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Aufräumen mit Klischees: So lebte es sich als Lehrerkind

Mein Leben als Lehrerkind

Lehrerkinder scheinen irgendeine Besonderheit an sich zu haben. Wie sonst ist es zu erklären, dass das Leben von Lehrerkindern laut Wikipedia schon in zig Studien untersucht wurde? Das sind die Klischees über Lehrerkinder und so war mein Leben als Lehrerkind wirklich.

Wikipedia definiert ein Lehrerkind als Kind von einem Lehrer*innen-Ehepaar. Demnach bin ich schon einmal nur ein halbes Lehrerkind. Denn bei mir ist nur der Papa Lehrer und tatsächlich war er das auch erst ab meinem 11. Lebensjahr, da er nach seinem Referendariat erst mal keine Lehrerstelle bekommen hatte. Man mag es kaum glauben, aber es gab früher Zeiten, da gab es ZU VIELE Lehrer*innen und viele Lehramtstudierende mussten sich nach ihrem Studienabschluss einen anderen Job suchen – so auch mein Vater damals.

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Lehrerkinder sind besser als andere Schüler*innen

Vielleicht erklärt mein "Nur-halbes-Lehrerkind-Sein" auch, dass ich keinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht habe. Einer französischen Studie nach machen nämlich eine erhöhte Anzahl an Lehrerkindern einen Abschluss Baccalauréat scientifique – zumindest gemessen an der Vergleichsgruppe von Führungskräfte-Kindern. Scheinbar haben Kinder von Lehrern die besten Chancen von allen Kindern, die besten Abschlüsse zu erzielen. Da habe ich mit meinem Abi im knappen 2er-Bereich mal voll versagt.

Lehrerkinder werden auch Lehrer*innen

Eine andere Studie hat untersucht, ob Lehrerkinder im Vergleich verstärkt selbst ein Lehramtsstudium anstreben. Das Ergebnis: Der Effekt ist nur schwach ausgeprägt. Vielleicht weil Lehrerkinder ein realistischeres Bild vom Lehrberuf haben. Und wie war das bei mir? Ich habe mich tatsächlich nie für die Lehrer*innenlaufbahn interessiert, obwohl es der größte Wunsch meiner Eltern war (Kind, hör doch: Verbeamtung, Ferien, Arbeitszeiten, ...). Jetzt als Mama eines Schulkindes denke ich manchmal "Och, so ein Lehrerinnen-Dasein hätte gewisse Vorzüge!"

Lehrerkinder werden verstärkt gemobbt

Scheinbar werden Lehrerkinder öfter Opfer von Hänseleien und Mobbing, weil sie Lehrerkinder sind. Laut Wikipedia sind sie bei Mitschüler*innen oft sehr unbeliebt. Besonders, wenn die Lehrereltern an der gleichen Schule unterrichten. Das kann ich aus meiner Erfahrung nicht bestätigen. Mein Vater war aber auch nicht an meiner Schule, sondern an der Grundschule nebenan (auf der ich nie war). Und auch die Lehrerkinder in meiner Klasse bzw. späteren Stufe, deren Vater oder Mutter an unserem Gymnasium unterrichteten, wurden nicht ausgegrenzt oder negativ angegangen. Selbst wenn wir den ein oder anderen Lehrervater oder die ein oder andere Lehrermutter nicht so prickelnd fanden, wurde das nie auf die Kinder gespiegelt.

Lehrereltern sind peinlich

Noch eine Behauptung von Wikipedia: Lehrereltern sind ihren Teenagerkindern peinlich. Vielleicht spielt es auch hier wieder eine Rolle, ob die Eltern an der gleichen Schule unterrichten oder nicht. Mein Vater war meinem Teenager-Ich zwar auch öfters mal peinlich, aber mit seinem Lehrerberuf hatte das nichts zu tun. Falls ihr auch Lehrerkind seid, hören wir dazu gerne eure Erfahrungen auf Facebook. Schreibt uns gerne einen Kommentar.

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Lehrerkinder werden mehr gefordert und gefördert

Von Lehrerkindern wird mehr erwartet. Wissen die Lehrer des Kindes, dass die Eltern eines Schülers oder einer Schülerin auch Lehrkräfte sind, so gehen sie davon aus, dass das Kind gute Noten schreibt. Wenn nicht, ist es auch immer ein bisschen mit das Versagen der Lehrereltern zu Hause.

Ich kann nur sagen, dass Hausaugaben machen mit meinem Lehrervater kein Vergnügen für mich war – ich habe in 90 % aller Fälle am Ende geheult. Mein Papa war einer der besten Grundschullehrer, die man sich als Kind und Eltern wünschen kann, aber zu Hause war die Geduld dann oft aufgebraucht. Er hat mir das später mal so erklärt: Bei den Kindern in der Schule hat man irgendwie mehr Verständnis, wenn sie etwas nicht sagen, bzw. man denkt sich seinen Teil. Zuhause beim eigenen Kind, wird dem Unverständnis, wie man so eine einfache Aufgabe (es war immer Mathe bei mir) nicht raffen kann, eher freien Lauf gelassen. Das hat bei uns für echt viel Lernfrust gesorgt, sodass die Mathenachhilfe für mich schnell an meine ältere Cousine ausgelagert wurde, die damals gerade Lehramt studiert hat.

Lehrerkinder machen mehr Urlaub

Es scheint nur logisch, dass Lehrerfamilien mehr in Urlaub fahren, schließlich haben sie deutlich mehr Urlaub als "normale" Arbeitnehmer*innen und das Gehalt ist auch nicht zu schlecht. Ich bin zwar nur ein halbes Lehrerkind, aber wir waren tatsächlich sehr oft im Urlaub – also quasi in allen Schulferien. Das ging aber nur, weil meine Mama selbstständig war und sich ebenfalls flexibel frei nehmen konnte. Außerdem haben wir immer sehr kostengünstig geurlaubt und waren eigentlich immer nur beim Camping. Tatsächlich hatte ich meine erste Flugreise erst mit 17 zum Schüleraustausch nach Amerika.

Das hat mich an meinem Leben als Lehrerkind am meisten genervt

  • Dumme Sprüche und Vorurteile von anderen über Lehrerkinder.
  • Mein Vater hat sofort mitbekommen, wenn ich mal eine Stunde geschwänzt habe (obwohl er nicht an meiner Schule war).
  • Er kannte viele meiner Lehrer*innen persönlich (also auf einer anderen Ebene als Eltern sonst die Lehrerkräfte ihrer Kinder persönlich kennen).
  • Er hatte manchmal kein Verständnis, wenn ich etwas einfach nicht kapiert habe.
  • Mein Vater hat sich durchaus auch mit meinen Lehrer*innen angelegt, wenn er der Meinung war, dass etwas fachlich oder in der Bewertung nicht korrekt war.
  • Als Grundschullehrer war mein Vater fast jeden Nachmittag zu Hause und hat mich und meine Schwester genervt.
  • Bei uns zu Hause wurde immer sehr viel Wert auf ein ordentliche und sehr gerade Schrift gelegt. Ohne Hilfslinie auf weißem Papier schreiben? Niemals. Unterstreichen ohne Lineal? Absolutes No-Go.
  • Verschlafen? (Als Teenager gerne mal aus Absicht) Nicht mit dem Lehrerpapa! Der weckt zuverlässiger als jeder Wecker.
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Das fand ich als Lehrerkind super

  • Ich musste morgens nie mit dem Schulbus zur Schule fahren und konnte dadurch länger schlafen.
  • Auch am Nachmittag hatte ich oft einen persönlichen Shuttledienst nach Hause.
  • Ich konnte am Wochenende mit meinen Freund*innen in der Schulsporthalle spielen (wenn sie frei war).
  • Mein Vater hatte Verständnis, dass man nicht in allen Fächern gleich gut ist (auch wenn er keine Geduld hatte, mir bei meinen schwachen Fächern zu helfen).
  • Manche Konflikte konnte er von Kollege zu Kolleg*innen lösen.
  • Als Grundschullehrer war mein Vater fast jeden Nachmittag zuhause und war für mich und meine Schwester da.
  • Wir hatten viel gemeinsame Freizeit, da wir immer zusammen Ferien hatten.
  • Ich konnte mir in der Pause immer mal schnell Geld bei Papa leihen gehen, für eine Extra-Snackrunde am Schulkiosk oder bei der Bäckerei.

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Papa ruft an: Standleitung zum Lehrerkind

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Lieber Bauernsohn als Lehrerkind: Ein Heimatbuch

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Ich war übrigens nicht nur Lehrerkind, sondern auch ein echtes Dorfkind! Auch meine Jugend durfte ich auf dem Dorf verbringen. Decken sich meine Erfahrungen mit euren? Schreibt mir dazu gerne auf Facebook (nutzt die Suchfunktion zum Finden und Kommentieren der Artikel).

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Bildquelle: Getty Images/ golero

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