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Ausmisten!

Minimalismus für Einsteiger: 30-Tage-Challenge im Selbstversuch

Minimalismus
© familie.de-Redaktion

Über die Jahre sammelt sich in Schubladen, Schränken und Regalen wirklich viel an. Aber zu viel Besitz kann ganz schön belasten. Auch die Wohnung sieht irgendwann nicht mehr besonders schön aus. Als ich unseren Kellerverschlag nicht mehr betreten und in keiner einzigen Schublade weiteres Bastelmaterial unterbringen konnte, beschloss ich, die Sache anzugehen. Aber wie und wo soll man nur anfangen? Ich entschied mich für eine 30-tägige Challenge, von der ich im Internet gelesen hatte: Minimalismus für Einsteiger.

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Was ist eigentlich Minimalismus?

Minimalismus ist ein Lebensstil, bei dem man seinen Besitz auf das Wesentliche beschränkt. In Zeiten des Klimawandels für mich vor allem ein Bekenntnis zu einem nachhaltigen Lebensstil und der Verzicht auf unnötigen Konsum. Oft hört und liest man davon, dass Minimalisten nur 100 Dinge besitzen sollten. Das ist denke ich Quatsch und es ist ja auch nur eine Zahl – das war nie mein Anspruch! Und wie realistisch wäre das überhaupt mit Kindern? Aber die Idee hinter diesem Lifestyle-Trend finde ich wirklich gut und entschied mich darum für die Herausforderung: 30 Tage lang sollte jeden Tag mindestens eine Sache unsere Wohnung verlassen.

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Wo soll man nur anfangen?

Zuerst habe ich mir überlegt, wo ich überall Dinge loswerden will oder kann – Küchenschubladen, Kleiderschrank, Wohnzimmerregale, Kinderzimmer und Keller. Dann habe ich mich gefragt, wo die Hürde für mich am geringsten ist, denn damit wollte ich loslegen. Keller und Kinderzimmer waren gedanklich eine Horrorvorstellung, also legte ich in Wohnzimmer und Küche los. Ich schnappte mir mehrere Tüten und fing an, alles reinzulegen, wovon ich mich leicht trennen könnte. Der Anfang war für mich extrem leicht, denn vieles braucht oder will man eigentlich schon lange nicht mehr und behält es vor allem aus Bequemlichkeit. Wozu benötige ich beispielsweise ein Muffinblech, wenn ich ohnehin nur noch mit den Silikonförmchen backe?

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Wohin mit den ausgemisteten Dingen?

Oberstes Gebot war von Anfang an für mich, dass ich nicht ausmiste und einfach alles in den Müll werfe! Über die Tonne wollte ich ausschließlich loswerden, was wirklich kaputt ist. Denn der Umwelt würde ich ansonsten ja keinen Gefallen tun und die Aktion wäre quasi sinnlos. Die Minimalismus-Challenge ist also eine zweifache Herausforderung: ausmisten UND sinnvoll und nachhaltig loswerden. Ich machte also eine Liste mit Möglichkeiten.

Die ersten Tüten waren wie gesagt sofort gefüllt. Da ich das auch so schon immer mal mache, fing ich an, indem ich bei Momox schaute, was dort noch angekauft wird. Bücher, CDs und DVDs könnt ihr dort unkompliziert verkaufen, allerdings gibt es keine großen Beträge. Man gibt einfach die ISBN ein und erhält dann ein tagesaktuelles Angebot. Bei Sachen, die ich einfach nur loswerden will, stört mich das nicht. Ich legte Bücher und DVDs in den Verkaufskorb, verpackte alles und brachte es zur Post. Der erste Tag war easy! Total happy stellte ich gleich auch noch etliche Dinge bei Ebay Kleinanzeigen ein.

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Tina Hoffmann

Mein Tipp für den Start

Beginnt mit etwas, bei dem ihr schon wisst, wo ihr es direkt loswerdet. Beispielsweise wie ich mit einem Momox-Paket oder mit einer Tüte mit noch guten Klamotten für den Altkleidercontainer um die Ecke. Denn einfach wild Dinge in 20 Tüten werfen könnte für Frustration sorgen, wenn sie euch dann im Weg stehen. Legt euch am besten eine Liste an. Gibt es in der Nähe vielleicht einen Second-Hand-Laden für Kinderspielzeug, der Dinge annimmt? Oder könnt ihr am Wochenende einen Stand auf einem Flohmarkt organisieren?

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Wie motiviert man sich bei der Minimalismus-Challenge?

Klar, eine schönere Wohnung und etwas Gutes für die Umwelt zu tun – der Gedanke daran sollte eine gute Motivation sein. Aber tatsächlich funktionieren wir so ja nicht. Das ist zu abstrakt. Mein Tipp ist darum: belohnt euch mit etwas Greifbarem. Ich machte an jedem erfolgreichen Tag ein dickes fettes Kreuz in meinen Kalender. Das war enorm befriedigend. Außerdem wollte ich mir etwas von dem Geld gönnen, das ich einnahm. Das sollte natürlich nicht gleich der nächste Kram sein, der die eben aufgeräumte Schublade verstopft. Aber wie klingt ein Wellnesstag mit Massage als Belohnung für euch?

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Es wird schwieriger ...

Die ersten zwei Wochen fielen mir echt nicht schwer. Das zeigt ja schon, dass ich viel zu viel Unnötiges besessen habe. Aber irgendwann wurde es dann doch schwieriger. Um mich noch ein bisschen vor den ganz unangenehmen Aufgaben zu drücken, widmete ich mich noch ein paar Tage kleinen Dingen, etwa aus dem Medizinschrank abgelaufene Medikamente zu entsorgen ... dann musste ich wohl oder übel an die harten Nüsse ran.

Ich rekrutierte meinen Sohn und wir räumten zusammen den Keller auf. Wir packten Tüten mit Müll, Verkaufssachen und Dingen zum Verschenken. Was zuerst als unüberwindliche Hürde erschien wurde nach ein paar Tagen auch immer leichter. Mein Sohn entdeckte einiges, von dem er sich als kleiner Bub nicht trennen wollte, das nun aber doch weg konnte. Außerdem fragte ich auch bei Nachbar*innen, ob sie etwas brauchen könnten und fand für Hängeregale und anderes glückliche Abnehmer. Als ich wieder in den Keller reinlaufen konnte und an jede Kiste rankam, war das ein echt gutes Gefühl.

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Minimalismus mit Kindern – geht das?

Als letztes nahm ich mir das Kinderzimmer meiner Tochter vor. Ich habe Freund*innen, die heimlich die Sachen ihrer Kinder ausmisten und behaupten, das wäre noch nie aufgefallen. Ich finde das allerdings unfair, denn es sind ja ihre Sachen. Natürlich hatte meine Tochter bereits mitbekommen, dass ich ausmiste und war einverstanden, dass wir gemeinsam in ihrem Zimmer schauen, ob etwas weg kann. Von dem ein oder anderen Teil konnte sie sich tatsächlich trennen, viel war das aber nicht. Aber wir fanden einen guten Kompromiss. Alles bei dem sie unsicher war, packten wir in Kisten und brachten sie in den Keller (in dem zum Glück jetzt wieder Platz war).

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Bei der nächsten Minimalismus Challenge oder Ausmistaktion können die Spielsachen dann vielleicht endgültig weg. Kinder einzubeziehen ist also durchaus möglich, aber es sollte meiner Meinung nach behutsam passieren und ohne Druck. Erwartet nicht zu viel und freut euch auch über kleine Schritte.

Wie lasse ich los?

Nicht nur Kinder trennen sich schwer von Dingen. Ein bisschen hilft es, wenn man weiß, dass die Sachen anderen noch eine Freude machen. Gibt es beispielsweise etwas, um das euch eure beste Freundin schon immer beneidet hat? Vielleicht schenkt ihr es ihr? Niedliche Babyklamotten meiner Tochter habe ich einer Freundin geschickt, die zwei kleinere Töchter hat und sie gut gebrauchen konnte. Zu wissen, dass ihre zwei Süßen das tragen werden, hat den Abschied leichter gemacht. Oder wie wäre es mit Spenden für die Menschen in der Ukraine? Bei uns wird momentan überall gesammelt und ihr leistet damit wenigstens einen kleinen Beitrag, um deren Leid zu lindern.

Einen Überblick über die Möglichkeiten für die Ukraine zu spenden erhaltet ihr beim DZI (Deutsches Zentralinstitut für soziale Fragen).

Tina Hoffmann

Minimalismus Challenge – mein Fazit

Ob ihr es glaubt oder nicht – ich habe die Challenge beim ersten Mal ganze 8 Wochen lang durchgezogen. Ich war fast süchtig nach meinem Kreuz im Kalender und hatte jedes Mal ein wahnsinnig gutes Gefühl beim Abhaken! Am Ende haben mein Partner und ich uns gefragt, was wir nun mit den ganzen leeren Schubladen und Fächern anstellen. Aber da fand sich natürlich schnell eine Lösung – ich habe meine Bastelsachen sortiert und konnte sie übersichtlich auf doppelt so viele Schubladen verteilen. Wühlen ade!

Tina Hoffmann

Ausmisten ist aber nur ein Schritt hin zu einem nachhaltigen Lebensstil. Genauso wichtig ist ein bewusster Umgang mit Ressourcen im Alltag. Damit euch das gelingt, könnt ihr euch diese 26 Zero Waste-Tipps für Familien anschauen. Und natürlich sind Upcycling und Basteln mit Müll eine gute Möglichkeit, um die Umwelt zu schonen.

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