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Für mehr Emotionen

Brauchen Jungs mehr Liebe als Mädchen?

Jungs brauchen mehr Liebe

Jungs sind verletzlicher als Mädchen, sagt eine Studie. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass wir unsere Söhne emotional mehr unterstützen sollten. 

Jungen zeigen keine Emotionen

Echte Jungs sind stark und zeigen keine Emotionen. So ein Blödsinn. Auch wenn die Mär von "Jungs weinen nicht" inzwischen in vielen Familien nicht mehr gilt, oft genug will die Gesellschaft unseren Nachwuchs doch in Schablonen pressen. Und dazu gehört, dass Jungs anders sind als Mädchen und weniger Zuwendung brauchen.

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Jungen brauchen mehr emotionale Unterstützung

Dabei ist eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Die Wissenschaft hat nachgewiesen, dass Jungen von Anfang an mehr emotionale Unterstützung brauchen als Mädchen. Die männlichen Embryonen sind, laut der Studie von "The fragile male" sensibler, als weibliche. Im Mutterleib sind männlichen Embryonen anfälliger für mütterlichen Stress und auch für frühkindliche Gehirnschädigungen. Statistisch betrachtet, werden Jungen auch häufiger zu früh geboren.

Männliche Embryos haben mehr Stress im Mutterleib

Der Cortisolspiegel von Jungen ist nach der Geburt häufiger hoch als bei Mädchen, was darauf hindeutet, dass sie während der Geburt mehr Stress erleben. Außerdem konnte die Forschung herausfinden, dass Jungen öfter Geburtstraumata erleiden als Mädchen. Zum Zeitpunkt der Geburt hinkt die Entwicklung von männlichen Gehirnen denen von weiblichen um bis zu sechs Wochen hinterher. Ein bisschen bleibt das auch im weiteren Leben so: Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Jungen sich in der Regel langsamer entwickeln als Mädchen.

Müssen wir uns um unsere Söhne sorgen?

Müssen wir uns deswegen um unsere Söhne Sorgen machen? Jein. Wenn ihr eure Jungs emotional verkümmern lasst, sie mit Strenge und Härte erzieht, das Weinen verbietet und generell Gefühlsregungen als etwas negatives betrachtet, dann besteht durchaus ein Grund zur Sorge. Denn so werde eure Kinder emotional verkümmern.

Sprecht mit euren Jungs über Emotionen

Wenn ihr aber mit euren Söhnen kuschelt, über ihre Emotionen redet und sie alle Gefühle ausleben lasst, dann haben sie die perfekten Voraussetzungen für eine gesunde Entwicklung. Habt keine Angst vor starken Gefühlen, sie gehören zu Kindern und zur Entwicklung dazu. Diese Emotionen nur Mädchen zuzugestehen ist falsch.

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Kuschelt euren Nachwuchs

Ihr verhätschelt eure Jungs nicht, wenn sie nach Herzenslust mit euch Kuscheln dürfen, ihr tut ihnen und auch der Gesellschaft etwas Gutes. Denn aus Jungen werden Männer und wenn die gelernt haben, zu ihren Gefühlen zu stehen und über sie zu sprechen, dann haben wir alle gewonnen. Die Gesellschaft, weil die neue Generation Männer auch zu Fehlern stehen kann und Frauen endlich gleichwertig behandelt. Und die einzelnen Jungen, weil sie sich in all ihren Facetten ausleben dürfen.

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Andrea Zschocher

Meine Meinung

Meine Söhne dürfen die ganze Bandbreite an Emotionen leben. Sie dürfen wütend sein, traurig, fröhlich. Sie weinen und lachen und sind enttäuscht und glücklich. Immer wieder merke ich, dass andere, besonders ältere Mitmenschen überrascht sind, wenn meine Kinder weinen, weil sie sich emotional verletzt haben. "Stell dich nicht so an" oder "Hör auf zu weinen, das machen Jungs nicht" bekommen sie dann zu hören.

Ich bin das so leid. So wie Mädchen möglichst hübsch sein sollen, so sollen Jungs möglichst wenig fühlen. Aber warum? Wir definieren uns doch nicht ausschließlich über unser Geschlecht. Wir sind vor allem Menschen, mit all unseren Emotionen.

Andrea Zschocher

Bildquelle: getty images / iStock / Getty Images Plus / magda_istock