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Stick and Poke

Mein Kind will ein Tattoo – und was jetzt?

Dein Kind ist fasziniert von deinem Tattoo und will nun auch eins! Aber: Sind Tätowierungen für Kids überhaupt erlaubt? Wie gefährlich ist der “Stick and Poke“-Trend und was gibt's für Alternativen? 

Ein Anker, ein Herz, ein Adler oder ein “Mama für immer“ auf sonnengegerbter Seemannshaut waren einmal. Tätowierungen in den kunstvollsten und buntesten Ausführungen, egal ob winzig klein oder breitflächig über den gesamten Körper verteilt, sind seit Jahren durch alle Gesellschaftsschichten hindurch en vogue. Jeder zehnte Deutsche ist, Schätzungen nach, mittlerweile tätowiert. Bei den 18 bis 29-Jährigen ist es sogar jeder Vierte. Und: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Was Mama und Papa auf dem Körper gefällt, mag auch der Nachwuchs. Immer mehr Kinder und Teenies möchten ebenfalls eine Tätowierung auf der Haut. Und auch einige Eltern finden die Idee gar nicht so abwegig, ihren Nachwuchs tätowieren zu lassen.

Zugehörigkeit mal anders: Mama und Kind tragen beide das gleiche Tattoo – zum Aufkleben.

Kinder und Tattoos?

Gegen den Besuch eines Kindes beim Tätowierer spricht vieles. Solch ein Eingriff, so schön das Endergebnis auch sein mag, ist nicht ganz ohne Risiko. Das Aufbringen und die permanente Optik können körperliche und seelische Gefahren für die Kids bergen. Auch rein rechtlich ist die Lage nicht ganz klar.

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Wie ist die Rechtslage beim Tätowieren von Kindern?

In Deutschland ist das Tätowieren von Kindern rechtlich nicht geregelt: Es gibt kein gesetzliches Mindestalter dafür. Rein von der Sache her, ist das Stechen mit einer Tätowiernadel jedoch Körperverletzung. Die einvernehmliche (mündliche) Einwilligung von Kunde und Tätowierer, die Aufklärung über alle Risiken und Nebenwirkungen sowie die Einsichts- und Urteilsfähigkeit des Klienten, genügen jedoch, um das zu umgehen. Da Kinder allerdings nur beschränkt geschäftstüchtig sind, muss die Einwilligung der Eltern vorliegen. Doch die Frage nach der verletzten Fürsorgepflicht bleibt, wenn Eltern ihren unmündigen Kindern den Besuch im Tattoo-Studio erlauben. Um rechtlich zu 100 Prozent auf der sicheren Seite zu sein, lehnen die meisten seriösen Tätowierer es deshalb ab, Menschen unter 18 Jahren zu bedienen. Allerdings ist auch das Alter nicht immer ausschlaggebend für die Richtigkeit solch eines Entschlusses. Auch 18-Jährige können nicht immer die mögliche Tragweite ihrer Entscheidung für eine Tätowierung abschätzen.

Geistige Reife und die Entscheidung für ein Tattoo

So spontan und groß die Begeisterung für die Idee eines eigenen Tattoos, gerade bei jungen Menschen, auch sein mag, so gut will dieses Vorhaben auch überlegt sein. Die vielleicht aus einer Laune heraus gefällte Entscheidung für ein bleibendes Hautgemälde kann schnell bitter bereut werden, denn sie ist dauerhaft. Vielleicht passt die Optik schon in ein paar Jahren nicht mehr zum Leben? Es gibt Hänseleien oder gar eine Ausbildungsplatzabsage dadurch? Die geistige Reife für diesen Schritt ist deshalb entscheidend. Bei Kindern, die den Weitblick in ihre Zukunft noch gar nicht haben können, ist sie sicherlich nicht gegeben. Da sind die Eltern gefragt: Sie sollten mit ihrer eigenen Reife, mit Weitblick und Verantwortung, den unmündigen Nachwuchs genauestens über alle möglichen Konsequenzen aufklären.

Gesundheitliches Risiko von Tätowierungen

Schon alleine für den Körper kann ein Tattoo riskant sein. Mit ungefähr 10.000 Stichen pro Minute wird mit den feinen Nadeln einer elektrischen Tätowiermaschine die Tinte tief unter die Haut eingebracht, um ein farbiges und vor allem dauerhaftes Bild zu erhalten. Das ist nicht nur eine meist langwierige Prozedur, sondern in jedem Falle und je nach Körperteil auch mehr oder weniger schmerzhaft. In die entstandene Wunde können durch unsauberes Arbeiten oder auch die Tinte selbst Keime eindringen, die zu Entzündungen führen können. Allergische Reaktionen auf die Farbe, die in Deutschland zwar keine gesundheitsschädlichen Bestandteile enthalten darf, aber dennoch keine amtliche Zulassung benötigt, können ebenfalls auftreten. Zudem gibt es noch keine langfristigen Studien darüber, welche Auswirkungen Tattoo-Farbe auf die Gesundheit haben kann. Denn deren überschüssige und unlösliche Bestandteile verweilen nicht nur lokal im Tattoo, sondern verteilen sich über Blut und Lymphe im ganzen Körper.

“Stick and Poke“-Trend als Gesundheitsgefahr

Ist der Wunsch nach einer Tätowierung ungebrochen, aber der offizielle Weg ins Studio verwehrt, greifen Kids nicht selten selbst zu (Näh-)Nadel und Farbe oder lassen den besten Freund sein Glück mit den Hautverzierungen versuchen. Anleitungen und Sets finden sie im Internet. “Stick and Poke“ heißt der aktuelle Trend des Selbst-Tätowierens, zu dem es diverse Youtube-Videos zum Nachahmen gibt. Doch neben den meist stümperhaften Bildern, gibt es hierbei vor allem die oben genannten gesundheitliche Gefahren. Der Berufsverband der Kinder und Jugendärzte (BVKJ) warnt immer wieder vor einem erhöhten Infektionsrisiko durch die mangelnde Hygiene bei selbstgestochenen Tattoos. Keime durch unsauberes Arbeiten, in Farbe und Stichkanal, daraus resultierende, schwere Entzündungen und teils heftige körperliche Reaktionen auf diese Selbstversuche, können den Spaß schnell verderben und die Gesundheit langfristig schädigen. Auch hier sind die Eltern gefragt, im Vorwege genauestens aufzuklären.

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Gesunde Tattoo-Alternativen für Kids

Ganz auf coole Körperbilder müssen Sohn und Tochter aber nicht verzichten: Es gibt diverse gesunde und temporäre Alternativen, die selbst auf die Haut aufgebracht werden können. Hierbei handelt es sich um Körperbemalung, die mit verschiedenen Techniken aufgezeichnet oder ganz simpel aufgeklebt wird. Das macht nicht nur großen Spaß, sondern ist auch viel preisgünstiger, als der Gang in ein Tattoo-Studio. Außerdem bleibt die Möglichkeit, die Motive öfter zu wechseln oder nach Gusto auch mal ganz wegzulassen.
Hier bleibt das heimische Tätowier-Vergnügen ohne Reue:

  • Henna Tattoos - Henna Tattoos sind keine echten Tätowierungen, da sie auf der obersten Hautschicht von professionellen Henna-Künstlern aufgemalt werden. Die kunstvollen Ornamente verschwinden nach ein paar Wochen wieder. Achtung! Auch Henna Tattoos, insbesondere die schwarzen, können allergische Reaktionen hervorrufen und gehören deshalb nicht auf Kinderhaut.
  • Mit Gel-Stiften Fake-Tattoos aufmalen - Hier wird selbst Hand angelegt: Als gesundheitlich unbedenklich gelten Gel-Stifte*, mit denen fantasievolle Eigenkreationen eigenhändig auf die Haut gemalt werden können. Diese Fake-Tattoos können bis zu 14 Tage sichtbar sein.
  • Airbrush-Tattoos für Kids und Teens - Mit Schablonen, Stiften und kleinen Luftbürstchen können sich auch die Jüngsten als Tätowierer* versuchen und bunte kleine Bildchen ohne Reue auf die Haut zaubern. Für ältere Kids gibt es professionellere Airbrush-Geräte*, mit denen mithilfe schöner Schablonen wunderschöne Fake-Tattoos kreiert werden können.
  • Wasserdichter Metallic-Look zum Aufkleben - Gerade im Sommer umschmeichelt ein sanfter Gold- oder Silberton ganz besonders die gebräunte Haut. Metallic-Look-Schmuck-Tattoos* sind wasserdichte Folien-Tattoos, die einfach aufgeklebt werden, für mehrere Tage halten und ganz leicht mit Baby-Öl entfernt werden können.
  • Glitzer-Tattoos und Klebebildchen - Kleine Tattoo-Fans kannst du mit Klebebildchen und Glitzer-Tattoos*glücklich machen. Bitte achte darauf, dass die Klebe-Tattoos möglichst mit hochwertigen Druckverfahren und mit kosmetisch zertifizierten Grundkomponenten nach der EU Kosmetikverordnung EG 1223/2009 hergestellt wurden.
  • Tattoo-Stones - Wie ein Stempel funktionieren die Body Tattoo Stones* aus Kalkstein. Unterschiedliche Motive werden einfach mit kosmetischer Tinte auf den Körper gestempelt, können mit Strass und Stiften noch weiter verziert werden und ebenso leicht, zum Beispiel mit Babyöl, wieder entfernt werden.

Darüber reden hilft, Lösungen zu finden

Möchte dein Kind also unbedingt ein Tattoo und lässt sich kaum von dieser Idee abbringen, sprich mit ihm. Kläre es ruhig und gelassen über das Prozedere und alle möglichen Konsequenzen eines echten Tattoos auf, und besprich dann mit ihm auch die Alternativen. So lässt sich sicher eine gesunde Möglichkeit finden, mit der alle glücklich sind.

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Bildquelle: Getty Images