Gleich zwei Mal hat sich meine Tochter in dieser Herbst-, Wintersaison mit Scharlach angesteckt. Aber nicht nur meine Familie ist betroffen: In vielen Medien ist schon von einer drohenden Scharlach-Welle die Rede. Ob diese Sorge berechtigt ist, wie wir Scharlach bei Kindern erkennen und was wir Eltern bei einer Infektion tun sollten.
Gefühlt haben derzeit außergewöhnlich viele Kinder Scharlach. Auch das Robert Koch Institut spricht in seinem aktuellen epidemiologischen Bulletin für das letzte Quartal 2022 von einem "ungewöhnlich steilen Anstieg von invasiven und nicht-invasiven Gruppe-A-Streptokokken-Nachweisen aus Arztpraxen und Krankenhäusern". Und diese Streptokokken der Gruppe A können eben Scharlach auslösen. Grund zur Beunruhigung gibt es laut RKI dennoch nicht: Die Zahl der Infektionen liegt immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie.
Natürlich ist es trotzdem gut, wenn wir in Sachen Scharlach bei Kindern Bescheid wissen. Denn schließlich gehört Scharlach wie die Röteln oder Windpocken zu den klassischen Kinderkrankheiten. Meist tritt die Infektion bei jüngeren Kindern im Kindergartenalter auf. Aber auch wir Erwachsenen können uns infizieren. Selbst dann, wenn wir es schon einmal hatten.
Die Krankheit ist hoch ansteckend, die Übertragung der Bakterien erfolgt durch Schmier- und Tröpfcheninfektion, also durch Husten, Niesen und Körperkontakt. Nach einer Inkubationszeit von einem bis fünf Tagen treten die ersten Krankheits-Anzeichen auf.
Wie fängt Scharlach bei Kindern an?
Oft beginnt es mit Halsschmerzen, auch bei meiner Tochter war das so. Das Kind kann nicht richtig schlucken und Fieber entwickeln. Dazu können Blässe und Schlappheit kommen. Schaut ihr in den Hals eures Kindes seht ihr wahrscheinlich Gaumen, Zäpfchen und Mandeln in Hochrot. Auf den Mandeln entwickeln sich dann allmählich noch gelbliche Beläge (Stippchen).
Wie sieht Scharlach aus?
Zu diesen Symptomen kommen Hautveränderungen. Der typische samtig-feinfleckige Scharlach-Ausschlag breitet sich von der Leistengegend und dem Achselbereich auf den ganzen Körper aus. Nur die Region um den Mund ist auffallend blass. Die Lymphknoten im Kieferbereich können außerdem schmerzhaft anschwellen.

Typisch auch: die Scharlach-Zunge oder Himbeerzunge. Die Zunge wird bei der Streptokokken-Infektion nach zwei bis drei Tagen erdbeerrot, hinzu kommt häufig ein eitriger Schnupfen, da sich die Scharlach-Erreger in den hinteren Nasengängen sammeln. Bei schweren Verläufen kann es zusätzlich zu einer Mittelohrentzündung oder Nebenhöhlenentzündung kommen.

Mögliche Scharlach-Symptome im Überblick
- Halsschmerzen, vor allem beim Schlucken
- hochrot entzündeter Rachen
- rote, geschwollene Mandeln, im Verlauf mit gelblichen Belägen
- blasses Gesicht, vor allem um den Mund herum (Milchmund)
- weiche, geschwollene, bei Berührung schmerzhafte Lymphknoten unter dem Kieferwinkel
- rötlicher, feinfleckiger, samtartiger Ausschlag (juckt nicht!), Beginn in der Leisten- und Achselregion (Aussparung der Mundpartie)
- weiß belegte Zunge, die im Verlauf der Krankheit himbeerrot wird ("Himbeerzunge" oder "Erdbeerzunge")
- Fieber
- in der Heilungsphase Schuppung der Haut, besonders an Fingern und Zehen
Was tun, wenn mein Kind Scharlach hat?
Wenn ihr vermutet, dass euer Kind Scharlach hat, solltet ihr erst einmal Kontakte mit anderen Personen vermeiden. Denn Scharlach ist wirklich sehr ansteckend.
Eine exakte Diagnose kann dann euer Kinderarzt oder eure Kinderärztin stellen. Er/sie wird nach einer genauen Untersuchung eures Kindes einen Rachenabstrich machen und damit einen Schnell-Test durchführen. So lassen sich die auslösenden Streptokokken nämlich nachweisen.
Ist die Scharlach-Infektion nachgewiesen, wird in der Regel mit Antibiotika (in Saft- oder Tablettenform) behandelt. Das verkürzt die Ansteckungszeit und soll Komplikationen vorbeugen. Ganz wichtig dabei: Ihr solltet die empfohlene Einnahmedauer unbedingt einhalten, auch wenn es eurem Kind schon besser geht. Sonst kann es zu Rückfällen oder Spätfolgen kommen.
Damit die Infektion besser ausheilt, sollte sich euer Kind schonen. Also besser gemeinsam ein Hörspiel im Bett anhören, als um den Küchentisch rennen.
Wenn euer Kind starke Schluckbeschwerden hat, sind warme Getränke und weiche Nahrung wie Brei oder Suppe die beste Wahl.
Bei Fieber solltet ihr unbedingt darauf achten, dass euer Kind viel trinkt, am besten Wasser oder verdünnte Säfte oder Kräutertees.
Wie lange muss ein Kind mit Scharlach zu Hause bleiben?
Dank Antibiotika ist euer Kind bereits 24 Stunden nach der ersten Einnahme nicht mehr ansteckend. Sobald Fieber, Halsschmerzen und Unwohlsein abklingen, kann es also wieder in Kita, Kindergarten oder Schule. Vorausgesetzt natürlich, es fühlt sich fit genug dafür.
Wenn ihr euch gegen eine Antibiotikum-Therapie entscheidet, besteht bis zum Abklingen der Symptome Ansteckungsgefahr – also mindestens zwei bis drei Wochen. Dann schuppt sich die gesamte Haut, vor allem an den Fußsohlen und den Handinnenflächen. Erst nach vier Wochen ist euer Kind dann wieder normal belastbar, Sport darf es nach einer Scharlach-Erkrankung erst wieder nach sechs Wochen treiben.
Kann mein Kind mehrmals Scharlach bekommen?
Leider ja: Unsere jüngste Tochter hat sich in einem Zeitraum von nur drei Monaten gleich zwei Mal mit Scharlach angesteckt. Im Gegensatz zu Masern und Windpocken wird Scharlach nämlich durch Bakterien, genauer gesagt durch Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes) ausgelöst. Hat ein Kind die Erkrankung überstanden, ist es in Zukunft vor dem jeweiligen Giftstoff des Erregers geschützt. Da die Bakterien aber unterschiedliche Giftstoffe bilden, ist es eben gut möglich, dass ein Kind mehrfach an Scharlach erkrankt.
In unserem Video erfahrt ihr auch noch mehr über andere Kinderkrankheiten:
Ist Scharlach gefährlich bei Kindern?
Ohne Antibiotikatherapie kann Scharlach bei Kindern rheumatisches Fieber, eine Nierenentzündung oder sogar eine Herzmuskelentzündung (vor allem in der dritten Krankheitswoche) auslösen. Dank Antibiotika und guter Ernährung sind diese Folgeerkrankungen bei uns jedoch extrem selten geworden.
Aber klar, auch Antibiotika hat Nebenwirkungen: So greift das Medikament nicht nur die schädlichen Bakterien, sondern auch die gesunden Bakterien im Darm an. Dadurch kann es bei eurem Kind zu Durchfall oder Übelkeit kommen.
Quellen:
Robert Koch-Institut
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
Tagesschau
Wichtig zu wissen: Die Ratschläge und Informationen in diesem Artikel ersetzen keine individuelle medizinische Betreuung durch entsprechendes Fachpersonal. Bitte wendet euch bei gesundheitlichen Fragen und Beschwerden an eure ÄrztInnen und/oder ApothekerInnen, damit sie euch individuell weiterhelfen können.
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