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Ist die monogame Beziehung out? Psychologin enthüllt, ob wir für die eine große Liebe gemacht sind

Monogame Beziehung
© Pexels/ ROMAN ODINTSOV

Den Einen oder die Eine fürs Leben finden. So romantisch das klingt – die böse Statistik zeigt dann doch wieder, dass das Konzept der monogamen Beziehung für viele Menschen nicht aufgeht. Wir haben mit Psychologin Elfi Meyer zu Broxten darüber gesprochen: Sind wir überhaupt für die eine große Liebe gemacht? 

Was bedeutet eine monogame Beziehung?

Eine lebenslange Beziehung, die sich auf eine*n Partner*in beschränkt – genau das ist eine monogame Beziehung. Genau genommen leben die meisten Menschen in Deutschland das aber nicht, wir bevorzugen nämlich die serielle Monogamie – denn die wenigsten haben ihr Leben lang nur eine*n einzige*n Partner*in. Sie leben eine Reihe exklusiver Paarbeziehungen hintereinander.

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Die monogame Beziehung ist aber noch immer die Norm. Zumindest in der Theorie. Die Statistik lässt die romantische Paarbeziehung in einem anderen Licht erscheinen: So zeigt die Scheidungsrate von rund 35 % (Stand 2022), dass Monogamie nicht für jede*n funktioniert. Es war ja auch noch nie einfacher, fremdzugehen als jetzt: Das nächste Abenteuer ist nur einen Swipe entfernt.

Ist der „Hype“ um den oder die Eine*n also längst überholt? Immerhin wird Monogamie zumindest in unserer Eltern-Bubble von den meisten wie selbstverständlich gelebt. Liegt das daran, dass wir tatsächlich für die monogame Beziehung gemacht sind? Oder eben doch nicht?

Sind monogame Beziehungen natürlich?

Paar- und Sexualtherapeutin Elfi Meyer zu Broxten erklärt den Ursprung unserer (noch) favorisierten Beziehungsform:

"Die von den meisten bevorzugte Langzeit-Zweierbeziehung ist eher eine junge Beziehungsform. Es spricht vieles dafür, dass sich die Ehe und die Monogamie, wie wir sie heute kennen, mit unserer Sesshaftigkeit in der Jungsteinzeit entwickelt haben. So gesehen könnte man sagen, die Monogamie war und ist vor allem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Idealen unterworfen."

"Uns treibt die tiefe Sehnsucht danach, anzukommen und mit dieser einen, geliebten Person alles zu teilen und zu erleben."

Dass sich diese Beziehungsform bis heute durchgesetzt hat, liegt laut der Psychologin an den vielen Vorteilen, die eine exklusive Paarbeziehung mit sich bringt:

Elfi Meyer zu Broxten: "Menschen sehnen sich nun mal nach Bindung, Nähe und Zärtlichkeit. Wir glauben, uns in einer Liebesbeziehung am besten persönlich entwickeln und unser Potenzial ausschöpfen zu können."

Monogame Beziehung: Muss man dafür „gemacht“ sein?

Aber nicht jeder Mensch hat den Wunsch, in Monogamie zu leben, sondern einige entscheiden sich auch bewusst dafür, mit mehr als einer Person eine Beziehung einzugehen. Man spricht dabei von Polyamorie oder Polygamie. Das können sich die meisten monogam lebenden Paare nicht vorstellen.

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Sind manche Menschen vielleicht einfach für die Monogamie "gemacht" und andere nicht?

Elfi Meyer zu Broxten: "Generell lässt sich sagen, dass sich die Mehrheit der Menschen eine lange, glückliche, auf Liebe und Treue basierende Beziehung wünscht. Einige Wissenschaftler*innen vermuten hinter partnerschaftlicher Untreue vor allem biochemische Gründe. Unter dem Begriff 'Coolidge-Effekt' existieren zahlreiche Veröffentlichungen, die nicht müde werden zu erklären, warum Menschen nicht treu sein können."

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"Es existiert kein Modell, das für alle Paare passt!"

Die Psychologin rät jedoch von schwarz-weißen Denkmustern ab: "Meiner Meinung nach ist Monogamie oder auch Polyamorie eine Grundsatzentscheidung. Man muss vor allem so leben und lieben wollen! Und es existiert ohnehin kein Modell, das für alle Paare passt. Wir Menschen bringen so viel Individuelles mit: unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften, Wertvorstellungen, Prägungen und Wünsche. Monogam oder offen – Beziehung ist vor allem das, was wir draus machen! Wenn Menschen den Wunsch nach einer festen Bindung, Sicherheit und Verbindlichkeit haben, dann ist Monogamie als Beziehungsform sicher nützlich."

"Menschen in längeren Beziehungen können psychisch gesünder und stabiler sein. Vorausgesetzt, die Beziehung ist glücklich."

Monogame Beziehung öffnen – ist das die Lösung?

Elfi Meyer zu Broxten: "Beziehungen unterliegen heute deutlich weniger gesellschaftlichen und auch ökonomischen Zwängen, als Folge sind offene Beziehungenpolyamore Beziehungen – eher gesellschaftsfähig geworden."

In der Praxis wachse der Wunsch von Paaren, darüber zu verhandeln, ob so ein Konzept für sie funktionieren kann. "Viele sagen mir, dass sie einander lieben und gern mit anderen intim sein möchten. Ich erlebe die Paare hier als sehr neugierig und offen. Tatsächlich kann die offene Beziehung für einige Paare funktionieren", so die Paartherapeutin.

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Wichtig sei dabei, dass beide Partner*innen von dem Versuch überzeugt sind und vorher Möglichkeiten und Grenzen gemeinsam festgelegt werden. Manche Paare vereinbaren auch feste Regeln für die Rahmenbedingungen, die dann gelten sollen. Zu Problemen könne es aber trotzdem kommen:

"Verlustangst ist eine unserer häufigsten Ängste"

Elfi Meyer zu Broxten: "Schwierig kann es dann werden, wenn emotionale Bindungen entstehen, praktisch, wenn einer der Partner sich anderweitig verliebt. Dann gibt es mindestens Klärungsbedarf. Und da eben die Verlustangst eine unserer häufigsten Ängste ist, ist und bleibt die offene Beziehung ein Spiel mit dem Feuer, denn die wenigsten möchten ihren Partner verlieren."

Lisa Purrio

Mein Hörtipp: Drei spannende Beziehungs-Podcasts

Grundlegende Beziehungsfragen mit dem oder der Partner*in klären, ist halt auch immer ein Stück weit Arbeit. Falls ihr gerade mit dem Gedanken spielt, eure Beziehung zu öffnen, zu verändern oder neu aufleben zu lassen, hört mal in die folgenden drei Podcasts rein.

Lisa Purrio
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  • Im Podcast von Max und Anna Zimt "Geschichten einer offenen Beziehung" gibt es ehrliche Erfahrungsberichte und Beziehungstipps für alle, die sich vorstellen können, ein offenes Modell zu leben.
  • Immer miteinander ehrlich in Kommunikation bleiben, das ist vermutlich entscheidend für jede Beziehung. Darüber können wir in dem Beziehungspodcast "Das Neue Wir" der Vierfach-Eltern Tanja & Dr. Christian Roos jede Menge lernen.
  • Die verschiedensten Beziehungsmodelle und -probleme werden im Podcast "Beziehungsweisen" mit der bekannten und super-sympathischen Paartherapeutin und Sexologin Ann-Marlene Henning besprochen.

Und wer nach dem ganzen Reden dann eher Lust auf einen Film bekommt, der sei mit diesen tragischen Rom-Com-Streifen daran erinnert, dass die eigene Beziehung doch gar nicht soooo schlimm ist:

Die traurigsten romantischen Filme
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Quelle: Statista Insights und Fakten, Statistisches Bundesamt

Psychotest: Wie schnell wirst du eifersüchtig?

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