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Alles nur ne Phase!

Mädchen in der Pubertät – Tipps für Eltern

Mädchen in der Pubertät

Viele Eltern erkennen ihre Mädchen in der Pubertät nicht wieder. Wie könnt ihr damit umgehen, wenn aus dem fröhlichen Sonnenschein, der eben noch mit Lego gespielt hat, plötzlich ein launischer Teenager wird?

Mit der Pubertät beginnt die Phase, in der sich auf einmal alles verändert. War das Familienleben bislang noch harmonisch und dominiert von guter Laune und Familienausflügen, so kann von heute auf morgen plötzlich alles anders sein. Eure Tochter entwickelt neue Interessen, testet Grenzen aus und ist auf der Suche nach der eigenen Identität. Freunde sind auf einmal die wichtigeren Bezugspersonen, Aussehen gewinnt immer mehr an Bedeutung und vieles, was früher total normal war, ist einfach nur noch peinlich. Vor allem ihr. Diese Verwandlung löst bei Eltern nicht nur Ratlosigkeit, sondern auch Sorge aus. Was passiert mit unserer Tochter? Und wie gehen wir am besten damit um?

Das passiert mit dem Körper während der Pubertät bei Mädchen

Die Veränderungen von Mädchen in der Pubertät spielen sich auf verschiedenen Ebenen ab, als erstes auf der körperlichen: Schon ab dem neunten Lebensjahr kann es soweit sein. Durch die Hormone Östrogen und Gestagen, die in den Eierstöcken produziert werden, verändert sich so einiges am und im Körper:

  • Wachstum und Veränderung der Körperform: Mädchen machen in der Pubertät einen Wachstumsschub, der teilweise schmerzhaft sein kann. Oft macht er sich durch ein Ziehen im Schienbein bemerkbar. Doch Mädchen wachsen nicht nur in die Länge, der vorher jungenhafte Körper bekommt weibliche Rundungen. Die früher knochigen Hüften werden breiter und runden sich und auch die Brust beginnt zu wachsen.
  • Körperbehaarung: Unter den Achseln, an den Beinen und im Intimbereich wachsen erste Haare.
  • Entwicklung der Geschlechtsorgane: Die Vagina wächst und die Form der Gebärmutter verändert sich. Dazu kommt die erste Periode, meist setzt sie zwischen 11 und 14 Jahren ein. Besonders die ersten Blutungen können ganz schön unangenehm sein: Der Zyklus ist unregelmäßig und muss sich erst mal einpendeln, die gefühlt riesige Menge an Blut macht Angst und das Ziehen im Unterleib ist ein neuer, bisher unbekannter Schmerz. Außerdem können Stimmungsschwankungen auftreten.
  • Gehirn: Im Kopf verändert sich während der Pubertät viel: Zellen und Verbindungen ändern und erneuern sich, kognitive Fähigkeiten prägen sich aus und das abstrakte Denken verbessert sich. Das kann manchmal zu Verwirrung führen. Auch die Steuerung des Schlafrhythmus wird im Gehirn verändert. Deshalb geht deine Tochter oft gerne spät schlafen und kommt dafür morgens kaum aus dem Bett. Schlaf ist ungemein wichtig für die Entwicklung des Gehirns, deshalb müssen Teenager viel Schlaf bekommen.
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Pubertät Mädchen: Das Chaos der Gefühle

Neben den inneren und äußeren körperlichen Veränderungen spielt sich auch im Seelenleben eurer Tochter mit Beginn der Pubertät so einiges ab. Auch hier sind Hormone dafür verantwortlich, dass sich die Psyche des Teenagers verändert – in vielen verschiedenen Punkten:

  • Beziehungen: Im Jugendalter möchten sich Kinder oft von ihrer Familie abgrenzen, um eigenständig zu sein und sich selbst zu finden. Freunde und erste Liebesbeziehungen sind jetzt die wichtigsten Sozialkontakte. Die Beziehungen zu Freunden spielen sich auf einem neuen Level ab: Im Gegensatz zu Kindern setzen sich Jugendliche mit Wertvorstellungen auseinander und haben Erwartungen an anderen Menschen. Das eigene Verhalten und das der anderen wird auf einmal reflektiert. Deshalb enden in der Pubertät viele Freundschaften, neue werden geknüpft.
  • Individualisierung: Früher wart ihr die großen Helden, jetzt ist auf einmal alles, was ihr macht, superpeinlich. Zumindest offiziell. Jugendliche möchten in der Pubertät zum Ausdruck bringen, dass sie eigene Wesen sind und nicht einfach die Nachkommen ihrer Eltern. Keine Sorge – das legt sich am Ende der Pubertät meist wieder. Sich selbst in einer Welt der nahezu unendlichen Möglichkeiten zu finden, ist die wohl schwerste Aufgabe, die auch oft noch über die Pubertätsjahre hinausgeht.
  • Selbstreflexion: Früher hat eure Tochter noch ganz befreit und unbekümmert gespielt, geredet, gelacht. Damit ist jetzt erstmal Schluss: Durch Veränderungen im Gehirn, ändert sich auch das Denken. Reflexion setzt ein – das eigene Verhalten und das der anderen wird jetzt gründlich überdacht und bewertet. Klingt erstmal gut, kann aber Probleme mit sich führen. Eure Tochter denkt jetzt viel darüber nach, wie andere Menschen auf sie wirken und geht davon aus, dass auch andere ihr Verhalten und ihr Äußeres ständig überdenken und bewerten. Durch das Gefühl, dauerhaft beurteilt zu werden, entsteht ein ungemeiner Druck.
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Zickenalarm: Ein Geschlechterklischee?

Dass Mädchen in der Pubertät vor allem zu dramatisierenden Zicken werden, ist ein weitverbreiteter Glaube. Doch kann man dies wirklich so pauschal sagen oder ist es vielmehr ein alter geschlechterstereotypischer Irrglaube?

Jedes Mädchen ist anders, deshalb wird natürlich auch nicht jedes Mädchen gleich zur aufsässigen Zicke, wenn sie in die Pubertät kommt. Allerdings führen die vielen körperlichen und seelischen Veränderungen zu großem Stress: Alles ist auf einmal anders, die Hormone spielen verrückt und die Gefühle fahren Achterbahn. Deine Tochter plagt eine innerliche Zerrissenheit zwischen schönen, behüteten Kindheitserinnerungen und den großen Verlockungen des Erwachsenenlebens. Kein Wunder, dass das ordentlich aufs Gemüt schlägt!

Dass viele Mädchen diese Emotionen nun stark nach außen zeigen, liegt nicht etwa in der Natur, sondern an unseren alten Geschlechterrollen, die auch heute noch meist unbewusst in die Erziehung von Kindern mit einfließen. Mädchen dürfen schon von klein auf Gefühle zeigen, für Jungs gilt auch heute noch oft: Ein Indianer kennt keinen Schmerz! Schon in den frühesten Kinderjahren werden Jungen dazu angehalten, ihre Gefühle zu kontrollieren und Mädchen dazu ermutigt, sich emotional auszuleben. Auch wenn ihr versucht, solche Geschlechterklischees aus eurer Erziehung fernzuhalten, so bekommen Mädchen und Jungs diese verschiedenen Verhaltensweisen überall nahegelegt, in der Kita, in der Schule, in Büchern und im Fernsehen. Deshalb fällt es Mädchen auch in der Pubertät leichter, ihren Emotionen freie Bahn zu lassen. Das kann nervig sein, ist aber für sie ein großer Vorteil: Frust und Verunsicherung stauen sich so nicht an, sondern werden gleich rausgelassen.

Neue Vorbilder

Wo früher noch Tierposter oder selbstgemalte Bilder hingen, prangen plötzlich halbnackte Sängerinnen, Rapper mit Goldzähnen oder düstere Bilder mit Totenköpfen. Auch wenn ihr sie am liebsten von der Wand reißen und zurück zu den bunten Bastelarbeiten aus der Grundschule kehren möchtet, solltet ihr euch klarmachen, dass euer Kind sich jetzt neue Vorbilder sucht, als früher. Die Werte ihrer jungen Generation werden relevant – und da kann es kaum cool, sexy oder provokant genug sein. Gerade der letzte Punkt ist entscheidend: Mit neuen Sprachritualen, neuen Hobbys, neuer Lieblingsmusik und vielen anderen Dingen möchten Jugendliche provozieren und austesten, wo die Grenzen liegen.

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In den Medien dominiert die Körperoptimierung

Für viele Mädchen steht während der Pubertät das Aussehen stark im Fokus. Kein Wunder: Durch Jugendzeitschriften, TV-Serien aber vor allen Dingen durch die sozialen Medien bekommen sie ganz stark vermittelt, dass das Aussehen für eine Frau das Wichtigste ist. Auf Youtube-Kanälen dominieren Videos über Drogerieprodukte und Schminktutorials, auf Instagram präsentieren gephotoshopte junge Frauen ihre schlanken Beine, ihre schmale Taille, ihre perfekte makellose Haut. Auch wenn die traditionelle Hausfrauenrolle zum Glück längst passé ist, so wird Mädchen trotzdem das Gefühl gegeben, dass sie zwar alles erreichen können, aber eben nur mit dem entsprechenden Aussehen. Das kann in Minderwertigkeitsgefühlen und seelischen Problemen mit krankhaften Folgen wie beispielsweise Magersucht enden.

Manche Mädchen spüren, dass sie in die medial vermittelten Rollen nicht reinpassen und versuchen sich durch betont gegenteiliges Verhalten abzugrenzen: Sie treten bewusst burschikos auf und distanzieren sich von anderen Mädchen, um sich selbst und anderen zu zeigen, dass sie die typischen Mädchenklischees nicht erfüllen. Sie wollen nicht als “schwach” und “emotional” gelten, was nach wie vor ein weit verbreitetes Mädchenbild ist. Das bedeutet nicht gleich, dass eure Tochter im falschen Körper steckt – die meisten Mädchen möchten sich zur Frau entwickeln, können nur unseren vorherrschenden Rollenstereotypen nichts abgewinnen. Das führt oft zu einer Identitätskrise.

Tipps für Eltern im Umgang mit pubertierenden Mädchen

Viele Eltern erkennen ihre Kinder in dieser aufregenden Lebensphase kaum wieder und sehen ihre Erziehung als komplett gescheitert an: Die Werte, die ihr eurer Tochter mit auf den Weg geben wolltet, sind in ihrem neuen Dasein auf einmal nicht mehr zu finden. Auch wenn es für euch kaum erträglich ist, dass die superreiche, glatt gezogene Kylie Jenner oder Youtuberin Bianca Heinicke aka. Bibis Beauty Palace nun Vorbild Nummer 1 ist – versucht, es entspannt zu sehen. Letztendlich ist alles nur eine Phase.

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Die Pubertät ist die Zeit des Ausprobierens und der Suche nach der eigenen Identität. Dabei durchläuft eure Tochter viele Höhen und Tiefen. Macht euch bewusst, wie normal diese Achterbahnfahrt ist und dass auch die schlimmsten Phasen wieder vorübergehen. Bis ihr zu den Personen wurdet, die ihr heute seid, war es auch ein langer Weg. Euren Platz in der Welt musstet auch ihr euch hart erarbeiten.

Deswegen ist es wichtig, dass ihr nicht klammert und wild mit Verboten um euch schmeißt: Gebt eurer Tochter viel Raum, um sich zu entfalten. Natürlich hängt euer Herz an der engen Eltern-Kind-Beziehung aus den ersten Kindheitsjahren. Die kann auch während der Pubertät bestehen, nur eben in einer neuen Art und Weise. Auch wenn eure Tochter über Probleme jetzt vielleicht lieber mit der besten Freundin redet, seid ihr nach wie vor der Fels in der Brandung, ihr gebt Orientierung und Kontinuität. Vor allem dann, wenn ihr eure Tochter wie eine Jugendliche behandelt und nicht mehr wie ein Kind. Gebt ihr Rückendeckung und Bestätigung, damit sie weiß, dass sie in schwierigen Situationen immer eure Unterstützung und bedingungslose Liebe hat.

Vor allem wenn eure Tochter merkt, dass sie sich in gesellschaftlich vorgegebenen Frauenrollen nicht wiederfindet, solltet ihr für sie da sein. Macht ihr deutlich, dass jeder Mensch sein darf, wie er möchte und niemand sich in Rollen pressen muss, in die er nicht reinpasst. Zeigt ihr Vorbilder, die nicht den typischen Geschlechterklischees reinpassen.

Die Pubertät erscheint kann so nervenraubend sein, dass ihr das Gefühl haben werdet, diese Phase nimmt niemals Ende. Aber wenn mit Ende der Teenagerzeit aus dem kleinen Mädchen eine starke, selbstbewusste Frau geworden ist, werdet ihr die wilde Zeit auch (in Teilen) schnell wieder vergessen.

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