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Unglaublich gut

Herzklopfen für Mütter: 5 emotionale Romane, die euch nicht loslassen

Romane über Mütter
© Getty Images/LukaTDB

Die folgenden Romane, die ich euch als Sommerlektüre empfehlen möchte, sind definitiv anders: Ihre Hauptfiguren sind Frauen, sind Mütter und sie haben Wut. Sie hadern mit ihrem Leben und ihren vielen Rollen als Frau, Mutter oder Geliebte und sie haben es satt, dass immer andere ihnen sagen wollen, was sie zu fühlen und wie sie zu sein haben. Wenn ihr euch gern auf bewegende Geschichten und vielschichtige Charaktere einlasst, könnten diese Bücher euch gefallen.

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Patric Gagne: "Soziopathin"

"Ich bin eine Lügnerin. Ich bin eine Diebin. Ich bin hochgradig manipulativ."
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Dieses Buch springt gleich mal aus der Reihe, weil es im eigentlichen Sinne kein Roman ist – aber es liest sich wie einer. Wir tauchen ein in die Kindheit und Jugend einer Frau, die sich quasi selbst als Soziopathin diagnostiziert hat, bevor eine Therapeutin dies offiziell bestätigte. Die promovierte Psychologin gewährt uns einen Einblick in den Geist eines Menschen mit einer Persönlichkeitsstörung, für die es bis zu ihrer Jugend keine wirkliche Behandlung gibt.

In ihrer fesselnden Autobiografie nimmt sie uns mit bis in ihre früheste Kindheit und erzählt beeindruckend anschaulich, wie sie schon früh bemerkt hat, dass sie anders ist. Sie empfindet zwar bestimmte Gefühle wie Wut und Glück, doch bestimmte Emotionen, wie Scham, Reue oder Mitgefühl gegenüber anderen, sind ihr fremd. Schon als Kind beginnt ihr destruktiver Hang damit, dass sie Mitschülerinnen quält und in die Toilette einsperrt, einfach weil sie Lust darauf hat und einem Mädchen den Bleistift in den Hals rammt. Schuldgefühle deswegen? Fehlanzeige.

In ihrer Jugend werden ihre destruktiven Neigungen stärker und sie unternimmt verbotene Touren in fremde Häuser, bricht Regeln, stiehlt Dinge und nimmt sich, worauf sie Lust hat. Irgendwann beginnt sie zu recherchieren und findet für ihr Verhalten einen Begriff: Soziopathin. Ihre Lebensgeschichte liest sich wie ein Rausch. Man kann kaum glauben, wie diese Frau es schafft, sich zu verlieben und sogar Freunde zu finden und an keiner Stelle für ihre grenzwertigen Taten zur Verantwortung gezogen wird.

Katja Nauck

Wie ein David-Lynch-Film ...

Ich habe lange keine so spannende Autobiografie mehr gelesen, die romanhafte Züge hat. Da man beim Lesen ja weiß, dass die Autorin selbst eine Persönlichkeitsstörung hat, aber auch als studierte Psychologin genau weiß, wie das ihre Denk- und Erzählweise prägt, fragt man sich ständig: Wo spricht hier die Psychologin? Wo spricht die Soziopathin?

Kann so ein Mensch überhaupt eine Autobiografie schreiben, die auf Tatsachen beruht oder ist die Hälfte davon einfach durch ihre Soziopathie gefärbt? Auf jeden Fall hat man als Leserin die ganze Zeit großes Verständnis für sie und fängt an, empathielose Menschen ein Stück weit zu verstehen. Sie sind quasi anders gepolt und können nichts dafür.

Am erstaunlichsten finde ich, wie sie ihren beruflichen Weg von diversen Jobs in der Musikbranche bis zu ihrem Studium der klinischen Psychologie gegangen ist. Wie sie von der Liebe zu ihrem späteren Ehemann schreibt, die eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt wirkt. Kann eine Soziopathin wirklich eine gesunde, authentische Beziehung zu einem Menschen führen? Wenn man ihrer Geschichte glaubt, dann scheint es so.

Am Ende wird sie sogar Mutter zweier Kinder und setzt sich für Menschen mit Persönlichkeitsstörung ein. Das klingt etwas zu sehr wie ein Hollywood-Drehbuch, um wahr zu sein.

Was mir tatsächlich fehlt: Sie beschreibt ihre Kindheit und Jugend bis zu ihrem Studium sehr intensiv und wir erhalten einen tiefen Einblick in ihre destruktive Seele und wirre Gedankenwelt. Doch wie sie Mutter geworden ist und wie sie sich als Schwangere gefühlt hat, erfahren wir leider nicht. Das lässt die Autorin (vielleicht aus gutem Grund ...) aus. Dabei hätte gerade dieser Teil ihres Lebens mich extrem fasziniert, wie ein solcher Mensch mit all den Herausforderungen und Veränderungen der Mutterschaft umgeht. Das kann nicht spurlos an ihr vorübergegangen sein ... Doch sie erwähnt es erst ganz am Ende ihres Buches auf sehr wenigen Seiten.

Vielleicht kommt ja noch ein zweiter Teil, denn dieses Buch stand lange auf der Bestseller-Liste der New York Times.

Katja Nauck
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Bev Thomas: "Mutterlüge"

Fans von Thrillern könnte dieser Roman gefallen. Er ist eine Mischung aus Thriller und Mutter-Sohn-Drama und Einblick in den Beruf und die Herausforderungen einer Psychotherapeutin.

Man ahnt am Anfang, in welche Richtung es geht und ist von der Entwicklung der Geschichte doch überrascht: Im Mittelpunkt steht die Psychotherapeutin Ruth Hartland, die als Leiterin der Traumatherapie-Einrichtung mit den verschiedensten schweren Fällen zu tun hat.  Als eines Tages ein neuer Patient in ihre Abteilung kommt, brechen alte Wunden auf: Er und seine Geschichte erinnern sie sehr stark an ihren Sohn.

Nach und nach kommen viele Details über ihr eigenes Privatleben und ihre zerrüttete Familien ans Tageslicht, die sie lieber verdrängt hätte. Immer mehr vermischen sich Berufliches und Privates, als ein weiterer Mensch in ihr Leben tritt, der mit ihrem Sohn zu tun hatte ...

Katja Nauck

Sensibles Mutter-Sohn-Drama

Wer Nervenkitzel und endlose Psychospielchen erwartet, wird hier enttäuscht werden. "Mutterlüge" ist eher ein sensibles Drama mit Psychothrillerelementen. Wir tauchen ein in den Beruf der Psychotherapeutin, die mit Menschen zu tun hat, die schwerste Traumata haben. Zunächst scheint Ruth Hartland professionell zu agieren und alles im Griff zu haben. Doch nach und nach fällt die Maske und der Mensch hinter der Psychotherapeutin mit allen persönlichen Komplexen und Fehlern wird sichtbar. Da ist die seltsame Beziehung zu ihrem eigenen Sohn, dessen Verschwinden, der Zwillingsschwester, die seltsam abwesend ist und ihre gescheiterte Ehe ...

Am Ende passieren einige spannende Wendungen und man hat fast Mitleid mit der Frau und Mutter, die zwar ihren Patienten gegenüber zeigen muss, dass sie alles im Griff hat. Doch in ihrem eigenen Leben und ihren Beziehungen fügt sich nichts zueinander. Dann scheint sie am Ende auch in ihrem Beruf zu versagen und man merkt – sie lügt sich die ganze Zeit etwas vor. Der Roman lässt einen am Ende etwas verwirrt zurück und man hat nicht das Gefühl, die Figur verstanden zu haben. Aber das muss man ja auch nicht immer.

Katja Nauck
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Poster

Clare Leslie Hall: "Wie Risse in der Erde"

Dieser Roman berührt einen als Mutter zutiefst. Clare Leslie Hall hat mit "Wie Risse in der Erde" einen spannenden Liebesroman mit Krimielementen verfasst. Im Mittelpunkt steht die junge Beth, deren Leben auf einer britischen Farm durcheinander gerät, als sie den reichen Nachbarssohn trifft. Jahre später ist Beth eine junge Mutter, die den größten Verlust ihres Lebens ertragen muss, der ihre Ehe mit Frank auf die Probe setzt. Es ist ein Unfall passiert und ein Mord, beides hängt miteinander zusammen. Der Roman betrachtet das Geschehen auf verschiedenen Zeitebenen und wie ein Puzzle fügt sich nach und nach jedes Teil zusammen. Er ist ein Liebesroman, Familiendrama und ein Krimi in einem. Gute Unterhaltung ist auf jeden Fall garantiert – und am Ende eine Überraschung.

"Der Farmer ist tot, und alle wollen wissen, wer ihn getötet hat. War es ein Unfall, oder war es Mord? ... Es stimmt, was die Leute sagen: In einem einzigen finalen Augenblick kannst du ein ganzes Leben leben. Wir sind wieder der Junge und das Mädchen, die alles noch vor sich haben, eine glanzvolle Zeit aus Licht und märchenhafter Schönheit, aus Nächten unter Sternen."
Clare Leslie Hall, "Wie Risse in der Erde", S. 11
Katja Nauck

Berührender Pageturner für Eltern und Eheleute

Die Dreiecksgeschichte wird alle faszinieren und berühren, die gern Liebesromane lesen. Als Leserin fühlt man mit der Mutter und fiebert bis zum Schluss mit ihr, wie der Mordfall ausgehen wird und was sich zugetragen hat.

Doch zum Pageturner wird das Buch eher durch die Verlust- und Schuldthematik. Viel spannender als die Liebesgeschichte, die man so in jedem Enemy-to-Lovers-Roman ähnlich lesen kann, fand ich jedoch den Umgang mit Verlust als Elternteil, die Thematisierung von persönlicher Schuld und welche Belastungen eine Ehe aushalten kann.

Viele Leser*innen, die selber Eltern sind und/oder eine längere Beziehung bzw. Ehe führen, können sich da teilweise wieder finden. Ich habe es einer Freundin geschenkt, die es in 2 Tagen verschlungen hat und sehr begeistert war. Auch ich habe es sehr schnell und gern gelesen.

Katja Nauck
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Mareike Fallwickl: "Die Wut, die bleibt"

"Die Wut, die bleibt" ist ein Buch, das Müttern aus der Seele spricht. Vor allem Müttern mit mehreren Kindern, an denen ein Großteil der Carearbeit hängt. Auf Empfehlung meiner lieben Kollegin Andrea Zschocher habe ich ihn im letzten Jahr gelesen und bin begeistert. Die Österreicherin und Mutter Mareike Fallwickl hat ein berührendes, kraftvolles Buch über eine Frau und Dreifach-Mutter geschrieben, die gleich zu Anfang mit einem Knall aus dem Leben geht.

Die eigentliche Hauptfigur des Buches ist jedoch gar nicht sie, sondern sind zwei andere nahestehende Menschen: ihre Tochter Lola und ihre beste Freundin Sarah. Aus deren Perspektive erfahren wir, wer die Hauptfigur war. Dabei geht es um Erschöpfung, um Überforderung mit den Ansprüchen an eine Mutter und Frau. Es geht aber auch um Freundschaft und um Frauwerden und Frausein. Und am Ende geht es um Wut über all das: Die Wut, die bleibt. Die Wut der Mutter, der Tochter und der besten Freundin.

Katja Nauck

Für Mütter, die wütend und erschöpft sind

"Mareike Fallwickl skizziert diesem feministischen Roman auf drastische Weise, was geschieht, wenn eine erschöpfte Mutter aufgibt, beschreibt die Lücken, die sie hinterlässt und die weibliche Wut, die bleibt. Sie seziert Tabuthemen, veraltete Rollenbilder und legt den Finger in die klaffenden Wunden unserer Gesellschaft." (aus dem Klappentext)

Als Leserin und vor allem als Mutter ist man von dieser Geschichte mehr als berührt. Man reflektiert dadurch die eigenen Rollen und Position. Selbst wer diese Wut nicht so eins zu eins nachempfinden kann, den rüttelt sie auf. Auch am Ende des Lesens bleibt sie: Eine Wut über eine Gesellschaft, in der Frauen noch immer in eine Versorgungsrolle gedrängt werden und oft keine andere Wahl haben. Daher ist es ein feministischer Roman, der aufzeigt, was passieren kann, wenn Frauen dieser Überforderung erlegen. Dies zeigt er mit einer Dramatik, die definitiv zu denken gibt. Unberührt wird diese Geschichte euch nicht zurücklassen.

Katja Nauck
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Linn Strømsborg: "Verdammt wütend"

Den Roman "Verdammt wütend" habe ich selber (noch) nicht gelesen, er steht aber auf meiner Liste. Eine sehr gute Freundin hat mich auf ihn aufmerksam gemacht. Es geht hier ebenfalls um das Gefühl von Wut, die sich ihren Weg nach außen sucht. Die norwegische Schriftstellerin Linn Strømsborg hat ein Buch über eine Mutter Anfang 40 geschrieben, die mit den vielen Rollen als Frau und den Anforderungen an sie und ihr Leben nicht mehr klarkommt. Die dreiundvierzigjährige Britt gibt uns als Ich-Erzählerin einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Im Sommerurlaub mit ihrer Tochter, ihrem Mann und Freunden rastet sie urplötzlich aus und schreit alle an.

Sie spricht aus, was sich nicht wenige Mütter in diesem Alter und dieser Lebensphase fragen: Wer bin ich noch als Mensch, wenn ich nicht Ehefrau, Mutter, Freundin, Versogerin und Betreuerin bin? Sie merkt, wie alle ein Bild von ihr haben, dem sie entsprechen soll, nur nicht sie selbst. Sie packt ihre Sachen und fährt mit ihrem Bekannten eine Nacht an den Strand. Die Familie und Freunde bleiben zurück. Als die Nacht vorbei ist, bleibt die Frage: Und was nun? ...

"Ich stehe im Garten, das Sommerhaus im Rücken. Ich hab gerade alle angeschrien. Meinen Mann Espen. Meine Tochter Elise. Trond und Anita, ein befreundetes Paar, und deren Kinder, Runa und Gard. Und die Eigentümerin des Sommerhauses, Nico, eine Freundin von Espen, Trond und Anita. Ich habe geschrien, geschimpft, bin total ausgerastet an diesem frühen Vormittag im Juli. (...)
Während ich hier so im Wasser liege und mich treiben lasse, denke ich nur eins: Ich bereue nichts. Ich habe sie alle angeschrien, niemand ist verschont geblieben. Das hätte ich schon vor zehn Jahren tun sollen."
Linn Strømsborg, "Verdammt wütend", S.7 und 8

Sobald ich das Buch gelesen habe, berichte ich euch hier meinen Eindruck. Ich wünsche euch auf jeden Fall einen schönen Sommer mit euren Partnern und Partnerinnen, mit euren Kindern, Hunden, der Familie und Freunden oder für euch alleine. Vielleicht wird er nicht so wie geplant, das Leben kommt eben immer anders als geplant. Diese Bücher werden euch dabei gut begleiten, unterhalten und zum Nachdenken anregen...

Habt ihr weitere gute Buchtipps für mich in der obigen Richtung, die ich hier unbedingt vorstellen soll? Dann schreibt mir gern an katja@familie.de Und jetzt genießt eure Sommerferien!