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Tipps von der Expertin

No poo: So klappt Haare waschen ohne Shampoo 

No poo Haare waschen ohne Shampoo
© Getty images / E+ / Vladimir Vladimirov

Ehrlich gesagt klingt No poo nicht besonders lecker. Aber was dahinter steckt, ist etwas uraltes und völlig normales: No poo bedeutet Haare waschen ohne Shampoo. Wie nachhaltig das ist, was ihr beachten sollte, welche Nebenwirkungen es geben kann und  für wen das überhaupt geeignet ist, darüber haben wir mit einer Expertin gesprochen.

Ute und Leila haben das Label Haarweisheiten gegründet, mit dem sie, laut eigener Aussage, Menschen auf der Reise zu ihrem Traumhaar begleiten. Für uns ist Ute Lachner also die ideale Ansprechpartnerin, wenn es um das Thema 'No poo' geht. Sie ist seit 18 Jahre Friseurin und Naturfriseurin und kennt sich mit dem Thema Haare waschen natürlich sehr gut aus.

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Was bedeutet No poo?

Ganz vereinfacht zusammengefasst, bedeutet No poo, die Haare nur noch mit Wasser zu waschen bzw. auszuwaschen und mit einer Bürste zu kämmen. In der Praxis ist es aber dann doch etwas komplizierter, weil sich nicht jede Bürste gleich gut für die Haarpflege eignet.

Die Haut ist unser größtes Organ. In dem wir waschen oder cremen, greifen wir da ein und schon wird das Organ Haut in seiner Funktion gestört.
Ute Lachner, Haarweisheiten

Wie verzichtet man auf Shampoo?

In dem ihr es einfach weglasst. Klingt ganz einfach und erfordert aber ein bisschen Ausdauer. Denn natürlich klappt No poo nicht über Nacht. Warum sich das Nachdenken über das Weglassen von Shampoo überhaupt lohnt, erklärt Ute Lachner.

"Wir sind immer auf der Suche nach dem richtigen Produkt fürs Haar. Weil wir nie richtig zufrieden sind. Es entstehen mit der Zeit Harrprobleme wie ein Ansatz, der schnell nachfettet, trockene oder splissige Längen oder der Glanz im Haar fehlt. Da muss man immer mehr auf Produkte umsteigen. Es ist ein Teufelskreis, in den man dann kommt. Dann hat man am Ende drei, vier Produkte, die man sich ins Haar machen muss."

Richtiges Haarewaschen kann soviel verändert werden. 80% aller Haarprobleme kommt von der falschen Haarwäsche. Es lohnt sich also, da mal hinzuschauen, ohne gleich auf No poo umzusteigen.

Ute Lachner, Haarweisheiten

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Wie lange muss man No poo ausprobieren?

Es sind euch keine Grenzen gesetzt. Es dauert, so die Gründerin von Haarweisheiten, rund ein Jahr, bis das Haar sich wirklich an No poo gewöhnt hat. Aber tatsächlich ist es individuell, wie lange es dauert, bis sich Haar und Kopfhaut an die neuen Gegebenheiten gewöhnt haben.

Es dauert ungefähr ein Jahr, bis sich alles reguliert hat. Aber was ist ein Jahr gegen beispielsweise 35 Jahre Shampoonutzung?
Ute Lachner, Haarweisheiten

Kann man No poo mit Kindern ausprobieren?

Tatsächlich könnt ihr No poo natürlich auch mit euren Kindern ausprobieren. Wir bekommen heute oft die Hinweise, welche Badezusätze und Cremes wir für unsere Kinder benutzen sollten. Früher gab es das tatsächlich nicht. "Es ist ja noch nicht so lange her", sagt Ute Lachner, "dass es all diese Produkte gar nicht gab und wir stattdessen die Haare gespült und gebürstet haben. Es ist eine Konsumfalle, in die man da tritt. Fürs Kind kauft man alles und manches ist doch gar nicht nötig."

Wann sollte man No poo nicht ausprobieren?

Es gibt wenig Gründe, warum ihr no poo nicht wenigstens ausprobieren könnt. Denn wenn ihr merkt, dass es nichts für euch ist, ihr euch unwohl fühlt oder ihr Beschwerden bekommt, wovon eigentlich nicht auszugehen ist, dann ab unter die Dusche und wieder mit Shampoo waschen.

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Die Leute, die es lieber nicht machen sollten, sind die, die ein ganz anderes Mindset haben. No poo fängt man nicht einfach an, ohne nicht vorher im Leben schon mal umgedacht zu haben, sei es Minimalismus, Biolebensmittel oder Nachhaltigkeit.

Ute Lachner, Haarweisheiten

Die einzige Einschränkung, die sich Haarexpertin Ute vorstellen kann, ist bei Afrohaar. Da könnte es mit dem Bürsten schwierig werden. Aber ob gefärbte Haar oder trockene Kopfhaut, das alles ist keine Einschränkung, no poo nicht auszuprobieren.

Was tun bei fettigen Haaren?

Den fettigen Ansatz, den wir alle im Kopf haben, der ist unschön, sagt Ute. Aber: Der zeigt nur, dass No Poo wirkt. "Dieser fettige Ansatz ist eine Kombination zwischen dem Sebum und dem Produkt, was auf dem Haar liegt. Denn egal welches Produkt ich benutze, es bleibt immer was im Haar hängen. Wenn dann der körpereigene Talg dazukommt, dann ist das so ein richtig unschöner Fettkopf - davor haben alle Angst." - Aber, der ist nach einigen Wochen, in denen ihr kein Shampoo nutzt eben auch verschwunden.

Der Talg, das Sebum das von unserem Körper produziert wird, das ist die beste Pflege für die Haut und die Haare.
Ute Lachner, Haarweisheiten

Geht no poo bei trockener Kopfhaut?

Wenn ihr trockene Kopfhaut habt, dann habt ihr vermutlich schon einige Shampoos ausprobiert. Das ist aber oft nicht zielführend. "Wer zu trockener Kopfhaut neigt", sagt die No poo- Expertin, "hat oft ein aggressives Shampoo. Die Hautschüppchen können sich ganz schwer von der Kopfhaut lösen, dann kommt da keine Luft mehr ran und es wird eigentlich immer mehr. Wenn man das Shampoo weglässt und die Bürste kann die Schüppchen lösen, dann normalisiert das den Prozess und es wird besser.

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Welche Bürste für no poo?

Ihr könnt nicht jede Bürste nutzen. Die meisten haben zu weiche Borsten, damit könnt ihr aber nicht alle Hautschüppchen entfernen und ausbürsten. Ute und Leila empfehlen Wildschweinborstenbürsten, weil die Borste dem menschlichen Haar am nächsten ist. Wichtig aber ist, dass eure Bürste aus Borsten aus dem ersten Schnitt besteht. Denn die sind besonders widerstandsfähig und am hochwertigsten. Ist ja klar, die Borsten sind auch die, die ganz außen am Tier sind.

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Der Markt ist sehr überfüllt. In der Drogerie gibt es oft Borsten-Bürsten von Schnitten, die von weiter innen kommen. Die sind dann viel weicher und viel kürzer und somit kommt man überhaupt nicht richtig an seine Kopfhaut. Wir haben in unserem Sortiment verschiedene Stärken und Schnitte. Jeder, der den Kurs bucht, darf eine Haaranalyse ausfüllen und ich suche die passende Bürste für jede*n einzeln aus. Wir verkaufen unsere Bürsten nicht einzeln über den Onlineshop.

Ute Lachner, Haarweisheiten

So eine Wildschweinborstenbürste ist erstmal eine Investition, ein gutes Modell kann schon mal ab 50 € aufwärts kosten. Aber wenn ihr bedenkt, dass sie bei guter Pflege ein Leben lang hält, relativiert das die Kosten auch wieder. Und wenn ihr euch in eurem Badezimmer umschaut, wie viele Produkte stehen da eigentlich rum? Die kosten ja auch Geld.

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Wie kann ich Kinder vom Haare bürsten überzeugen?

Einerseits ist Vorleben eine gute Idee. Wenn eure Kinder sehen, dass ihr euch auch jeden Tag die Haare bürstet, sind sie eher bereit das auch auszuprobieren. Ein guter Tipp von Ute Lachner (auch wenn ihr no poo gar nicht ausprobieren wollt): "Die Bindung zum Haar geht nach der Geburt los. Viele klagen über Kopfgneis und hier kann Bürsten sehr gut helfen. Wir empfehlen dann die Ziegenhaarbürste, die hat ganz weiche Borsten. Das ist angenehm fürs Baby, das ist eine schöne Massage und das Kind gewöhnt sich von Anfang an daran, dass das Bürsten dazugehört und gleichzeitig wird die Kopfhaut stimuliert und gut durchblutet."

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Später könnt ihr dann auch zu einer härteren Bürste greifen. Und gerade bei Mädchen mit langen Haaren gilt: Nicht vorn anfangen mit dem Bürsten. Das tut einfach weh, weil wir zu sehr reißen und vielleicht auch ein bisschen zu grob vorgehen. Das führt zu Stress beim Kind und auch bei uns. Stattdessen diese Momente als Zweisamkeitsgeschenk wahrnehmen und eben von unten in Etappen zum Ansatz vorarbeiten, das kann Entspannung in diese Situation bringen.

Andrea Zschocher

Mein Fazit

Ich fand das Gespräch mit Ute total interessant. Für mich kommt no poo aufgrund meiner Haarstruktur nicht in frage. Aber ich finde es generell lohnenswert darüber nachzudenken, wie viele Produkte wir alle in unserem Badezimmer wirklich brauchen.

Und, eine etwas off topic Notiz: Ich finde no poo nicht gerade einen gut gewählten Namen für die ganze Sache. Aber nun denn.

Andrea Zschocher

5 Mythen über No poo

Tatsächlich gibt es einige Mythen über no poo. Expertin Ute klärt die wichtigsten auf.

1. Die Ausfettungsphase dauert vier Wochen

Oft heißt es, dass man bei No poo vier Wochen durchhalten muss und gar nichts machen darf mit seinem Haar. "Das ist aber nicht der Fall. Da muss niemand durch. Man kann von Beginn an die Haare natürlich auch reinigen. Denn das Bürsten ist die mechanische Reinigung. So bekommt man das Sebum, das am Anfang noch recht stark aus der Kopfhaut kommt, weil der Körper sich ja erst noch regulieren muss, das nehme ich dann auf und verteile es in die Längen und Spitzen und der Überschuss, den das Haar nicht aufnehmen kann, der wird mit ausgebürstet.

No poo ist ein Angebot. Niemand muss dahin gedrängt werden.
Ute Lachner, Haarweisheiten

2. Man darf nicht täglich spülen

Das stimmt nicht. Ihr könnt, wenn ihr wollt jeden Tag mit Wasser spülen. Es gibt bei No poo kein Durchhalten.

3. Fettige Haare sind eklig

Was ist eigentlich eklig, fragt Ute Lachner von Haarweisen. Sie will, dass wir wegkommen von dem Gedanken, dass fettige Haare eklig sind. "Ist das der körpereigene Talg oder die Chemiekeulen, die man sich da immer drauf knallt?"

4. No poo Haare fassen sich komisch an

Das stimmt ein bisschen. Aber die No poo Expertin gibt zu bedenken, dass wir meist gar nicht mehr wissen, wie sich unsere Haare wirklich anfühlen. "Natürlich ist das erstmal komisch, auch, weil es sich fester anfühlt, die Struktur ist anders und weil sich die Hände dann auch ölig anfühlen können. Darauf muss man sich natürlich einlassen."

Nach dem Bürsten muss man vielleicht auch kreativer werden mit Stylingroutinen. Wenn man sein Haar intuitver fallen lässt, also beobachtet, wo das Haar eigentlich hin will, dann sorgt auch das schon für einen schönen Effekt und man kann den vielleicht etwas wachsigeren Ansatz besser kaschieren.

Ute Lachner, Haarweisheiten

5. Ich kann No poo allein durchziehen

Natürlich kannst du das. Aber Ute, die mit Haarweisheiten eben Menschen auf dem Weg zum shampoofreien Leben begleitet, hat festgestellt, dass der Support von anderen wichtig ist. Denn allein zweifelt man schneller an seinem Weg. Die Rückversicherung, dass das alles normal ist, das ist schon wichtig.

no poo Expertininterview
© Haarweisheiten

Gibt es eine Übergangszeit bei No poo?

"Das ist unterschiedlich", sagt Ute von Haarweisheiten, die zusammen mit Leila auch einen Podcast zum Thema No poo betreibt. "Bei manchen ist es von Anfang an top, gerade bei trockenem Haar klappt die Umstellung ganz gut, weil das Haar auch mehr Sebum braucht. Bei mir war das schon so, dass das Haar mit der Zeit ein bisschen wachsig wird, vom Gefühl her. Damit kann man aber auch gut umgehen, wenn man seine Routine umstellt."

Wem das sehr unangenehm ist, der kann ja auch Transparenz schaffen und damit offen umgeht. Denn es ist ja auch ein Nachhaltigkeitsthema, man will weg vom Konsum, weg vom Plastik und da sind ein paar Wochen in denen die Haare vielleicht komisch aussehen auch ein eher kleiner Preis.

Ute Lachner, Haarweisheiten

Richtiges Haarewaschen kann soviel verändern. 80% aller Haarprobleme kommen von der falschen Haarwäsche. Es lohnt sich also, da mal hinzuschauen, ohne gleich auf No poo umzusteigen.

Ute Lachner, Haarweisheiten

Wie prägt dich die Beziehung zu deiner Mutter?

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