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Unter der Lupe

Kitafrei: Vor- und Nachteile eines Alltags ohne Kindergarten

Glückliches Vorschulkind auf Schaukel
© Getty Images/ romrodinka

Manche Kinder starten mit drei Jahren ihren Kita-Alltag, manche von ihnen schon mit einem. In vielen anderen Ländern ist es sogar üblich, Kinder schon mit wenigen Monaten in eine Fremdbetreuung zu geben. Und wieder andere gehen gar nicht in die Kita, sondern lernen Fremdbetreuung erst mit Beginn der Schulzeit kennen. 

Ob Kinder kitafrei aufwachsen oder nicht, ist nicht nur eine persönliche, sondern meist auch eine finanzielle Frage. Was für euch als Familie das Beste ist, müsst ihr am Ende natürlich selbst entscheiden. Hier kommen drei Vor- und drei Nachteile eines Lebens ohne Kindergarten.

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Drei mögliche Vorteile von kitafrei

1. Flexible Zeitgestaltung

Aufstehen, frühstücken, Zähne putzen, anziehen und los: Die Zeit vor Kita-Beginn ist oft schon so durchgetaktet, dass bereits kleine Unvorhergesehenheiten („Ich will nicht aufstehen!", „Ich will mich nicht anziehen!") morgens alle in Stress geraten lassen. Der Bus muss bekommen, der Stau vermieden, Kita und Büro pünktlich erreicht werden ... Ein Vorteil eines Lebens ohne Kita ist definitiv die freiere, flexiblere Zeitgestaltung.

Wenn Mama oder Papa die Betreuung der Kinder übernehmen und den Luxus haben, nicht arbeiten zu müssen, können alle entspannt im eigenen Tempo in den Tag starten. Und auch Aspekte wie Mittagsschlaf ja oder nein, draußen oder drinnen spielen und vieles mehr können individuell angepasst werden.

2. Vermittlung eigener Werte

Es muss nicht immer unbedingt eine Kita mit einer bestimmten pädagogischen Ausrichtung wie Montessori oder Waldorf sein, die Kinder in Berührung mit anderen Werten kommen lässt, die den eigenen mitunter so gar nicht entsprechen. Im Prinzip vermittelt jede Erzieherin und jeder Erzieher, mit denen die Kleinen sehr viel Zeit in einer Kita verbringen, ihr eigenes Wertesystem und beeinflusst damit natürlich auch die Welt und Wertevorstellungen der Kinder. 

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Wenn es für euch wichtig ist, dass eure Kinder zunächst nur eure persönlichen Werte und Vorstellungen vom Leben und allem, was dazu gehört, kennenlernen und ihr es euch finanziell und zeitlich leisten könnt, die Betreuung persönlich zu übernehmen, kann kitafrei für euch durchaus Sinn machen.

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3. Weniger Fremdbestimmung

Wer sich entscheidet, die Kinder in einer Kita betreuen zu lassen, ist definitiv fremdbestimmter als die, die die Betreuung zu Hause übernehmen können und möchten. Sollte das für euch ein Problem sein und die selbstbestimmte Gestaltung des Tages für euch oberste Priorität haben, profitiert ihr vom Kitafrei-Modell mit Sicherheit. 

Keine Bring- und Abholzeiten, keine Pflicht für Mittagsschlaf, die Kontrolle darüber, was das Kind isst (Stichwort gesunde Ernährung), individuelle Bildungsmethoden, mehr Raum für eigenständiges Lernen und natürlich eine deutlich individuellere Betreuung sind einige der Vorteile, die ein kitafreies Leben mit sich bringt.

Julia Windhövel

Einerseits, andererseits ...

Ich finde es total schwierig, mich bei dem Thema kitafrei eindeutig zu positionieren. Meine Töchter sind seit ihrem zweiten Lebensjahr in einer Fremdbetreuung (erst Tagesmutter, danach Kita) und ich bin jeden Tag dankbar dafür, dass ich diese in Anspruch nehmen darf und kann. Ich arbeite sehr gern, mir ist es sehr wichtig, Zeit für mich zu haben und immer wieder kleine Schlupflöcher im Alltag zu haben, in denen ich etwas für mich tue. Ohne Kita wäre das für mich nicht möglich.

Manchmal schleicht sich aber auch der Gedanke in meinen Kopf, dass es schön wäre, mehr Zeit mit den Kindern zu verbringen und sie mehr nach meinen Vorstellungen aufwachsen zu lassen – vor allem immer dann, wenn sie unglücklich über etwas sind, was in der Kita passiert und womit auch ich überhaupt nicht einverstanden bin („Ich musste heute die Suppe aufessen", „Ich sollte mich bei X entschuldigen, obwohl ich das nicht wollte").

Am Ende muss jede Familie selbst entscheiden, was für sie die beste und vor allem machbarste Lösung ist. Seitdem ich in Portugal lebe und hier sehe, dass schon Babys mit drei Monaten in die Kita kommen, kann ich aber eins ganz klar sagen: Ich bin froh, dass ich in Deutschland ein Jahr bezahlte Elternzeit hatte und meine Kinder so erst mit zwölf Monaten mit der Fremdbetreuung gestartet haben.

Julia Windhövel

Drei mögliche Nachteile von kitafrei

1. Weniger soziale Kontakte

Werden die Kinder ausschließlich zu Hause betreut, kann ihnen die Möglichkeit fehlen, mit anderen Kindern (und auch Erwachsenen) sozial zu interagieren, sprich zu spielen, zu reden, zu streiten, Lösungen zu finden und sich in einer Gruppe zurecht zu finden. Ohne diese Erfahrungen könnten eure Kinder, die kitafrei aufwachsen, Schwierigkeiten haben, sich in sozialen Situationen ihrem Alter entsprechend zu verhalten. Eine soziale Isolierung kann sich im Extremfall negativ auf ihre Entwicklung auswirken.

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Solltet ihr ein Erwägung ziehen, eure Kinder kitafrei aufwachsen zu lassen, wäre es eine gute Idee, Spielgruppen zu besuchen und selbst Familien mit Kindern zu euch nach Hause einzuladen oder zu besuchen.

2. Fehlende pädagogische Expertise

Prinzipiell bietet eine Kita eine strukturierte Umgebung, in der Kinder nicht nur betreut, sondern auch spielerisch und pädagogisch gefördert werden. Die Erzieher und Erzieherinnen in Kitas verfügen über Fachwissen in der frühkindlichen Entwicklung und können gezielt Aktivitäten anbieten, die die kognitive, emotionale, soziale und körperliche Entwicklung der Kinder unterstützen.

Bei einer kitafreien Betreuung könnte der Mangel an pädagogischer Expertise dazu führen, dass ihr als Eltern möglicherweise nicht über die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, um eure Kinder in allen Entwicklungsbereichen angemessen zu fördern. Dies betrifft natürlich insbesondere Eltern, die nicht über einen pädagogischen Hintergrund oder Erfahrung in der Kinderbetreuung verfügen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Pädagogische Fachkräfte in Kitas sind dazu in der Lage, frühzeitig Entwicklungsstörungen oder besondere Begabungen bei Kindern zu erkennen und gezielt darauf reagieren. Ohne regelmäßige Überprüfung durch Fachpersonal könnten solche Aspekte möglicherweise unentdeckt bleiben – was sich wiederum negativ auf die weitere Entwicklung der Kinder auswirken könnte.

3. Zeitliche, körperliche & psychische Beanspruchung der Eltern

Jeder, der Kinder hat und viel Zeit mit ihnen verbringen darf, weiß: Kinderbetreuung kann richtig anstrengend sein und zwar in vielerlei Hinsicht. In der Zeit, in der eure Kinder in der Kita betreut werden, könnt ihr euch im Idealfall nicht nur um eure Arbeit kümmern, sondern auch ein wenig um euch selbst, zum Sport gehen oder einfach nur auf dem Sofa entspannen. Betreut ihr die Kleinen selbst, fällt diese Zeit eventuell deutlich kürzer aus oder sogar ganz weg.

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Auch körperlich kann so ein ganzer Tag ganz schön an die Substanz gehen – wahrscheinlich nicht nach einem Tag, aber auf Dauer definitiv. Kinder wollen und sollen sich viel bewegen, laufen, hüpfen, Rollerfahren, mit Mama und Papa auf dem Boden spielen ... Eine gute Kondition ist definitiv von Vorteil!

Neben der zeitlichen und körperlichen Beanspruchung ist aber auch die psychische Beanspruchung nicht von der Hand zu weisen. Das ständige Nebeneinander von Dingen, die zu erledigen sind (Nein, das bisschen Haushalt macht sich nicht von allein und kein Kind läuft einfach nebenher), die kaum vorhandene Zeit für sich selbst und der mitunter gar nicht mehr vorhandene Austausch mit anderen Erwachsenen können für den Kopf eine echte Herausforderung sein und zu Stress und Überlastung führen. 

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