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Menschenskinder!

Coming-Out: Wie gehen Eltern damit um?

“Mama, Papa, ich bin schwul.” Wenn ein Kind sich der Familie gegenüber outet, ist das ein wichtiger und vertrauensvoller Moment. Andererseits kann so ein Coming-Out Eltern ganz schön kalt erwischen. Viele sind ziemlich überrascht: Sie wissen nicht, wie sie mit der Situation richtig umgehen sollen und stellen sich viele Fragen.

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Wenn das eigene Kind erwachsen wird, möchte man es dabei unterstützen, die richtigen Wege einzuschlagen und kluge Entscheidungen für das Leben zu treffen. Jugendliche möchten aber natürlich ihre eigenen Pfade einschlagen und ihre Persönlichkeit entdecken und entfalten. Deshalb ist es für Eltern manchmal schwer, bestimmte Dinge zu akzeptieren – gerade wenn diese auf den ersten Blick von der gesellschaftlichen Norm abweichen. Wenn ein Kind seiner Familie eröffnet, dass es sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, ist das oft der Fall. Eltern fühlen sich dann überfordert und wissen nicht, wie sie richtig reagieren sollen.

Coming-Out: Was bedeutet das eigentlich?

Auch wenn wir es, je nach sozialem Umfeld, oft nicht mitbekommen: Sexuelle Orientierungen sind vielfältig! Unsere Gesellschaft ist allerdings nach wie vor sehr stark heteronormativ geprägt. Heteronormativität bedeutet, dass Heterosexualität bei uns die Norm ist. Wer in das Muster Mann liebt Frau, Frau liebt Mann nicht reinpasst, gilt als Abweichler, als “anders”. Kein Wunder: In Film, Fernsehen und in Büchern sehen wir (bis auf wenige Ausnahmen) immer heterosexuelle Menschen. Im Sexualunterricht in der Schule werden Kinder über den Geschlechtsverkehr zwischen Frau und Mann aufgeklärt. Es wird vermittelt, dass sich Menschen von Natur aus zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Doch das ist ein Trugschluss: Es gibt viele verschiedene Sexualitäten und sie alle sind vollkommen natürlich.

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  • Hetereosexualität: sich hingezogen fühlen zu Menschen des anderen Geschlechts.
  • Homosexualität: sich hingezogen fühlen zu Menschen des gleichen Geschlechts (lesbisch/ schwul)
  • Bisexualität: sich hingezogen fühlen sowohl zu Menschen des anderen, als auch des gleichen Geschlechts.
  • Pansexualität: sich hingezogen fühlen einfach generell zu Menschen. Das Geschlecht spielt dabei keine Rolle.
  • Asexualität: Keine sexuellen Begehren.
  • queer: Menschen, die die gesellschaftliche Einteilung in “Mann” und “Frau” ablehnen. Für queere Menschen gibt es mehr als diese beiden Kategorien.

Es gibt noch viele weitere sexuelle Orientierungen.

Dadurch, dass Homosexuelle, Bisexuelle oder Menschen mit einer anderen Sexualität in der breiten Öffentlichkeit nach wie vor eher unsichtbar sind, ist es für sieeine schwierige SItuation, wenn sie merken, dass sie sich mit der heterosexuellen Norm nicht identifizieren können. Daher ist es ein sehr schwieriger Prozess, die eigenen Vorlieben anzunehmen und zu akzeptieren. Schließlich möchte man nicht “anders” sein. Das ist der erste Schritt eines Coming-Outs. Er wird auch als “inneres Coming-Out” bezeichnet. In dieser Phase setzt sich ein Mensch (meistens Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren) mit der eigenen sexuellen Identität auseinander. Man macht sich bewusst, zu wem man sich auf sexueller und romantischer Ebene hingezogen fühlt und versucht dies zu akzeptieren.

Ist dieser Prozess abgeschlossen, erfolgt das “äußere Coming-Out”, also das Outen vor Familie, Freunden und Bekannten. Wer von der sexuellen Orientierung letztlich erfährt, ist abhängig davon, wie offen ein Mensch mit seiner Sexualität umgeht: Manche outen sich nur im engsten Kreis, andere lassen es auch Mitschüler oder Arbeitskollegen wissen. Doch weil es eben gesellschaftlich nach wie vor viele Vorurteile und Missgunst gegenüber Menschen einer anderen Sexualität gibt, ist es für viele nicht leicht, dies zu akzeptieren. Gerade für Eltern kann das zu inneren und äußeren Konflikten führen.

Du selbst bist in einer solchen Situation? Die folgenden Ratschläge können dir weiterhelfen:

Nimm dir Zeit

Dein Kind hat sich geoutet und du weißt nicht so recht damit umzugehen? Dann nimm dir die Zeit, dich in aller Ruhe damit auseinanderzusetzen. Bis deinem Kind bewusst geworden ist, dass es sich z. B. zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt, hat es auch eine ganze Weile gedauert. Nur wenige Eltern schaffen es, das Outing sofort zu akzeptieren. Und dafür haben die meisten Kinder auch Verständnis. Sprich einfach offen an, dass du etwas Zeit brauchst, um mit der neuen Situation umzugehen. Vielleicht kann dein Kind dir in dieser Zeit auch mit Antworten auf Fragen weiterhelfen, die du dir stellst.

Tausch dich mit anderen aus

Wenn Fragen aufkommen, die du nicht direkt mit deinem Sohn oder deiner Tochter besprechen möchtest, rede unbedingt mit anderen Menschen. Andere Menschen haben andere Perspektiven und die können dir dabei helfen, die neue Situation zu akzeptieren. Wenn du dich im Familien- oder Freundeskreis niemandem anvertrauen möchtest, gibt es Beratungsangebote. Hier kannst du auch mit anderen Eltern, die in einer ähnlichen Situation sind, in Kontakt treten.

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Nimm dein Kind ernst

Auch wenn dir der Umgang mit dem Coming-Out deines Kindes schwerfällt, solltest du es unbedingt ernst nehmen und nicht infrage stellen. Manche Eltern versuchen, die Auseinandersetzung mit der Sexualität ihres Kindes zu umschiffen, indem sie sich und anderen einreden, es sei “nur eine Phase”. Natürlich kann es sein, dass sich die Sexualität eines Menschen im Laufe des Lebens noch einmal verändert. Sexualität muss nicht statisch sein. Wenn sich dein Kind dir jedoch anvertraut und erklärt, welche sexuellen Vorlieben es hegt, wird es sich derer aber sehr bewusst sein. Generell fällt es Kindern und Eltern oft schwer, über Sexualität zu reden. Daher ist es ein umso größerer Vertrauensbeweis, wenn dein Kind sich dir öffnet.

Du hast keinen Einfluss

Eltern, denen die Akzeptanz eher schwerfällt, stellen sich häufig die Frage, ob sie etwas falsch gemacht haben. Die Antwort ist schlicht und einfach: Nein. Die sexuelle Orientierung hat nichts mit der Erziehung zutun. In wen ein Mensch sich verliebt oder zu wem er sich sexuell hingezogen fühlt, können Eltern nicht beeinflussen. Die Vorlieben sind einfach da. Homosexualität und andere sexuelle Vorlieben sind absolut natürlich, das zeigt auch ein Blick ins Tierreich: Studien zeigen, dass etwa 1.500 Tierarten gleichgeschlechtliche Paarungen praktizieren. Affen, Löwen, Giraffen, Vögel: Bei Tieren ist das ganz normal. Wieso also nicht auch beim Menschen? Worauf du im Punkt der sexuellen Orientierung als Elternteil jedoch Einfluss hast: Wie offen und tolerant dein Kind gegenüber sexueller Vielfalt ist.

Wieso deine Rückendeckung so wichtig ist

Die Forderung nach gesellschaftlicher Toleranz und Gleichstellung aller Sexualitäten wird immer lauter: So nahmen am Christopher-Street-Day in Berlin 1990 noch 15.000 Menschen teil, mittlerweile sind es jährlich über 500.000 Menschen die für sexuelle Vielfalt auf die Straße gehen. Dennoch ist Homophobie in unserer Gesellschaft nach wie vor weit verbreitet: So wird Homosexualität von der Kirche als unnatürliche “Mode” bezeichnet oder von der CDU-Vorsitzenden Annegret Kramp-Karrenbauer mit Inzucht oder Polygamie verglichen.

Auf eine Anfrage meldete das Bundesinnenministerium, dass 2018 bundesweit 313 Straftaten mit Bezug zur sexuellen Orientierung gemeldet. Die Dunkelziffer wird deutlich höher geschätzt. Die meisten Homosexuellen müssen sich regelmäßig mit Diskriminierung, Benachteiligung und Vorurteilen auseinandersetzen. Deshalb ist es sehr wichtig, dass niemand in einer solchen Situation allein gelassen wird. Rückenstärkung von Familie und Freunden ist das Wichtigste.

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Hier gibt es Infos und Erfahrungen

Viele weitere Informationen und Ratschläge für Eltern, deren Kinder sich geoutet haben, findest du in der kostenlose Broschüre der BZgA “Sexuelle Vielfalt und Coming-out”. Auch hilfreich ist die Elternbroschüre „Mein Kind ist das Beste was mir je passiert ist!“ in der Eltern und Verwandte Familiengeschichten über das Coming-Out ihrer lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Kinder erzählen.

Bildquelle: Getty Images

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