babyboomer gehen in Rente, während immer weniger junge Menschen in die Rentenkasse einzahlen. Ohne Reformen drohen steigende Beiträge und Steuern – eine Last, die vor allem junge Familien trifft. Der vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vorgeschlagene "Boomer-Soli" könnte eine Lösung sein, die nicht die jüngere Generation belastet, sondern innerhalb der Rentnergeneration umverteilt.
Wie der Geldbeutel von Oma und Opa eure Kinder betrifft
Der Boomer-Soli sieht vor, dass Rentner mit monatlichen Einkünften über 1.048 Euro auf den darüber liegenden Betrag eine Abgabe von 10 Prozent zahlen. Dieses Geld soll direkt an Rentner mit geringem Einkommen fließen.
Für Familien könnte das bedeuten: Weniger finanzielle Belastung durch steigende Rentenbeiträge und mehr Geld im Familienbudget für Kinderbetreuung, Wohnen oder Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig könnten Großeltern mit niedrigen Renten durch den Boomer-Soli mehr finanzielle Spielräume bekommen – und vielleicht sogar ihre Enkel besser unterstützen.
"Die halbe Hausaufgabe nicht gemacht" – Wirtschaftsweise fordert mehr
Die Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft, Monika Schnitzer, geht sogar noch weiter als das DIW. Sie sieht nicht nur die wohlhabenden Rentner in der Pflicht, sondern die gesamte Babyboomer-Generation.
"Die Babyboomer-Generation hat die Hälfte ihres Generationsvertrags nicht ganz eingelöst", sagte Schnitzer im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Laut Generationenvertrag zahlen die Jungen für die Alten, während sie arbeiten, und ziehen gleichzeitig Kinder groß. "Wir haben aber seit den 70er Jahren nicht mehr genügend Kinder großgezogen, um mit diesem Umlage-Verfahren zurechtzukommen", so Schnitzer weiter.
Zahlen, die Familien kennen sollten
Laut DIW-Studie würden Rentner im ärmsten Fünftel durch den Boomer-Soli rund elf Prozent mehr Einkommen erhalten. Das reichste Fünftel müsste hingegen nur durchschnittlich vier Prozent abgeben – ein verkraftbarer Beitrag für mehr Gerechtigkeit.
Monatliches Alterseinkommen | Boomer-Soli-Abgabe | Beispielrechnung |
Bis 1.048 € | 0 € | Bei 1.000 € Rente: keine Abgabe |
1.500 € | 10 % auf Betrag über 1.048 € | (1.500 € - 1.048 €) × 10% = 45,20 € |
2.000 € | 10 % auf Betrag über 1.048 € | (2.000 € - 1.048 €) × 10% = 95,20 € |
3.000 € | 10 % auf Betrag über 1.048 € | (3.000 € - 1.048 €) × 10% = 195,20 € |
Wenn Oma protestiert: Die Schwachstellen des Plans
Der Boomer-Soli hat auch Schwächen. Er berücksichtigt zum Beispiel nicht das Vermögen. Wer in einem abbezahlten Eigenheim wohnt, aber nur eine mittlere Rente bezieht, würde möglicherweise verschont – obwohl die finanzielle Gesamtsituation besser sein könnte als bei jemandem mit höherem Einkommen ohne Vermögen.
Zudem könnten findige Rentner versuchen, ihre monatlichen Einkünfte zu reduzieren, indem sie sich Alterseinkünfte auf einen Schlag auszahlen lassen. Solche Schlupflöcher müssten vor Einführung einer solchen Abgabe geschlossen werden.
Wenn Oma und Opa teilen, profitieren alle Generationen
Der Boomer-Soli könnte ein wichtiger Schritt zu mehr Generationengerechtigkeit sein. Er würde dafür sorgen, dass die Lasten des demografischen Wandels fairer verteilt werden – zwischen Arm und Reich innerhalb der Rentnergeneration und zwischen Jung und Alt.
Als Familien haben wir ein besonderes Interesse an einem ausgewogenen Generationenvertrag. Denn wir wollen, dass unsere Kinder nicht übermäßig belastet werden, während gleichzeitig auch unsere Eltern im Alter gut versorgt sind. Der Boomer-Soli könnte helfen, diesen Balance-Akt zu meistern.