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H&M-Skandal: Warum der Modekonzern vor allem Müttern kündigen will

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Dass H&M Probleme mit seinen Umsatzzahlen hat, ist nicht erst seit dem Corona-Lockdown bekannt. Daher will der Konzern in Deutschland einige Filialen streichen, sich verändern und Stellen abbauen. Der Skandal ist dabei, wo das Unternehmen zuerst einsparen möchte: Vor allem junge Mütter und Mütter in Elternzeit passen nicht mehr in das neue Geschäftsmodell.

Digitalisierung verschlafen: Darum will H&M nun Stellen abbauen

Im Jahr 2018 stellte das schwedische Modehaus fest, dass die Umsätze in den Filialen wegbrechen. Immer mehr Kund*innen kaufen online ein und durch den Erfolg der Konkurrenz-Marken wie Zalando und About You verlor der Konzern Marktanteile. Die Mitbewerber waren,was das Onlinegeschäft angeht, H&M deutlich voraus. Dieses sei bis dato nur ein Nebengeschäft gewesen.

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Wie Business Insider berichtet und sich dabei auf Aussagen von Mitarbeitern bezieht, habe H&M das digitale Geschäft komplett unterschätzt und Jahre lang vernachlässigt. Die neue Strategie setzt jetzt genau dort an, wo andere Marken schon längst sind: Das Online-Shopping zu modernisieren und die digitalen Strukturen auszubauen. Darunter sollen jetzt vor allem bestimmte Mitarbeitergruppen leiden.

Warum es vor allem junge Mütter treffen wird

H&M will nach Berichten von Business Insider jetzt nochmal 800 Stellen abbauen, nachdem bereits 2018 3000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gehen mussten. Dies sollen vor allem Stellen in jenen Filialen sein, die zu wenig Umsatz erwirtschaften. Trennen wolle man sich von Mitarbeiter*innnen, die eher nicht in den umsatzstarken Abendzeiten oder an Samstagen arbeiten könnten. Also vor allem von Müttern.

Zudem würde es vor allem jene treffen, die gerade in Elternzeit sind. Sie sind zwar in der Elternzeit oder im Mutterschutz vor Kündigung geschützt, können jedoch danach jederzeit gekündigt werden. Das sind aktuell vor allem junge Mütter. Das ist der Hohn für ein Unternehmen, dass sich nach eigenem Leitbild für Gleichberechtigung und gegen Diskriminierung einsetzt und in Kampagnen sehr gern mit Schwangeren, Müttern und Kindern wirbt. Doch bei den eigenen Mitarbeitern hört dieses Leitbild scheinbar auf.

Aufschrei im Netz: Beschäftigtenfeindlich!

Seitdem diese Pläne des Konzern bekannt geworden sind, ist der Aufschrei im Netz groß. Einige Kunden und Mitarbeiterinnen rufen sogar dazu auf, H&M zu boykottieren. Kritisiert wird das Vorgehen nicht nur von Kund*innen und Mitarbeiter*innen, auch Linken-Politiker Bernd Riexinger und die Gewerkschaft Verdi äußerten sich bereits kritisch.

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Im Grundgesetz heißt es klipp und klar: Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft. Eigentum verpflichtet daher auch Unternehmen wie H&M, Frauen in Elternzeit und berufstätigen Müttern familienfreundliche Arbeitszeiten zu ermöglichen, anstatt ihre Doppelbelastung als Schwäche auszunutzen und zu versuchen, sie auf die Straße zu setzen.

Cosimo-Damiano Quinto, ver.di

Wie H&M die Vorwürfe abweist

Das Modehaus selbst wiegelt die Kritik an seinem Vorgehen ab und verteidigt seine Strategie als "Freiwilligenprogramm". Eine Sprecherin erklärte, dass dieses sich nicht vorwiegend an Mitarbeiter mit Kindern richten würde. Es sei ein "milderes Mittel, um betriebsbedingte Kündigungen" zu vermeiden. Die Angestellten würden sich damit beruflich verändern können, heißt es.

Ein Schlag ins Gesicht von allen Eltern

Was diese Aussagen für Mütter und Väter in Elternzeit bedeuten, muss man sicherlich nicht betonen. Eltern haben es in der Coronakrise sowieso schon schwer genug, ihre Arbeit mit der Kinderbetreuung zu vereinbaren, ihrem Job nachzugehen bzw. sich einen neue Anstellung zu suchen. Das Vorgehen eines solchen Konzern sorgt dafür, dass der Arbeitsmarkt einmal mehr nicht nur durch die Pandemie immer familienunfreundlicher wird. Dan kann man nur hoffen, dass der öffentliche Druck hilft, dass H&M sich einmal mehr überlegt, ob dieses Vorgehen ethisch vertretbar und wirklich nötig ist.

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Bildquelle: Getty Images/Joe Raedle

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