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Halloooo?

Hilfe, mein Kind hört nicht!

Kind hört nicht

Hände waschen, Zimmer aufräumen – aber dein Kind hört nicht? Wenn Eltern um etwas bitten, werden sie von ihren Kindern oft einfach ignoriert.

Was können Eltern tun, wenn das Kind nicht hört?

Wer von den Kindern gehört werden möchte, der sollte vor allem eines beachten: Durch die Wohnung rufen nützt gar nichts, wenn das Kind nicht hört. „Wichtig ist, dass die Eltern präsent sind. Also hingehen, die Kinder ansehen, sich am besten auf Augenhöhe begeben. Das Kind muss merken: Ich beschäftige mich gerade nur mit dir!“, so Diplom-Psychologe Jürgen Plass, Leiter der Erziehungsberatungsstelle in Fulda.

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Was können Eltern machen, wenn das Kind nicht hört? Kinder merken sofort, wenn man nicht ganz bei der Sache ist, und tun weiter das, womit sie gerade so schön beschäftigt sind: Auf dem Sofa herumhüpfen, die Schwester ärgern und natürlich auch ganz friedlich spielen. Alles attraktiver als das, was Eltern von ihnen erwarten: sich beeilen, aufräumen, Zähne putzen, Hände waschen und lauter lästige Dinge mehr. Klar, dass Weghören verlockend ist.

Mein Kind hört einfach nicht auf mich! So wirkt die Stimme

Hingehen ist das eine – aber was man dann sagt, natürlich genauso entscheidend. Und auch: wie man es sagt. Stimme, Körpersprache und Worte müssen zueinander passen. „Die Worte und ihre Musik gehören zusammen“, sagt der dänische Familientherapeut Jesper Juul.

Wie wichtig die Stimme ist, erklärt Monika Kiel-Hinrichsen, Pädagogin und Ausbilderin von Tagesmüttern und -vätern. „Eine Stimme, die von oben nach unten geführt wird, vermittelt Klarheit und kommt beim Kind an. Doch oft ist die Stimmlage der Eltern dünn und wird unbewusst am Ende des Satzes nach oben geführt. Den Kindern wird damit signalisiert, dass die Eltern das Gesagte als Frage an sie richten oder selbst nicht so recht wissen, wie sie zu der Situation stehen sollen.“

Auch sehr beliebt, aber ganz besonders unwirksam: Ein kleines „okay?“ an die Sätze hängen. Also: „Wir gehen gleich mal nach Hause, okay?“ Nein, nicht okay, Mama. Spielen macht doch viel mehr Spaß.

Welche Konsequenzen helfen, wenn das Kind nicht hört?

Kinder sollten wissen, was es ihnen nützt, wenn sie mit Mama und Papa kooperieren: Vielleicht bleibt noch Zeit für eine Runde Domino, wenn sie jetzt schnell den Schlafanzug anziehen und die Zähne putzen? Die Konsequenzen müssen möglichst „natürlich“ sein – und die Eltern sich vorher in einer ruhigen Stunde überlegen. Denn Stress ist der Killer für konsequentes Verhalten, wenn das Kind nicht hört, wie Erziehungsberater Plass weiß.

Wenn das Kind morgens endlos herumtrödelt, ist die Drohung: „Dann gehe ich gleich ohne dich los“ wenig glaubhaft, zudem wird mit der Trennungsangst des Kindes gespielt. Und dass man den Fernseher bald aus dem Fenster schmeißt, sorgt auch bloß für Gähnen, vor allem bei älteren Kindern, die diesen Satz schon 100 Mal gehört haben.

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Die Ansage aber: „Wenn du dir jetzt die Schuhe anziehst, dann können wir im Schaufenster des Tierladens noch kurz den Mäusen zugucken“ wirkt hingegen sehr. Das Kind hört nicht? Dann erfährt es echte Konsequenzen – nämlich, dass es schnurstracks daran vorbeieilen muss.

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Warum hört mein Kind nicht?

Grundsätzlich sollten wir Eltern erst einmal verinnerlichen, dass Kinder prinzipiell bereit sind zu Kooperieren und ebenso wie wir wollen, dass das Familienleben harmonisch ist. Warum dein Kind nicht hört und vielleicht provoziert kann verschiedene Gründe haben.

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Hat es vielleicht ein unerfülltes Grundbedürfnis, beispielsweise Hunger? Dann fällt es ja sogar uns manchmal schon schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Möglicherweise ist damit dann auch gleich der Grund für die Provokation gefunden: Dein Kind versucht mit allen Mitteln, deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Es versucht, sich sein Bedürfnis zu erfüllen.

Reflektiere dich auch zwischen durch mal selbst. Wie häufig hast du heute deinem Kind gegenüber schon Kooperationsbereitschaft gezeigt? Wie oft hast du "gleich" gesagt? Je länger der Tag und je häufiger du vielleicht schon dein Kind hast warten lassen, desto schwerer, fällt es dann auch dem Nachwuchs irgendwann zu kooperieren. Irgendwie auch logisch oder?

Mein Kind hört nicht und ist aggressiv!

Provozieren ist das eine, aber manche Kinder erheben die Stimme, schlagen vielleicht sogar um sich. Auch hier sollten wir Eltern den Blick auf uns selbst richten, denn Kinder lernen von uns und ahmen nach. Werden wir vielleicht selbst schnell laut und stiefeln wie Rumpelstilzchen durchs Wohnzimmer, wenn wir nicht gehört werden?

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Vielleicht hat sich Junior das Verhalten ein Stück weit abgeguckt? Möglicherweise fühlt sich das Kind auch nicht verstanden und wird deswegen aggressiv? Versucht für euer Kind da zu sein und Verständnis zu zeigen, statt schimpfend zu versuchen, das Kind zu beruhigen. Strahlt ihr selbst Ruhe aus, kann sich auch das Kind beruhigen. Bei etwas älteren Kinder bietet es sich an, im Nachgang ein Gespräch zu führen und zu fragen, was denn los war. Versucht, zusammen eine Lösungsstrategie zu finden.

Gerade ein Kleinkind hört manchmal nicht und ignoriert ganz bewusst. Das macht das Kind weniger um uns Eltern zu ärgern, sondern es testet einfach aus, wie wir auch sein Verhalten regieren.

Loben bringt mehr als Schimpfen

Und noch etwas ist dem Erziehungsberater aufgefallen: Es stimmt, dass Kinder oft weghören, wenn Eltern etwas sagen. Aber manchmal reagieren sie eben doch. Und dieses eine Mal, wenn alles klappt, sollte gut beachtet werden. „Eltern belohnen oft das unerwünschte Verhalten – durch Aufmerksamkeit“, sagt Plass. „Richtiges Verhalten wird dagegen oft ignoriert, weil wir es selbstverständlich finden. Etwa, wenn die Zähne tatsächlich gleich geputzt werden. Aber dann lohnt es sich für das Kind gar nicht, es in Zukunft noch mal so toll zu machen“. Und er ergänzt: „Lob ist der Königsweg zur Veränderung.“

Lachen entspannt die Lage

Prima für alle Seiten ist, wenn es uns Eltern gelingt, innerlich einen Schritt zurückzutreten und die Sache mit Humor zu sehen. Zum Beispiel, indem wir die eigenen Wünsche in das Spiel der Kinder einbeziehen, wie die Pädagogin Monika Kiel-Hinrichsen empfiehlt. Eine Fünfjährige, die ins Puppenspiel vertieft ist, obwohl es Zeit für den Kindergarten ist, ließe sich etwa so sanft in die Wirklichkeit holen: „Achtung, Achtung, schnell den Puppenkoffer packen, der Zug zum Kindergarten fährt gleich ab“.

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Richtig viel Spaß macht es kleinen Kindern übrigens, wenn sie zur Abwechslung mal nicht von Mama und Papa aufgefordert werden, sondern direkt mit Kuscheltier, Zahnbürste & Co. kommunizieren dürfen. Oder, in den Worten einer einsatzwilligen Zahnbürste: „Hey, mach mal den Mund auf, was sind denn das für weiße Dinger da? Die muss ich mir aus der Nähe angucken.“ Lachen entspannt Kinder und macht sie aufgeschlossener für unsere Wünsche. Das klappt nicht nur bei Dreijährigen, sondern auch bei den Großen.

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Wenn nix geht: Locker bleiben!

Gegen Wände reden nervt, schnell wird der Ton lauter und schärfer. Aber nützt das was? Eher nicht, außer dass bald alle schlechte Laune haben. Hier drei einfache Übungen aus dem Yoga, die uns im Nu wieder lockerer für den nächsten Anlauf machen:

  • Zwei Minuten ruhig ein- und ausatmen, dabei jeweils langsam bis fünf zählen. Bei jeder Ausatmung bewusst jede Anspannung loslassen.
  • In kleinen Schlucken ein Glas Wasser trinken – spült den Ärger spürbar herunter.
  • Die Arme seitlich ausstrecken, die Brust weit öffnen, tief atmen, mit jedem Einatmen neue Kraft aufnehmen.

Um locker zu bleiben, hilft manchmal auch ein guter Film als Entspannung und bei einigen Klassikern fragt man sich dann, was eigentlich aus den Kinderstars geworden ist. Nun, einige hatten zum Beispiel keine Lust mehr auf Hollywood und diese haben wir dir in diesem Video aufgelistet:

Diese Kids hatten keinen Bock mehr auf Hollywood
Diese Kids hatten keinen Bock mehr auf Hollywood

Wie reagiere ich am besten, wenn mein Kind nicht hört? 7 Tricks

1. Volle Aufmerksamkeit
Wenn sich Kinder mit etwas beschäftigen, ist es häufig so, dass sie ganz in ihre Welt versunken sind und ihre Umgebung gar nicht richtig wahrnehmen. Wenn du also möchtest, dass dein Kind dir seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, solltest du diese auch bewusst suchen und einfordern:

  • Setze dich auf Augenhöhe neben deinen Nachwuchs.
  • Bitte dein Kind, mit dem, was es gerade tut, kurz aufzuhören.
  • Schaue deinem Kind in die Augen und sprich ruhig und deutlich.
  • Frage dein Kind, ob es verstanden hat und bitte es, das Gesagte zu wiederholen.

2. Kurz und knackig

In der Kürze liegt die Würze: Bevor du also zu weit ausholst, solltest du dich lieber auf die zentrale Aussage beschränken: „Zieh dir bitte deine Jacke an, es ist kalt draußen, danke!“ Denn, seien wir mal ehrlich, je länger jemand vor sich hin palavert, desto mehr schwindet unsere Aufmerksamkeit. Das kennen wir nämlich definitiv auch!

3. Wenn das Wörtchen ‘wenn‘ nicht wär‘…
… wär deine Bitte an den Nachwuchs nur halb so gut. Denn in Unterhaltungen mit dem Nachwuchs können ein „wenn“ oder ein „sobald“ durchaus den entscheidenden kleinen Vorsprung liefern. Formuliere Bitten an dein Kind so: „Wenn du deine Hausaufgaben gemacht hast, gehen wir in den Park.“ oder „Sobald du mit dem Aufräumen fertig bist, gibt es Mittagessen.“

Formuliere Anweisungen auf diese Weise, implizierst du, dass dein Kind dir sowieso folgen wird und es gar keinen Raum für Diskussionen gibt. Gleichzeitig legst du den Fokus auf etwas Schönes, auf das sich dein Kind freuen kann, nachdem es die Aufgabe erledigt hat.

4. Ich mach' das freiwillig!
Es ist ganz einfach: Wenn wir glauben, dass wir etwas freiwillig tun, sind wir eher dazu geneigt, es tatsächlich zu tun. Mache dir das zum Vorteil, wenn das nächste Mal eine Diskussion mit deinem Kind droht. Anstatt ein „Zieh dich jetzt an“ erweckt ein „Welche Hose möchtest du heute anziehen?“ den Eindruck beim Kind, dass es selbst die Möglichkeit hat, Entscheidungen zu treffen.

Du nimmst die Tatsache, dass sich dein Kind anziehen wird also als gegeben an, erschaffst aber die Illusion des freiwilligen Handelns, indem du deinem Kind eine Entscheidungsfrage stellst. Nun ist es von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt und gleichzeitig motiviert, seine getroffene Entscheidung auszuführen.

5. Dankeschön
Normalerweise kommt das „Danke“ erst, nachdem jemand etwas für uns getan hat. Laut Experten funktioniert es bei Kindern aber sehr gut, wenn man sich im Voraus schon bedankt. Das klappt so gut, weil Kinder von Natur aus gerne gefallen möchten – vor allem ihren Eltern. Du nimmst deinem Kind so auch den Wind aus den Segeln; es fühlt sich verpflichtet, deine Bitte zu erfüllen. Achte aber darauf, das "Danke" nicht zu aggressiv oder genervt zu betonen, sondern meine es ehrlich und freundlich.

6. Eins nach dem anderen
Wenn du deinem Nachwuchs eine Aufgabe aufträgst, bringen vage Bitten nichts – stattdessen sind hier klare Ansagen gefragt. Anstatt „Tu was für die Schule“ zu sagen, brichst du die große Aufgabe in viele kleine aber konkrete Teilaufgaben herunter: „Du hast Hausaufgaben in Mathe und Deutsch auf. Möchtest du mit dem Diktat anfangen oder sollen wir erst das 1x1 üben?“

7. Können wir das schaffen? Ja, wir schaffen das!
„Ich kann das nicht“ – ein Satz, der bei Kindern häufig fällt, vor allem, wenn es um unliebsame Dinge wie Hausaufgaben oder den Haushalt geht. Die falsche Taktik in solchen Fällen ist, diese Aussage zu ignorieren und das Kind durch Ermahnungen oder Schimpfen zu den Aufgaben zu bewegen. Vielmehr solltest du das Gesagte des Kindes aufgreifen und mit etwas Positiven verbinden.

Also zum Beispiel: „Im Lesen bist du ja schon super, Diktate bekommst du auch noch hin! Wollen wir uns den Text gemeinsam anschauen und uns Übungen dazu überlegen?“ So lenkst du den Fokus auf das, was dein Kind kann und weckst in ihm den Ehrgeiz, auch andere Dinge zu lernen. Außerdem stellst du dich mit dem Angebot, die Aufgabe zusammen anzuschauen, auf die Seite deines Kindes und vermittelst ihm so, dass es nicht alleine ist und auf deine Unterstützung zählen kann.

Bilder-Quiz: Eltern erkennen diese Details sofort. Du auch?

Sarah Plück

Nicht die Stimme zu sehr einsetzen!

Ich erwische mich selbst auch dabei, wie ich meine Stimme verändere, wenn mein Sohn nicht auf mich reagiert. Dabei hilft es nicht, lauter oder nachdrücklicher zu werden. Schließlich hat er mich wahrscheinlich schon beim ersten Mal gehört...

Ich knie mich dann zu ihm hin und versuche so, seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Meisten klappt das dann auch. Es dauert halt, alte Gewohnheiten abzulegen.

Sarah Plück

Bildquelle: Gettyimages/Oat_Phawat