In einem Experiment untersuchte die BBC, was passiert, wenn kleine Mädchen plötzlich Jungsklamotten und kleine Jungs plötzlich Mädchenklamotten anhaben. Das Ergebnis macht traurig.
Die BBC sorgte vor einigen Jahren für Aufsehen mit einem TV-Experiment in der Sendereihe "No more Boys and Girls". Verschiedene Testpersonen spielen mit zwei Kleinkindern: Ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen spielen mit einigen erwachsenen Personen. Auf den ersten Blick also nichts Besonderes. Die Betreuer bieten der "braven Kleinen“, die sie wohl als Mädchen identifizieren, allerhand Kuscheltiere und rosa Spielzeug an. Der Junge, ein "typischer kleiner Rabauke", bekommt Roboter, Baukästen und Autos. Nach der Spielrunde kommt die Auflösung: Sophie ist in Wirklichkeit Edward und Oliver ist in Wahrheit Marnie.
Wir Erwachsenen weisen den Kindern ihre Geschlechterrolle zu
Es waren also nicht die Kinder, die sich automatisch Jungen- oder Mädchenspielzeug ausgesucht haben. Es waren die Betreuer der Kleinen, die – unterbewusst oder nicht – Jungsspielzeug für den angeblichen Jungen und Mädchenspielzeug für das angebliche Mädchen herausgesucht haben. Dabei war es egal, ob die Testpersonen weiblich oder männlich waren. Beide Geschlechter haben bestimmte Spielzeuge einem Mädchen beziehungsweise einem Jungen zugeordnet.
Experiment: Räumliches Denken bei Mädchen wird nicht gefördert
Dies ist nicht nur limitierend für das Kind, das doch eigentlich spielen sollte, womit es möchte, es hat tiefergreifende Konsequenzen: Denn Spielsachen für Jungen und Mädchen unterscheiden sich nicht nur in Farbe und Muster, sondern auch in ihrer Funktionalität. Spielzeug für Jungen ist viel öfter so konstruiert, dass es die Kleinen zum Nachdenken anregt. Für Jungs gibt es in der Spielwarenabteilung Spielsachen, die räumliches Bewusstsein lehren und das Kind aktiv seine körperlichen Fähigkeiten testen lassen. Mädchen bekommen Puppen.
Wie Spielzeug Geschlechterklischees verbreitet
Studien zeigen: Wenn junge Kinder regelmäßig mit Spielzeug spielen, das ihnen räumliches Denken vermittelt, verändert sich ihr Gehirn in nur drei Monaten. Die BBC bringt dies zu der Überlegung, ob schon unsere Spielsachen dafür mitverantwortlich sind, in welchen Berufen wir später einmal landen.
Sind Männer deswegen so präsent in technischen und körperlichen Berufen, weil sie schon von Kindheit auf in diese Richtung gelenkt werden? Werden Mädchen schon im Kindesalter auf „softe“ Berufe limitiert? Diese und andere Fragen erforscht die BBC in der Sendung „No More Boys and Girls: Can Our Kids Go Gender Free?“ zu dessen Auftakt das Video-Experiment veröffentlicht wurde.
Uns hat das Video auf jeden Fall schon einmal wachgerüttelt. Wie fasst eine der Testpersonen am Ende des Videos so schön zusammen: „Das nächste Mal, wenn ich auf Kinder aufpasse, zum Beispiel auf meine Nichten und Neffen, werde ich sicherstellen, dass ich fair und gerecht zu allen bin und jedem Kind die gleiche Chancen gebe, zu sein, wer und was es will.“
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