Habt ihr daheim ein viellesendenes Kind im Teenageralter und sucht neue Inspiration für gute Jugendbücher? Oder sucht ihr vielleicht nach coolen Buchtipps um euer Kind zum Lesen zu motivieren? Dann könnt ihr euch super am Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 orientieren. Seit 1956 wählen jedes Jahr eine Kritikerjury, eine Jugendjury und Sonderjury aus allen Einsendungen des Vorjahres die besten Titel aus dem deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchmarkt aus. Wir stellen die Siegertitel und alle Nominierten genau vor.
Am 20. Oktober 2023 wurden auf der Frankfurter Buchmesse die Siegertitel in der Kategorie Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch gekürt. Gestiftet wird der Deutsche Jugendliteratur Preis jedes Jahr vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und vom Arbeitskreis für Jugendliteratur ausgerichtet. Wir stellen die Sieger und alle diesjährigen Nominierten aus 669 eingereichten Neuerscheinungen der Kategorie Sachbuch und Belletristik ab 10 Jahren vor.
Da ist sicherlich der eine oder andere spannende Titel zum Lesen oder Verschenken für eure Teenager*innen dabei. Viel Spaß mit den Neuerscheinungen und beim Eintauchen in die abwechslungsreiche moderne Lesewelt!
Ab 14 Jahren
Sieger in der Kategorie "Jugendbuch" – Chantal-Fleur Sandjon: Die Sonne, so strahlend und schwarz
Die jugendliche Nova wächst als queere schwarze junge Frau in Deutschland auf. Mit ihrem jüngeren Bruder Cosmo und ihrer Mutter lösen sie sich vom gewalttätigen Stiefvater und versuchen nach vorn zu blicken. Der Versroman erzählt nicht nur vom Heranwachsen in "Vielheiten", wie Nova es nennt, sondern auch von einer jugendlichen Seele, die sich von dem psychischen Verletzungen der Vergangenheit erholen muss.
Aus der Jurybegründung:
"Chantal-Fleur Sandjon erzählt in einer eindringlich verdichteten Verssprache mit unverbrauchten Metaphern von einer komplexen Identität. Mit dem im deutschen Sprachraum noch seltenen Versroman schreibt sie sich in eine USamerikanische Tradition der Spoken WordCommunity ein und erweitert diese für einen deutschsprachigen Kontext. Das Heranwachsen als Schwarze, queere junge Frau in Deutschland wird in all seinen Vielheiten und Komplexitäten entwickelt. Konsequent führt Sandjon das individuelle Schicksal auch mit einer gesellschaftlichen Ebene zusammen und verweist auf gegenwärtige Themen wie Polizeigewalt und historische Ereignisse wie die Einwanderung afrikanischer Arbeitskräfte in die DDR."
Ab 11 Jahren
Sieger in der Kategorie "Sachbuch" – Kathrin Köller, Irmela Schaut: Queer gestreift. Alles über LGBTIQA+
"Queer gestreift" ist ein Kompendium für sexuelle Vielfalt und widmet sich allen queeren Identitäten, erklärt Begriffe und historische Zusammenhänge der LGBTIQA+-Szene. Sprachsensibel nimmt die Autorin Themen von Homosexualität bis Transidentität, Asexualität bis zur geschlechtlichen Vielfalt in den Fokus. Dabei geht es auch um gesundheitliche, rechtliche und soziale Fragen. Ein informatives Buch nicht nur für queere Jugendliche, sondern für alle Teenager*innen, die sich mit sexuellen Fragen beschäftigen.
Aus der Jurybegründung:
"Die überbordende und ästhetisch ansprechende Buchgestaltung mit Illustrationen von Irmela Schautz schöpft aus der vollen Vielfalt der Jugendmedienkultur. Liedzitate oder Verweise auf Memes sowie Erfahrungsberichte queerer Menschen setzen sich mosaikartig zu einem großen Ganzen zusammen."
Ab 12 Jahren
Sieger der Jugendjury – Liz Kessler: Als die Welt uns gehörte
Die britische Autorin Liz Kessler entführt junge Leser*innen ab 12 Jahren in eine Zeit, die uns heute so weit weg erscheint, aber aktueller denn je ist: Leo und Elsa sind zwei jüdische Geschwister im Wien der 30er Jahre. Ihre heile Welt wird erschüttert von den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen dieser Zeit und der Machtübernahme Hitlers. Die zwei sind befreundet mit Max, dessen Vater Nationalsozialist ist. Die Freundschaft der drei wird überschattet von den zeitgeschichtlichen Spannungen.
Aus der Jurybegründung:
"Der Roman, der in Teilen auf der Familiengeschichte der Autorin basiert, gibt einen tiefen, erschütternden Einblick in die Jahre des Nationalsozialismus, in persönliche Schicksale und das Lebensgefühl der damaligen Zeit. Dabei gibt es für die Lesenden keinen Schonraum. Die Schrecken dieser Zeit werden authentisch dargestellt."
Ab 14 Jahren
Sieger in der Kategorie – "Neue Talente" Annika Büsing: Nordstadt
Der erste Roman von Annika Büsing beschreibt die schwierige Jugend der 25-jährigen Nene, die von Gewalt und Armut geprägt ist. Eine Jugend zwischen gewalttätigem alkoholabhängigem Vater und todkranker hilfloser Mutter. Ihr einziger Ausgleich ist ihr Schwimmtraining, dort findet sie die nötige Anerkennung, die sie sonst nicht bekommt. Dann lernt sie im Schwimmbad den menschenscheuen arbeitslosen Boris kennen, mit ebenso schwieriger Kindheit. Findet sie in ihm einen Seelenverwandten? Es ist kompliziert.
Aus der Jurybegründung:
"Annika Büsings Debüt verbleibt trotz der sozialen Problematisierung positiv und verschiebt die herkömmlichen Grenzen eines Jugendromans. Kraftvoll werden Kindheitsepisoden, Traumata und psychische Verletzungen offenbart, ohne dass die Erzählerin ihren Lebensmut, ihre Empathie oder ihren Optimismus verliert."
Jetzt folgen alle weiteren nominierten Bücher in der Kurzvorstellung.
Ab 12 Jahren
Josephine Mark: Trip mit Tropf
Dieser Comic erzählt eine ungeplante Reise eines ungewöhnliches Duos: Ein kleiner Hase, der im Waldbehandlungszimmer auf seinen nächsten Tropf wartet, rettet zufällig einen Wolf vor der Kugel eines Jägers. Der Gerettete muss sich natürlich beim Retter revanchieren und beide begeben sich kopfüber in eine aufregende Reise, die als Road Novel erzählt wird.
Aus der Jurybegründung:
"Wer bereits Begegnungen mit einer Krebserkrankung gemacht hat, wird schnell erkennen, womit sich der Hase aus einandersetzen muss. Da dies aber nie explizit verbalisiert wird, lässt sich die Geschichte auch als ereignisreicher Roadtrip lesen, der die Entwicklung einer Freundschaft ins Zentrum stellt."
Ab 14 Jahren
Angeline Boulley: Fire Keeper's Daughter
Die 18-jährige Daunis ist eine Figur des Dazwischen. Sie ist einerseits durch ihren Vater Angehörige der Native Americans, andererseits durch ihre weiße Mutter Teil der anderen Welt außerhalb. Die Ambivalenz ihrer Herkunft prägt die Selbstwahrnehmung der Ich-Erzählerin im interkulturellen Spannungsfeld. Es ist eine Geschichte der Identitätssuche mit einem geschickt verbundenen Thrillerplot: Eines Tages wird Daunis Zeugin eines Mordes, der ihren Alltag aus den Fugen geraten lässt und alles für Daunis in Frage stellt.
Aus der Jurybegründung:
"Der Roman rückt eine marginalisierte Stimme ins Zentrum, ohne sie zu reduzieren. Angeline Boulley gelingt es, vielschichtig und komplex von den Verhältnissen zu erzählen. Claudia Max hat dies treffend und sensibel ins Deutsche übersetzt, lässt sprachliche Besonderheiten bestehen und bettet Wörter aus der Kultur der Ojibwe ein."
Ab 14 Jahren
Nihls Mohl: Henny & Ponger
Der junge Ponger trifft in der S-Bahn auf das Mädchen Henny, die den gleichen Roman wie er liest. Plötzlich zieht sie die Notbremse und flüchtet vor Polizeibeamten aus dem Waggon. Seitdem kreuzen sich die Wege der Teenager immer wieder auf ungewöhnliche Weise und seit ihrer Begegnung ist nichts mehr für Ponger, wie es vorher war. Er begegnet auch noch einem außerirdischen Flugobjekt und erlebt gemeinsam mit Henny Erstaunliches. Am Ende ist unklar, was davon wahr ist.
Aus der Jurybegründung:
"Sprachlich schöpft Nils Mohl virtuos aus dem Bildbereich des Weltalls, wenn sich Namen und Motive daran anlehnen. Mit dem Hauch von Science-Fiction findet er einen neuen und erfrischenden Kniff, um im Gewand einer Liebesgeschichte vom Erwachsenwerden als Fremdheitserfahrung zu erzählen."
Ab 14 Jahren
Aiden Thomas: Yadriel & Julian. Cemetery Boys
Das Buch "Yadriel & Julian" erzählt den Weg eines Trans*jungen bis zur Akzeptanz durch seine Familie als Urban Fantasy. In Yadriels Familie können die Männer Geister beschwören und die Frauen sind Hellseherinnen. Kurz vor dem wichtigen Feiertag, dem Dia de Muertos (Tag der Toten) will der Junge zeigen, dass auch er ein "Brujo" ist und Geister herbeirufen kann. Weil er sich als trans geoutet hat, ist die Familie zunächst skeptisch und schließt ihn aus. Zusammen mit seinen Freunden sucht er nach einem Weg, das für ihn so wichtige Ritual zu vollziehen und beschwört den Geist des ermordeten Julian herauf. Woran ist dieser wirklich verstorben? ...
Aus der Jurybegründung:
"Dass in dieser Form die Pronomen er/ ihm selbstverständlich gesetzt sind, untermauert auch das gefestigte Selbstverständnis Yadriels, für den die Geschlechtsidentität nicht mehr in Frage steht. (...) In flapsigleichtem Ton, der dabei jegliche Oberflächlichkeit sicher vermeidet, erzählt der Roman in der Übersetzung von Stefanie Frida Lemke mit viel Humor von der Ernsthaftigkeit seiner Themen."
Ab 14 Jahren
Cornelia Travnicek: Harte Schale, Weichtierkern
Im Roman "Harte Schale, Weichtierkern" erleben wir die Welt der 17-jährigen Fabienne, die in Tagebuchform von ihren Sommerferien erzählt. Soeben getrennt von ihrem Freund versucht sie mit sich und der Welt klar zu kommen und ihre innere Gegensätze zu verstehen. Sie sucht Hilfe bei einem Therapeuten, der ihr eine Diagnose stellt: Asperger. Der Oktopus in einer Kokosnussschale ist eine wichtige Metapher für das junge Mädchen, das äußerlich eine raue Schale und im Inneren einen extrem verletzlichen weichen Kern verbirgt.
Aus der Jurybegründung:
Vielschichtig erzählt Cornelia Travnicek von einer jungen Frau im AutismusSpektrum, und vermeidet dabei jegliche Verharmlosung oder Vereinfachung.(...) Dabei arbeitet das Buch stark mit seiner Materialität: Ganze Seiten bleiben leer, Haftzettel werden angedeutet, karierte Notizbuchseiten sind eingebettet und die mit Tusche gemalten Illustrationen von Michael Szyska fügen sich (ver)fließend ein."
Ab 10 Jahren
Agata LothIgnaciuk & Bartłomiej Ignaciuk: Ins ewige Eis! Nordpol und Südpol in einem Jahr
In diesem Abenteuer-Sachbuch dokumentiert die Autorin eine waghalsige Expedition des polnischen Abenteurers Marek Kaminski. Dieser reiste zusammen mit einem Freund zum Nordpol und im selben Jahr dann nochmal ganz alleine an den Südpol. Das Buch begleitet in Bild und Text die Vorbereitungen für dieses außergewöhnliche Unternehmen und zeigt, wie es möglich ist, über sich hinauszuwachsen und große Ziele zu erreichen.
Aus der Jurybegründung:
"m klassischen Doppelseitenprinzip werden anhand von Sach- wie auch von biografischen Informationen die zeitintensiven Vorbereitungstrainings und der so beschwerliche wie gefährliche Weg durch eisige Welten beschrieben.(...) Wer wissen will, was es wirklich braucht, um große Träume zu verwirk lichen, findet in diesem Buch ermutigende Hinweise und erhält nebenbei Einblicke in eine menschenleere, faszinierend schöne Wildnis."
Ab 11 Jahren
Nadine Beck, Rosa Schilling, Sandra Bayer: Sex in echt
Das Aufklärungsbuch "Sex in echt" beantwortet tabulos und sensibel viele Themen aus den Bereichen Liebe, Lust und Pubertät: Es geht neben Solo-Sex auch um die Periode. Sextoys werden ebenso behandelt wie Pornos. Die Autorinnen legen Wert darauf jegliche Körper, Hautfarben und auch Transidentitäten zu zeigen und Sexualität von ihrer vielseitigen Seite zu beleuchten. Ein vielseitiger Einstieg ins Thema Sexualität und Körper für neugierige Kindre ab 11 Jahren.
Aus der Jurybegründung:
"Die vielschichtige visuelle Gestaltung mit Illustrationen von Sandra Bayer sorgt in knalligbunten Farben und plakativcartoonhaftem Stil für Individualität auf jeder einzelnen Seite. Variantenreich setzen sich ganzseitige Illustrationen mit Comicelementen und kleinen Vignetten zu Erzählräumen zusammen. Gezeigt wird eine Körpervielfalt, bei der unter schiedliche Hautfarben oder Körperformen ebenso selbstverständlich mitgedacht werden wie Verschiedenheiten des Alters oder Behinderungen."
Ab 12 Jahren
Lucia Zamolo: Jeden Tag Spaghetti. Wie es sich anfühlt von hier zu sein, aber irgendwie auch nicht
Lucia Zamolo hat ein subjektives Buch für alle geschrieben, die in Deutschland als "irgendwie anders" gesehen werden, sei es durch Hautfarbe, Aussehen, Herkunft oder Verhalten. In humorvollen Skizzen und Anekdoten möchte sie einen Weg zeigen, wie wir alle achtsamer miteinander in einer vielseitigen Gesellschaft werden können. Es ruft auf zum Hinsehen, Zuhören und mehr Toleranz.
Aus der Jurybegründung:
"Die ausdrückliche Subjektivität der Darstellung betont sie typografisch mit durchgehendem Handlettering, grafisch mit kleinen (auto) biografischen Comicszenen, Notizen und tage buchartiger Seitengestaltung. Inhaltlich wird aus der Betroffenenperspektive von Gedanken und Gefühlen berichtet, die in typischen Othering-Situationen aufkommen. Wissenschaftlich fundiertes Faktenwissen fließt über die adäquate Erläuterung von Fachbegriffen – was beispielsweise sind „Mikroagressionen“? – in die humorvoll bewegenden Erfahrungsskizzen mit ein."
Ab 11 Jahren
Stefanie Höfler: Feuerwanzen lügen nicht
Mischa und Nits sind beste Freunde, sie teilen die Liebe zur Philosophie und Sprache. Doch Mischa hat ein Geheimnis, das Nits noch nicht kennt. Aus der Perspektive des 14-jährigen Nits erzählt der Roman die Geschichte einer Freundschaft und von einem gesellschaftlichen Tabuthema: Mischas Familie lebt in prekären finanziellen Verhältnissen und der Junge tut alles dafür den schönen Schein zu wahren, sogar vor dem besten Freund.
Aus der Jurybegründung:
"Stefanie Höfler gelingt es äußerst beeindruckend, die Lage von in Armut Aufwachsenden berührend und nachvollziehbar zu erzählen. (...) Gleichzeitig macht es Betroffenen Mut, sich zu öffnen, Hilfe zu suchen und diese ohne schlechtes Gewissen anzunehmen. Mit einfachen, jedoch sehr präzise gewählten Worten verankert Stefanie Höfler die Geschichte unvergesslich im Gedächtnis der Lesenden."
Ab 14 Jahren
Djaïli Amadou Amal: Die ungeduldigen Frauen
Die Kameruner Schriftstellerin beschreibt das Schicksal dreier Mädchen in ihrer Heimat: Die 17-jährige Ramla leidet unter ihrer Zwangsehe und darf nicht studieren, Hindou wird von ihrem Ehemann körperlich und psychisch misshandelt und Safiras scheinbar glückliche Ehe zerbricht, als ihr Mann sich Ramla als Zweitfrau nimmt. Das Thema Zwangsheirat und der schwierige Weg der Erfüllung der eigenen Träume im modernen von patriarchalen Strukturen geprägten Kamerun wird hier einfühlsam erzählt.
Aus der Jurybegründung:
"Junge Lesende werden von der Autorin in ein aufwühlendes, polyphones Leseerlebnis hin eingerissen, das ihr Mitgefühl mit unbekannten Lebenslagen schürt. Darüber hinaus gibt der Text in seiner Universalität unterdrückten Stimmen eine Bühne und ist ein Plädoyer für Weltoffenheit."
Ab 14 Jahren
Deb Caletti: Wie ein Herzschlag auf Asphalt
Die Geschichte erinnert ein wenig an den US-amerikanischen Filmklassiker "Forrest Gump": Ein junges Mädchen läuft durch 12 Staaten der USA. Was anfangs eine Flucht aus ihrem Alltag und von der Vergangenheit ist, erregt bald mediale Aufmerksamkeit und wird zum nationalen Event. Bei ihrem Lauf setzt sich Annabelle mit quälenden Erinnerungen, Trauer, Wut und Schulbewältigung auseinander. Bis zum Schluss fragen sich die Lesenden: Was ist passiert?
Aus der Jurybegründung:
"Einfühlsam und subtil erzählt Deb Caletti vom Kampf einer jungen Frau gegen ein erlittenes Trauma, dem Annabelle im wahrsten Sinne des Wortes atemlos entgegentritt. Susanne Just hat das Buch ausdrucksstark und sensibel ins Deutsche übersetzt. Ein echter Lese-Marathon!"
Ab 14 Jahren
Holly Jane Rahlens: Future Fairy Tales. Geschichten aus einer anderen Welt
Holly Jane Rahlens legt in "Future Fairy Tales" ein modernes kreatives Märchenbuch der Zukunft vor: Sie kreiert auf Basis unserer bekannter Märchen-Prinzessinnen ganz neue Erzählungen von Schneewittchen, Rapunzel und Co. Die Lesenden tauchen durch Tagebucheinträge, Liedtexte und Interviews in das zukünftige Leben dieser Prinzessinnen im Jahr 2440 ein. Die Figuren haben nichts mehr von den traditionell überlieferten Geschlechterrollen und typischen Märchensujets, und bieten viel Identifikationspotenzial für junge Leser*innen. Neben typischen Teenager-Alltagsthemen werden auch psychische Erkrankungen, Diskriminierung und Gleichberechtigung thematisiert.
Aus der Jurybegründung:
"Die individuellen Illustrationen, die von zehn Kunststudentinnen stammen, unterstreichen die Vielfalt der Geschichten. Die Autorin zeigt mit Future Fairy Tales auf beeindruckende Weise, dass Märchen auch heute noch aktuell sind und einen zauberhaften Sog auf ihre Lesenden ausüben.(...) Sie zeigt, dass einschlägige Normen wie Gut und Böse oft allein von der Perspektive der Betrachtenden abhängen."
Ab 14 Jahren
Neal & Jarrod Shusterman: Roxy. Ein kurzer Rausch, ein langer Schmerz
Roxy ist ein ungewöhnlicher Roman über ein wichtiges Jugendthema: Das Autorenduo aus Vater und Sohn beschreibt eindrücklich wie dramatisch den Alltag zweier drogenabhängiger Geschwister. Die Drogen erscheinen im Roman in menschlicher Gestalt und mit individueller Persönlichkeit und Abgründen. Inspiration lieferte dem Autorenteam dafür die griechische Götterwelt, deren Intrigen, Streitigkeiten und Kämpfe.
Aus der Jurybegründung:
"Mit korrektem medizinisch-chemischem Hintergrund werden die Wirkungsprozesse der bekanntesten Drogen dargelegt. Im Fokus steht dabei der Weg in die Abhängigkeit. Sowohl das seelische als auch das körperliche Leid der beiden jugendlichen Protagonist:innen wird detailliert beschrieben."
Ab 8 Jahren
Matthias Kröner: Der Billabongkönig
Dieses Buch ist nicht nur ein Fest für kleine Krokodilfans, es zeigt anhand der Tierwelt, wie die Abhängigkeiten in einer Gesellschaft funktionieren und thematisiert Macht und Machtmissbrauch. Der Billabongkönig ist ein Krokodil, das sorgenfrei vor sich hinlebt, bis es plötzlich eine Gräte verschluckt. Da macht er sich auf zu einem Grätenzieher, der sein Krokodilleben völlig auf den Kopf stellt. Nebenbei werden spannende Details über Krokodile vermittelt und man lernt noch ganz viel über deren Leben.
Aus der Jurybegründung:
"Trotz der aktuellen Thematik gelingt es Matthias Kröner, Bens Geschichte mit einer gehörigen Portion Humor zu erzählen. Das Buch ist ganz im Dialog zwischen Erzähler und Krokodil geschrieben und das macht es so besonders.(...) Es ist ein Vergnügen, diesen Dialogen zu folgen, weil Ben sich gerne in die Erzählung einmischt, nicht immer zur Freude des Erzählers."
Ab 14 Jahren
Josefine Sonneson: Stolpertage
Josefine Sonneson erzählt in ihrem ersten Jugendroman von Zeiten den Umbruchs und Aufbruchs: Die Protagonistin Jette erlebt als Teenager, wie sich alles langsam verändert: Die Eltern sind frisch getrennt und die Mutter will mit ihrem neuen Partner zusammenziehen. In dieser herausfordernden Situation fehlt Jette nicht nur ihre beste Freundin, zu der der Kontakt abgebrochen ist, sondern ihr einziger Rettungsanker: Ihre ältere Schwester und engste Vertraute geht nach dem Abitur eigene Wege und dazu liegt der Großvater auch noch im Sterben: "Bricht etwas ab, fängt wieder was Neues an. So ist das. Aber manchmal ist das eben doch nicht so.“
Aus der Jurybegründung:
"Nichts ist gewiss, alles ist möglich in diesen Stolpertagen, die als Metapher für die Empfindungen der jungen Protagonistin fungieren. Adoleszenz erscheint hier, inhaltlich wie sprachlich in sehr überzeugender Weise verdichtet, als Kaleidoskop von Mosaikstücken, deren Zusammensetzung und Bedeutung ganz in die Wahrnehmung der Lesenden gelegt wird."
Video: Sänger Sasha und seine Frau über ihr neues Kinderbuch
Unter den Nominierten des Jugendbuchpreises waren auch 12 Kinderbücher für das Alter drei bis 11 Jahre, die wir hier herausgelassen haben, weil es um Jugendbücher geht.
Wenn ihr noch nach Büchern für jüngere Kinder und Ersteleser*innen sucht, dann schaut euch doch mal die Liste der Nominierten des Kinderbuchpreises 2023 an. Da werdet ihr bestimmt fündig bei Büchern für Kinder zwischen sechs bis acht Jahren.