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Digitale Schule

e-Hausaufgaben: Noch klappt das nicht besonders gut

e-Hausaufgaben noch klappt es nicht

e-Hausaufgaben sind zur Zeit das Mittel der Wahl. Denn wegen der allgemeinen Schulschließungen können Schüler*innen ihre Hausaufgaben nur elektronisch versenden. Wir haben eine Mutter gefragt, wie ihre Kinder und sie mit der digitalen Schule und den elektronischen Hausaufgaben umgehen.

Statt e-Hausaufgaben bleibt der Gang zur Schule

Um die Digitalisierung an deutschen Schulen ist es nicht gerade gut bestellt. Und das tritt nun leider besonders zu tage. Es gibt Schulen, da sind e-Hausaufgaben ein echtes Problem. Schüler*innen müssen stattdessen ihre Hausaufgaben wöchentlich in der Schule abholen. Auch die Lehrmaterialien bekommen sie auf diesem Wege ausgehändigt. Retour gehen die Aufgabenblätter dann übrigens auch ganz altmodisch, in den Briefkasten der Schule.

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e-Hausaufgaben via Mail

Dann gibt es die Schulen, bei denen die Lehrer*innen die e-Hausaufgaben via Mail verschicken. Wenn es gut läuft, dann werden alle Aufgaben einer Woche von der Klassenlehrerin oder dem Klassenlehrer gesammelt und als Paket an die Kinder verschickt. Im schlechtesten Fall meldet sich jede Lehrperson einzeln bei den Schülern und Schülerinnen und das Postfach quillt beinahe über. Dieses Verfahren erhöht auch den zusätzlichen Aufwand bei Eltern und Kindern. Denn sie müssen die e-Hausaufgaben dann an die jeweiligen Lehrer*innen zurückschicken, statt zentral an eine Stelle.

e-Hausaufgaben zentral abrufen

Im besten Fall, unter diesen Umständen, können Schülerinnen und Schüler die Hausaufgaben zentral auf einer Lernplattform abrufen. Idealerweise lassen sich die Arbeitsblätter auch am Computer bearbeiten, aber das ist in den allermeisten Fällen Zukunftsmusik.

Voraussetzungen sind nicht für alle gleich

Und was bei all der Forderungen nach Digitalisierung auf keinen Fall vergessen werden sollte, sind die Familien, die die Voraussetzungen dafür gar nicht haben. Nicht jede Familie kann sich mehrere Computer leisten, die teilweise nötig sind, um die e-Hausaufgaben zu erfüllen. Und ja, auch das gehört zur Wahrheit dazu, nicht jede Familie hat überhaupt einen Internetzugang. Die Kinder aus diesen Familien verlieren im Moment den Anschluss und können nichts dagegen tun. Denn die Jugendeinrichtungen, in denen sie sonst auch das Internet nutzen konnten, die sind weiterhin geschlossen.

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Wir haben mit der Autorin und Podcasterin Patricia Cammarata gesprochen. Sie ist Mutter von schulpflichtigen Kindern und hat in den letzten Wochen einige Erfahrungen zum Thema e-Hausaufgaben sammeln können. Cammarata arbeitet im IT-Bereich und hat mehrere Bücher veröffentlicht. In ihrem neusten Werk "Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss" widmet sie sich dem Thema Mediennutzung und Medienkompetenz.

Wie sind Sie bzw. Ihre Kinder aktuell von der digitalen Schule betroffen?

Bis nach den Osterferien hätte meine Antwort lauten müssen: „Digitale Schule? Welche digitale Schule?“, denn wir haben uns ausschließlich durch ausgedruckte Arbeitsblätter gekämpft.
An der Grundschule wurde jetzt eine Cloudlösung geschaffen, die zu funktionieren scheint. Man kann sich einloggen, der Server läuft stabil, die Unterlagen der einzelnen Fächer sind vorhanden (wenngleich nicht leicht auffindbar) und die Lehrer*innen haben Erläuterungen auf den Arbeitsblättern ergänzt und es gibt Aussagen für wie viele Wochen der Stoff ist.
Die Klassenlehrerin ist über Skype und Telefon ansprechbar und es kommen auch aufmunternde Worte für die Kinder.

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Am Gymnasium ist es weiterhin eine Katastrophe. Würden die Kinder sich nicht selbst über Messengergruppen organisieren, würde gar nichts funktionieren. Es kommen Aufgaben über verschiedene Kanäle, in unregelmäßigen Abständen, ohne Mengenmaß, oft schlecht erklärt, es wird mit schlechten Noten gedroht, obwohl manchmal auch für uns Erwachsene gar nicht nachvollziehbar ist, was wann in welcher Form abgegeben werden soll.

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An die Haushalte ohne (ausreichend) technische Endgeräte wird gar nicht gedacht.

Wie funktionieren die elektronischen Hausaufgaben bei Ihnen?

Die Kinder geben alles. Sie wollen es schaffen, aber oft ist die Verzweiflung groß. Das ältere Kind sitzt wirklich von morgens bis abends durchgängig am Schreibtisch. Das jüngere ackert sich v.a. am Vormittag durch die Materialien. Ohne elterliche Unterstützung funktioniert es nicht.

Was ist dabei das größte Ärgernis für Sie?

Ganz ehrlich: Mir fehlt bei manchen Lehrer*innen jedes Feingefühl und es wird v.a. das Soziale vernachlässigt. Schule ist doch mehr als die Summe aller Arbeitsblätter. Kann man da nicht mal eine Videokonferenz anbieten oder von mir aus eine Postkarte mit aufbauenden Worten verschicken?

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Uns wurde auch gesagt, es sei für die Lehrer*innen unzumutbar die Materialien in einem festen Rhythmus zur Verfügung zu stellen oder sich generell untereinander abzustimmen. Das sei nicht leistbar, weil die meisten selbst Kinder hätten. Deswegen sollen die Teenager sich eben ein bisschen bemühen. Das hat mich sprachlos gemacht. Da wird von Jugendlichen etwas verlangt, das Erwachsene mit Ausbildung nicht leisten können? Wow.

Und was klappt richtig gut?

Die Klassenlehrerin der Grundschule ist wirklich sehr bemüht und v.a. ansprechbar. Das tut den Kindern richtig gut. Sie haben ein enges Verhältnis zu ihr. Das weiter pflegen zu können, ist wichtig für die Kinder.

Wäre das eine Option für Sie für die Zukunft, digitale Schule und e-Hausaufgaben?

So wie es im Moment abläuft eindeutig nein. Ich weiß, dass es da glücklicherweise auch andere Erfahrungen gibt, aber unsere Kinder warten sehnsüchtig darauf in die Schule zurück zu können und ich kann es verstehen.

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Danke für das Interview!

Schon dieser persönliche Einblick zeigt, dass die digitale Schule noch in weiterer Ferne liegt. Homeschooling ist zur Zeit für viele Familien eine Bürde und keine Erleichterung. Denn das, ein Weg zu weniger Stress, könnten e-Hausaufgaben ja eigentlich sein. Eine Möglichkeit, Verpasstes nachzuholen, gerade für kranke Kinder. Oder eine Idee, um den Anschluss an die Klasse nicht zu verlieren. Dafür muss sich aber noch einiges ändern.

Schulkind-Quiz: Weißt du so viel, wie dein Grundschulkind?

Andrea Zschocher

Mein Fazit

Tatsächlich hoffe ich darauf, dass die Schulen das momentane Homeschooling als Chance für die Zukunft begreifen. Dass sie sehen, wie engagiert Schüler*innen auch lernen, wenn nicht ständig mit Benotung gedroht wird. Noch ist allerdings offen, ob sich nach Corona wirklich etwas ändern wird.

Andrea Zschocher

Bildquelle: getty images / Motortion