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Repräsentanz

Meine Tochter sagt: 'Sie ist wie Papa!' – Warum die Diabetes-Barbie Familien berührt

Barbie T1D Fashionista Typ1 Diabetes
© Redaktion/Katja Nauck

Das haben mich viele Freunde und Freundinnen gefragt, als ich ihnen davon erzählt habe, dass es jetzt eine Barbie gibt, die Diabetikerin ist. Und meine Antwort war ganz klar: Ja, das muss sein, weil es die Krankheit normalisiert. Und dann kam die Frage: Aber woran sieht man, dass sie Diabetes hat?

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Barbie hat Diabetes Typ 1: Wie manche Kinder und Erwachsene auch

Früher war Barbie einfach immer eine große, meist blonde, hellhäutige, sehr modelmäßig und gesund aussehende Frau. DIE perfekte Frau, scheinbar. Als Kind hab ich das nicht infrage gestellt, es gab einfach nur diese Art von Barbie. Doch mittlerweile hat Mattel das geändert und es gibt in der Reihe Barbie Fashionista (den Namen find ich etwas unglücklich) Puppen mit verschiedensten Hautfarben, Körperformen oder Puppen mit körperlichen Einschränkungen – wie eben im richtigen Leben. Und seit diesem Monat gibt es die Barbie mit Typ-1-Diabetes, die Mattel zusammen mit der Diabetes Organisation "Breakthrough T1D" entworfen hat.

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Ab Ende Juli könnt ihr die neue Barbie für 14,99 € bei Otto, Müller oder bei Smyth-Toys kaufen.

Poster

Typ-1-Diabetes sieht man nicht: Oder doch?

Barbie Fashioniste Typ 1 Diabetes Ausschnitt
© Mattel

Diabetes Typ 1 ist eine chronische Autoimmun-Erkrankung (auch vererbbar), die man in jedem Alter bekommen kann. Es wird häufig im Kindes- und Jugendalter entdeckt. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Insulin ist für den Körper lebenswichtig, weil es Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert.

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Bei Insulinmangel steigt der Blutzuckerspiegel an, was zu vielen gesundheitlichen Problemen führt. Die Erkrankung ist leider nicht heilbar, doch sehr gut erforscht und es gibt mittlerweile hervorragende Hilfsmittel zur Insulinzufuhr und Überwachung des Blutzuckers, die den Alltag der Patienten und Patientinnen erleichtern.

Äußerlich sieht man niemandem an, dass er oder sie Typ-1-Diabetes hat. Früher bemerkte man das nur, wenn man sah, wie jemand sich vor dem Essen Insulin gespritzt hat. Man sieht es aber mittlerweile an einigen Gadgets und genau diese hat auch die neue Barbie:

  • Kontinuierlicher Glukose-Monitor (CGM): Die braunhaarige Barbie trägt ein sogenanntes CGM am Arm, speziell in Barbies Lieblingsfarbe und Herzform. Der Klebestreifen fixiert es am Arm. Dieser Sensor misst kontinuierlich den Blutzuckerwert von Barbie und sendet die Daten ans Smartphone. So hat Barbie ihre Werte immer im Blick. Das ist lebenswichtig.
  • Insulinpumpe: An der Hüfte trägt Barbie ihre Insulinpumpe. Sie muss sich nicht mehr spritzen, sondern die Pumpe gibt genau die Menge Insulin ab, die Barbie benötigt. Man trägt darauf einfach ein, was man essen wird. Die Pumpe leitet das Insulin über einen Katheter und eine Injektionsnadel in den Körper. Das seht ihr auch bei Barbie. (Man kann diesen auch abnehmen, wenn man Barbies Kleidung wechselt)
  • Smartphone: Diese Barbie hat auch ein Smartphone in ihrer Tasche, damit sie ihren Blutzuckerwert immer messen kann.
  • Outfit: Sie trägt ein blau gepunktetes Kleid, das an das internationale Diabetes-Symbol erinnern soll. In der Handtasche kann sie ihr Handy verstauen und trägt sie Snacks mit sich herum, sogenannte schnelle BEs und Snacks, die sie zu sich nimmt, wenn sie unterzuckert ist.
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Warum Kinder mit einer Diabetes-Barbie spielen sollen? Weil es rund 32.000 Kinder mit Typ-1-Diabetes in Deutschland gibt, die sich dadurch gesehen und repräsentiert fühlen:

"Diese frühzeitige Repräsentation durch die Puppen ist besonders wichtig für das Selbstbild der Kinder. Hierdurch kann die Akzeptanz, Motivation und das Selbstvertrauen von Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes gestärkt werden. Aufklärung über Diabetes mellitus fängt hier quasi im Kinderzimmer an."
Dr. Jens Kröger, Vorstandsvorsitzender diabetesDE-Deutsche Diabetes-Hilfe
Katja Nauck

Barbie ist ein Role Model: Darum ist es gut, dass sie Krankheiten sichtbar macht

Diabetest Typ 1 Barbie
Meine Tochter hat sich riesig über die Barbie gefreut, weil sie so ist wie Papa. Die Gadgets kennt sie aus seinem Alltag und weiß genau, wofür sie da sind. (© Mattel)

Bei meinem Mann wurde kurz nach dem Studium Diabetes Typ 1 diagnostiziert und er trägt mittlerweile auch eine Insulinpumpe und einen Sensor. Meine Tochter ist damit aufgewachsen, dass Papa sich spritzen muss, manchmal Gummibärchen braucht und jetzt eine Pumpe und Sensor trägt. Für sie ist das also normal, wenn Erwachsene das haben oder andere Kinder.

Wenn ich mir vorstelle, dass man als Kind oder Jugendliche mit Typ-1-Diabetes diagnostiziert wird und dann eine Pumpe und Sensor tragen soll – das ist schon beängstigend anfangs. Man will ja nicht anders sein und auffallen, man will einfach nur so leben, essen und spielen wie andere Kinder auch.

Dass es eine Barbie mit genau denselben sichtbaren Hilfsmitteln gibt, die auch Diabetes-Patienten und -patientinnen nutzen, ist ein Meilenstein in der Normalisierung der Erkrankung. Das sorgt bei den Kindern für weniger Angst und Schamgefühl. Eltern von erkrankten Kindern können ihnen nun ein Spielzeug schenken, dass dieses Thema normalisiert und sie sich spielerisch damit beschäftigen können.

Klar, werden viele sagen, warum muss Barbie jetzt auch noch solche Erkrankungen haben und kann nicht einfach "normal" sein!? Wenn eure Familie nichts mit dem Thema Diabetes zu tun hat, verwundert euch das vielleicht, dass euer Kind mit so einer Puppe spielen würde. Doch für betroffene Kinder bedeutet das sehr viel, weil Barbie eben ein Symbol ist und als Role Model für "die normale Frau" steht. Umso besser, wenn dann auch solche Gadgets und Krankheiten normalisiert werden.

*Mattel hat uns die Typ-1-Diabetes-Barbie kostenlos zur Verfügung gestellt.

Katja Nauck

Mehr Sichtbarkeit für die Erkrankung ist einfach notwendig

Podcasterin und Journalistin VisaVie mit Typ-1-Diabetes-Barbie
Podcasterin und Journalistin VisaVie mit Typ-1-Diabetes-Barbie (© Mattel)

Patientinnen und Patienten mit Diabetes Typ 1 sind keine Seltenheit. Achtet mal darauf, wenn ihr unterwegs seid. Ich sehe nicht selten Kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit Blutzuckersensor. Mit einem Mann, der betroffen ist, habe ich vielleicht auch einen anderen Blick darauf – aber achtet einfach mal darauf in eurem Alltag. Die Krankheit sollte kein Schreckgespenst oder Absonderliches, sondern etwas Normales sein, mit dem man gut leben kann – dank der Gadgets, die man ruhig zeigen darf. Prominente mit Diabetes setzen sich für Sichtbarkeit und Aufklärung über die Autoimmunerkrankung ein. Die Journalistin und Podcasterin @visavie oder Lottie wurde 2021 mit Long Covid und Diabetes Typ 1 diagnostiziert und ist eine von weiteren Diabetes-Botschafterinnen von Mattel.

"Am allermeisten freue ich mich aber wirklich für alle Kids und Jugendlichen mit Typ-1, die sich dadurch weniger allein und sichtbarer fühlen, die sich vielleicht nicht mehr schämen ihre Sensoren und Pumpen offen zu tragen und die langfristig gesehen weniger erklären müssen, wofür diese Gadgets sind und warum sie so wichtig sind und die jetzt endlich auch spielerisch ihre eigenen Geschichten erzählen können."
Lottie, VisaVie
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Man kann Mattel und Barbie für vieles kritisch sehen und muss das auch, letztlich will die Spielwarenindustrie Geld verdienen. Aber viele Kinder spielen einfach gern mit Barbies, die jetzt viel diverser sind als in den 90er Jahren. In meiner Kindheit gehörte das auch einfach dazu und ich war fasziniert von Barbie und habe mich stundenlang in Rollenspielen mit ihr ausgelebt, auch als ich schon 10 Jahre alt war. Ihr auch?