Eines gab es in der DDR im Überfluss: Kindergartenplätze. Denn Frauen sollten in der Lage sein, arbeiten zu können. Kitas hatten von 6 bis 18 Uhr offen und betreuten in der Form als Kinderkrippe schon Kinder ab 5 Monaten. Man musste nicht wie heutzutage um einen Kindergartenplatz bangen. Dafür hatten die Kindergärten nicht nur die Aufgabe der Betreuung, sondern sollten die Kinder natürlich auch im Sinne des sozialistischen Staates erziehen. Wir wagen einen Blick zurück und fanden einige Bilder, die diese Zeit visuell zurückholen.
Die Gefühle, die ehemalige Kinder der DDR bei diesen Fotografien haben, sind mit Sicherheit vielfältig. Keine Kindergartenerfahrung war gleich und sie änderte sich auch von den 70er zu den 80er Jahren. Nur wenige Fachleute wagten es, das Erziehungsmodell in den DDR-Kitas zu kritisieren, obwohl es da einiges gab, das aus damaliger (und erst recht aus heutiger) Sicht, diskussionswürdig war.
Kitakinder mit ihren Erzieherinnen
In der DDR waren alle Kindergärtnerinnen weiblich. Sie brauchten einen Schulabschluss der 10. Klasse und mussten eine dreijährige Ausbildung durchlaufen. Sie waren allesamt pädagogisch und fachlich ausgebildet. Doch es gab nicht allzu viele Erzieherinnen, weil die Ausbildungsplätze rar waren und meist für Tätigkeiten in der Produktion vorgesehen waren.
Der Personalschlüssel eher knapp bemessen: Auf eine Erzieherin kamen im Jahr 1984 ungefähr 11 Kinder. Der Job der Erzieherin war also damals wie heute alles andere als einfach: Sie brauchte ein gutes Nervenkostüm, Geduld für die Kinder, Ausdauer und Pragmatismus. Außerdem sollte sie eine deutliche Aussprache besitzen, sportlich fit sein und auch ein Instrument beherrschen.
"Ja, wir erziehen die Kinder von klein an zur sozialistischen Moral. Das ist eine Moral, die der verlogenen, heuchlerischen bürgerlichen Moral entgegengesetzt, ihr haushoch überlegen ist. Denn Erziehung zur sozialistischen Moral, das ist die Erziehung zur Liebe zu einem Vaterland, in dem die Väter und Mütter, die Werktätigen zum Wohle des Volkes die Macht ausüben. Das ist eine Erziehung zur Achtung vor den Menschen, vor ihrer Arbeit, zur Achtung vor dem Leben."
Gemeinsam essen und spielen
Diese Kinder einer Kindertagesstätte in Leipzig essen 1976 gemeinsam am Tisch. Daran hat sich seit damals nichts geändert. Kinder sollten lernen, miteinander zu agieren und sich zu unterstützen. Gemeinsame Aktivitäten waren wichtig, das einzelne Kind sollte sich fügen und lernen seinen Platz in der Gruppe zu finden. Es gab kein Platz für Ausnahmen.
Eine besondere Rolle spielte die Körperhygiene und Gesundheit. Regelmäßig kamen Ärzte in die Kita, die die Kinder untersuchten. Durch die Visiten hatte der Staat immer ein gutes Bild vom Gesundheitszustand seiner Kinder. Der Zahnarzt kam z. B. halbjährlich und auch Impfungen wurden regelmäßig durchgeführt.
Musikalische Begleitung beim Mittagsschlaf
Früher war es von Vorteil, wenn eine Erzieherin ein Instrument beherrschte und/oder singen konnte. So konnte sie die Kinder in den Schlaf begleiten, wie hier. Natürlich kamen in den Liedern aus sozialistische Themen vor, die die Kinder spielerisch kennenlernen sollten. So wollte man ideologisch auf sie einwirken.
Mittagsschlaf musste alle Kinder machen und lagen dabei auf solchen Pritschen nebeneinander. Ich erinnere mich, dass es nicht gut war, wenn man nicht schlafen konnte oder im Bett mit einem anderen Kind quatschte. Das wurde nicht gern gesehen und man musste sich dann ruhig verhalten.
Spielen im Kindergarten
Das Spiel war für die Kinder wichtig. Es gab zwar nicht diese Auswahl an Spielsachen wie heute, aber Bauklötze gab es auch. Und sie waren sehr beliebt. Kinder waren kreativ, was das Spielen damit anging. Es gab Zeiten für freies Spiel und angeleitetes Spiel durch Erzieherinnen, in dem die Kinder bestimmte soziale, motorische und kognitive Fähigkeiten entwickeln sollten.
Kinder lernen im Spiel soziale Fähigkeiten
Die Kinder hier spielen gemeinsam mit einer Puppe. Solche Spielzeuge gab es in der DDR nicht im Überfluss und es war nicht üblich, dass man eigenes Spielzeug mitbrachte. Daher lernten Kindern eher zu teilen und dass man nicht wirklich etwas nur für sich alleine hat.
Erzieherinnen, die über die damalige Zeit sprechen, berichten häufig, dass es in solchen großen Gruppen kaum möglich war, zu einem einzelnen Kind eine tiefer gehende emotionale Bindung zu entwickeln.
Der Umgangston sei hart und rau gewesen, untereinander und zu den Kindern. Der Zeitplan war straff und alles war getaktet. Sogar Toilettengänge oder das sogenannte "Töpfen" oder "Topfen" (was es heute eher nicht mehr gibt).
Sauberkeitserziehung war ein zentrales Thema. Die Kinder wurden alle aufs Töpfchen gesetzt, damit sie schnell trocken wurden. Wer einpullerte, musste schnell auch mal mit einer Strafe bzw. peinlichen Demütigung rechnen. Erzieherinnen der damaligen Zeit berichten, dass das keine Seltenheit war. Kinder mussten einfach funktionieren, damit sie rasch im Sinne des sozialistischen Menschenbildes Teil der produktiven Gesellschaft wurden.
Flötenunterricht in der Kita
Bestimmt erinnern sich viele von euch, die auch in der DDR aufwuchsen, an solche Szenen. Diese Kinder in einer Kita in Berlin Pankow lernen, die Blockflöte spielen. Kitas kümmerten sich nicht nur um die soziale Erziehung der Kinder. Vorschulkinder lernten auch schon lesen, schreiben und erhielten musische Erziehung mit sozialistischem Liedgut. Wer keine Lust darauf hatte, dem wurde es sehr schwer gemacht. Für Einzelbedürfnisse war wenig Platz.
Sportunterricht im Kindergarten
Diese Kindergartenkinder machen Sportunterricht in ihrer Kita. Das Foto stammt aus dem Jahr 1988. Sportliche Ertüchtigung war auch ein wichtiger Aspekt in der Kita. Kinder mussten bestimmte Fähigkeiten lernen und sportliche Übungen absolvieren. Auch Sportfeste gab es, wo Medaillen vergeben wurden. Dabei waren auch häufig mal Beobachter aus dem Leistungssport anwesend und rekrutierten schon früh geeignete Kinder für ihre Sportvereine.
Ausflug mit der Kindergartengruppe
Natürlich kamen die Kinder in der DDR auch mal raus aus der Kita. Hier macht eine Gruppe Kinder mit zwei Erzieherinnen einen Ausflug im Park des Schloss Pillnitz bei Dresden. Wie man unschwer an den Jacken erkennen kann, stammt das Foto aus den 80ern, genauer gesagt 1987.
Spaziergang in die Dresdener Innenstadt
Und hier sind wir nochmal in Dresden. Diesmal ist eine niedliche Kindergartengruppe von Kindern zu sehen, die im Jahr 1974 durch die Dresdener Innenstadt laufen. Die Erzieherinnen schieben die üblichen Wagen, in die mehrere Kinder passten. Damit lustwandelt die Gruppe über die Prager Straße. Viele Kitas haben solche ähnlichen Wagen auch heute noch.
Draußen auf dem Klettergerüst
Auch Klettern und Buddeln war damals wie heute sehr beliebt bei den Kindern. Auf diesem Farbfoto von 1976 seht ihr eine Gruppe von Kindern in Berlin, die an einem Klettergerüst hängen. Ich kann mich noch gut an solche Gerüste erinnern, wenn meine DDR-Kindheit auch erst in den 80ern startete.
Video-Filmtipp: "Jenseits der blauen Grenze"
Im Film "Jenseits der blauen Grenze" (2024) träumt die Leistungsschwimmerin Hanna von einem Leben jenseits der Mauer. Mit ihrem Freund Andreas, der von der Stasi bewacht wird, flieht sie im Sommer 1989 über die Ostsee ...