Wir alle wissen nicht, wie es sich anfühlt, als Seevögel nach Beute Ausschau zu halten. Aber stellen wir uns für einen Moment vor, wir wären sie. Und wir erspähen einen Fisch, der unter uns im Wasser vor sich hingeleitet. Mit Lust und Appetit stürzen wir uns auf ihn. Um dann verheddern wir uns in etwas, das wir überhaupt nicht kennen. In einem beinahe unsichtbaren Netz, dass nicht nur uns, sondern auch den Fisch gefangen hält. Wir werden elendig sterben, und das nur, weil wir das Fischernetz nicht sehen können. Genau das möchte ein Team von Forschenden vom Birdlife International Marine Programm ab sofort verhindern.
Was ich eingangs beschreibe, passiert im Jahr etwa 400.000 Seevögeln. Sie verheddern sich in den Maschen, können deswegen nicht mehr auftauchen und ertrinken. Und dieses Problem passiert nicht weit weg, allein in der Ostsee sterben jährlich etwa 76.000 Seetaucher, Meeresenten und andere Vögel als Beifang.
Forschung zum Schutz von Seevögeln
Der Grund: Stellnetze, die senkrecht im Wasser hängen. Yann Rouxel und sein Team vom Birdlife International Marine Programm wollen das in Zukunft verhindern. Seit Jahren forschen sie daran, haben von Veränderungen an den Netzen über LED-Lampen bis hin zu kontrastierenden Panels. Die Unterwasserlösungen brachten leider nicht den erwünschten Effekt.
Schwimmende Vogelscheuchen könnten Vögel retten
Die neuste Idee: Stielaugen-Bojen, die man auch als schwimmende Vogelscheuchen bezeichnen könnte. Der Clou: Die Seevögel können diese gut erkennen, weil sie hoch aufragen (sie können an sich nicht besonders gut gucken) und kommen erst gar nicht mit dem Netz in Berührung. Eben weil sie vorher schon verschreckt werden.
Vorbild aus der Natur
Die Inspiration für das Aussehen der Bojen kam ebenfalls aus der Natur. Wir alle kennen doch die hübschen "blinden Augen", die verschiedene Tiere als Muster in ihrem Fell oder Gefieder haben. Das sorgt dafür, dass sie nicht angegriffen werden. Bei Schmetterlingen funktioniert das zum Beispiel hervorragend, die werden weniger von Vögeln gefressen, wenn sie einen sogenannten Augenfleck haben.
Und so sehen jetzt auch diese Bojen aus, die schwimmenden Vogelscheuchen. Die großen "Augen", die oben an einer Stange befestigt sind, drehen sich im Wind und sind auch aus der Ferne gut erkennbar. Yann Rouxel und sein Team nennen die schwimmenden Vogelscheuchen liebevoll "Bobby".
Test war erfolgsversprechend
Seit Februar 2020 werden die Bobbys in der Ostsee, in der Küdema Bucht in Estland getestet. Es liegen im Testgebiet keinerlei Netze aus, so dass der Versuch für die Seevögel in jedem Fall harmlos ist. Die Auswertung der Daten ergab, dass sich im Umkreis von 50 Metern um die Bojen herum bis zu 30 % weniger Seevögel aufhielten als im Kontrollgebiet. Und damit ist klar: Die schwimmenden Vogelscheuchen können helfen und werden in Zukunft hoffentlich vor dem Ertrinken retten.
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Quelle: Birdlife.org, Süddeutsche
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