Sie lacht uns jetzt wieder aus den Supermarkt-Regalen an: die rote, gesunde Lieblingsfrucht des Sommers. Moment, des Sommers? Warum gibt es Erdbeeren denn jetzt schon wieder im Supermarkt? Die frühen Erdbeeren, die ihr aktuell kaufen könnt, sind größtenteils aus Spanien. Warum das ein großes Problem ist, das uns alle angeht.
Früherdbeeren werden importiert und schaden einer ganzen Region
Was wir hier als leckere Erdbeerfrüchte schon im März kaufen konnten, macht im Ursprungsland mächtig Probleme: Die Früherdbeeren werden größtenteils aus Spanien, teilweise auch aus Marokko und Ägypten importiert. Was haben diese Länder gemeinsam? Sie sind eher trocken. Und was benötigen Erdbeeren zum Wachsen? Sehr viel Wasser. Also müssen diese Länder extrem bewässert werden. Doch Wasser ist in jenen Ländern sehr knapp und es müssen immer tiefere Brunnen gegraben werden, damit man an das wertvolle Grundwasser kommt.
Sehr groß ist der Schaden vor allem in einer bestimmten Region im Südwesten: In Huelva wuchsen einst enorme Pinien, doch die Pinienwälder wurden zugunsten des Erdbeeranbaus abgeholzt. Dort entstand eine der trockensten Regionen Europas und das Wasser reicht nicht mehr aus, um die durstigen Früchte groß und saftig wachsen zu lassen. Laut WWF sind viele der Brunnen illegal. Und das nur, weil wir in Mitteleuropa so gern schon ab Februar wieder die leckeren Früchte essen möchten.
Sobald es Sommer wird, ist wieder die Zeit für viele Obstsorten. Im Video haben wir eine Idee, wie ihr daraus leckere Fruchtspieße machen könnt:
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Einstiges UNESCO-Weltkulturerbe & Lebensraum vieler Arten in Gefahr
Im Nationalpark Coto de Doñana wird Wasser immer knapper. Er ist eigentlich Spaniens wichtigstes Feuchtgebiet, Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und damit UNESCO-Weltkulturerbe. Durch die vielen illegalen tiefen Brunnen, die für den Erdbeeranbau gegraben werden, sinkt der Grundwasserspiegel in der Region. Damit ist der Lebensraum von Millionen von Vögeln, Zugvögeln und Tieren wie z. B. dem iberischen Luchs bedroht.
Wer im Frühjahr Erdbeeren kauft, unterstützt Raubbau an der Natur
Man muss es so radikal sagen, wie es ist: Wenn wir im Frühjahr schon diese Erdbeeren aus Spanien, Marokko oder Ägypten kaufen, dann finanzieren wir dieses gesamte System. Zumal die Früchte aus den außer-europäischen Ländern auch noch mit dem Flugzeug zu uns gebracht werden müssen, was ihren ökologischen Fußabdruck nochmal vergrößert. Mit unserem Konsum können wir das beeinflussen. Daher sollten wir uns gut überlegen, ob wir nicht bis Ende Mai/Anfang Juni warten können, wo es hierzulande die ersten Freilanderdbeeren gibt.
Öko-Test rät generell von Erdbeeren im Frühjahr ab
Wenn es nach der Verbraucherzeitschrift geht, dann sollten wir gar keine importierten Erdbeeren das ganze Jahr über kaufen. Wer nachhaltig und gesund konsumieren möchte, der sollte laut Öko-Test in der Hauptsaison ab Juni Bio-Erdbeeren aus der Region kaufen. Ein weiteres Problem bei Früherdbeeren ist auch die Pestizidbelastung. Im Frühjahr 2023 verglich das Magazin 14 Erdbeerpackungen, von denen 13 aus der besagten spanischen Huelva-Region kamen und eine aus Ägypten. Einige davon enthielten einen hohen Anteil Pestizide, vor allem jene Produkte von Norma oder Aldi Süd. Nachlesen könnt ihr den detaillierten Vergleich zu Früherdbeeren bei Öko-Test, die Ergebnisse könnt ihr euch als E-Paper herunterladen.
Viele Menschen denken nur an ihren Genuss
Ich hab mich immer schon gefragt, warum das sein muss, dass im Januar eine Erdbeere auf meinem Eisteller als Dekoration liegt? Die Erntezeit für die leckeren Früchte ist Juni bis Juli. Dann schmecken Erdbeeren auch am besten. Wenn sich viele von uns schon an den natürlichen Erntekalender halten würden, hätten wir nicht diese Umweltprobleme mit importieren Erdbeeren. Aber ich kenne leider auch einige Familien, die sich darüber nicht im Klaren sind, was es bedeutet, wenn ich im Februar oder März Erdbeeren hierzulande kaufe. Die negativen Folgen sind eben nicht hier bei uns vor der Haustür direkt spürbar, sondern weit weg. Das kann man gut verdrängen. Ausbaden müssen es die Menschen und die Umwelt in den Herkunftsländern.
Ich liebe die süßen Früchte auch über alles, aber kann ich deswegen akzeptieren, dass die Natur und der Lebensraum vieler Tiere und Menschen dafür zerstört wird? Guten Gewissens kann ich das nicht, also erkläre ich meinem Kind, dass wir jetzt noch keine Erdbeeren kaufen, weil die um diese Zeit hier noch nicht wachsen und ich erkläre ihr den Zusammenhang mit der Natur. Das bedeutet vielleicht kurzen Frust, aber auf lange Sicht wird sie es irgendwann verstehen.
Quellen: Öko-Test, Utopia, WWF Deutschland
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