Die Geburt eines Kindes ist ein unbeschreibliches und unvergleichliches Ereignis im Leben einer Familie. Überall auf der Welt werden Neugeborene mit Zeremonien und Ritualen empfangen.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass in Bulgarien ein Stück der Nabelschnur dort weggeworfen wird, wohin das Leben das Kind später einmal führen soll? Weitere interessante Bräuche in der Schwangerschaft, anlässlich der Geburt und in den ersten Lebensmonaten eines Kindes haben wir hier gesammelt – manchmal sonderbar, witzig oder überraschend, aber meistens wunderschön… Willkommen, Baby!
Guatemala
Kündigt sich in Guatemala die Geburt eines Babys an, isst die werdende Mutter eine in Bier gekochte rote Zwiebel, weil dieses Rezept angeblich die Geburt beschleunigt.
Ist das Baby auf der Welt, übernehmen Freunde und Verwandte die ersten 40 Tage alle anfallenden Haushaltsaufgaben, um die Mutter zu entlasten.
Interessantes Hintergrundwissen zur Geburt bei Frauen der Maya:
Hebammen lernen ihr Handwerk buchstäblich im Schlaf. Die Geisterwelt bestimmt, wer Hebamme wird und zeigt den Auserwählten ihr Handwerk in Träumen. Stirbt eine Hebamme, übergibt sie einer anderen Frau im Traum ihre Fähigkeiten.
Japan
Möglichst leise und ohne den Einsatz von Schmerzmitteln soll die Geburt in Japan vonstattengehen. Der Geburtstschmerz gilt als Test, ob die Gebärende für die Herausforderungen als Mutter gewappnet ist. Diese Praxis gilt aber immer mehr als veraltet.
Nach der Geburt wird die Nabelschnur gesäubert und in einem speziellen Kästchen (kotobuki bako) aufbewahrt. Dies soll für eine besonders gute, lebenslange Bindung zwischen Mutter und Kind sorgen.
Erst nach einem Monat dürfen entfernte Verwandte und Freunde zu Besuch kommen, um das Baby zu sehen und Geschenke zu bringen.
Indien
Wenn in Indien eine Frau schwanger wird, wird sie ab sofort auf Händen getragen. Die gesamte Familie sorgt dafür, dass sich die werdende Mutter gut ernährt und schützt sie vor allen möglichen Gefahren. Während der Schwangerschaft feiern die Inder viele Feste zu Ehren des ungeborenen Kindes. Diese traditionellen Feiern heißen Godhbharais. Kündigt sich die Geburt an, öffnen indische Frauen ihre Haare, legen Schmuck ab, lockern ihre Kleidung, öffnen alle Türen und lassen die Tiere frei. Dies soll die Öffnung während der Geburt symbolisieren.
Bräuche zur Geburt aus aller Welt
In Bali wird nach der Entbindung eines Babys der Mutterkuchen nach Hause gebracht, gewaschen und mit einem Stück der Nabelschnur und etwas Blut von der Geburt in ein weißes Leinentuch gewickelt. Dieses Päckchen wird in eine Kokosnussschale und unter dem Türstock vergraben. Weil Babys am Anfang ihres Lebens noch als überirdische Wesen gelten, dürfen sie die ersten 105 Tage nach der Geburt den Boden nicht berühren, um den Kontakt mit den Dämonen zu vermeiden. Erst nach diesen 105 Tagen wird ein Kind erstmals bei einer großen Feier auf den Boden gesetzt. Bis dahin tragen Mütter ihr Baby zum Beispiel in einem Tragetuch.
Armenien
Wenn sich bei einem Baby der erste Zahn zeigt, zelebrieren die Armenier das mit diesem spannenden Brauch: Es werden viele verschiedene Gegenstände auf den Boden gelegt, die alle als Symbol für einen Beruf stehen, z.B. ein Stethoskop für einen Arzt oder ein Spachtel für einen Maurer. Dann wird das Kleine dazu gesetzt und beobachtet. Der Gegenstand, zu dem es zuerst greift, soll zukunftsweisend für seine spätere Karriere sein.
Mexiko
Den Schmerz bei der Geburt kann wohl nur nachempfinden, wer bereits ein Kind zur Welt gebracht hat. In Mexiko gilt „Geteiltes Leid ist halbes Leid“, denn der werdende Vater bindet sich eine Schnur um die Hoden, an der ihre Frau bei Schmerzen während der Geburt ziehen darf. Während der Entbindung bleiben alle Fenster und Türen geschlossen, um Mutter und Kind vor bösen Geistern zu beschützen. Bei der Geburt wird traditionell das „Robozo“, ein vielseitig einsetzbares Tuch verwendet, um z.B. das Baby in die optimale Geburtslage zu bewegen.
Guinea
Bei den Stämmen Guineas bekommt statt der Mutter der Vater nach der Entbindung seines Kindes erstmal Urlaub: Um sich von den Strapazen der Geburt zu erholen, legen sich die Männer in Hängematten oder spezielle „Männerkindbetten“, halten Diät und fassen keine Waffen an. Die Frau dagegen nimmt nach wenigen Stunden wieder ihre Arbeit auf.
Nördliches Polargebiet
Eskimos sind der Meinung, dass vermehrter Geschlechtsverkehr die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Junge wird, erhöht. Außerdem soll Sex dazu beitragen, dass das Kind sehr kräftig und gesund wird. Deshalb schlafen die werdenden Eltern während der Schwangerschaft häufig miteinander.
Die Namensgebung spielt eine wichtige Rolle bei den Eskimos, denn sie glauben, dass ein Säugling nur weint, weil er noch keinen Namen hat. Nach dem Tod eines Menschen irrt sein Name umher, bis ein Neugeborenes diesen Namen bekommt. Mit dem Namen gehen bestimmte Eigenschaften und Teile der Seele auf den Säugling über.
Ägypten
Entgegen der weit verbreiteten Meinung, dass Bauchtanz nur zur Unterhaltung für Männer gedacht war, sind die Wurzeln dieses Tanzes der Ritual- beziehungsweise Geburtstanz. Der Tanz von Frauen für Frauen sollte mit seinen Bewegungsmustern das Weiblich-Göttliche ehren. Außerdem unterstützt Bauchtanz eine Frau bei der Entbindung: Das sanfte Schaukeln und Schwingen des Beckens erleichtert die Geburt. Die schwangere Frau tanzt mit mehreren Frauen zusammen, bis das Baby kommt. Diese Praxis ist heute nicht nur in Ägypten verbreitet – immer mehr Frauen tanzen sich in die Wehen!