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Babys und Kleinkinder

Gedeihstörung: Wie man sie erkennt und behandelt

Von einer Gedeihstörung spricht man, wenn das Kleinkind in seiner Entwicklung nur geringe Fortschritte macht. Das zeigt sich zum einen an zu wenig Gewicht, doch oft stecken noch andere Probleme dahinter.

Spricht man von Gewichtsproblemen bei Kindern ist meistens die Rede von Übergewicht – zurecht, vor allem angesichts von aktuellen Zahlen, die besagen, dass heutzutage fast jedes fünfte Kind weltweit übergewichtig ist. Der umgekehrte Fall ist aber ebenso ein Problem. Chronische Unterernährung tritt zwar sicherlich in erster Linie in den Entwicklungsländern auf. Doch auch hierzulande leiden bis zu einem Viertel von erkrankten Kleinkindern an einer Gedeihstörung. In den ärmeren Ländern ist Mangelernährung die Ursache. Bei uns steckt meistens eine Haupterkrankung dahinter, weshalb eine Gedeihstörung auch keine eigene Erkrankung darstellt, sondern ein Symptom ist, das auf ein anderes gesundheitliches Problem hinweist.

Das regelmäßige Wiegen gibt erste Hinweise auf Gedeihstörungen.

Gedeihstörung – das Gewicht ist entscheidend

Eine Gedeihstörung ist immer verbunden mit Gewichtsproblemen durch Unterernährung. Das kann sich verschiedentlich äußern durch: 

  • Untergewicht
  • Gewichtsabnahme
  • zu wenig Gewichtszunahme
  • zu geringes Längenwachstum
  • Auffälligkeiten in der Motorik

Daraus können die späteren Folgen einer Gedeihstörung entstehen: 

  1. verzögertes körperliches Heranwachsen
  2. beeinträchtigte psychosoziale Fähigkeiten
  3. geringere kognitive Leistungen
  4. geschwächte Immunfunktionen
  5. weniger Infektionsabwehr
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Welche Werte sind noch gut - und welche schon kritisch?

Um diese Frage bestmöglich beantworten zu können, sollten zum einen geeichte Waagen sowie geeignete Geräte für die Körpergrößenbestimmung wie etwa ein Stadiometer * verwendet werden. Zum anderen sind zur Beurteilung auch die Daten von Eltern und Geschwistern wichtig. Ein Hinweis auf eine Gedeihstörung liegt auf jeden Fall bei einem Gewicht oder einem BMI jeweils unterhalb der 3. Perzentile vor.

Ursachenforschung ist vorrangig wichtig

Zur erfolgreichen Behandlung der Gedeihstörung ist es zunächst erforderlich, den Grund zu kennen und die Haupterkrankung zu diagnostizieren. Wenn, wie bei uns, Mangelernährung ausscheidet, wird es wichtig, nach einem anderen Auslöser der Gedeihstörung zu suchen. Eine vielleicht noch nicht erkannte, zu Grunde liegende Haupterkrankung kann dabei eine organische oder auch neurologische Ursache haben. Eine gründliche klinische Untersuchung ist schon allein wegen der Vielzahl  der möglichen Ursachen zwingend notwendig.

Mögliche Haupterkrankungen und Verursacher eine Gedeihstörung können sein:

  • Appetitlosigkeit
  • unzureichende Nahrungsaufnahme – wie bei vielen chronischen Erkrankungen
  • chronisches Erbrechen
  • chronischer Durchfall
  • chronisch-entzündliche Darmerkrankung wie Morbus Crohn
  • Überempfindlichkeitserkrankungen wie Zöliakie
  • Schluck- oder Kaustörungen
  • Transportstörungen der Speiseröhre
  • Kurzatmigkeit bei Herz- und Lungenerkrankungen
  • Mukoviszidose
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Welche Behandlungsmethoden gibt es?

Da die Grunderkrankung die Ursache einer Gedeihstörung darstellt, muss diese vorrangig behandelt werden. Ist das nicht in ausreichender Form möglich oder ist die Gedeihstörung nicht organisch bedingt, kann eine zusätzliche Ernährungstherapie erfolgversprechend sein.

1. Mehr Nahrung verabreichen: Diese einfache Methode zeigt gute Erfolge bei Unterernährung aufgrund psycho-sozialer Ursachen und bei Vernachlässigung. Weniger erfolgreich ist sie dagegen bei ausgesprochener Appetitlosigkeit und mangelnder Nahrungsaufnahme im Darm.

2. Nahrung anreichern: Durch mehr Kohlenhydrate beziehungsweise Fette werden mehr Kalorien und eine stärkere Energiezufuhr erreicht. Dadurch wird allerdings auch das Verhältnis von Kalorien, Eiweiß, Wasser und Mikronährstoffen verändert. Eine einfache Methode bei Säuglingen ist es, die Konzentration der Nahrungspulvermenge zu erhöhen, oder Raps-, alternativ  Sonnenblumenöl zuzugeben. Bei Klein- und Schulkindern können das mehr Sahne im Essen sein, oder häufige Zwischenmahlzeiten wie Milchshakes, Nüsse, Müsliriegel - lauter leckere Dinge.

3. Trink- und Sondennahrungen: Trinknahrungen werden in Tetrapaks oder in kleinen Glasflaschen angeboten. Sie können auch als Sondennahrung verwendet werden. Nicht vernachlässigt werden darf dabei die Gefahr von Verletzungen und Komplikationen. Sinnvoll dagegen erscheint Sondennahrung bei Nahrungsmitteln, die schlecht schmecken, aber einen Heilungserfolg versprechen.

Eine Gedeihstörung ist eine ernste Sache, die nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Sprich mit eurem Arzt oder der Ärztin darüber und entscheide die beste Strategie. In den meisten Fällen lässt sich eine Gedeihstörung mit den entsprechenden Maßnahmen wieder beheben.

Quelle: https://www.aerzteblatt.de/archiv/106177/Gedeihstoerungen-im-Kindesalter

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Bildquelle: Getty Images