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"Kein Eis, wenn du nicht aufräumst?" 7 Tipps für Konsequenzen, die dein Kind nicht verwirren

Montessori Konsequenzen: Papa umarmt Kind
© Getty Images / JLco - Ana Suanes

Konsequenzen haben sich zu einem richtigen Erziehungs-Buzzword entwickelt. Das ist toll, schließlich können bestimmte Arten von Konsequenzen – richtig umgesetzt – eine tolle Alternative zu Schimpfen und Strafen sein. Wieso logische Konsequenzen bei Montessori und in der respektvollen Erziehung so beliebt sind und wie sie im Alltag klappen.

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Konsequenzen – als logische Folgen einer Handlung – sind ein fester Bestandteil der Montessori-Lehre, des Gentle Parenting und der bedürfnisorientierten Erziehung. Mit ihrer Hilfe kommen wir als Eltern und Bezugspersonen ohne Schimpfen und Strafen aus. Das stärkt die Bindung und Beziehung zu unseren Kindern. Aber auch aus einer pädagogischen Perspektive sind natürliche Konsequenzen der effektivste und nachhaltigste Weg für unsere Kinder, aus ihren Handlungen zu lernen. Und sie sind eine wundervolle Möglichkeit für Selbstreflexion, mit Kinder wachsen können und sich ihren Platz in der Welt schaffen.

Das Einzige, was wir wirklich tun müssen, ist, unsere Grundhaltung gegenüber dem Kind zu ändern und es zu lieben mit einer Liebe, die an seine Personalität glaubt und daran, dass es gut ist; die nicht seine Fehler, sondern seine Tugenden sieht, die es nicht unterdrückt, sondern es ermutigt und ihm Freiheit gibt.
Dr. Maria Montessori, Pädagogin
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Wie funktionieren natürliche Konsequenzen?

Natürliche Konsequenzen sind das Ergebnis einer Handlung und passieren automatisch:

  • Wenn wir ein Glas fallen lassen, geht es kaputt.
  • Wenn wir unsere Jacke nicht anziehen, dann wird uns kalt.
  • Wenn wir uns zu viel Zeit lassen, kommen wir zu spät.
  • Und wenn wir unsere Schwester anschreien, hat sie wahrscheinlich erst mal keine Lust mehr, mit uns zu reden.

Natürliche Konsequenzen sind wichtig in der Montessori-Lehre, denn sie gehen Hand in Hand mit dem kindlichen und eigenständigen Verstehen der Welt. Auch im Gentle Parenting finden sie so viel Anklang, weil sie uns Eltern zusätzlich helfen, liebevoll und gewaltlos Grenzen zu setzen. Denn auch Entscheidungen, Emotionen und Reaktionen, die auf Handlungen unserer Kids folgen, sind eine natürliche Folge. Hier spricht man von logischen Konsequenzen.

Wichtig: Häufig wird "Konsequenz" mit "Strafe" verwechselt bzw. als Synonym verwendet. Aber eine übergriffige oder (emotional) verletzende Handlung ist keine Konsequenz im Sinne von Montessori oder dem Gentle Parenting. Der respektvolle, liebevolle und bindungsorientierte Umgang steht bei natürlichen und logischen Konsequenzen nicht nur im Mittelpunkt. Sondern er ist der zentrale Gedanke, warum sie hier als wichtige Säule der Erziehung verstanden werden.

5 Tipps, wie sinnvolle Konsequenzen bei eurem Kind funktionieren

Der beste Tipp, um logische Konsequenzen in euren Erziehungsstil zu integrieren: Lasst euer Kind erstmal machen. Statt eine Warnung zu geben wie "Lauf langsam, sonst geht alles vom Smoothie daneben!", lernt es viel besser, wenn vielleicht wirklich was danebengeht. Und dann zeigen wir ihm, wie es den Smoothie wieder aufwischen kann.

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Und was ist mit dem Klassischen Drohungen wie: "Wenn du nicht sofort dein Zimmer aufräumst, dann"?

Meistens gibt es keine natürliche oder zeitlich logische Verbindung zur Drohung. Und wenn wir "Konsequenzen" androhen, die von uns entschieden werden, tritt der Lerneffekt nicht ein. Stattdessen schaden wir vielleicht der Beziehung zu unserem Kind. Besser: Mit diesen 5 Tipps natürliche Konsequenzen in den  Erziehungsalltag integrieren:

#1 Sie passieren direkt

Wenn zwischen einer Aktion und einer Konsequenz zu viel Zeit vergeht, bleibt ihr Lerneffekt aus. Von unseren Kids werden sie höchstens als Bestrafung wahrgenommen, die sie verletzt, aus der sie aber keine Verhaltensänderung ableiten können. Ein Beispiel:

"Wenn du jetzt nicht ins Bett gehst, gehen wir am Freitag nicht in den Zoo." Damit machen wir Eltern es uns nicht nur selber schwer, denn es ist ziemlich unangenehm, so eine "Konsequenz" durchzuziehen. Schließlich haben wir sie wahrscheinlich im Affekt ausgesprochen. Dazu leben unsere Kids im Moment: Morgen oder in zwei, drei Tagen können sie längst nicht mehr nachvollziehen, warum der Zootrip ausfallen muss. Besser ist es also, die Konsequenz lässt sich direkt ableiten:

#2 Sie sind logisch und authentisch

Drohungen sollen unsere Kinder dazu bringen, etwas gegen ihren Willen zu tun. Aber eigentlich geht es ja darum, dass unser Kind aus eigenem Verständnis und freiem Willen heraus handelt, nicht aus Manipulation. Das ist auch ein großes Anliegen Janet Lansburys, US-Pädagogin und Vertreterin der Philosophie Magda Gerbers, der Gründerin der respektvollen Erziehung.

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Im Zoo-Beispiel hoffen wir wahrscheinlich, unser Kind zur Kooperation zu bewegen. Und nicht, die Konsequenz dann wirklich durchziehen zu müssen. Aber was hat ein Familienausflug, auf den sich alle seit Langem freuen, denn damit zu tun, wann unser Kind ein paar Tage vorher schlafen geht? Dazu ist die Konsequenz ganz schön hart und steht vielleicht nicht mehr im Verhältnis zum negativen Verhalten.

Das heißt aber nicht, dass ein ewiger Bettgeh-Prozess keine Konsequenz haben braucht. Ist sie logisch und authentisch, ist sie auch für unsere Kids besser verständlich, z. B.: "Wir schaffen nur ein Buch zu lesen, weil das Zähne putzen so lange gedauert hat."

Eine Sache die an Kindern besonders inspirierend ist, ist, dass sie im Moment leben und Dinge direkt abhaken. Und je jünger das Kind, umso eher hat es schon komplett vergessen und kann den Zusammenhang zwischen seiner Handlung und unserer Konsequenz nicht herstellen. Das heißt, wenn wir unserem Kind wegen einer Sache Grenzen setzen, sollten wir es sofort tun und es dann auch abhaken, ohne zu grübeln, innerlich zu kochen oder es ihnen nachzutragen.
Janet Lansbury, frühkindliche Pädagogin, 'Truths about Consequences'
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#3 Wir bleiben neutral und empathisch

Wenn wir Konsequenzen an unsere Kids kommunizieren, können ein neutraler Ton und Mitgefühl viel mehr bewirken, als wenn wir laut werden oder schlechte Laune bekommen. Klar kann das passieren, aber kurz durchatmen, bis 10 zählen oder an euren Happy Place zu denken, kann Wunder bewirken. Genau wie eine zugewandte Einstellung, wenn wir unseren Kids Grenzen liebevoll und ruhig setzen.

Für Lansbury ist es auch wichtig, dass es uns Erziehenden mit der Situation gut geht und wir frühzeitig umschwenken, schon bevor uns etwas reizt. Wenn wir z. B. genau wissen, dass uns das ewige Hin und Her abends stresst, kann z. B. auch eine positive Ankündigung helfen.

"Wenn wir jetzt gleich Zähne putzen gehen, können wir heute zwei Bücher lesen!" Denn hier sieht unser Kind auch gleich im Anschluss, welchen Effekt sein Verhalten hat. Auch für Montessori nimmt die positive Motivation zum Lernen einen großen Stellenwert ein.

#4 Wir erwarten eine Reaktion (und große Gefühle)

Oft haben wir Eltern die Hoffnung, dass wir mit respektvollen Erziehungsmethoden Wutanfälle verhindern können. Und sind dann überrascht, wenn unsere Kids "trotzdem" mit "negativem" Verhalten reagieren. Aber nur, weil wir eine Verbindung aufbauen und Empathie zeigen, heißt das nicht, dass unsere Kids immer glücklich mit einer Konsequenz sind. Ganz egal, ob sie natürlich ohne unsere Einwirkung passiert oder wir als Konsequenz eine Grenze setzen. Dass das auf Wut oder Tränen stößt, ist normal, richtig und altersgerecht, denn Kindern fällt es viel schwerer als Erwachsenen, ihre Gefühle zu regulieren und auszudrücken.

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#5 Wir bleiben konsistent

Trotzdem stehen mit natürlichen und logischen Konsequenzen unsere Chancen viel höher, den Alltag mit unseren Kids mit weniger Frust und dafür mehr stärkenden Momenten zu füllen, an denen alle wachsen können. Der positive Effekt stellt sich aber nicht über Nacht, sondern über Wochen, Monate und Jahre ein (und ist ein Lernprozess für beide Seiten).Messen lässt er sich am Selbstwert und der Zufriedenheit unserer Kids und ihrer Beziehung zu uns.

Daher ist mein Tipp: Es hilft, konsistent dran zu bleiben. Zum einen, was die Konsequenzen bestimmter Handlungen im Alltag betrifft. Und zum anderen, indem wir versuchen, ruhig und gelassen zu reagieren.

Poster

Warum sind natürliche Konsequenzen bei Montessori so wichtig?

In der Montessori-Lehre geht es darum, dass wir durch die freie Auseinandersetzung mit unserer Umwelt lernen und uns nach unserem eigenen Tempo entwickeln. Um Kids das zu ermöglichen, schaffen wir als Bezugspersonen eine Umgebung, in der sie Dinge sicher nutzen und ausprobieren können – und so Verantwortung für sich und ihre Mitmenschen übernehmen.

Montessori war eine große Befürworterin des respektvollen und liebevollen Umgangs mit Kindern. Regeln und Grenzen zu setzen, sollte ihrer Ansicht nach nur dazu dienen, um soziale Verantwortung vorzuleben und ein friedliches Miteinander zu schaffen. Konsequenzen dagegen sollten am besten natürlich entstehen, denn so sind sie für Kinder nachvollziehbar und sie können daraus ihre eigenen Schlüsse ziehen.

Strafen und auferlegte Konsequenzen lehnte Montessori dagegen strikt ab. Für sie konnten Kinder sich nur dann zu ihrer besten Form entwickeln, wenn wir das Gute in ihnen fördern, statt es durch Eingriffe zu schädigen. Montessori war davon überzeugt, dass Wutanfälle, emotionaler Rückzug oder "auffälliges" Verhalten ein Zeichen dafür sind, dass bestimmte Bedürfnisse nicht erfüllt werden und es in unserer Verantwortung als Erziehende liegt, die Bedingungen dementsprechend zu ändern.