Vom Spielen zum Schlafengehen, vom Frühstücken zum Schuhe anziehen, vom Spielplatz zum Nachhausegehen: Unser Familienalltag steckt voller Übergänge, die für Kids oft schwer zu meistern sind. Diese Tipps helfen, sie etwas leichter zu machen.
Manchmal ist es der eine Arztbesuch, die tägliche Fahrt zur Kita oder das Fertigmachen zur Schlafenszeit: Übergänge sind für Kinder schwierig, weil sie sich auf etwas Neues einstellen müssen. Noch blöder, wenn wir dann schon unter Zeitdruck stehen. Bei mir im Kopf sieht es dann so aus: "Aaah in fünf Minuten müssen wir spätestens Zähneputzen, sonst schaffen wir den Bus in 17 Minuten nicht!"
Das Blöde: Zu viel Stress kann für Kinder langfristig schädlich sein – und er führt kurzfristig zu Frust und Machtkämpfen, die den Tag so richtig aus dem Ruder bringen können. Umso mehr hilft es bei uns, Übergänge so zu gestalten, dass sie auch für die Kids funktionieren und ihnen schwierige Situationen bestenfalls erleichtern.
Routinen, Reminder und Zeitpuffer halten Stress und Frust von Kindern ab – und schaffen ihnen Freiraum, um sich auf eine Aktivität einzustellen. Vielleicht ist ja euer Lifesaver dabei?
9 Tipps, die Kindern Übergänge erleichtern
#1 Übergänge minimieren
Hah! Gar nicht so einfach, vor allem, wenn mehrere Terminpläne in der Familie kollidieren. Aber ein Hack, der wirklich am besten funktioniert, ist so viel Freizeit wie möglich zu lassen und nicht-essentielle Termine auch mal abzusagen. Je mehr unstrukturierte Zeit zum Freispiel und Ausruhen die Kids nach Kita und Schule oder zwischen Terminen haben, desto besser.
#2 Bedürfnisse stillen
Schonmal ein Kind aus der Kita oder Schule ohne Snacks abgeholt? Oder versucht, mit einem durstigen Kind zur Bahn zu rennen? Ohne Lieblingsspielzeug ins Auto einzusteigen? ... Eben. Deswegen ist es gut, bei Übergängen im Blick zu behalten, ob alle haben, was sie brauchen. Und – so flexibel manche Kinder auch zu sein scheinen – für Bedürfnisse wie Essen, Schlafen, Kuscheln und Spielen eine Grund-Routine einzuhalten. Das gibt den Kids Sicherheit im Alltag – und somit eine gute Basis, Übergänge besser zu meistern.
#3 Kids mitentscheiden lassen
Wenn ihr merkt, euer Kind kommt mit einer bestimmten Routine überhaupt nicht klar, kann es auch mit einbezogen werden: Wenn es in der Früh immer zu müde ist zum Aufstehen arbeitet ihr zusammen daran, wie ihr abends eher ins Bett kommt.
Wenn das Abholen aus dem Hort nicht klappt, vereinbart ihr vielleicht 10 Minuten eher oder später, bevor eine bestimmte Aktivität beginnt. Oder ihr spielt die Lieblingsmusik oder das Lieblingsspiel beim Abendessen?
#4 Planer, Timer und Co.
Visuelle und akustische Helfer können sehr hilfreich sein – denn so können wir Eltern die Verantwortung auf sie übertragen: "Auf dem Planer steht, als Nächstes ist Zähneputzen dran!", "Wenn der Wecker klingelt, müssen wir los." "Wenn der Timer abgelaufen ist, schalten wir das Tablet aus." Für viele Kids ist es einfacher, wenn sie von einer neutralen Quelle aufgefordert werden (Stichwort Power Struggle).
Vor allem machen Tagesplaner, Checklisten und Co. es aber leichter, zu wissen, was als Nächstes kommt und am Tag ansteht. Aber: Manche Kinder, fühlen sich dadurch gestresst, überfordert oder unter Druck gesetzt. Daher schaut, was bei euch funktioniert.
#5 Kommunikation
Die besten Tagesplaner, Lernposter und Timer nützen nichts, wenn unser Kind nicht mitbekommt, was als nächstes passiert. Deshalb versuche ich immer, Erinnerungen und neue Infos nicht (nur) vom Nebenzimmer zu rufen, sondern Blick- und/oder Körperkontakt aufzunehmen. Denn ihrer Aktivität nachzugehen und zuzuhören, ist für Kinder verständlicherweise meistens zu viel.
#6 Gegenstände, die beim Übergang helfen
Genau so, wie das Lieblingsplüschtier mit in die Kita muss, können bestimmte Gegenstände Übergänge leichter machen. Das kann das Lieblingsspielzeug sein, das mit am Esstisch sitzt, ein tolles Stickerbuch, das ins Auto oder zum Arztbesuch mitkommt oder die Superhelden-Kostüme, die meine Kids oft zum Einkaufen anziehen. Das Aufstehen klappt bei uns besser, wenn die Kids ihre Kuscheldecken mitbringen. Und für die Busfahrt darf beim einen der Treppenläufer, beim anderen das Knetspielzeug nicht fehlen.
#7 Auswahl anbieten
Bei Übergängen bestimmen wir Eltern, was passiert – das kann für manche Kids schwierig sein. Helfen kann, wenn wir ihnen eine Auswahl überlassen: Saft oder Milch, rote oder blaue Turnschuhe, zum Auto gehen oder hüpfen, mit dem Roller oder Fahrrad zur Kita. Das sollten natürlich nur Entscheidungen sein, bei denen wir auch mitgehen wollen.
Und auch hier habe ich die Erfahrung gemacht: Zu viel Auswahl kann auch überfordern – bei uns ist das morgens zum Beispiel überhaupt nicht drin. Dafür hilft, dass die Kids ihre Outfits z. B. schon am Tag vorher zusammensuchen.
#8 Zeit lassen
Ich merke es immer wieder: wenn wir spät dran sind und keine Zeit ist für langsame Übergänge, geht oft gar nichts mehr. Also lieber 10 Minuten früher anfangen und Kind erinnern, was als nächstes passiert. Der alternative Power Struggle dauert mindestens dreimal länger und raubt allen die Energie, die wir ja auch für die weiteren Übergänge brauchen ...
#9 Zuerst Verbindung aufbauen
Schwierige Übergänge sind oft einfacher, wenn wir mithelfen: Dann führe ich den Kleinen sanft an der Hand, wenn er vom Spielen nicht loskommt. Oder trage den Großen Huckepack in die Küche, wenn er nicht aufstehen möchte. Auch beim Anziehen können wir den Kids helfen – nicht, weil sie es selber nicht können, sondern weil sie vielleicht einfach die emotionale Stütze brauchen, um einen Übergang zu meistern.