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Schwer erziehbare Kinder? Gibt es nicht!

schwer erziehbare Kinder

Schwer erziehbare Kinder - davon haben die allermeisten Menschen ein ziemliches Klischee im Kopf. Dabei wird das den Kindern überhaupt nicht gerecht. Was sie, viel mehr als Vorwürfe brauchen, ist Verständnis und Anerkennung.

Schwer erziehbare Kinder sind ein Klischee

"Also dieses Kind ist bestimmt eines dieser schwer erziehbaren Kinder", habt ihr das auch schon mal gedacht, als ihr auf dem Spielplatz unterwegs wart? Weil ein anderes Kind durch den Sand wütete, sehr laut schrie oder sich überhaupt nicht beruhigen wollte? Weil es wirkte, als hätten die Eltern die Situation überhaupt nicht im Griff? Schwer erziehbare Kinder sind aber ganz anders, als Klischees das vermuten lassen. Zunächst einmal ist es elementar zu wissen, dass kein Kind immer nur schwierig ist und dass Eltern überhaupt keinen Zugang finden. Sie haben ihre schlechten Momente, die für Eltern und Kinder eine große Herausforderung sind. Aber darüber werden manchmal die vielen guten Seiten auch vergessen.

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Schwer erziehbare Kinder gibt es nicht

Schwer erziehbare Kinder gibt es laut Definition übrigens nicht. Es gibt Klischees darüber, dass Kinder, die laut und wild und trotzig sind, die (laute) Widerworte geben und vielleicht auch mit dem Kopf durch die Wand wollen, schwer erziehbar seien. Damit einher geht oft auch die Vermutung, dass Eltern etwas falsch gemacht haben, dass sie bei der Erziehung versagt haben. Natürlich kann es gut sein, dass ihr auch manchmal das Gefühl bekommt, dass ihr Fehler gemacht habt, dass ihr vielleicht zu locker oder zu streng in der Erziehung wart. Aber, und das ist ja etwas Wunderbares, nichts im Leben mit Kindern ist in Stein gemeißelt. Und ihr könnt, mit Hilfe von Expert*innen das Ruder immer wieder rumreißen.

Was tun bei schwer erziehbaren Kindern?

Der vielleicht wichtigste Schritt, wenn ihr das Gefühl habt, allein mit euren Kindern nicht mehr zurechtzukommen, ist der, sich das einzugestehen. Denn wenn ihr das geschafft habt, wenn ihr für euch denkt (und nur ihr seid dabei der entscheidende Maßstab), dass ihr nicht weiter kommt, dann könnt ihr euch Hilfe suchen. Für schwer erziehbare Kinder sollte die erste Anlaufstelle immer die Kinderärztin oder der Kinderarzt sein. Hier kann eine erste Einschätzung abgegeben werden, ob die Entwicklung eures Nachwuchs altersgerecht ist, oder ob es in dem Bereich Defizite gibt.

Schwer erziehbare Kinder brauchen Hilfe

Im zweiten Schritt können schwer erziehbare Kinder dann eine Überweisung an eine Kinderpsychologin oder einen Kinderpsychologen erhalten. Hier wird den Kindern Raum gegeben, sich zu öffnen, und sie können über ihre Sorgen und Nöte sprechen. Das kann, aber muss nicht im Beisein der Eltern geschehen. Wichtig ist auch, dass ihr Hilfe bekommt, denn oftmals gibt es in der Eltern-Kind-Kommunikation Störungen, die zu Schreien, Wüten und manchmal auch Gewalt führen. Solltet ihr euren Kindern Gewalt antun, dann müsst ihr dafür die Verantwortung übernehmen und euch Hilfe suchen. Kinder sind, egal wie laut und anstrengend sie sind, niemals Schuld daran, dass Eltern gewalttätig werden.

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Wohin mit schwer erziehbaren Kindern?

Schwer erziehbare Kinder gehen an die Substanz. Verständlicherweise wünschen sich Eltern daher manchmal, dass sie ihre Kinder irgendwo abgeben könnte. Weil der Druck und die Verantwortung so hoch sind, weil das Familienleben so ganz anders läuft als erhofft. Aber, so nachvollziehbar dieser Wunsch ist, Eltern würden sich damit aus der Verantwortung stehlen. Denn es ist auch Teil der Wahrheit, dass schwer erziehbare Kinder so geworden sind, wie sie sind, weil Eltern bei der Erziehung Fehler gemacht haben. Das ist eine durchaus schmerzhafte Wahrheit. Aber, und das ist wichtig: Wenn ihr diese Fehler anerkennt, dann habt ihr die besten Chancen für die Zukunft.

Schwer erziehbare Kinder – ab zur Elternschule?

Es gibt Eltern, die sich keinen Rat mehr wissen und überlegen, ihre schwer erziehbaren Kinder ins Heim zu geben. Sehr eindrücklich wurde dies in dem, zurecht sehr verrufenen Film "Elternschule" (z.B. bei Amazon als DVD für 13,90 € kaufen) dokumentiert. Dort erklärte eine Mutter unter Tränen, dass sie, würde die Elternschule in Gelsenkirchen ihrem Kind nicht Regeln und Grenzen vermitteln, sie das Kind weggeben müssen. Die Frau weinte, es war klar, dass es massive Probleme in dieser Familie gab. Das Kind änderte sein Verhalten durch die strengen Regeln in der Einrichtung, die Mutter war erleichtert. Nur: All die Verantwortung an der schwierigen häuslichen Situation wurde dem Kind angelastet. Und genau das ist schlicht nicht ok.

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Schwer erziehbare Kinder brauchen Liebe

Kinder, auch vermeintlich schwer erziehbare Kinder, brauchen die Rückversicherung, dass sie geliebt werden, egal, wie die Umstände sind. Sie müssen spüren, dass sie Rückhalt bei ihren Eltern und in der Familie haben. Nur wenn das gegeben ist, dann können sich Kinder gesund entwickeln. Zu einer gesunden Entwicklung gehört es durchaus, Eltern und deren Erziehung in Frage zu stellen.

Wer hilft bei schwer erziehbaren Kindern?

Liebe! Zuwendung! Verständnis! Und das Eingestehen von Fehlern. All diese Punkte klingen so banal und für Eltern, die nicht weiter wissen wie blanker Hohn. Denn im Leben mit schwer erziehbaren Kindern reicht Liebe allein oft nicht aus. Deswegen muss der Schritt nach der Erkenntnis, dass ihr Hilfe braucht, der sein, sich Expertenrat zu besorgen und Unterstützung anzunehmen. Unter bestimmten Umständen könnt ihr vom Jugendamt auch einen Erziehungsbeistand anfordern, der eurer Familie zur Seite stehen kann und eurem Kind bei all seinen Problemen und Herausforderungen hilft. Auf jeden Fall solltet ihr wissen: Ihr seid nicht allein!

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Andrea Zschocher

Mein Fazit

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Kinder einen manchmal an die eigenen Grenzen bringen können. Eltern, die glauben, ihre Kinder seien schwer erziehbar brauchen Hilfe und Unterstützung. Denn letztlich kann sich die Situation in der Familie nur ändern (und verbessern), wenn sich die Eltern ändern. Das klingt nach einer riesigen Verantwortung, und das ist es auch. Es geht dabei aber nie um die Suche nach einem Schuldigen, sondern darum, das Familienleben harmonischer zu gestalten.

Andrea Zschocher
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Bildquelle: getty images / mofles