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Füße hoch!

"Jetzt sei halt einfach mal faul, Mama!"

Auch Mütter dürfen faul sein
Auch Mütter dürfen faul sein (© Getty Iamges/ LumiNola)

Wusstet ihr, dass es einen "Auch-Mütter-dürfen-faul-sein-Tag" gibt? Es ist schon ein bisschen bezeichnend, dass es extra einen Jahrestag braucht, um Mamas daran zu erinnern, dass sie auch mal die Füßen hochlegen dürfen. Ich habe mir die Frage gestellt, ob Müttern nicht faul sein können oder wollen. Spoiler: Beides. Und beides nicht ganz freiwillig.

Vor der Waschmaschine liegt ein riesiger Haufen Wäsche, die Spülmaschine muss ausgeräumt werden, im Wohnzimmer ist die Spielzeugkiste explodiert und in 30 Minuten muss das Kind aus der Kita abgeholt werden. Ich könnte in einer Blitzaktion alle diese Dinge noch schnell erledigen oder ich schnapp mir einen Kaffee, lege auf dem Sofa die Füße hoch – nach dem ich mir eine Ecke freigeräumt habe – und genieße einfach ein bisschen Me-Time. Was mach ich?

Vermutlich versuche ich beides zu schaffen und werde kläglich scheitern, da ich nun mal nicht Wonderwoman bin und aufräumen, Wäsche waschen und all der Kram einfach Zeit kostet. Vielleicht bleiben am Ende noch 5 Minuten Me-Time, die ich dann aber nicht genießen kann, weil mein Herz von der gehetzten Aufräum-Aktion noch wie wild pocht und ich im Kopf schon auf dem Sprung zur Kita bin.

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Jetzt sei doch einfach mal faul, verdammt nochmal!

Habe ich ein schlechtes Gewissen "faul" zu sein? Ist Me-Time nehmen gleich faul sein? Nö, eigentlich nicht. Mein Perfektionsanspruch an mich selbst ist nicht so ausgeprägt, dass ich mir keine Auszeiten zugestehen kann, aber es fällt mir im Alltag einfach schwer, sie mir wirklich zu nehmen. Denn in meinem Hinterkopf ist stets der Gedanke: Das Chaos aka unser Haushalt geht nicht von alleine weg. Im Gegenteil, Chaos potenziert sich rasend schnell, wenn man die Kinder nach Kita und Schule noch hinzu addiert. Und dann werde ich in Stress kommen, um das große Chaos wenigstens soweit einzudämmen, dass es uns nicht mit Haut und Haaren verschlingt. 

Also verschiebe ich die Me-Time auf später und räume auf, bevor ich los zur Kita muss. Wann später ist? Ähm, irgendwann. Vermutlich, wenn die Kinder erwachsen und aus dem Haus sind.

Füße hoch und den Partner machen lassen

Ja, das wär doch was, oder? Ich nehme mir meine Me-Time und der Papa schmeißt den Haushalt. Das funktioniert auch ... Aber, wenn ich ehrlich bin nur, wenn ich nicht da bin. Wenn ich ganz weit weg bin und das am besten für ein paar Tage. Dann kriegen die das zuhause auch ganz wunderbar ohne mich gewuppt – in ihrer eigenen Routine und ihrem eigenen Tempo. Welches übrigens so gar nicht mit meiner Alltags-Routine harmoniert, weswegen wir das eben in unseren täglichen Abläufen dann nicht hinkriegen mit dem Papa-machen-lassen-und-Mama-Füße-hochlegen. Das ist niemandes Schuld, aber trotzdem doof. Denn der reale und Mental Load bleibt so einfach an mir kleben. Aber ich arbeite dran – rede ich mir zumindest ein.

Ich bin ja doch faul

Im Sommer waren wir wieder für ein paar Wochen bei meinen Eltern zu Besuch (Großeltern-Sommerferienbetreuung – Tausend Dank nochmal dafür an dieser Stelle an meine Mama & meinen Papa) und dort merkte ich: Ich bin faul! Ich brauche dafür nicht einmal einen "Auch-Mütter-dürfen-faul-sein-Tag", denn ich bin es schon jeden Tag.

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Häh, wie das jetzt? Ich habe doch gerade noch lang und breit erklärt, dass ich faul sein will, aber nicht kann. Stimmt! Aber wenn ich dann bei meiner eigenen Mama zuhause bin, dann merke ich, dass diese Frau überhaupt nie still sitzt und immer was zu erledigen hat. Und dass vieles davon Dinge sind, die ich schon lange aus meinem Alltag gestrichen habe. Ein paar Beispiele gefällig?

  • Bügeln, auch Geschirrhandtücher und Bettwäsche Mach ich nicht, letzteres schon gar nicht. Und wenn irgendwas doch mal gebügelt werden muss, überlass ich das meinem Mann.
  • Geschirr abtrocknen Wieso? Das trocknet wunderbar von alleine. Und im Gegensatz zu meiner Mutter stört es mich auch gar nicht, dass Geschirr dafür rumsteht.
  • Betten machen Ich schüttel die Betten morgens auf, das reicht völlig. Wir kuscheln uns abends ja eh wieder rein, tagsüber bin ich kaum im Schlafzimmer und meistens hüpfen die Kinder sowieso im Laufe des Tages darauf herum.
  • Fenster putzen Mach ich einmal im Jahr und nicht einmal pro Woche. Regnet eh wieder dagegen oder die Kinder tatschen dran. Solange wir noch durchschauen können ...
  • Aufräumen Ich denke ja wirklich, dass ich voll die Aufräumerin bin, aber wenn ich mich dann mit meiner Mama vergleiche, muss ich mir eingestehen, ich bin es nicht. Vielleicht ist meine Mam aber da auch einfach Next-Level!

Sicher ließe sich die Liste noch weiter fortführen, aber ich bin zu faul dafür. Ihr habt das Prinzip schon verstanden, oder? Wenn jemand nicht faul ist, dann meine Mama. Aber wenn ich zu ihr sage "Jetzt setz dich halt mal zu mir hin und entspann dich mal!" sagt sie nur "Das mach ich wenn ihr (aka das Chaos) wieder weg seid!". Und vielleicht ist sie das dann wirklich – nah, wohl eher nicht, wie ich meine Mama kenne.

Ein bisschen mehr Faulsein geht immer

Und was lerne ich daraus? Ich bin nicht faul und bin es doch – alles eine Frage der Perspektive. Und jede sollte so faul sein, wie es ihr gut tut. Die eine kann mitten im Chaos wunderbar entspannen – dann go for it – während die andere, dann nicht richtig abschalten und genießen kann – dann eben später faul sein!

Faul sein ist eine absolut individuelle Sache und jede und jeder sollte genau so faul sein, wie sie oder er kann und will. Egal, ob am "Auch-Mütter-dürfen-faul-sein-Tag" oder nicht!

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Und falls ihr euch jetzt die ganze Zeit gefragt habt, ob es auch einen "Auch-Väter-dürfen-faul-sein-Tag" gibt? Nope, gibt es nicht. Warum das so ist, überlasse ich jetzt eurer eigenen Imagination.

Aber ich bin doch sicher eine Ausnahme mit dem Nicht-richtig-faul-sein-können, oder? Mal schauen, was meine Kolleginnen aus der familie.de-Redaktion sagen:

Katja Nauck

Eltern-dürfen-mal-faul-sein-Tag

Ich finde es komisch, dass es einen Tag braucht, der sagt "Mütter können faul sein", mir wäre es lieber, es wäre der "Eltern dürfen auch mal faul sein"-Tag. Denn in vielen Familien lastet Arbeit auf beiden, natürlich ganz unterschiedliche "Arbeit". Ich finde Eltern können auch mal ruhig was im Haushalt liegen lassen und dafür was Schönes mit den Kindern machen. Aber auch das kann anstrengend sein, wenn die Kinder sehr klein sind. Von daher wünsche ich allen Eltern, dass sie hin und wieder durchatmen können und die Möglichkeit haben, mal faul nur für sich zu sein und sich einfach nicht drum kümmern müssen, dass wer Hunger hat, aufs Klo muss oder sonstwas braucht. Aber das Privileg haben eben nur Eltern, die die Kinder auch mal zu Freunden oder den Großeltern geben können. Wir haben das und sind echt dankbar dafür.

Katja Nauck
Andrea Zschocher

Wir sind nie faul

Dass Mütter faul sein dürfen und unbedingt auch sollen, ist uns allen klar. Ich muss aber gestehen: Ich bin eigentlich nie faul. Weil es immer was zu tun, zu organisieren, zu betreuen gibt. Keins meiner drei Kinder ist schon alt genug um wirklich viel allein zu können, deswegen verschiebe ich das faul sein immer auf später. Ich muss gestehen, manchmal habe ich Angst, dass ich, wenn dieses später dann kommt, gar nicht mehr weiß, wie faul sein geht. Aber dann habe ich meinen Mann, mit dem ich das wieder lernen kann. Denn der ist auch nie faul.

Andrea Zschocher
Sarah Plück

Wo fängt faul sein an?

Tja. wo fängt faul sein an und was hat das ganze mit Me-Time/ Selbstfürsorge zu tun, frage ich mich gerade? "Faul sein" wäre für mich eine Zeit, in der ich mich nur um mich kümmern kann, etwas tue worauf ich Lust habe (Lesen/Serie) und auch den Kopf dabei komplett abschalten kann. An letztem Punkt hapert es dann im Familienalltag. Ich habe schon abends mal ein Stündchen "frei" bzw. nehme mir die Zeit – es gäbe ja genug zu tun – aber abschalten kann ich nicht wirklich. Meistens gehe ich schon den nächsten Tag durch. Also – das Ganze hat wohl auch viel mit Mental Load zu tun.

Sarah Plück
Jennifer Kober

Me-Time ist nicht faul sein

Für mich bedeutet Faulsein nicht, dass ich mich komplett aus meinem Alltag als Mama und Familienmensch ausklinke. Sondern dass ich bewusst alles komplett ausblende, was mich stresst: Der Wäscheberg, der Papierkram, die verwüstete Küche, das Mental Load Chaos im Kopf ... Ich setze dann meine Scheuklappen auf und konzentriere mich einfach auf das, was mir gerade wichtig ist. Für mich hat das definitiv mit Selfcare zu tun, nicht mit der privilegierten Version der Promis, aber eben mit mentaler Gesundheit. Denn manchmal notwendig, Dinge einfach mal sein zu lassen. Ich finde aber sehr wichtig, dass man das nicht mit Me-Time verwechselt. Denn die hat ja mit Faulsein nichts zu tun. Zum einen, weil wir Mums uns die leider so hart erarbeiten müssen und sie viel zu kurz kommt. Und zum Anderen, weil sie einfach eine Notwendigkeit ist, so wie Atmen, Essen und Schlafen.

Jennifer Kober
Katja Gajek

Ich binge stundenlang eine Serie

Wenn mein Sohn nicht da ist, hätte ich endlich mal Zeit, so viel zu erledigen – aber letztendlich liege ich dann meist einfach nur auf der Couch und binge stundenlang eine Serie. Schlafe aus, lese, esse vor dem Fernseher und lass mich einfach treiben. Ich finde es aber oft schwer, mir das einfach mal zu gönnen, weil ich eigentlich so viele To-Dos im Hinterkopf habe. Und am Ende denke ich immer: "Shit, die kindfreie Zeit ist schon wieder um und ich habe nichts geschafft". Dann komme ich mir tatsächlich ziemlich faul vor, obwohl es ja eigentlich wertvolle Me-Time war.

Katja Gajek
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Jessica Fowler

Couch-Potato-Sessions mit Reality-TV und einem Glas Wein

Ich bin leider auch jemand, der super schwer abschalten kann und ständig von einer Aufgabe zur nächsten hetzt. Dabei hätte ich als Mutter einer Teenagerin eigentlich viel mehr Zeit zum Faulsein als Eltern mit kleineren Kindern. Ein Stück weit hat das bestimmt auch etwas mit Gewohnheit und der eigenen Erziehung zu tun. In meiner Familie wurden Fleiß und Leistung immer extrem hoch bewertet, Themen wie Selfcare und Entspannung kamen hingegen viel zu kurz. Was das mit der psychischen Gesundheit macht, habe ich schon während der Schulzeit gespürt, weshalb ich jetzt als Erwachsene versuche, feste Zeiten am Tag zu finden, die der mentalen Erholung dienen. Das können sowohl weniger faule Aktivitäten wie Sport, Spazierengehen, Kochen oder Lesen, aber auch richtige Couch-Potato-Sessions mit Reality-TV und einem Glas Wein sein.

Jessica Fowler

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