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"My Mom, your Dad": Toxische Männlichkeit und Depressionen

My Mom, Your Dad TV Kritik
© RTL / Fine Lohmann

Die zweite Folge der etwas anderen Datingshow "My Mom, your Dad" hatte ihre Längen. Immerhin: Einer musste gehen und die Eltern haben sich ein bisschen geöffnet. Das Erfreulichste aber war zu sehen, dass toxische Männlichkeit Menschen in wirklich jedem Alter nicht mehr tolerieren wollen. Obwohl Ältere anscheinend mehr Langmut besitzen als Jüngere. 

Da ist er weg, der Viktor mit all seinen kernigen Sprüchen, die vielleicht vor 20 Jahren noch für Schenkelklopfer bei einigen anderen Männern gesorgt hätten. Heute aber dürfen endlich auch Männer sagen, was schon immer galt: Toxische Männlichkeit ist einfach scheiße. Niemand, wirklich niemand, sollte 2023 noch Sprüche wie "Dame kommt von dämlich, Herr von herrlich" ertragen, oder sich, weil er Gefühle und Emotionen zeigt, als "Weichhupe", oder "Hampelmänner" bezeichnen lassen.

Toxische Männlichkeit bei "My Mom, your Dad"

Ehrlich gesagt waren eigentlich alle Wortbeiträge von Viktor der Kategorie toxischer Mann zuzuordnen. Man starrt auf den Bildschirm und die einzige Frage, die sich im Kopf formuliert ist die, ob das nicht furchtbar anstrengend sein muss, immer den harten Macker zu geben, den Übertypen, der Nähe und Zuneigung nicht braucht, der hart sein muss und Frauen vor allem für Sex interessant findet. Sicherlich hat auch Kandidat Viktor mehr zu bieten als das, was er da bei "My Mom, your Dad" präsentiert hat. Aber es dürfte auch seine bewusste Entscheidung gewesen sein, sich in den Medien so zu verkaufen.

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Allein, gebracht hat es wenig, außer vielleicht ein paar mehr Sendeminuten als die ruhigeren Mitkandidat*innen bekommen haben. Aber zählt das am Ende? Vermutlich nur dann, wenn das eigentliche Ziel nicht heißt die Liebe zu finden, sondern zukünftig in Krawallo-Reality-TV-Formaten weiter am Bekanntheitsgrad zu feilen.

Die Mitkandidat*innen heuchelten leichte Enttäuschung, als Viktor von den Datingexpert*innen, aka den eigenen Kindern der Kandidat*innen aus dem Haus gewählt wurde. Aber wirklich vermissen wird ihn niemand. Insbesondere Carsten und Steffen erklärten direkt nach dem Ausscheiden Viktors, dass sich bereits Stress mit dem Großmeister der Kampfkunst anbahnte. Denn beide haben ein deutlich anderes Bild von Männlichkeit.

Zeiten ändern sich

Und genau das ist vielleicht auch die schönste Erkenntnis aus der zweiten Folge "My Mom, your Dad". Nämlich die, dass Menschen – egal welchen Alters – einfach keine Lust mehr auf dieses vollkommen überholte Männlichkeitsbild vom starken Typ haben, der niemals Gefühle zulassen darf. Wir haben uns als Gesellschaft Gott sei Dank weiterentwickelt. Selbst Philipp, der Sohn von Viktor, musste zugeben, "das ist doch doof", was sein Vater da so an markigen Sprüchen in die Welt posaunte. Es zeigt sich also: Es besteht Hoffnung, dass auch die Kinder von Eltern, die Ansichten in die Welt blasen, denen die meisten mindestens skeptisch gegenüberstehen, eine andere Richtung einschlagen können.

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Mehr Feingefühl bei Depressionen

Etwas skeptisch stehe ich VOX selbst gegenüber. Denn der Kandidat Steffen erwähnte nicht nur seine eigene Erfahrung mit Depressionen, er berichtete auch, dass seine Tochter Nina, ebenfalls Teil der Show, damit zu kämpfen hat. Zum Einen ist unklar, ob Nina diesen Aussagen so zugestimmt hat. Wir alle kennen das von unseren Eltern, vielleicht auch von uns selbst, dass wir manchmal Sachen über unsere Kinder sagen, die die lieber geheimhalten wollen. Diese Chance ist Nina nun genommen. 

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Ebenfalls unpassend von Seiten des Senders empfand ich die Schnitte zwischen dem, was Steffen über die Depression seiner Tochter erzählte und den Schnitten zu der 21-Jährigen, die mit den anderen "Kindern" in der Kids-Villa Wasserball spielte. Wenn man Depressionen hat, muss man nicht immer traurig in der Ecke liegen! Es sind tatsächlich Bilder wie diese, die dafür sorgen, dass psychische Erkrankungen oft nicht als das anerkannt werden, was sie sind: Unsichtbare Krankheiten.

Denn wenn man sieht, wie jemand auch mal fröhlich sein kann, dann kann das alles ja so schlimm nicht sein. Aber wir schauen anderen immer nur vor den Kopf, die Kämpfe sehen wir nicht. Und es ist im Übrigen auch vollkommen in Ordnung, auch gut drauf zu sein. Das macht den Kampf mit den Depressionen nicht weniger anstrengend.

Hilfe bei Depressionen

Zum anderen gab es an keiner Stelle einen Hinweis darauf, wohin sich Menschen mit Depression wenden können. Dabei sollten Leute die eine psychische Erkrankung haben oder sich sorgen, daran erkrankt zu sein, immer auch Hilfe angeboten bekommen. Solltet ihr also Gesprächsbedarf in Bezug auf Depressionen haben, wendet euch gern an die Deutsche Depressionshilfe, Info-Telefon 0800 / 33 44 533 oder an die Depressionsliga.

Alleinerziehende: Immer für alles verantwortlich

All diese Themen können aber in jeder anderen Dating-Show auch vorkommen, tatsächlich sprechen die Kandidat*innen unaufgefordert eher wenig über ihr Eltern- oder Singledasein. Aber zum Glück gibt es das Produktionsteam im Hintergrund, was immer mal wieder Fragekarten zu den Anwesenden schickt um so zu Gesprächen anzuregen. Die Fragen rund um die Kinder und wie diese mit der Trennung der Eltern umgingen, waren dabei die, die logischerweise am meisten berührten. Kandidatin Anja erzählte beispielsweise, dass die Verantwortung plötzlich komplett bei ihr lag.

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"Ich hätte mir die Rolle der nervenden Mutter gern mal geteilt", erklärte sie und macht damit vor allem noch mal deutlich, dass es eben einen Unterschied zwischen Alleinerziehenden und Paaren gibt, bei denen ein Teil häufig abwesend ist. Oft genug heißt es nämlich von denen auch, dass sie sich wie alleinerziehend fühlen. Es liegt mir fern, das zu werten, aber an Sätzen wie dem von Anja wird einfach deutlich: Wenn da niemand mehr ist, mit dem man sich die Verantwortung zumindest in der Theorie teilen kann, dann lastet da sehr viel auf einem. Und das sollten wir als Gesellschaft mehr sehen.

"My Mom, your Dad" ab sofort jeden Dienstag um 20:15 Uhr auf VOX oder bereits vor Ausstrahlung schon auf RTL+.

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