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Exklusiv-Interview

Von Arschbrüsten, Herzmomenten und Pink Ribbon: Pia Krüger im Interview

Blonde Frau lächelt in die Kamera
© Pia Krüger

Statistisch gesehen erkrankt jede achte Frau in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Jedes Jahr erhalten mehr als 70.000 Frauen die Diagnose, teils auch in jungen Jahren. Pias Schwester Manja ist eine davon. Leider verliert sie den Kampf gegen den Krebs. Am Sterbebett verspricht Pia ihrer Schwester "nicht am gleichen Scheiß zu sterben" und testet sich daraufhin auf das Brustkrebs-Gen BRCA-1. Im Interview erzählt sie uns von der Gefühlsachterbahn nach der Diagnose und wie sie, dank Pink Ribbon, andere Betroffene auf ihrem Weg unterstützt.

Pink Ribbon Deutschland verantwortet jedes Jahr vielbeachtete Kommunikationskampagnen, um auf die Wichtigkeit der Früherkennung von Brustkrebs aufmerksam zu machen. Die Initiative hat viele prominente Unterstützerinnen und schafft außerdem Aufmerksamkeit durch die breastcare App, Botschafterinnen und Mutmacherinnen, Events, Bewegungsangebote, kostenfreie Seminare für Unternehmen zum Thema Brustkrebsvorsorge u.v.m.

Brustkrebs ist in Pia Krüger's Familie ein großes Thema. Ihre Großmutter stirbt an Krebs, ihre Mutter erkrankt mit 39 Jahren an Brustkrebs und ihre Schwester stirbt mit 32 daran. Als Pia erfährt, dass auch sie das Brustkrebs-Gen BRCA-1 in sich trägt, entscheidet sie sich kurzerhand, sich die Brüste abnehmen zu lassen.

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Was hat die Diagnose, BRCA-1 Genträgerin zu sein, in dir ausgelöst?

"Als ich [...] die Diagnose bekommen habe, fühlte es sich so an, als würde ich in einer Gefühlsachterbahn sitzen. Ohne Sicherheitsgurt und ich bin einfach im freien Fall. Ich hatte viele, viele Gedanken in mir und große Panik. Ich hatte auf dem Sterbebett meiner Schwester versprochen, mich zu kümmern, gesund zu bleiben, denn sie sagte: "Du musst mir ein was versprechen, stirb nicht an demselben Scheiß. Mach den Gentest." Nach der Diagnose begann das Gedankenkarusell … ist meine Tochter in Gefahr? Der Sohn meiner Schwester? Weitere Kinder? Sterbe ich auch?"

Wie fühlte sich die Entscheidung, dir vorsorglich die Brüste entfernen zu lassen, für dich an?

"Tatsächlich war das für mich die einzige Möglichkeit, wo ich das Gefühl hatte, ich kann mein Versprechen gegenüber meiner Schwester halten. Ich muss jedoch gestehen, dass ich diese Entscheidung in völliger Panik getroffen habe. Ich wusste nur, die Brust muss weg, aber für mich war auch klar, nicht auf eine Brust verzichten zu wollen. Die einzigen Optionen, die mir damals genannt wurden, waren komplette Abnahme oder Silikon. Ich war damals 25 Jahre, stillte noch und ich habe mit meiner Brust so viele Herzensmomente mit meiner Tochter verbunden. Also wurde es Silikon. Leider war das für mich nicht die ideale Lösung, weshalb ich später zu Dr. Mario Marx kam. Der all meine Gefühle auffing, mir zuhörte und letztendlich aus Eigengewebe mir Brüste baute."

Du hast ein Buch über diese Zeit geschrieben – "Mama stimmt's, du hast Arschbrüste". Was hat es mit dem Titel auf sich?

"Der Titel ist durch meine große Tochter Emma entstanden. Ich wollte sie aus der Kita abholen, also ging ich auf den Hof, wo alle Kinder draußen spielten. Es waren viele Eltern schon da und auf einmal rief meine Tochter über den ganzen Platz :"Mama stimmt's, du hast Arschbrüste?" Die Blicke der anderen Eltern waren legendär! Und obwohl ich nie von Arschbrüsten sprach, sondern erklärte, ich habe den Po in der Brust, machte meine Tochter Arschbrüste daraus ... und fertig war der Buchtitel."

Ist das ein Thema, was du mit deinen Kindern offen besprichst? 

"Ich habe im Vorfeld viel darüber nachgedacht, wie offen ich das tatsächlich mit meiner Tochter beziehungsweise mit meinen Töchtern besprechen möchte. Zwar war relativ schnell klar, dass ich das ganz offen kommunizieren möchte. Das liegt vielleicht daran, dass, als meine Mama an Brustkrebs erkrankte, die Kommunikation damals eine ganz andere war. Und ich wollte das so gut wie es geht irgendwie vermeiden. Natürlich immer altersgerecht, also meine Emma ist jetzt mittlerweile 11 Jahre alt. Sie versteht die Hintergründe ganz anders: was ist das Gen, warum hat Oma nur noch eine Brust, warum ist ihre Tante auf dem Friedhof zu besuchen. Emma versteht natürlich diese ganzen Dinge noch mal ganz anders als Leni. Leni ist jetzt 6 Jahre alt, aber ich habe immer schon erklärt warum Mamas Brust anders ist, warum Mama im Krankenhaus liegt, warum Mama Narben hat und meine Leni meinte mal:

Mama, das sind keine Narben, das sind nur Reißverschlüsse und dahinter ist viel Liebe.
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Wie groß ist deine Sorge, dass deine Mädchen ebenfalls das Gen in sich tragen?

"Meine Angst dazu ist riesig. Ich wollte eigentlich nach dem Gentest kein weiteres Kind. Ich hatte so viel Angst in mir ... Aber letztendlich sind Emma und Leni das größte Geschenk. Meine Mama beispielsweise machte sich große Vorwürfe, als mein Genergebnis kam, aber ich sagte zu ihr: "Was wäre die Alternative? Wenn ich nicht da wäre?"
Die Perspektive zeigt es, denke ich, ganz gut. Ich bin für jeden Tag auf dieser Welt dankbar. Ich weiß nicht, ob meine Kinder es vererbt bekommen haben. Aber sollten sie das Gen haben, stehe ich ihnen bei. Ich halte ihre Hand und wir gehen gemeinsam los. Dafür spreche ich offen mit ihnen und bin auch das beste Beispiel, dass man auch mit einer Gendiagnose seine Träume leben und so viel Spaß haben kann."

Du bist ein Teil von Pink Ribbon. Was ist deine Aufgabe in dem Projekt?

"Aktuell darf ich bereits seit 2022 das Pink Kids Camp anbieten. Das heißt, Jugendliche im Alter von 14 - 18 Jahren, deren Mama erkrankt ist/war, dürfen an einem kostenfreien erlebnispädagogischen Programm teilnehmen. Gemeinsam mit unserem Kooperationspartner Outward Bound gestalten wir eine wundervolle Zeit. Mit vielen Abenteuern. Es ist so bewegend, beeindruckend, Mut machend und vor allem das Sinnstiftendste, was es gibt. Noch haben wir übrigens Plätze frei. Anmeldungen unter pia@pink-kids.de "

Eine Gruppe von Jugendlichen beim Pink Ribbon Kids Camp umarmt sich
Pink Ribbon Kids Camp (© Pink Ribbon)

Wie geht es für dich weiter? Wie blickst du in die Zukunft?

Ich blicke voller Vorfreude und Optimismus in die Zukunft. Ich lebe mein Leben nach all den Rückschlägen bewusster. Ich habe mir zum Beispiel bewusst angesehen, welche Menschen mir in meinem Leben wirklich guttun. Mein Ziel ist es, Menschen zu bewegen, einzuladen, zu ermutigen und vielleicht auch etwas zu inspirieren. Auch das ganz viele vom Pink Kids Camp erfahren und dort eine tolle Zeit verbringen können. Ja und ich bin mir sicher, mir fallen noch viele weitere Dinge ein.

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Es geht im Leben nicht um das schickeste Auto, das tollste Kleid … Es geht immer nur um Liebe. Tu alles in Liebe, tu Gutes, ärgere dich nicht zu lange und genieße dieses Leben – es ist immer ein Geschenk.
Botschaft von Pia's Schwester Manja

Am Weltfrauentag, dem 08. März, startet Pink Ribbon die Kampagne "SCAN TO TAKE CARE" zur Früherkennung von Brustkrebs. Diese Initiative lädt Frauen zum Scannen von QR-Codes ein und ermutigt sie zum Herunterladen der kostenlosen breastcare App.

Dafür wurden prominente Persönlichkeiten, Sportlerinnen oder Verkäuferinnen großer Filialketten gebeten, am Internationalen Frauentag einen pinken QR-Code auf ihrer Brust zu tragen. Wer diesen mit dem Handy scannt, gelangt zur kostenlosen breastcare App der gemeinnützigen Organisation.

Die App informiert nicht nur über Präventionsangebote, sondern ermutigt Frauen auch, ihre Vorsorge in die eigene Hand zu nehmen und ein neues Bewusstsein für ihre Brust zu erlangen. Denn je früher Brustkrebs erkannt wird – sei es durch Selbstabtastung oder durch den "Scan" beim Arzt – desto größer sind in den meisten Fällen die Heilungschancen.

Qr Code Scan to take care
QR Code breastcare App (© Pink Ribbon)

Prominente Botschafterinnen wie Tanja Bülter, Vanessa Eichholz, Regina Halmich, Franziska Knuppe, Frauke Ludowig, Sylvie Meis, Silvia Neid, Nicole Staudinger, Diana zur Löwen und die Hahnertwins unterstützen die Aktion  

Brustkrebs ist bei früher Erkennung in den meisten Fällen heilbar. Welche Ursachen überhaupt zu Brustkrebs führen können und bei welchen Symptomen ihr besser einen Arzt aufsucht, erfahrt ihr im Video. 

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