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Gelbsucht: Neuartige Decken helfen heilen

Mit Blaulicht wird Gelbsucht bei Neugeborenen schon lange behandelt. Dass das jetzt künftig nicht mehr nur im Krankenhaus machbar ist, dafür sorgen jetzt Blaulicht abstrahlende Babydecken für daheim.

Gelbsucht bei Säuglingen in den ersten Tagen nach der Geburt kommt sehr häufig vor, sogar bei mehr als der Hälfte der Babys. Sechs von zehn Neugeborenen trifft es. In den meisten Fällen verschwindet die Neugeborenen-Gelbsucht von selbst wieder. Wenn man nichts dagegen unternimmt, kann es allerdings Hirnschädigungen zur Folge haben. In manchen Fällen zeigen die Werte im Blut auch an, dass die Gelbsucht nicht von selbst verschwinden wird. In diesem Fall hilft Bestrahlung mit blauem Licht. Nach etwa zwei Wochen unter Blaulicht-Behandlung verschwindet die gelbe Hautfarbe wieder.

Das blaue Licht hilft gegen die gelbe Hautfarbe
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Gelbsucht: So funktioniert die Phototherapie

Bei dieser Behandlung wird das Baby, nur mit einer Windel bekleidet und mit einer Augenmaske als Schutz, in einen Inkubator gelegt und mit blauem Licht bestrahlt. Das Bilirubin, ein Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs, das die gelbe Hautfarbe hervorruft, wird durch das blaue Licht aufgespalten und wasserlöslich. Der Körper kann es dann über den Urin ausscheiden. Die tägliche Behandlung dauert einige Stunden und sollte über mehrere Tage hintereinander fortgesetzt werden.

Neues Verfahren: Blaues Licht in Babydecken

Dass die so genannte Phototherapie eine bewährte Behandlungsmethode ist, wenn das Neugeborene unter Gelbsucht leidet, ist bekannt. Allerdings konnten die Säuglinge bislang nur im Krankenhaus behandelt werden. Aus diesem Grund mussten die Neugeborenen länger im Krankenhaus bleiben. Doch eine neue Erfindung ermöglicht nun eine frühere Entlassung aus der Klinik. Die Decken, die blaues Licht abstrahlen, können den Eltern leihweise nach Hause mitgegeben werden, vorausgesetzt, das Baby ist kräftig genug und ansonsten gesund.

So funktionieren die neuartigen Blaulicht-Decken

Eine solche Decke hat ein leuchtendes Polster, das dem Baby möglichst direkt mit Hautberührung umgelegt wird. Die Decke kann sogar während des Stillens angelassen werden. Die Behandlung zuhause dauert normalerweise drei Tage, und die Eltern werden dabei von einer Krankenschwester, die tägliche Hausbesuche macht, betreut. Ist der Säugling wieder gesund, wird die Decke an das Krankenhaus zurückgegeben.

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Blaues Licht in Decken: Es klingt unglaublich, hilft aber wirklich

Eine Untersuchung an zehn Babys am Londoner Evelina Kinderkrankenhaus hat gezeigt, dass diese Decken ebenso wirksam sind, wie wenn man die Neugeborenen im Brutkasten unter das blaue Licht legt. 3.000 britische Pfund = knapp 3.500 Euro kosten die Decken – sparen dem Krankenhaus aber an anderer Stelle viel Geld. Die Untersuchungsergebnisse listen noch weitere Pluspunkte auf.

Die Vorteile der Blaulicht-Decken:

  • sicher
  • kostengünstig
  • werden von den Eltern sehr gut angenommen
  • die Neugeborenen können schneller nach Hause
  • die Eltern-Kind-Bindung daheim festigt sich früher
  • im Krankenhaus wird wieder ein Bett frei
  • es erspart dem Gesundheitssystem Kosten

Präsentation der Ergebnisse im Mai 2019

Die Untersuchungsergebnisse werden im Mai 2019 auf einer Konferenz des Royal College of Paediatrics and Child Health vorgestellt, das ist der Berufsverband der Kinderärzte in England, Irland, Schottland und Wales. Eingesetzt werden die Blaulicht-Decken auch im Londoner St.Thomas-Krankenhaus, dem Schwester-Krankenhaus des Evelina Kinderkrankenhauses. Als frisch gebackene Mutter kann man es ja meist kaum erwarten, mit seinem Baby das Krankenhaus verlassen zu dürfen – Gelbsucht hin oder her. Mit diesen Blaulicht-abstrahlenden Decken wird das nun viel schneller möglich sein – zumindest in London.

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Andere Forscher – gleiches Ziel

In der Schweiz wird derzeit an der Entwicklung eines ähnlichen Medizinprodukts gearbeitet. Forscher der Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) haben einen Strampler für Gelbsucht-Babys entwickelt, in den optisch leitende Lichtfasern eingewebt sind. Diese strahlen das blaue Licht nach innen ab, sodass das Neugeborene auch hier nicht im Brutkasten liegen muss. Der Stoff des Prototyps ist aus Satin und soll einen hohen Tragekomfort haben. Allerdings ist das abgestrahlte Licht bislang noch zu schwach für eine erfolgreiche Behandlung. Die Forscher sind aber zuversichtlich, mit stärkeren LEDS eine ausreichende Wirkung zu erzielen und so den Strampler bald zur Marktreife zu bringen.

Bildquelle: Getty Images