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Was Babys und Kleinkinder im Sandkasten lernen

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Was schon ein Baby auf einem Spielplatz alles lernt - und wie das Baby im Sandkasten ganz nebenbei seine sozialen Kompetenzen schult.

Mehrere Studien haben gezeigt, wie stark bereits Babys und Kleinkinder von den sozialen Erfahrungen mit anderen Kindern profitieren. Von diesen Erfahrungen hängt es zum Beispiel ab, wann ein Kind lernt, was „mein“ und „dein“ bedeutet. Die Pädagogin und Buchautorin Gisela Dittrich erklärt: „Meist verstehen Kinder erst mit drei bis vier Jahren, was Eigentum ist. Erklärungsversuche durch Erwachsene werden bis dahin nicht verstanden, weil sie viel zu abstrakt sind.“ Baby und Kleinkind hingegen, die häufig mit Gleichaltrigen zusammen sind, durchschauen das Phänomen „Besitz“ schon mit etwa zwei Jahren.

Kleinkinder lernen auf dem Spielplatz, wie man mit anderen umgeht.

Dass der Spielplatz dafür ein optimales Übungsfeld ist, liegt auf der Hand: Die Frage, welche Spielsachen wem gehören und wer sie benutzen darf, zählt schließlich zu den klassischen Streitfragen in jedem Sandkasten. Aber auch das gemeinschaftliche Benutzen der vorhandenen Spielgeräte auf dem Spielplatz und die Frage, wer mit wem spielt, liefert reichlich Stoff für Diskussionen.

Anders als im Kindergarten ist es hier schließlich keine homogene Gruppe, sondern ein bunt zusammengewürfelter Haufen, der sich da um auf dem Spielplatz Wippe, Schaukel und Sandkasten versammelt. Oft treffen Kinder und Babys aufeinander, die sich wenig oder gar nicht kennen, altersmäßig weit auseinander liegen oder von zu Hause aus sehr unterschiedliche Problemlösungs-Strategien und Umgangsformen mitbekommen haben. Das sorgt natürlich nicht immer nur für Unfrieden, sondern oft auch für Situationen, die die soziale und emotionale Intelligenz fördern – und den Kindern dadurch Selbstbewusstsein und Souveränität vermitteln.

Psycho-Test: Welche Spielplatzmutter bist du?

So erkennen Sie einen sicheren Spielplatz

Woran Sie erkennen können, ob ein Spielplatz wirklich sicher und gut gepflegt ist – und wo Sie im Zweifelsfall Hilfe finden.

Tipps für einen sicheren Spielplatz

Tipp 1: Spielplatz-Betreiber
Im Eingangsbereich sollte ein Schild auf den Betreiber hinweisen. Durchlaufsicherungen oder Barrieren an Ein- und Ausgängen sind ebenso wichtig wie Büsche oder Zäune als Abgrenzung zu befahrenen Straßen.
Tipp 2: Spielplatz-Geräte
Die Spielgeräte müssen stabil und sicher sein. Wichtig ist, dass Sie gut verankert sind, einen ausreichenden Abstand untereinander aufweisen und nicht verrostet oder verrottet sind. Auf keinen Fall sollten Schrauben oder scharfe Kanten hervorstehen.

Tipp 3: Zäune auf dem Spielplatz

Zäune sollten nicht zum Spielen oder Klettern verleiten. Sie dürfen keine Spitzen, scharfe Kanten, Lücken oder herausstehende Teile aufweisen. Außerdem sollten auch sie gut verankert und standsicher sein.
Tipp 4: Sauberer Spielplatz
Der Spielplatz sollte sauber, die Mülleimer leer und der Boden frei von Müll und Hundekot sein. Ein guter Gradmesser ist der Zustand der Sandkiste: Ist der Sand frisch oder von Dreck und Kippen durchsetzt?
Tipp 5: Mängel auf dem Spielplatz
Bei Mängeln sollten Sie sich an den Betreiber des Spielplatzes wenden, im Zweifelsfall weiß das Ordnungsamt, wo er zu finden ist.

Regeln für Eltern auf dem Spielplatz

Auch Eltern sollten sich auf dem Spielplatz an Regeln halten. So können Sie Ihr Kind auf dem Spielplatz untertstützen

Regeln für Eltern auf dem Spielplatz

Spielplatz-Regel 1: bewegen
Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, sich selbstständig auf dem Spielplatz zu bewegen. Greifen Sie nur ein, wenn Gefahr droht oder das Kind wirklich nicht selbst zurechtkommt.
Spielplatz-Regel 2: trösten
Trösten ist immer erlaubt: Wenn Ihr Kind auf dem Spielplatz weint oder sich verzweifelt und mutlos fühlt, dürfen Sie jederzeit einschreiten. Das gehört zum Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind.

Spielplatz-Regel 3: streiten

Streit zwischen Kindern auf dem Spielplatz sind normal – und kein Grund, gleich einzugreifen. Beobachten Sie, ob Ihre Hilfe wirklich nötig wird. Fühlen Sie sich nicht automatisch für das Verhalten Ihres Kindes verantwortlich.
Spielplatz-Regel 4: neutral bleiben
Bleiben Sie neutral, gerecht und gelassen, wenn Sie in Konflikte auf dem Spielplatz eingreifen müssen. Lassen Sie alle Kinder zu Wort kommen!
Spielplatz-Regel 5: Lösungen finden lassen
Bieten Sie den Streithähnen auf dem Spielplatz keine perfekten Lösungen an. Lassen Sie die Kinder selbst herausfinden, wie sich ein Ausgleich der Interessen schaffen lässt.

Spielplatz-Regel 6: Kommunikation unterstützen

Helfen Sie Kindern, die in einen Konflikt auf dem Spielplatz verwickelt sind, dabei, ihre Interessen und Gefühle zu formulieren und den anderen deutlich zu machen.
Spielplatz-Regel 7: Vorbild sein
Mit gutem Beispiel vorangehen: Leben Sie Ihrem Kind tagtäglich vor, wie man sich unter Mitmenschen begegnen und verhalten sollte – dabei lernt es am meisten. Nicht nur auf dem Spielplatz. Machen Sie niemals den Streit des Kindes zu Ihrem eigenen.

Für Eltern gilt: Auf dem Spielplatz zurückhalten

Kinder müssen erst noch lernen, wie sie in sozialen Situationen und in Konfliktsituationen richtig handeln. Und das können sie im Spiel mit Gleichaltrigen üben. Da heißt es für die Eltern: Zurückhaltung bitte!

Damit es auf der großen freien Spielfläche für alle auch möglichst oft zu solchen lehrreichen Begegnungen kommt, sollten Erwachsene sich unbedingt in Zurückhaltung üben – auch wenn es schwerfällt. "Vielen Eltern ist es peinlich, wenn ihr Kind oder Baby sich anderen gegenüber nicht sozial oder rücksichtsvoll genug verhält, und sie schreiten deshalb oft recht drastisch ein", sagt die Diplom-Psychologin Dr. Angelika Faas.

Kinder müssen den Umgang mit anderen erst noch lernen

Sie warnt aber davor, das eigene Kind und Baby aus derartigen Situationen einfach wegzureißen oder ihm heftige Vorhaltungen zu machen: "Gerade kleinere Kinder sind oft noch gar nicht in der Lage, abzuschätzen, wie ihr Verhalten bei anderen ankommen wird. Harsche Kritik der Eltern bleibt für sie oft im Kern unverständlich – und sorgt so letztlich dafür, dass sie eine allgemeine Verunsicherung erleben und sich nicht mehr trauen, ungehemmt auf andere zuzugehen."

Angelika Faas rät dazu, es bei Kindern zunächst einmal mit Worten zu probieren. Ein klares "Nein" oder "Halt", in einem deutlichen Tonfall ausgesprochen, kann manchmal schon ausreichen, um eine heikle Situation zwischen zwei kleinen Babys auf dem Spielplatz zu entschärfen. "Eltern sollten sich vor Augen halten, dass das Benehmen ihrer Kinder normal ist – und gelassen bleiben", so die Baby&Co-Expertin.

Kinder lösen Konflikte auf dem Spielplatz fantasievoll

Solange Kinder nicht überfordert wirken, sollte man sie Streitigkeiten unter sich austragen lassen, meint auch die Pädagogin Gisela Dittrich vom Deutschen Jugendinstitut in München. Sie hat mit einem Team das Konfliktverhalten von Kleinkindern und Babys auf Video dokumentiert und dabei beobachtet, wie gut Kinder Probleme untereinander selbst in den Griff bekommen.

Gewisse Fähigkeiten sind dazu natürlich nötig: Um einen Konflikt als solchen zu begreifen, muss ein Kind zunächst einmal lernen, klar zwischen sich und den anderen zu unterscheiden. Erst dann ist es in der Lage, die Interessen beider Seiten gegeneinander abzuwägen. Meist wird diese Fähigkeit ab dem dritten Lebensjahr ausgebildet. Kinder, die – etwa auf dem Spielplatz – viele soziale Kontakte haben, sind oft schon früher dran. "Sobald dieser Lernschritt vollzogen ist, sind Kleinkinder sehr fantasievoll und effektiv bei der Auflösung von Konflikten", so Dittrich. Deshalb rät sie, Kinder erst mal machen zu lassen und nur einzugreifen, wenn sie von selbst Hilfe suchen.

Auf dem Spielplatz keine feste Lösung vorgeben

Wie verhält man sich am besten bei einem Sandkastenstreit? Lesen Sie hier, warum Sie die Kinder Ihre Angelegenheiten weitgehend selbst klären lassen sollten - auch wenn's schwer fällt.

Auf dem Spielplatz keine feste Lösung vorgeben

Aber selbst dann sollten Eltern keine festen Lösungen vorgeben – schon deshalb, weil sie ihren Kindern damit meist nicht weiterhelfen. Grund: Die Lösungsansätze Erwachsener sind meist zu abstrakt und zu moralisch aufgeladen, um Kinder zu erreichen. Mit Ermahnungen wie „Gib doch auch mal nach“ oder „Sei doch ein bisschen großzügiger“ wird man vor allem fragende Blicke ernten.
Konkrete Anweisungen wie „Leih dem Mädchen deine Schaufel“ oder „Lass doch mal jemand anderen schaukeln“ führen zwar auf der Handlungsebene oft zum Erfolg, aber zu keiner echten Auflösung des Konflikts. Tatsächlich ist in solchen Fällen oft zu beobachten, dass die Kinder ihre Auseinandersetzung einfach an einem ungestörten Ort fortführen.
Viel besser: Lassen Sie sich von allen beteiligten Kindern schildern, was geschehen ist, und holen Sie von ihnen Vorschläge ein, welche Lösung denkbar wäre – Kindern von zweieinhalb bis drei Jahren ist das bereits zuzutrauen.

Trösten auf dem Spielplatz natürlich erlaubt

Kein Kind sollte weinend und ratlos auf dem Spielplatz stehen, wenn seine Eltern in der Nähe sind. Wenn es kraft- oder altersmäßig unterlegen ist oder mit einer ganzen Gruppe in Streit gerät, ist Eingreifen ebenfalls angebracht. Und natürlich auch, wenn besonders kleine Kinder ständig von beliebten Spielgeräten wie Karussell oder Klettergerüst und Sandkasren vertrieben werden.
Wichtig ist, dabei immer sachlich zu bleiben: Auf keinen Fall sollten Eltern sich die Konflikte ihrer Kinder zu eigen machen. Wer sich stellvertretend für den eigenen Nachwuchs mit anderen Kindern streitet, baut damit sicherlich nicht dessen Selbstbewusstsein auf. Wer sich gar mit anderen Eltern in die Haare kriegt, liefert ein schlechtes Vorbild – und stachelt den Streit der Kinder nur weiter an.

Bildquelle: Getty Images