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Ich bin so müde

Schlafmangel verändert dich – Studien zeigen: Du wirst emotional instabiler und gereizter

Revenge Bedtime procrastination: Wenn Eltern scrollen und bingen statt zu schlafen, wirkt sich das auf ihre Psyche aus
© Getty Images/EvgeniyShkolenko

Wenn die Kinder endlich schlafen, beginnt für mich die langersehnte "Me-Time". Eine Stunde Netflix, noch schnell durch Social Media scrollen oder einfach in Ruhe ein Buch lesen – diese kostbaren Momente der Freiheit sind herrlich ... und rauben mir den Schlaf. Was für mich und viele Eltern wie ein kleines Stück Freiheit wirkt, birgt jedoch eine unterschätzte Gefahr: Wer regelmäßig zu spät ins Bett geht, verändert nicht nur seine Gesundheit, sondern möglicherweise auch seine Persönlichkeit.

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Die Szene kennt wohl jede Mutter und jeder Vater: Es ist bereits 22 Uhr, die Kinder schlafen endlich tief und fest, und obwohl die Müdigkeit in den Knochen sitzt, bleiben wir noch wach. "Nur noch eine Folge", "nur noch 15 Minuten scrollen" – und plötzlich ist es Mitternacht. Diese sogenannte "Revenge Bedtime Procrastination" (zu Deutsch etwa: sich rächende Aufschieben der Schlafenszeit) ist unter Eltern besonders verbreitet. Wir wollen uns die Zeit zurückholen, die wir tagsüber für Familie, Job und Haushalt aufgewendet haben. Doch eine aktuelle Studie zeigt: Dieses Verhalten könnte tiefere Ursachen haben als nur den Wunsch nach ein bisschen Freizeit.

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Die dunkle Seite der Eltern-Nachteulen

Eine Studie der University of Utah mit 390 jungen Erwachsenen hat untersucht, welche Persönlichkeitsmerkmale mit dem Hinauszögern der Schlafenszeit zusammenhängen. Das Ergebnis ist beunruhigend: "Personen, die das Zubettgehen gewohnheitsmäßig aufschieben, neigen tatsächlich weniger dazu, spannende, fesselnde oder angenehme Aktivitäten zu suchen", erklärt Studienleiter Steven Carlson gegenüber dem Wissenschaftsmagazin "Eurek Alert". Stattdessen berichteten die Teilnehmenden "von emotionalen Erfahrungen, die mit Depressionen einhergehen" – insbesondere von einer Tendenz zu negativen Emotionen und einem Mangel an positiven emotionalen Erfahrungen.

Wenn Mama und Papa nicht abschalten können

Für Eltern ist diese Erkenntnis besonders relevant. Nach einem Tag voller Kinderbetreuung, Hausaufgabenhilfe und Haushaltspflichten sollte die Abendzeit eigentlich der Erholung dienen. Doch oft nutzen wir diese Zeit nicht für qualitativ hochwertige Entspannung, sondern für gedankenloses Scrollen oder Binge-Watching. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Aufschieben des Zubettgehens nicht nur mit schlechter Planung, geringer Selbstdisziplin und Problemen beim Zeitmanagement verbunden ist", so Carlson. Vielmehr könnte es mit Schwierigkeiten zusammenhängen, negative Gefühle und Ängste vor dem Schlafengehen zu bewältigen.

Warum wir uns selbst um den Schlaf bringen

Als Eltern kennen wir das Gefühl: Tagsüber sind wir ständig für andere da, abends wollen wir endlich für uns sein. Doch die Studie legt nahe, dass unser nächtliches Wachbleiben möglicherweise nicht der Selbstfürsorge dient, sondern ein Symptom tieferer emotionaler Herausforderungen sein könnte. Die Teilnehmer der Studie führten 14 Tage lang ein Schlaftagebuch und füllten Fragebögen zu fünf Persönlichkeitsmerkmalen aus: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Dabei zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Aufschieben der Schlafenszeit und depressiven Tendenzen.

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Eltern-Auszeit ohne Reue – so geht's

Die gute Nachricht: Wir können etwas ändern. Studienautor Carlson hofft, seine Forschung auszuweiten, um herauszufinden, "ob die Reduzierung negativer Emotionen vor dem Zubettgehen eine wirksame Behandlung für das Aufschieben des Zubettgehens sein könnte." Für uns Eltern bedeutet das: Bewusster mit unserer Abendzeit umgehen und echte Qualitätszeit für uns selbst schaffen, statt nur die Zeit totzuschlagen.

Die meisten Expert*innen und Studien empfehlen Erwachsenen mindestens sieben Stunden Schlaf pro Nacht. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. sieht das aber etwas anders: "Erwachsene sollten die Dauer ihres Nachtschlafs dem individuellen Schlafbedürfnis anpassen", wird die Sicht der DGSM im Deutschen Ärzteblatt wiedergegeben. Dennoch steht fest, wer die Schlafenszeit grundlos hinauszögert, verringert seine Chancen auf ausreichend Erholung – und das wirkt sich nicht nur auf uns selbst, sondern auch auf unsere Kinder aus. Denn ausgeruhte Eltern sind geduldiger, ausgeglichener und präsenter.

Statt uns Abend für Abend um wertvollen Schlaf zu bringen, sollten wir uns fragen: Was brauche ich wirklich, um abzuschalten? Vielleicht ist es nicht die dritte Folge einer mittelmäßigen Serie, sondern ein entspannendes Bad, zehn Minuten Meditation oder ein gutes Gespräch mit dem Partner. Qualität statt Quantität sollte unsere Devise sein – denn letztendlich profitiert die ganze Familie davon, wenn Mama und Papa ausgeruht und emotional ausgeglichen sind.

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Wie ist das bei dir? Gehst du zeitig ins Bett, um ausreichend Schlaf zu bekommen oder reizt du auch jede Minute des Tages aus, so wie ich? Ich bin gespannt, was du mir erzählst. Schreib mir gerne eine Email dazu.