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Drinnen bleiben

Stubenhocker und glücklich damit! 5 entspannte Tipps für Eltern

Stubenhocker

Hilfe, mein Kind ist ein Stubenhocker! Aber ist es wirklich so ein Drama, wenn das Kind gerne drinnen ist, liest, träumt oder Videospiele zockt? Ab wann muss ich mir Sorgen machen, und wie kann ich Impulse im Alltag setzen, damit wieder mehr Aktivitäten stattfinden? Eine Anleitung zum entspannten Umgang mit allen Kids, die sich drinnen wohler fühlen als draußen.

„Das Kind muss an die frische Luft“, ist ein Satz, den nicht nur Hape Kerkelings Oma in seiner gleichnamigen Biografie sagt. Es ist auch ein Stoßseufzer aller anderen Eltern, Großeltern und sonstigen Verwandten, die das Gefühl haben, der Nachwuchs vermodere im Kinderzimmer. Schon das Wort an sich klingt nach Staublunge und bleierner Langeweile. Nach Verpassen von allem, was spannend und neu ist, nach FOMO. Doch haben die Kids wirklich Fear Of Missing Out? Oder sind es nicht vielmehr wir Eltern, die sich da sorgen, unsere Kinder könnten etwas verpassen? Wer hockt denn schon gerne in der Stube? Klingt erstmal übel, oder?

Was ist ein Stubenhocker eigentlich?

Als Stubenhocker wird grundsätzlich jede Person bezeichnet, die das Drinnen dem Draußen vorzieht. Der Begriff hat eine negative Bedeutung. Über die Gründe, warum jemand glücklich in den eigenen vier Wänden sitzt, sagt er allerdings erstaunlich wenig aus. Warum jemand gern Zeit alleine verbringt oder es mag, sich im eigenen Zimmer aufzuhalten, spielt selten eine Rolle.

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Deshalb gibt es online eine ganze Reihe fast panischer Tipps, wie am besten damit umgegangen werden kann, dass das Kind nicht raus möchte. Da werden elaborierte Wochenendpläne ausgeheckt oder untersucht, ob das Kind nicht einfach faul ist. Dass das Kind faul sein könnte, scheint so ziemlich das Schlimmste, was Eltern passieren kann. Die nächsten Links verweisen dann meist gleich auf eine Checkliste psychischer Erkrankungen. So weit muss es aber nicht kommen.

Verteidigung des Stubenhockens

Zunächst einmal lassen all diese Tipps außer Acht, dass Menschen unterschiedlich viel Input brauchen. Anregungen sind nicht für uns alle gleich. Manche brauchen davon mehr, andere weniger. Viele von uns überreizen schneller, gerade, wenn viel Stress ist. Warum sollte das bei unseren Kids anders sein?

Der Wunsch, Zeit alleine verbringen zu wollen, ist ganz normal. Jeder erlebt in seinem Leben Phasen, in denen der Alltag zum Stillstand zu kommen scheint. Nichts geht mehr. Neues erscheint zu viel, Gedanken fordern Raum oder wünschen sich Zerstreuung. So ist es auch beim Stubenhocker-Nachwuchs. Sofern das Kind keine depressive Verstimmung oder eine Sozialphobie hat und das Bett nicht mehr verlässt oder gar langanhaltende Probleme mit täglichen Routinen wie Anziehen, Essen oder Zähneputzen hat, hilft am ehesten ein entspannter Umgang mit dem Thema.

Denn was genau verbirgt sich eigentlich hinter dem Gefühl, das Kind „darf“ jetzt nicht einfach „herumhängen“? Ist es vielleicht die Stimme der eigenen Eltern, die bei euch im Innern von Tagedieben und Faulenzern spricht, sobald ihr euch einmal entspannen wollt und locker lasst? Ruhe ist gesund und wichtig. Leider haftet dem Nichtstun immer noch der Ruf des Lotterlebens und des Versagens an. Dabei ist es häufig das Beste, in Momenten der Überforderung nichts zu tun.

5 leichte Tipps, die Stubenhockern helfen

  1. Setzt ohne Druck Impulse, die die Interessen eures Kindes berücksichtigen: euer Kind mag Züge? Dann macht einen Ausflug zur Bahnhofsbrücke.
  2. Macht die Übergänge leichter. Anstatt den Fokus auf das Verlassen des Hauses zu legen, könnt ihr euch gemeinsam darauf freuen, gleich ein Eis essen zu gehen.
  3. Rituale helfen. Geht immer direkt nach dem Kindergarten auf den Spielplatz oder in den Park, holt zusammen am Wochenende Brötchen, macht gemeinsam einen Abendspaziergang.
  4. Stellt keine Bedingungen, sondern bietet Abwechslung. So rückt ihr die Zeit, die euer Kind drinnen verbringt, nicht in ein negatives Licht.
  5. Überlegt euch Input für drinnen: Baut einen Fitnessparcours, entwickelt Ratespiele, backt, kocht, badet gemeinsam oder kreiert eine Wasserspielstation.

Wichtig ist nur, dass Dinge passieren. Egal wo. Erwachsene wollen auch manchmal einfach nur zu Hause gammeln. Wenn wir das unseren Kindern nicht zugestehen können, dann wird gegen die Regeln rebelliert, dass die Stubenhocker-Fetzen fliegen. Das Bedürfnis nach alleine sein ist Teil unseres Lebens, Teil der Entwicklung unserer Kinder. Wir können diese Entwicklung begleiten und sanft lenken, ohne sie zu einem großen Streitthema zu machen.

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Olaf Bernstein

Was macht Stubenhocken mit meinem Kind – mein Fazit

Wenn meine Tochter etwas möchte, hat das einen bestimmten Grund. Ob das nun wild tanzen und draußen toben ist oder alleine spielen, Filme gucken oder einfach in die Leere träumen. Ich vertraue ihrer Fantasie und ihrer inneren Stärke, wenn es darum geht, wie viel wir miteinander unternehmen. Dabei habe ich immer im Auge, ob ihr eine Anregung gut tun würde oder ob ich selbst meine Sorgen, Ängste und Zweifel auf sie übertrage.

Ich wurde als Kind nicht viel in Ruhe gelassen. Ständig wollten Leute in meinen Kopf schauen, oder beunruhigten sich, ich könnte nicht genug Abwechslung haben. Dabei war ich immer zufrieden im Moment. Ruhepausen, gerade in herausfordernden Zeiten, sind für unseren Geist und unseren Körper genauso wichtig wie Augenblicke extremer Aktivität. Also genießen wir es heute, Stubenhocker zu sein. Morgen sind wir dann wieder wilde Toberiesen.

Olaf Bernstein
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Bildquelle: iStock / Getty Images Plus / KatarzynaBialasiewicz