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Moritz Bleibtreu: "50:50 kann nicht funktionieren"

Aktuell könnt ihr Laura Tonke, Moritz Bleibtreu und Axel Stein in der Patchwork-Komödie "Alles Fifty Fifty" im Kino sehen. Wir haben die Schauspieler*innen zum Exklusivinterview getroffen und über Lügen unter Eltern, Beziehungen zu Expartner*innen und Mental Load gesprochen.

Alles fifty fitfy Interview
© Leonine Studios

Interview mit Laura Tonke & Moritz Bleibtreu zum Film "Alles Fifty Fifty"

Ist alles fifty fifty nicht die größte Lüge beim Elternsein?

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Laura Tonke (spielt Mutter Marion): Es ist doch so, oder? Darum geht es ja in dem Film, dass es die komplette Lüge ist. Es geht darum, dass wir an dieser Lüge festhalten und der Wahrheit nicht ins Auge blicken wollen, bis sie ganz deutlich vor uns steht. Wir merken, dass wir beide nicht wissen, dass unser Kind nicht schwimmen kann. Dann müssen wir dem in die Augen gucken und Dinge angehen. Das ist ja auch ein Teil des Films, den ich interessant finde: Man will das Kind nicht verärgern und ist deswegen nicht konsequent. Deswegen verbietet man das Handy am Tisch nicht, oder die Cola abends. Weil man denkt: Ich habe jetzt die Kraft für diese Auseinandersetzung, diesen Streit, nicht.

Das ist ja genau das, was denen die letzten sechs Jahre passiert ist. Keiner will eigentlich die Auseinandersetzung. Beide wollen der bessere Elternteil sein. Meine Figur Marion hat sicher den Anspruch, die bessere Mutter sein zu wollen. Sie macht sich aber nicht klar, dass das vielleicht sogar der falsche Weg ist.

Moritz Bleibtreu (spielt Vater Andi): Gleichzeitig verlieren sich die beiden dabei auch aus den Augen. Das ist, glaube ich, auch ein ganz entscheidender Aspekt. Ich denke, es ist unheimlich schwer, wenn man in einer getrennten Beziehung ist, wo das Kind, das meistens bei der Mutter lebt, eine aufrechte, authentische und gute Beziehung zum Kind aufzubauen, wenn es nicht auch eine gute Beziehung zur Mutter gibt.

Ich halte das für beinahe unmöglich, dass man sagt, ich führe in der getrennten Beziehung eine gute Beziehung zu meinem Kind, habe aber keine Beziehung zu der Frau. Da entsteht ja auch ganz viel von dem, was Laura gesagt hat. Die beiden reden nicht mehr über ihr gemeinsames Kind. Wenn sie das täten, dann würde ihnen ja sehr schnell auffallen, dass das Kind nicht schwimmen kann. Das legt der Film ja auch nahe, in dem Moment, wo die beiden sich zum ersten Mal wieder wahrnehmen, verändern sich Dinge.

Verteilung von Care Arbeit und Mental Load

Die fifty fifty-Aufteilung ist aber nicht nur in getrennten Beziehungen ein Dauerthema. Das beschäftigt doch alle Eltern.

Laura: Das ist auf jeden Fall ein riesiges Thema und es ist ja auch gerade in aller Munde. Es geht um Ungleichgewicht, Ungerechtigkeit, Mental Load. Ich finde das schon interessant, weil mir selber lange Zeit nicht bewusst war, dass ich unter meinem eigenen Mental Load tatsächlich sehr leide. Weil ich mich sehr verantwortlich fühle. Ein sehr guter Freund hat dann gesagt: „Dann besorg doch ein halbes Jahr lang mal keine Geschenke für die Kindergeburtstage von anderen Kindern. Lass es doch einfach mal gehen.”

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Da merke ich dann meinen eigenen Anspruch, dass ich das kaum aushalte, bzw. dass ich dann nicht mit dem einverstanden bin, was da als Geschenk besorgt wird. Ich habe noch ein anderes Beispiel: Der selbst gebastelte Adventskalender, der bei mir zuletzt riesige Ausmaße angenommen hat.

Moritz: Der muss ja auch immer geiler sein als der aus dem Vorjahr.

Laura: Ja, natürlich. Der letzte waren dann 24 Fledermäuse, alle mit verschiedenen Gesichtern, verschiedenen Körpern. Es ist ein riesiges Projekt geworden, an dem ich bis morgens um 4 Uhr saß. Als ich das aufgehängt habe, habe ich gemerkt: Eigentlich kann ich nicht mehr. Ich muss drehen, ich muss Texte lernen, ich kann nicht mehr. Und mein Kind sagte dann letztlich: „Mama, ich will dich nicht verletzen. Ich weiß, dass du das sehr schön findest, aber ich hätte lieber einen Playmobil-Kalender.“

Das Ding war aber, dass er den auch im nächsten Jahr nicht bekommen hat, weil ich nicht die Mutter sein will, die ihm einen Playmobil-Kalender kauft.

50:50 in hochkomplexen, emotionalen Geschichten

Moritz: Wenn wir da jetzt auf fifty fifty zurückkommen: Es ist ja schon absurd, überhaupt Zahlen in die Nähe einer derart hochkomplexen emotionalen Geschichte bringen zu wollen. (Er blickt zu Laura) Wenn ich sage, ich gebe mir Mühe ein Verhältnis mit Zahlen auszurechnen, 50:50, um etwas zu beschreiben, wo es um alles andere als ausrechenbare Zahlen geht, das ist doch schon ein Widerspruch in sich. Wie will ich das jemals ausrechnen?

Es ist, wie du sagst, Thema Mental Load. Der eine hat dies, die andere das. In sechs Monaten ist wieder alles anders, gestern war es anders, als es morgen ist. Wenn man da anfängt auszurechnen, wo da 50:50 liegt, das kann doch gar nicht funktionieren. Man muss auf die Gegebenheiten reagieren, die da sind.

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Laura: Bei mir war das schon so, dass wir zeitlich versucht haben, 50:50 hinzukriegen. Das hat teilweise schon geholfen, um es mal klar zu kriegen.

Es hat ja auch jede*r andere Kompetenzen. Und man sitzt ja auch nicht mit einem Taschenrechner da und überprüft das. Ein nicht ganz ernst gemeinter Tipp: Mehrere Kinder helfen auch. Dann hat man zwar mehr Mental Load, aber immerhin auch weniger Zeit, Adventskalender zu basteln.

Laura: Bei mir liegt es aber auch daran, dass ich mich nicht von anderen Müttern bewerten lassen möchte. Wir haben in Deutschland eine große Vergangenheit beim Thema der guten Mutter.

Aber deine Figur Marion ist genau da ja auch so spannend. Weil sie ein ganz großes Thema mit gut genug hat. An sich ist das ja ein Lebensthema, da einen Weg für sich zu finden, da mit sich selbst umzugehen und zu sagen: Ich bin gut genug.

Laura: Oder für sich selbst zu verstehen, was ist eigentlich gut genug? Ich habe gemerkt, der Adventskalender hat mich so gestresst, dass ich am nächsten Tag müde und erschöpft war. Da habe ich natürlich gedacht: Braucht das Kind nicht eher eine ausgeruhte Mutter und vielleicht doch den Playmobil-Kalender?

Interview mit Axel Stein zu "Alles Fifty Fifty"

Axel, welches T-Shirt war dein Highlight?

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Axel Stein: Mein Highlight war natürlich der bellende Wolf. Wir haben da vor Drehbeginn vieles ausprobiert, auch Batik. Aber das war es alles irgendwie nicht. Unsere Kostümbildnerin Anisha hat dann den Wolf ausgepackt und da wussten wir: “Das ist es”. Das ist sehr, sehr laut. Aber es sagt auch sehr, sehr viel aus.

Und es passt ja auch so gut, weil Wölfe auch eher Einzelgänger sind und deine Figur zwar Familie hat, aber auch einsam ist. Ich finde das ein ganz wichtiges Thema, dass man, auch wenn man Menschen um sich hat, einsam sein kann. Wieso reden wir so wenig darüber?

Mir tut das total leid. Ich möchte nicht einsam sein und ich bin es auch nicht. Ich rede ganz viel darüber, damit das auch nicht so ist. Ich kann nur allen Leuten raten, sich zu öffnen, Menschen zu suchen, die einem vielleicht helfen oder die ausgebildet sind für solche Situationen, um da wieder herauszukommen.

Jens lässt seinen Kindern sehr viel Spielraum. Wann ist denn der Freiraum dann doch ein bisschen groß und man müsste mal gucken?

Das Schöne ist gerade im Kontrast zu den anderen beiden (gemeint sind Marion und Andi, die Hauptfiguren im Film) zu sehen, dass Jens seinen Kindern wirklich vertraut. Ich finde das großartig. Als Kind war ich auch den ganzen Tag im Wald. Meine Eltern wussten nicht, wo ich bin, und mir hat es echt gutgetan. Natürlich bin ich auch mal vom Baum gefallen und hab mir wehgetan. Aber das sind Erfahrungen, die Kinder machen müssen. Ab einem gewissen Alter, wenn man sieht, dass die Kinder schon relativ selbstständig sind, muss man auch loslassen.

Jens teilt sich die Erziehung nicht fifty fifty, weil er alles allein macht. Hast du einen Tipp, wie Alleinerziehende mehr entlastet werden können?

Das ist ein schwieriges Thema, ich bin ja kein Erziehungsratgeber. Jens hat natürlich immer noch seine Mutter. Die macht ihm teilweise das Leben noch schwerer, als es ohnehin schon ist. Weil sie immer noch mal Sachen ausspricht, die schon zwei Jahre her sind, aber immer noch wehtun, um ihm das noch mal vor Augen zu halten. Auf der anderen Seite sieht man aber, dass seine Mutter ihn auch unterstützt in gewissen Dingen.

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Ich kann leider keine guten Tipps geben, was eine alleinerziehende Mutter angeht. Ich bin ein Kämpfer und ich glaube, es geht schon immer irgendwie weiter, ich glaube daran, dass alles einen Sinn hat und dass man sich mit jeder Aufgabe, die man gestellt bekommt, weiterentwickeln kann. Das ist das Einzige, was ich gerade sagen kann, um den Leuten Mut zu machen: Nicht aufzugeben. Gerade für Kinder. Die sind das größte Gut, was wir haben. Deswegen lohnt es sich, weiterzumachen, zu kämpfen. Es wird sich alles lohnen.

Noch eine ähnlich, inhaltlich schwierige Frage: „Das Größte, was wir im Leben lernen können, ist zu lieben“, heißt es an einer Stelle im Film. Wie lernen wir das denn am besten?

Wie lernen wir es zu lieben? Das muss erst mal jeder für sich selber herausfinden, was Liebe ist. Der eine liebt sein Auto, der andere liebt seine Kinder, der nächste sein Haus. Liebe ist so umfangreich und kann alles sein. Das ist jetzt wirklich sehr pauschal gesagt, aber ich glaube, genau das ist es.

Was ist denn für dich der ultimativ beste Tipp in Sachen Kindererziehung?  

Ich denke, es braucht eine gute Mischung aus Vertrauen und Freiheit und Loslassen. Das ist ein ganz seltsamer Cocktail, weil wir alle sehr kontrolliert sind und in unserer schnelllebigen Zeit wissen wollen, wo alle sind. Man will auch immer erreichbar sein. Ich glaube, man muss sich von dem ein bisschen distanzieren und mehr zulassen.

Und so fanden wir den Film "Alls Fifty Fifty"

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