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Das darf nicht sein

Studie zeigt: So geht es Mädchen in den sozialen Medien

Studie zeigt so geht es Mädchen im Netz

Die Studie vom Kinderhilfswerk Plan International bringt Erschreckendes zutage: 70 % der Mädchen und jungen Frauen erleben im Netz Bedrohungen und Beleidigungen. Die Folge: Sie werden aus dem öffentlichen Raum vertrieben, melden sich seltener zu Wort. Tatsächlich nutzen 13 % weniger soziale Medien, weiter 13 % schreiben keine Posts mehr, ganze 8 % melden sich komplett ab. Das Netz wird durch solche Angriffe zu einem Boys Club und dagegen sollten wir uns alle zur Wehr setzen. 

Digitale Gewalt gegen Mädchen

Weltweit fühlen sich 58 % aller jüngeren Nutzerinnen in Social Media von digitaler Gewalt bedroht. Das bedeutet, mehr als jedes zweite Mädchen, das online geht, fühlt sich unwohl, wenn sie es tut. Der Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger sagt dazu: „Die Ergebnisse der Studie zeigen im Kern, dass sexualbezogene Übergriffe im Netz kein nationales Problem sind sondern ein strukturelles eines globalen digitalen Raumes. Warum auch nicht, das Netz ist ein weltumspannendes Kommunikations- und Interaktionsmedium also sind die Nutzer auch überall ähnlichen Risiken ausgesetzt."

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In Deutschland ist die Zahl noch höher, hier machen 2/3 schlechte und übergriffige Erfahrung. Wahnsinn, oder?

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Erschreckendes Bild unserer Gesellschaft

Die vielfältigen Belästigungsformen zeigen ein erschreckendes Bild unserer Gesellschaft. Es gibt Beschimpfungen und Beleidigungen, sexuelle Belästigungen, persönliche Demütigungen und Bodyshaming. Außerdem gibt es oft rassistische Kommentare, Kommentare gegen die sexuelle Orientierung, Stalking und die Androhung von Gewalt.

Täter werden in einem digitalen Raum teilsozialisiert der geprägt ist von der Normalität des auch sichtbaren Normenbruchs. Sei es Hasskriminalität, die täglichen Phishing Emails oder selbst erlebte sexuelle Übergriffe. Diese sichtbaren Delikte senken auch die Hemmschwelle von Tätern, da sie zeigen, dass das Risiko einer Tatbegehung nur gering ist.

Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger

Laut der Studie von Plan International haben 24 % der Betroffenen körperlich spürbare Angst, 42 % leiden unter einem verminderten Selbstwertgefühl, ebenfalls 42 % fühlen sich gestresst.

Wir müssen alle aktiv werden

Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger erklärt: „Die Studie hat explizit 15- bis 25-jährige Mädchen/Frauen befragt. Die geschilderten sexuellen Übergriffe entstehen jedoch nicht in einem luftleeren Raum und fangen auch nicht erst ab 15 Jahren an. Sie sind vielmehr die Fortsetzung von digitalen sexuellen Übergriffen auf Kinder – wie Cybergrooming."

Wie kann es sein, dass wir alle uns nicht mehr dafür einsetzen, dass Mädchen und junge Frauen besser geschützt sind. Natürlich sind hier in erster Linie die Plattformbetreiber in der Verantwortung. Aber wir alle können dazu beitragen, das Netz zu einem sicheren Ort für alle zu machen. Indem wir mit unseren Kindern darüber sprechen, in dem wir uns in Diskussionen einmischen.

Das soll die Plattformbetreiber nicht aus der Pflicht entlassen, auch hier muss der Druck unbedingt erhöht werden. Plan International hat einen offenen Brief mit Forderungen verfasst, den ihr gern mitunterzeichnen könnt.

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Mädchen werden auf allen Plattformen belästigt

Denn leider findet diese Belästigung auf allen Plattformen statt. Jedoch werden Mädchen und junge Frauen nicht überall gleich stark bedroht Die Umfrage ergab aber folgendes, trauriges Ranking.

  • Facebook (39 % der Befragten fühlten sich hier belästigt)
  • Instagram (23 %)
  • Youtube (10 %)
  • Snapchat (10 %)
  • Twitter (9 %)
  • TikTok (6 %)

Die Vielzahl an unterschiedlichen Programmen - von Instagram über Facebook bis TikTok - auf denen sexuelle Übergriffe angegeben werden, zeigt, wenn ein Programm eine onlinebasierte Kommunikation oder Interaktion ermöglicht besteht auch das Risiko von verbalen sexuellen Belästigungen bis zum unerwünschten Zusenden pornografischer Medien - einem Dickpic.

Cyberkriminologe Dr. Thomas-Gabriel Rüdiger

Warum Mädchen und junge Frauen sich so machtlos fühlen? Weil es so gut wie keine zuverlässigen Meldemechanismen gibt, die Täter wirklich zur Rechenschaft ziehen. Und auch, weil viele gar nicht wissen, dass einige dieser Belästigungen im strafrechtlich relevanten Bereich liegen. Hier bedarf es dringend mehr Aufklärung.

Quelle: Plan International

Andrea Zschocher

Meine Meinung

Mehr als zwei Drittel aller Mädchen und jungen Frauen, die sich im Social Web bewegen, fühlen sich belästigt. Das ist unfassbar und macht mich extrem wütend. Auch ich weiß wie es sich anfühlt, wenn man online angegangen und beleidigt wird. Es fehlt jeder Schutz, weil alles ja unmittelbar im Netz passiert. Sich dem zu entziehen ist nicht leicht.

Deswegen braucht es dringend Regulation von Plattformbetreibern. Sonst verstummen nach und nach viele wichtige Stimmen im Netz, die unsere Gesellschaft auch ausmachen.

Andrea Zschocher
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Bildquelle: getty images / iStock / Getty Images Plus / monkeybusinessimages