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Bitte ernst nehmen

Depression bei Jugendlichen: Das können Eltern jetzt tun

Einsamer Junge sitzt traurig am Fenster und verbirgt Gesicht
© Getty Images / ipolonina

Etwa 3 bis 10 % der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren erkranken an einer Depression. Schulischer Druck, Probleme in der Familie und die COVID-19-Pandemie werden für die zunehmenden Zahlen von betroffenen jungen Menschen verantwortlich gemacht. Wie Eltern eine Depression erkennen und wie sie behandelt werden kann.

Wenn euer Kind gefährdet ist und ihr nicht weiter wisst, steht euch das Info-Telefon der Deutschen Depressionshilfe zur Verfügung. Ihr erreicht es unter 0800 / 33 44 533. In Notfällen, z. B. bei drängenden und konkreten Suizidgedanken zögert nicht, euch an die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter der Telefonnummer 112 zu wenden.

Es erscheint einfach alles sinnlos: vom Aufstehen am Morgen übers Essen bis hin zum sonst so geliebten Hobby. Angefangen hat alles mit ein paar missmutigen Gedanken, nach und nach stürzen Betroffene in ein tiefes Loch. Zuerst waren es nur leichte Erschöpfungssymptome, später wird der gewöhnliche Alltag zu einer unbestreitbaren Hürde.

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So kann eine Depression aussehen. Muss sie aber nicht. Nicht immer können wir unseren Mitmenschen ansehen, dass sie unter einer Depression leiden, denn die Erkrankung hat viele Facetten, darunter psychische und physische Merkmale, die je nach konkretem Ursachen-Portfolio unterschiedlich sein können. Gerade bei Kindern und Jugendlichen kommen Depressionen oftmals mit anderen mentalen Erkrankungen daher, zum Beispiel Essstörungen, Angststörungen oder ADHS.

Im Jahr 2000 wurden rund 110.000 Menschen in Deutschland aufgrund einer Depression vollstationär behandelt. 2017 waren es 266.000.
Statistisches Bundesamt

In jedem Fall ist eine Depression jedoch eine ernst zu nehmende Krankheit, von der immer mehr Menschen weltweit betroffen sind. Erschreckend ist dabei vor allem die Zunahme im Kindes- und Jugendalter.

Laut Aussagen des Statistischen Bundesamtes hat sich die Anzahl der unter 15-Jährigen, die aufgrund einer Depression vollstationär behandelt werden mussten, zwischen 2017 und 2000 verzehnfacht. Auch bei den 15- bis 24-Jährigen ist die Zahl der stationären Behandlungen im Krankenhaus bis 2015 um 700 Prozent gestiegen.

Depression bei Jugendlichen: An diesen Symptomen erkennt ihr sie

Eine Depression hat viele Gesichter, dabei ist es vor allem vom Alter abhängig, welche Symptome auftreten können. Bei jungen Mädchen sind außerdem Begleiterkrankungen wie Essstörungen häufig.

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Symptome von Depressionen im Schulkindalter (6 bis 12 Jahre)

Traurig aber wahr, bereits 1 Vorschulkind aus einer Gruppe von 100 leidet an Depressionen. Dieser Wert verdoppelt sich mit dem Schuleintritt. Von den rund 3 Millionen Grundschüler*innen in Deutschland sind also ganze 60.000 betroffen.

  • Traurigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisstörungen
  • Ängstlichkeit und Zukunftsangst
  • starke Schuldgefühle und Selbstkritik
  • psychomotorische Hemmung (z.B. langsame Bewegungen, in-sich-versunkene Haltung)
  • Appetitlosigkeit
  • Schlafstörungen
  • Suizidgedanken

Symptome von Depressionen im Jugendalter (13 bis 18 Jahre)

In der Pubertät sind leichte, depressive Verstimmungen häufig. Schließlich ist der Umbau des Körpers, insbesondere des Gehirns, harte Arbeit. Diese Verstimmungen sind aber klar von einer klinischen Depressionen abzugrenzen. Die Krankheit kann sich im Jugendalter durch folgende Symptome äußern:

  • Selbstzweifel und vermindertes Selbstvertrauen
  • Angstzustände bis hin zu Angst- oder Panikattacken
  • Lust-, Interessen- und Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • sehr starke Stimmungsschwankungen
  • auffälliger Leistungsabfall
  • Gefühl der Hilflosigkeit
  • sozialer und emotionaler Rückzug
  • psychosomatische Beschwerden (z. B. Magenschmerzen, Kopfschmerzen)
  • auffälliger Gewichtsverlust oder schnelle Gewichtszunahme
  • wiederkehrende Schlafstörungen
  • selbstverletzendes Verhalten
  • Suizidandrohungen oder -versuche
Teenager-Dasein: Das sind die Phasen der Pubertät Abonniere uns
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Depression bei Jugendlichen: Diese Behandlungsmöglichkeiten gibt es

Depressionen werden in der Regel ambulant behandelt. Eine stationäre Behandlung ist nur in Extremfällen notwendig. Sucht am besten den Kinderarzt auf, der euch eine Überweisung an eine Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche ausstellt. Nach ersten Gesprächen – mit oder ohne Eltern – wird dann eine Diagnose erstellt.

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Bei der anschließenden Therapie, bei der ggf. auch Familie und weitere Bezugspersonen mit einbezogen werden, wird die Krankheit behandelt. Je nach Fall kann auch die Einnahme von Antidepressiva nötig sein. Hier geschieht aber nichts ohne euer Einverständnis bzw. ohne das Einverständnis eures Kindes.

Es sollte bei der Behandlung nicht primär darum gehen, den bzw. die Betroffene "möglichst schnell wieder flott zu kriegen". Stattdessen ist es wichtig, Ursachen und Anlässe sowie eventuelle Verbindungen mit (traumatischen) Ereignissen der Vergangenheit bzw. anderen psychischen Problemen zu ermitteln, um eine langfristige Heilung zu ermöglichen. Dabei wird mit dem Patienten oder der Patientin ein individueller Weg gemeinsam erarbeitet.

Depressionen bei Jugendlichen: 4 Tipps, um eurem Kind zu helfen

Mit Depressionen (angemessen) umzugehen, fällt vielen Angehörigen leider oftmals schwer, denn noch herrschen zahlreiche Vorurteile und Irrtümer über die Erkrankung. Wir haben ein paar Punkte zusammengestellt, die euch und eurem betroffenen Kind helfen können.

#1 Offen sein

Wenn ihr das Gefühl habt, euer Kind leidet an einer depressiven Störung, ist es wichtig, das Thema anzusprechen. Sprecht über eure Gefühle und Sorgen und zeigt, dass ihr stets ein offenes Ohr habt und euer Kind mit seinen Problemen immer zu euch kommen kann.

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#2 Nicht zögern

Wenn ihr merkt, dass euer Kind depressive Gedanken hat, zögert nicht, einen Arzttermin zu vereinbaren. Vor allem dann, wenn eure Tochter oder euer Sohn nicht mit euch reden möchte, ist es gut, wenn eine neutrale Fachperson hinzugezogen wird.

Auch für psychische Erkrankungen gilt die ärztliche Schweigepflicht, daher kann euer Kind hier frei über alles reden, was es beschäftigt. Depressionen sind unbedingt ernst zu nehmen, sie kommen nicht einfach und gehen morgen wieder weg. Menschen mit Depressionen brauchen Hilfe.

#3 Verständnis zeigen

Macht euch immer wieder bewusst, dass erkrankte Menschen alles durch eine “depressive Brille” sehen. Viele Gedanken werden für euch nicht nachvollziehbar sein. Auch nach erfolgreichen Gesprächen, bei denen ihr das Gefühl habt, dass sich etwas verändert, kann es sein, dass ihr lange keine Veränderung wahrnehmt.

Gebt eurem Kind viel Zeit und zeigt Verständnis. Und macht nicht den Fehler, es mit Rationalität belehren zu wollen, wenn es sich euch emotional öffnet. Das wird sehr wahrscheinlich auf Gegenwind stoßen und dafür sorgen, dass es sich nur noch mehr verschließt, in dem Glauben, sowieso nicht verstanden zu werden.

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#4 Mut machen

Eine Depression ist eine Erkrankung, aber sie ist gut behandelbar. Macht eurem Kind (und euch selbst) Mut: Gemeinsam schafft ihr das! Zeigt ihm, dass negative oder traurige Gefühle ein Teil des Krankheitsbildes sind und dass diese beängstigenden Gedanken mit der Zeit wieder vergehen werden.

Manchmal fällt es schwer, die richtigen Worte zu finden. Die Deutsche Depressionshilfe hat Betroffene auf ihren Social Media Kanälen befragt und zusammengefasst, welche Worte sie sich in der Depression wünschen. Daraus wurde im Anschluss ein Mutmach-Bingo erstellt:

mutmach-bingo
© Unbekannt

Hier bekommt ihr Hilfe und Rat

Auf der Website FIDEO "fight depression online", finden Kinder- und Jugendliche, die von Depressionen betroffen sind, Hilfe und Tipps, auch für Angehörige und Pädagogen stellt die Seite viele Ratschläge zusammen. Vertrauliche und kostenlose Online-Beratung von Fachkräften finden Teenager auch bei der Jugendnotmail.

Quellen: Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention: Depression im Kindes- und Jugendalter; Statistisches Bundesamt: Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden an Depressionen

Der Stress-Test: Wie gestresst ist mein Kind?

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