Die Augen sind rot, tränen, jucken, vielleicht sind die Lider verklebt oder es läuft sogar Eiter aus den Augenwinkeln? Das klingt nach einer Bindehautentzündung. Und Eltern wissen: Für die sind vor allem Babys und Kleinkinder sehr anfällig. Kinderärztin Dr. med. Celine Schlager gibt Tipps, wie wir die Symptome mit Hausmitteln lindern können, wann ein Antibiotikum nötig ist und was wir zum Thema Bindehautentzündung bei Kindern unbedingt noch wissen sollten.
- 1.Bindehautentzündung bei Kindern: Was tun?
- 1.1.Zu diesen Hausmitteln rät die Kinderärztin
- 1.2.Regel Nr. 1 bei Bindehautentzündung: Finger weg!
- 1.3.Zur Behandlung der Bindehautentzündung gibt es auch Augentropfen oder Augensalben
- 1.4.Schone das entzündete Auge deines Kindes, damit es schnell heilen kann
- 2.Sind Bindehautentzündungen eigentlich immer ansteckend?
- 3.Wie lange muss ein Kind mit ansteckender Bindehautentzündung zu Hause bleiben?
- 4.Wer es noch genauer wissen möchte: Ursachen einer Bindehautentzündung
- 5.Warum kommt eine Bindehautentzündung bei Kindern besonders häufig vor?
- 6.So beugst du einer Bindehautentzündung bei Kindern vor
- 6.1.Diese Tipps helfen dabei, das Risiko für eine Bindehautentzündung bei Kindern zu verringern:
- 6.2.Dr. Celine Schlager rät außerdem dazu, das Immunsystem ganzheitlich zu stärken
Bindehautentzündung bei Kindern: Was tun?
Bindehautentzündungen (Konjunktivitis) zählen zu den häufigsten Augeninfektionen bei Kindern – weshalb wir Eltern sie irgendwann nur zu gut kennen. Gerade in Kitas tauchen sie immer wieder auf, auch aktuell. Meist sind sie harmlos, aber unangenehm. Bis die Entzündung abklingt, kannst du aber einiges tun, um deinem Kind Linderung zu verschaffen.
Zu diesen Hausmitteln rät die Kinderärztin
"In den meisten Fällen können Eltern eine Bindehautentzündung selbst behandeln und auf sanfte naturheilkundliche Mittel zurückgreifen, wie zum Beispiel Wärme- oder Kühlkompressen", erklärt Dr. med. Celine Schlager. "Diese können den Juckreiz und die Schwellung lindern." Auch eine sanfte Reinigung der Augen mit abgekochtem, abgekühlten Wasser, Kochsalzlösung oder auch etwas abgekühltem Kamillentee können helfen."
Verklebte Lidränder und Wimpern reinigst du am besten mehrmals am Tag mit einem frischen, sauberen Tuch oder Mulltupfer: Tauche ihn in lauwarmes, abgekochtes Wasser und wische vorsichtig vom äußeren Augenwinkel zum inneren.
Ist ein Fremdkörper im Auge für die Entzündung verantwortlich, versuche diesen behutsam zu entfernen. Nutze dafür zum Beispiel den Zipfel eines sauberen Taschentuchs oder etwas Wasser: Bitte dein Kind, nach oben zu schauen und ziehe gleichzeitig sanft das untere Augenlid leicht nach unten. Mit dem Taschentuchzipfel solltest du nun den Fremdkörper entfernen können. Traust du dir das nicht zu oder schaffst du es nicht, weil dein Kind es nicht zulassen kann, gehe zu einem Augenarzt oder einer Augenärztin.
Wann muss ich mit meinem Kind zur Kinderarztpraxis? Dr. med. Celine Schlager rät: "Werden die Symptome schlimmer, zum Beispiel bei stärkeren Schmerzen oder eitrigem Sekret am Auge – oder auch, wenn das Kind Fieber bekommt, sollte natürlich eine Kinderärztin aufgesucht werden. Auch, um eine bakterielle Infektion auszuschließen."
Hat ein Neugeborenes mit Anzeichen einer Bindehautentzündung, lasst es bitte umgehend ärztlich untersuchen.
Regel Nr. 1 bei Bindehautentzündung: Finger weg!
Eine Bindehautentzündung brennt und juckt, weshalb sich gerade Kinder immer wieder am Auge reiben. Das sorgt allerdings nicht nur für Schmerzen, sondern auch für einen verzögerten Heilungsverlauf. Insbesondere bei einer infektiösen Bindehautentzündung gilt es daher unbedingt zu vermeiden, dass die Kids in ihren Augen reiben.
Dr. med. Celine Schwager: "Das ist wichtig, um eine zusätzliche Reizung der Augen zu verhindern und eine Weiterverbreitung oder Ansteckung zu vermeiden." Und ja, wir können dieses spontane "Schön, nur wie, bitte?"-Eltern-Gefühl zu 100 Prozent nachempfinden, aber es nutzt ja nichts: Achte wirklich darauf, dass dein Kind möglichst wenig ans entzündete Auge fasst.
Ein Tipp aus der Praxis: Viel kuscheln – und seien wir realistisch: ganz oft Händewaschen. Das gilt übrigens auch für dich, wenn du das erkrankte Auge bei deinem Kind behandelst.
Apropos Hygiene: "Handtücher und Kissen sollten täglich gewechselt werden und vor allen Dingen auch nicht mit anderen Familienmitgliedern in der Krankheitsphase geteilt werden", legt uns Dr. Celine Schlager außerdem ans Herz.
Zur Behandlung der Bindehautentzündung gibt es auch Augentropfen oder Augensalben
Welche sinnvoll sind und welchen Wirkstoff es braucht, hängt von der Ursache der Bindehautentzündung ab. Ist sie bakteriell, verschreibt eure Ärztin Augentropfen, die ein Antibiotikum enthalten.
Ist kein Antibiotikum nötig, kommen Augentropfen aus rein pflanzlichen Inhaltsstoffen wie der Heilpflanze Euphrasia infrage, auf Deutsch Augentrost genannt. Sie „tröstet“ gereizte und gerötete Kinderaugen. Das befeuchtende Hylo - Gel ist ein rezeptfreies Mittel gegen Bindehautentzündung, das bei Kindern angewendet werden darf.
Wichtig: Achtet bei Babys und Kleinkindern darauf, dass Augentropfen aus pflanzlichen Extrakten ohne Konservierungsstoffe auskommen.
Schone das entzündete Auge deines Kindes, damit es schnell heilen kann
Vermeide alles, was es zusätzlich reizt – vor allem grelles Licht. Zieh die Vorhänge zu und dunkle das Kinderzimmer etwas ab. Lass Fernseher, Tablet und Computer ausgeschaltet. Stattdessen sorgen jetzt Hörspiele für Unterhaltung – ganz ohne die Augen zu belasten. Im Freien trägt dein Kind am besten eine Sonnenbrille. Sie schützt das angegriffene Auge vor UV-Strahlung und Wind.
Sind Bindehautentzündungen eigentlich immer ansteckend?
Reagiert das Auge deines Kindes auf Pollen, Zugluft, Chlorwasser oder einen Fremdkörper, besteht keine Ansteckungsgefahr. Anders ist es bei einer Bindehautentzündung, die durch Bakterien oder Viren ausgelöst wird – sie ist hoch ansteckend. Da reicht oft schon das typische Augenreiben, um die Keime überallhin weiterzuverteilen. Deshalb sollte dein Kind im Falle einer infektiösen Bindehautentzündung zu Hause bleiben und nicht in die Kita oder Schule gehen.
Wie lange muss ein Kind mit ansteckender Bindehautentzündung zu Hause bleiben?
"Zwei bis drei Tage sind hier meist ein Richtwert. Je nach Schweregrad natürlich", gibt Dr. Celine Schlager Eltern als Faustformel mit. "Bei einer bakteriellen Bindehautentzündung sollten Kinder mindestens 24 Stunden nach Beginn der antibiotische Behandlung zu Hause bleiben, um eine Ansteckung zu vermeiden. Auch bei einer viralen Bindehautentzündung kann es sinnvoll sein, das Kind zu Hause zu lassen, bis die Symptome abgeklungen sind, um die Verbreitung zu minimieren." Händewaschen ist hier das A und O, besonders nach dem Berühren der Augen.
Wer es noch genauer wissen möchte: Ursachen einer Bindehautentzündung
Potenzielle Ursachen für eine Bindehautentzündung gibt es viele. Bei Neugeborenen kann es schon kurz nach der Geburt zur Entzündung kommen, wenn die Mutter mit Bakterien wie Gonokokken oder Chlamydien infiziert ist und diese während der Geburt an das Kind weitergibt. Als mögliche Ursachen für eine gereizte Bindehaut kommen bei älteren Babys und Kleinkindern diese infrage:
- Bakterien und Viren
- physikalische Reize (z.B. Zugluft oder Rauch)
- chemische Reize (z.B. chlorhaltiges Schwimmbad-Wasser)
- ein Fremdkörper im Auge sowie
- eine allergische Reaktion (z.B. bei Heuschnupfen und Hausstauballergie)
Warum kommt eine Bindehautentzündung bei Kindern besonders häufig vor?
Kinderaugen reagieren viel schneller und intensiver auf Umwelteinflüsse als das erwachsene Auge. Der Grund: Der natürliche Eigenschutz und das Immunsystem entwickeln sich noch. Deshalb reagiert die Bindehaut auf Einflüsse wie Zugluft, Kälte, grelles Licht und Krankheitserreger häufig sehr empfindlich. Jedes zehnte Baby leidet in den ersten Lebensmonaten deshalb mindestens einmal unter einer Bindehautreizung oder Bindehautentzündung.
Nochmal kompakt – Das sind sie typischen Symptome einer Bindehautentzündung
- gerötete Augen
- brennende, juckende und tränende Augen
- „Fremdkörper-Gefühl“ im Auge (etwas „kratzt“ beim Zwinkern)
- häufiges Reiben der Kinder am und im Auge
- morgens häufig verklebte Lider durch eitriges oder schleimiges Sekret
- geschwollene Lidränder
- eventuell sind die Augen des Kindes sehr lichtempfindlich
So beugst du einer Bindehautentzündung bei Kindern vor
Diese Tipps helfen dabei, das Risiko für eine Bindehautentzündung bei Kindern zu verringern:
- Mit ungewaschenen Händen nicht ins Auge fassen: So sinkt das Infektionsrisiko. Heißt auch: häufiges Händewaschen schützt.
- Lüftet regelmäßig: Der Sauerstoffgehalt der Luft wirkt wie ein natürlicher „Augenbefeuchter“. Auch deshalb ist es super, wenn Kinder möglichst oft an der frischen Luft sind.
- Sonnenbrille tragen: Das schützt die empfindlichen Kinderaugen vor der UV-Strahlung und Pollen im Sommer, aber auch vor der starken Lichtreflexion des Schnees im Winter.
- Zugluft vermeiden: Achte darauf, dass dein Kind zum Beispiel im Auto keine Zugluft abbekommt.
- Verträgliche Babypflege-Produkte: Nutze nur dermatologisch getestete und verträgliche Babyprodukte.
- Ist eine Allergie die Ursache? Dann hilft es nur, die Allergene zu vermeiden und einen Termin bei einer Allergologin oder einem Allergologen zu vereinbaren, um diese zu behandeln.
Dr. Celine Schlager rät außerdem dazu, das Immunsystem ganzheitlich zu stärken
Das klappt am besten mit einer ausgewogenen, vitaminreichen Ernährung, viel Bewegung an der frischen Luft, ausreichend Schlaf, Achtsamkeit und möglichst wenig Stress. Gerade, weil Kinder so viele Infekte im Kindesalter haben, könnte das auch den Gebrauch von Antibiotika reduzieren und eine Übermedikation verhindern.
Wenn euer Kind zu Bindehautentzündungen neigt, sind in Sachen Ernährung besonders Vitamin A (z.B. in Karotten und Kürbis) und Omega-3-Fettsäuren (z.B. aus Fisch und Leinsamen) spannend. Sie stärken das Immunsystem und unterstützen die Augen. Auch Probiotika können zu einer gesunden Darmflora und damit einer schlagkräftigen Abwehr beitragen.