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Gute-Nacht-Geschichten

Eine Oma für sich allein (ab 4 Jahre)

Grandmother and granddaughter preparing cupcakes together

Maras Oma lebt in einer anderen Stadt. Das ist schade, weil Mara sie nur selten besuchen kann. Doch wenn sie mit Mama und ihrer kleinen Schwester Alina zu Oma fährt, übernachten sie bei ihr und bleiben meistens mehrere Tage. Und das wiederum ist schön. Gleich nach dem Aufstehen läuft Mara dann immer in Omas Zimmer. Während dieser Zeit wickelt Mama Alina und zieht sie an. Mara hat ihre Oma dann ganz für sich allein. Endlich ist es wieder so weit. Mara, Mama und Alina sind nach einer langen Autofahrt vor Omas Haus mit dem großen Garten angekommen. Mama trägt die Koffer hinein. Oma hat für alle gekocht. Es gibt Pfannkuchen, Maras Lieblingsgericht. Der Duft weht ihnen schon an der Haustür entgegen. Beim Abendessen besprechen sie, was sie am nächsten Tag unternehmen wollen. "Ich komme in dein Zimmer, sobald ich aufgewacht bin, Oma", sagt Mara. "Das ist gut", sagt Oma und lacht. "Dann koche ich dir einen schönen Kakao, und wir zwei können so richtig gemütlich plaudern." Darauf freut Mara sich sehr. Bei Oma schläft Mara in einem eigenen Zimmer. Das ist gut, denn so weckt Mara ihre kleine Schwester nicht auf, wenn sie früh wach wird. Mama liest Mara vor dem Einschlafen noch eine Geschichte vor. Aber Mara hört gar nicht richtig zu. "Wann kann ich denn morgen zu Oma gehen?", fragt sie. "Schau mal", sagt Mama und zeigt auf die Uhr, die auf dem Nachttisch steht. "Wenn der große Zeiger hier steht und der kleine Zeiger dort, dann darfst du aufstehen. Vorher nicht. Auch Omas brauchen ihren Schlaf." "Alles klar", sagt Mara. "Gute Nacht, meine Große", sagt Mama. Doch Mara kann nicht einschlafen, obwohl sie sehr müde ist. Immer wieder schaut sie zur Uhr. Sie muss aufpassen, wann der Zeiger an der richtigen Stelle steht. Mara blinzelt müde. Ihre Augen werden ihr schwer. Ist es jetzt endlich so weit? Nein, immer noch nicht. Mara gähnt. Ob die Uhr stehen geblieben ist? Mara greift danach und rüttelt ein bisschen daran. Aber die Uhr tickt, und der Zeiger bewegt sich. Schneckenlangsam. Die Tür geht auf, und Mama kommt herein. "Was ist denn hier los?", fragt sie. "Du bist ja immer noch wach. Warum schläfst du nicht?" "Das geht nicht", sagt Mara. "Ich muss doch aufpassen, wann der Zeiger an der richtigen Stelle steht.""Aber das dauert noch viele, viele Stunden«, sagt Mama. "Erst morgen früh ist es so weit." "Wirklich?«, fragt Mara und gähnt schon wieder. Die Augen fallen ihr zu, und im nächsten Moment ist sie auch schon eingeschlafen. Als Mara aufwacht, reibt sie sich verschlafen die Augen. Es ist ganz dunkel im Zimmer. Aber vielleicht ist es trotzdem schon Morgen, und Oma wartet längst auf sie? Mara schlägt die Bettdecke zurück und steigt aus dem Bett. Langsam tastet sie sich in der Dunkelheit vorwärts. Im Flur muss sie erst überlegen, wo Omas Schlafzimmer ist. Hier vielleicht? Mara öffnet eine Tür und geht hinein. Sie kann kaum die Umrisse der Möbel erkennen, aber nun steht sie vor einem Bett. Und darin schläft jemand. "Oma?", flüstert Mara und rüttelt mit ihrer Hand sanft die Schulter. "Bist du schon wach?" "Mara, geh bitte sofort wieder ins Bett", sagt Mama mit müder Stimme. "Es ist mitten in der Nacht. Oma möchte schlafen und ich übrigens auch." Ach so, das ist gar nicht Oma, sondern Mama. Mara ist wohl in das falsche Zimmer gegangen. "Na gut", sagt sie. Leise verlässt sie das Zimmer und kehrt in ihr Bett zurück. Mara kriecht unter die Decke und schläft weiter. Als sie erwacht, ist es hell im Zimmer. Die Vorhänge sind zurückgezogen, und draußen scheint die Sonne. Mara schaut auf die Uhr. Der Zeiger ist ja schon wieder nicht da, wo er sein sollte! Im ganzen Haus duftet es nach Kaffee, und aus der Küche hört sie Stimmen. Mama, Alina und Oma. Sind die etwa alle schon wach? Und was ist mit ihrem Kakao, nur mit Oma allein? Mara klemmt sich ihr Schnuffeltuch unter den Arm und geht in die Küche, um zu sehen, was da los ist. "Guten Morgen, Mara", begrüßt Oma sie vom Frühstückstisch aus. "Hast du gut geschlafen?" Mara schüttelt den Kopf. Sie hat auf einmal richtig schlechte Laune. "Ich wollte doch zu dir kommen, Oma." "Ich weiß", sagt Oma und tupft sich mit der Serviette den Mund ab. "Vorhin habe ich nach dir gesehen, aber du hast so fest geschlafen, dass ich dich nicht wecken wollte." "Dann ist es jetzt gar nicht mehr früh am Morgen?", fragt Mara. "Nein, es ist schon etwas später", sagt Mama. "Du siehst ja, wir sitzen bereits beim Frühstück. Oma hat frische Brötchen besorgt. Magst du auch eins?" "Nö, ich will keine blöden Brötchen", sagt Mara, und ihre Lippen fangen an zu beben. "Ich wollte mit Oma plaudern und Kakao trinken. Mit Oma allein." "Ich hätte da eine Idee", sagt Oma und streicht Mara über die Haare. "Was hältst du davon, wenn du nächste Nacht bei mir im Zimmer schläfst? Sobald ich wach bin, wecke ich dich. Dann kannst du gar nicht verschlafen." "Oh ja", sagt Mara und wischt sich mit dem Pyjamaärmel ein paar Tränen aus den Augen. "Aber du darfst Oma in der Nacht nicht wecken", sagt Mama. "Versprochen?" Mara nickt. "Versprochen." Doch es besteht gar keine Gefahr. Denn in der nächsten Nacht schläft Mara so fest und gut neben Oma, dass Oma sich frühmorgens heimlich in die Küche schleichen kann. So kommt es, dass Mara mit einer Tasse heißem Kakao geweckt wird. Und dann sitzen sie da und plaudern. Oma und Mara. Nur sie zwei allein.
➤ Kategorie: Gute-Nacht-Geschichten
➤ Text von Maren von Klitzing/Illustrationen von Barbara Korthues aus dem Buch "Liest du mir was vor?", ellermann im Dressler Verlag
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➤ Hier können Sie die Geschichte kostenlos downloaden: Eine Oma für sich allein