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Pubertät

10 typische Teenie-Konflikte und wie Sie damit umgehen

Teeniekonflikte

Wenn Sie einen pubertierenden Jugendlichen zu Hause haben, sind Konflikte an der Tagesordnung. Wir haben Lösungsansätze für Sie zusammengestellt.

Die ewigen Debatten ums Ausgehen, das Outfit oder über Schulprobleme können schon zermürben, vor allem wenn das von Hormonschüben geplagte Gegenüber launisch, zickig und so gar nicht kompromissbereit ist. Die Pubertät ist schwierig - vor allem für die Eltern. Sie empfinden es oft als Beweis ihres eigenen erzieherischen Scheiterns, wenn auf einmal mühsam anerzogene Verhaltensweisen vom Nachwuchs kurzerhand über Bord geworfen werden. Damit Sie von den Ausrastern Ihres Homo pubertensis nicht in den Wahnsinn getrieben werden, haben wir für Sie zehn typische Situationen mit Lösungsansätzen zusammengestellt.

Reden? Kein Bock!

Anton, 14, ist wortkarg geworden. Fragen werden nur noch mit demonstrativem Augenrollen in knappen Sätzen beantwortet. Tipps für Eltern mit Kindern, die auf Konfrontationskurs sind.

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Anton (14) ist auf dem Weg zur Tür: „Tschüs, ich geh jetzt!“. Seine Mutter: „Wohin gehst Du?“ Anton, genervt die Kopfhörer aus den Ohren pulend: „Zu Freunden.“ Mutter: „Was für Freunde?“ Anton: „Kennst Du eh nicht!“ „Du bist bitte zum Abendessen wieder da!“ „Jaaa, wenn's sein muss. Kann ich jetzt endlich gehen?“
Nina (13): „Ich geh jetzt in die Stadt.“ Ihr Vater: „He, warte mal. Hast Du für Deine Englischschulaufgabe morgen gelernt?“ Nina: „Ja, ja.“ Vater: „Wie läuft‘s denn überhaupt so in der Schule?“ Nina: “Geht schon.” Vater: „Was heißt geht schon? Geht’s auch etwas konkreter?“ Nina: „Wieso willst Du das überhaupt wissen? Tu doch nicht so, als würdest Du Dich für mich interessieren!“, schreit Nina und schlägt die Haustür hinter sich zu.
So oder so ähnlich laufen die typischen Gespräche mit Teenagern ab. Entweder wortkarg und trotzig, gepaart mit demonstrativem Augenrollen, das signalisiert „Bist Du endlich fertig?“. Oder voll auf Konfrontationskurs, mit einer erschreckenden Portion Aggressivität, Gemotze und dem unbedingten Willen zur Provokation, um dann in einer 180-Grad-Kehrtwende in abgrundtiefes Selbstmitleid zu verfallen: „Ihr-interessiert-Euch-nicht-für-mich-dann-verreck-ich-halt!“

Lösungsvorschlag

Die Pubertät ist ein wilder Drahtseilakt, mit seelischem Ungleichgewicht über die Wogen der Hormonschübe. Das einzige Auffangnetz, das Eltern bieten können ist das der, zugegeben schwierigen, Kommunikation. Wichtig ist, immer das Interesse an den aktuellen Themen im Leben Ihres Kindes behalten, auch wenn sie Eltern oft nicht so wichtig erscheinen, man erst mal zurückgewiesen oder sogar provoziert wird. Seien es Daddelspiele auf dem Computer oder Social Media-Portale, das Outfit oder die blöde beste Freundin.
Beweisen Sie Geduld und Ausdauer, entwickeln Sie eine Sensibilität für die richtigen Momente, wann und wie Sie fragen dürfen und hören Sie zu. Gute Gespräche zwischen Eltern und Kindern laufen in dieser Zeit oft eher nebenbei, beim Einkaufen oder im Auto. Auch vor dem Schlafengehen kann eine gute Gelegenheit zum Reden sein, wenn das Kind schon im Bett liegt und der Druck des Tages abfällt. Dennoch, versuchen Sie auf keinen Fall, sich mit Ihren Kindern auf die gleiche Stufe zu begeben. Interesse heißt nicht, dass Sie alles toll finden müssen, was Teenies mögen. Das ist unglaubwürdig.
Lassen Sie ihren Heranwachsenden auch ihre Privatsphäre, halten Sie die Balance zwischen Neugier und taktvoller Zurückhaltung.

Schule: Alles andere ist wichtiger!

Maike, 14, findet alles andere wichtiger als die Schule. Ihre Eltern machen sich große Sorge und überlegen, was sie tun können.

Früher war Maike eine gute Schülerin, doch seit ihrem 14. Geburtstag scheint alles andere wichtiger zu sein als Schule: Schminken, Klamotten, Partys, mit Freundinnen treffen, stundenlanges Telefonieren, Verliebtsein … Wer kann sich schon auf Hausaufgaben konzentrieren, wenn einen der erste Kuss viel mehr beschäftigt. Außerdem: Wer will denn gute Noten? Streber sind uncool! Doch nach dem Zwischenzeugnis mit zwei Fünfern in den Hauptfächern heißt es: Versetzung gefährdet. Maikes Eltern machen sich große Sorgen. Was hilft? Nachhilfe? Internat? Verbote?

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Lösungsvorschlag

Die meisten Jugendlichen haben heute längst verstanden, wie wichtig die schulische Ausbildung für ihren späteren Lebensweg ist. Vorwürfe und Prophezeiungen à la „Dann wirst Du eben Pizzakurier“ sind kontraproduktiv. Auch wenn es für viele Eltern keine Option ist: Leistungseinbrüche, geringe Motivation in Schulangelegenheiten und Klassenwiederholungen sind in der Pubertät normal und an der Tagesordnung. Natürlich sollen Sie nicht zulassen, dass Ihr Kind in der Schule scheitert. Aber besser als Vorhaltungen und Verbote ist, wenn Eltern Ihren Kindern ein Grundvertrauen schenken. Ein „Du wirst das schon machen“ ist ermutigend, gibt Selbstvertrauen und stärkt das Verantwortungsgefühl. Nachhilfe kann sicher helfen, Wunder sollten Sie aber nicht erwarten. Vielleicht können auch ältere Geschwister, eigene oder von Freunden helfen? Oft können diese auch eine gewisse Vorbildfunktion übernehmen.
Ein Internat kann ein, wenn auch kostspieliger, Ausweg sein. Dort ist man pubertierende Schüler gewohnt und pädagogisch darauf eingerichtet. Letztlich ist es aber auch keine Schande, einmal eine Klasse zu wiederholen!

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Liebe, Sex und andere Peinlichkeiten

Valerie, 17, hat seit seit kurzem einen neuen Freund. Ihre Mutter will mit ihr über das Thema Verhütung sprechen. Valerie hat keine Lust.

Valerie ist 17 und hat seit einem halben Jahr ihren ersten festen Freund. Ihre Mutter weiß Bescheid und macht öfters Versuche, Themen wie Verhütung und Sex anzusprechen. Doch Valerie blockt ab, sie hat einfach keine Lust, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen: „Ich war vor ein paar Wochen zum ersten Mal beim Frauenarzt und habe mir die Pille verschreiben lassen – einfach mal vorsichtshalber. Ich war allein dort, ohne meinen Freund. Schließlich bin ich aufgeklärt und alt genug. Ich will mit meiner Mutter nicht über alles reden, auch wenn ich’s könnte. Mir ist das einfach unangenehm.“ Valeries Mutter sieht das nicht ganz so entspannt. Wenn ihre Tochter nicht mit ihr spricht, woher soll sie wissen, ob Valerie wirklich in Sachen Verhütung Bescheid weiß?

Lösungsvorschlag

Im Grunde ist Valeries Mutter sehr mutig. Denn vielen Eltern ist es eher unangenehm, so heikle Themen mit ihren heranwachsenden Kindern zu besprechen. Sie befürchten, dabei auch mit Ihren Kindern über deren Intimleben und Sexualität reden zu müssen. Dabei muss das Gespräch nicht ins Persönliche abgleiten, kurze und sachliche Antworten sind meist ausreichend. Zudem ist es trotz Aufklärungsunterricht in der Schule durchaus sinnvoll, mit Teenagern schon vor der ersten Liebe über Geschlechtskrankheiten, Pornographie und auch über Verhütung zu sprechen. Gerade zu diesem Thema gibt es häufig noch sehr viel Unwissen. Dennoch muss Valeries Mutter ihrer in diesem Fall einen Vertrauensvorschuss gewähren. Und statt einem Gespräch ihrer Tochter eine Broschüre zum Thema geben – auch das ist vielleicht eine peinliche Situation. Aber Valerie kann dann selbst entscheiden, ob, wie und wann sie einen Blick hineinwirft. Meistens siegt dann doch die Neugier.
Grundsätzlich müssen sich Eltern nicht verbiegen, wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr Kind noch zu jung für Sex oder Übernachtungsbesuche ist. Dann sagen sie das ruhig. Aber geben sie ihrem Kind auch die Chance, den eigenen Standpunkt zu erklären. Das Wichtigste ist eigentlich, seinen Kindern immer ein offenes Ohr zu bieten und zu signalisieren, dass sie, egal mit welchem Problem zu Ihnen kommen können.

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Alkohol und Rauchen: der erste große Rausch

Jan, 17 Jahre, trinkt mit seiner Clique gerne Alcopops und raucht. Seit dem letzten großen Rausch sind Jans Eltern ziemlich besorgt.

Der 17-jährige Jan fährt am Wochenende mit seiner Clique abends gern in die Stadt. Sie sitzen auf Parkbänken, trinken Bier oder Alcopops und rauchen. Rauchen und Alkohol trinken ist cool, erwachsen und macht sexy. Normalerweise übertreiben sie es auch nicht. Eines Abends bringt einer der Jungs einen Schnaps mit. Jan kommt sturzbetrunken und nach Rauch stinkend nach Hause. Seine Eltern sind entsetzt. Jan ist doch sonst verhältnismäßig vernünftig, müssen sie sich jetzt Sorgen machen? Was haben sie nur falsch gemacht und wie sollen sie sich jetzt Jan gegenüber verhalten? Ihm Hausarrest geben, die Ausflüge mit seinen Freunden, den Alkohol und das Rauchen verbieten? Oder lieber mal ein Auge zudrücken, schließlich kann sich fast jeder selbst noch an den ersten Rausch erinnern. Ist der nicht schon Strafe genug?

Lösungsvorschlag

Machen Sie kein Drama daraus! Eltern, die Rauchen oder Alkohol verbieten sind uncool und ernten meist nur Trotz und eine Jetzt-erst-recht-Einstellung. Die Pubertät ist nun mal die Zeit des Sturm und Drang, des Ausprobierens, des Testens und Verschiebens eigener Grenzen und jener der Eltern. Und dabei dürfen Jugendliche eben auch mal auf die Nase fallen. Nehmen Sie es mit Gelassenheit: Nur weil Ihr Kind einmal betrunken und nach Rauch stinkend nach Hause kommt, ist es weder Alkoholiker noch Kettenraucher. Zeigen Sie erst mal Verständnis und sprechen Sie am nächsten Tag in Ruhe darüber. Dann können Sie auch strikt sein und fordern: Das kommt so nicht mehr vor! Halten Sie sich mit Vorwürfen zurück, Sie werden sehen: Mit kühlem Kopf und vernünftigen Argumenten kommen Sie weiter. Schließlich ist dem Halbwüchsigen die Situation, vor den Eltern betrunken zu sein, schon unangenehm genug. Was das Suchtverhalten und die Anfälligkeit für Zigaretten und Alkohol angeht, sollten Sie schon vor der Pubertät den Grundstein in der Erziehung legen. Zu einem Zeitpunkt, wenn Alkohol und Rauchen von Kindern noch abgelehnt wird, weil es eklig schmeckt und riecht. Wenn Sie Ihr Kind zum selbstbewussten Menschen erzogen haben, wird es sich später da draußen nicht gleich jedem Gruppendruck beugen. Sie können ohnehin nicht kontrollieren, wie Ihr Kind in der Öffentlichkeit oder auf Partys mit Alkohol umgeht.

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Appellieren Sie an den Menschenverstand: Alkohol ist ein Genussmittel, soll nicht ständig und immer in Maßen zu sich genommen werden. Damit zeigen Sie, dass Sie Ihren angehenden Erwachsenen mit seinen Fehlern und Problemen für voll nehmen, aber auch, dass er in der Lage sein sollte, sein Handeln und die Folgen abzuschätzen.

Pünktlichkeit ist was für Spießer!

Lucia, 12, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Aus dem Kind ist ein kratzbürstiges, launisches Pubertätsmonster geworden, das sich nicht mehr an Vereinbarungen hält.

Lucias Mutter ist am verzweifeln. Was ist bloß aus ihrer süßen, anschmiegsamen 12-jährigen Tochter geworden? Seit ein paar Wochen ist es, als wäre ihr Kind durch ein kratzbürstiges, launisches und zickiges Monster ersetzt worden, das sich an keine Vereinbarungen und Regeln mehr hält und bei jeder Gelegenheit Türen schlagend verschwindet. Früher war Lucia immer pünktlich zu Hause, wenn sie bei Freundinnen war. Jetzt kommt sie eine halbe Stunde zu spät und verschwindet ohne Entschuldigung sofort in ihr Zimmer. Wenn ihre Mutter sie darauf anspricht, schmollt Lucia sie nur schweigend an. Im Haushalt zu helfen, den kleinen Bruder vom Kindergarten abzuholen, Einkaufen zu gehen: Eine Zumutung, wie kann ihre Mutter nur so etwas von ihr verlangen?

Lösungsvorschlag

Die Grenzen auszuloten scheint währen der Pubertät das Hobby aller Jugendlichen zu sein. Und dabei die Eltern möglichst schnell zur Weißglut zu treiben. Dabei sind Regeln und Abkommen gerade in dieser Zeit ein Muss, um das Zusammenleben für beide Seiten erträglich zu halten. Gehen Sie als Eltern, so unmöglich und energieraubend das klingt, den Konflikten nicht aus dem Weg. Geben Sie eine klare Linie vor: Für jede eingehaltene Vereinbarung, für jede Mithilfe, Kooperation und übernommene Verantwortung gibt es als Belohnung ein bisschen mehr Freiheit. Länger bei Freundinnen bleiben zum Beispiel oder selbst eine Pyjamaparty veranstalten. Nehmen Sie es generell mit der Einhaltung der Regeln nicht allzu genau, geben Sie Spielraum. Damit gehen Sie unnötigen Diskussionen bei kleinen Provokationen und minimalen Verstößen aus dem Weg.
Die Faustregel ist: Soviel Regeln wie nötig, soviel Spielraum wie möglich. Konzentrieren Sie sich in Erziehungsgesprächen auf das Wesentliche, lieber klare Ansagen in kurzen Sätzen als lange Wortkaskaden. Aufsässigkeit und Rebellion gegen die bestehenden Verhältnisse sind in der Pubertät völlig normal. Wichtig ist, den Jugendlichen mit der eigenen Konfliktbereitschaft zu signalisieren: Ich bin für Dich da, wenn Du mich brauchst!

Von Prinzessin Lillifee zum Punk

Hanna, 15, liebt provozierende Klamotten und laute Punkmusik. Jetzt hat sie sich die Haare gefärbt und träumt jetzt von einem Irokesen-Schnitt. Ihre Eltern flippen aus.

Seit einiger Zeit tönt lautstark Punkmusik aus dem Kinderzimmer, die Lieblingsfarbe der 15-jährigen Hannah ist neuerdings nicht mehr Pink sondern Schwarz. Und eines Abends erscheint sie ohne Vorwarnung mit neon-lila Haarpracht zum Essen. Sie findet’s „endgeil“, den Eltern verschlägt es vor Entsetzen die Sprache. Hannah kündigt an, sie lasse sich jetzt außerdem demnächst einen Irokesen schneiden um ihren Punk-Look abzurunden. Das ist zu viel für Hannahs Eltern, der Iro wird strikt verboten, das Abendessen endet im Gebrüll.

Lösungsvorschlag

Wie die meisten Erwachsenen definieren sich auch Teenager über ihr Aussehen. Sich die Haare grellbunt zu färben, Tattoos und Piercings zutragen, zu kurze Röcke und zu weite Hosen – all das dient nicht nur dazu, sich möglichst deutlich von den eigenen Eltern abzugrenzen, sondern auch dazu, die eigene Persönlichkeit zu finden und zu definieren. Beweisen Sie Toleranz in Geschmacksfragen! Verbote hinsichtlich Kleidungsstil, Musikgeschmack oder Frisur führen nur zu Ablehnung seitens Heranwachsender und zu einem zermürbenden Machtkampf. Ihr Kind denkt „Du kannst mich mal“ und macht es trotzdem.
Was tiefgreifende und unumkehrbare Veränderungen des Körpers angeht, wie beispielsweise Tattoos oder Piercings: Hier können Sie Grenzen setzen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber und erklären Sie, welche Folgen und Nachteile sich daraus ergeben. Die Kunst besteht darin, Ihrem Kind zwar Grenzen zu setzen, aber trotzdem den Kontakt nicht zu verlieren und bei ihm Verständnis für Ihren Standpunkt zu erreichen.

Krisengebiet Kinderzimmer

Markus, 12, hat für sein Kinderzimmer ein elterliches Zutrittsverbot verhängt. Nicht zur Freude seiner Eltern.

Für die Eltern des 12-jährigen Markus ist das Kinderzimmer von heute auf morgen zum Minenfeld mutiert, plötzlich sind sie im Reich ihres Sohnes „Personas non grata“. Betreten ohne Anklopfen? Führt zu einer mittleren Familienkrise. Beim chatten auf Facebook über die Schulter schauen? Geht gar nicht! Hallo sagen und Kekse bringen wenn Freunde zu Besuch sind? Mama, bitte nicht!

Lösungsvorschlag

Gönnen Sie Ihrem Kind seine Privatsphäre. Mit Beginn der Pubertät ziehen sich Jugendliche zurück und fordern Zeit für sich allein. Das empfinden viele Eltern nicht nur als Zurückweisung, sie haben auch manchmal das Gefühl, ihre Kinder verheimlichen ihnen etwas. Das ist gut möglich, beunruhigen muss Sie das aber nicht. Schließlich besprechen Sie viele Dinge auch eher mit dem Partner oder mit Freunden, gestehen Sie das gleiche Recht auch ihrem Kind zu! Die Gruppe der Gleichaltrigen ist in der Pubertät extrem wichtig, mit ihnen werden Probleme von A wie Ausgehen bis S wie Schwarm bequatscht, man vernetzt sich virtuell und chattet stundenlang. Auch wenn Sorge oder Neugier groß sind, verzichten Sie auf jegliche Detektivarbeit im Kinderzimmer, am Handy oder PC. Das ist absolut tabu. Äußern Sie anstatt dessen Ihre Ängste und Bedenken lieber offen, erkundigen Sie sich vorsichtig was los ist oder ob alles in Ordnung ist. Ihr Heranwachsender wird es Ihnen mit Vertrauen und vielleicht auch manchmal mit ein wenig mehr Offenheit danken.

Hat unser Kind die falschen Freunde?

Lukas, 16, hat Freunde, die seinen Eltern nicht gefallen. Sollen sie ihm den Umgang mit der Clique verbieten?

Die Lieblingsbeschäftigung des 16-jährigen Lukas ist seit kurzem das „Abhängen“ auf dem Spielplatz. Vor allem Abends lungert er dort mit seinen neuen Freunden herum, die nach Auffassung seiner Eltern, zumindest aus prekären Verhältnissen stammen. Lukas‘ Eltern machen sich Sorgen: Trinkt ihr Sohn Alkohol? Nimmt er etwa Drogen? Verführen ihn die anderen Jungs zu kriminellen Aktionen? Beweise dafür gibt es keine. Aber was sollen sie tun, darf man dem eigenen Sohn nur aufgrund von Vermutungen den Umgang mit bestimmten Kindern verbieten?

Lösungsvorschlag

Ein Kontaktverbot, vor allem rein auf Vermutungen basierend, sollte definitiv nicht die erste Reaktion sein. Fragen Sie Ihr Kind nach seinen neuen Freunden, hören sie ihm zu und versuchen Sie, sich ein Bild von ihnen zu machen. Fordern Sie Ihr Kind auf, die neuen Freunde mit nach Hause zu bringen. Werfen Sie ihre Vorurteile über Bord, schließlich verdienen auch die pubertierenden Kinder anderer einen unvoreingenommenen Blick. Wenn Sie sich dann immer noch Sorgen machen, achten Sie auf Veränderungen im Verhalten und Aussehen. Nur wenn Sie sich sicher sind, dass etwas nicht stimmt, kann zum Schutz Ihres Kindes auch der Kontakt verboten werden. Auch andere Jugendliche können ein gutes Korrektiv bieten. Wenn Sie Ihr Kind ermuntern, je nach Interesse einem Sportverein oder Ähnlichem beizutreten, besteht so die Möglichkeit, es in andere Kreise zu bringen.

Der ewige Streit ums Weggehen

Paul, 15, will abends länger ausgehen - seine Eltern sind dagegen.

Paul, 15, ist wütend. Warum darf er nicht bis zwölf Uhr wegbleiben? Noch dazu auf der privaten Party eines Freundes. Was soll da schon dabei sein? Viele seiner Freunde dürfen bis zwölf Uhr oder sogar länger ausgehen. Er muss dann immer als Erster gehen, wie peinlich! „Ich bin doch kein kleines Kind mehr und kann gut auf mich selbst aufpassen“, schreit er seine Eltern an. Die sehen das ganz anders. Erstens ist man mit Fünfzehn noch zu unerfahren, um sich nachts draußen herumzutreiben, geschweige denn erwachsen. Und zweitens findet die Feier in einem Freizeitheim für Jugendliche statt – wer weiß, wer sich da zu später Stunde sonst noch herumtreibt? Länger als elf Uhr kommt also gar nicht in die Tüte!

Lösungsvorschlag

Prinzipiell haben Pauls Eltern recht, denn das Jugendschutzgesetz gibt den Rahmen für die Ausgehzeiten von Jugendlichen vor. Teenies unter 18 Jahren müssen beispielsweise bis 24 Uhr öffentliche Gaststätten und Tanzveranstaltungen (Discotheken) verlassen. Bei Veranstaltungen in Jugendheimen unter fachlicher Aufsicht allerdings, wie in diesem Fall beschrieben, dürfen 13-Jährige bis 22 Uhr und 15-Jährige bis zwölf Uhr bleiben. Pauls Eltern können sich hier also beruhigt auf einen Kompromiss einlassen und Paul das Gefühl geben, sich durchgesetzt zu haben. Gerade in der Pubertät schadet es nicht, die eigenen Kinder im sinnvollen Rahmen auch einmal den Sieg davontragen zu lassen. Das stärkt das Gefühl bei Jugendlichen, sich auch durchsetzen zu können, größere Freiheiten fördern zudem das eigene Verantwortungsbewusstsein.

Regeln müssen sein, aber Ausnahmen wie diese bestätigen die Regel. Grenzen sollten flexibel bleiben und der jeweiligen Situation angepasst werden. Wenn Sie sich Sorgen machen, wie Ihr Kind zu später Stunde nach Hause kommt: Bieten Sie doch an, zu einer vereinbarten Uhrzeit ein paar Ecken weiter mit dem Auto zu warten. Sie ersparen damit Ihrem Kind die Peinlichkeit, von den Eltern abgeholt zu werden. Und: Von Jugendlichen auserkorene Versammlungsorte sind für Erwachsene tabu!

Tipp: Es kann vorkommen, dass euer Teenager eine besonders herausfordernde Entwicklung macht und ihr nicht mehr mit ihm klar kommt. In bestimmten Härtefällen, kann euch vom Jugendamt ein sozialpädagogischer Hilfskraft zur Seite gestellt werden. Wir verraten euch, was ein Erziehungshelfer macht.

Bildquelle: Thinkstock