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Aus Lachen wird weinen

Dieses „harmloses“ Spiel verletzt das Vertrauen – was Eltern unbedingt wissen sollten

Vater spielt mit seiner Tochter
© Gettyimages/StefaNikolic

Viele Eltern lieben es, ihre Kinder durchzukitzeln: Ein bisschen toben, dieses süße Lachen, alle haben eine gute Zeit. Oder vielleicht doch nicht? Eine australische Psychologin macht auf Instagram darauf aufmerksam, dass Kitzeln nicht immer so harmlos ist, wie es scheint. Und bekommt viel Zustimmung für ihr Posting.

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Kitzeln: Harmloser Spaß oder ein Spiel mit Grenzen?

Bestimmt kennst du das auch: Du und dein Kind, ihr kitzelt euch gerade gegenseitig so richtig durch und kringelt euch nur so vor Lachen, und du denkst, „Wow, das macht gerade richtig Spaß!“ Aber wusstest du, dass das Lachen deines Kindes gar nicht unbedingt heißt, dass es das Kitzeln genießt? Lachen beim Kitzeln ist nämlich eine automatische Reflexreaktion – das heißt, dein Kind kann selbst dann lachen, wenn es in Wahrheit schon lange „Nein“ denkt.

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Die australische Psychologin Dr. Martha Deiros Collado, der auf Instagram ca. 300.000 Menschen folgen, erklärt in einem ihrer Postings, dass sie das Kitzeln aus ihrer Familie verbannt hat: „Kitzeln ist tückisch. Wenn du eine erwachsene Person bist, die gerne kitzelt, dann denke daran: Babys oder Kinder zu kitzeln, die nicht ‚Stopp‘ sagen können, ist ein No-Go.“

Kinder würden beim Kitzeln schnell die Kontrolle über ihren Körper verlieren, erklärt die Psychologin in ihrer Caption. Das könne für sie ein ziemlich unangenehmes Gefühl sein. Besonders heikel ist es, wenn das Kind signalisiert, dass es aufhören möchte – und Erwachsene trotzdem weitermachen. Das kann in der Folge sogar dazu führen, dass Kinder langfristig lernen, ihre eigenen Grenzen nicht ernst zu nehmen.

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Wenn Kitzeln wehtut: Mein Aha-Moment

Jetzt könnte man sagen, Kitzeln zu problematisieren, ist ziemlich übertrieben. Sicher gibt es auch Gegenstimmen, die sich beim Kitzeln auf den Körperkontakt zwischen Eltern und Kind berufen, der die Bindung festigt. Ja, aber das geht auch ohne Kitzeln, z. B. mit schönen Krabbelversen oder Fingerspielen für Kinder:

Poster

Ich muss zugeben: Bei dem Posting von Dr. Deiros Collado hat es bei mir irgendwie Klick gemacht. Weil ich mich noch gut daran erinnere, wie ich als Kind durchgekitzelt wurde und es nicht besonders toll fand. Es war nur für die anderen lustig, ich selber habe es gehasst, weil ich mich zum Teil ausgeliefert und machtlos gefühlt habe. Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht?

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Heute, als Mama von zwei Kindern, versuche ich daher darauf zu achten, wie weit ich beim Toben mit meinen Kids gehe. Ich frage sie vorher "Ist es okay, wenn ich das mache?" Klar werden sie auch mal durchgekitzelt, wenn der ausdrückliche Wunsch danach besteht. Sobald von ihnen ein „Stopp“ kommt, wird sofort aufgehört. Dann gibt es kein „Ach komm, noch einmal!“ – und das gilt fürs Kitzeln, Kuscheln, Küssen und alle anderen Bereiche auch.

Alternativen zum Kitzelspiel

Natürlich wollen wir mit unseren Kindern toben, spielen und sie zum Lachen bringen. Aber das geht auch ohne Kitzeln. Stattdessen können wir z. B. eine kleine Kissenschlacht, einer Runde Fangen oder Stopptanz spielen. Dabei geht es fair zu und alle können ihre Grenzen wahren. Alle Spiele sind erlaubt, bei denen niemand das Gefühl hat, die Kontrolle zu verlieren.

Noch mehr tolle Ideen für spaßige Bewegungsspiele findet ihr hier.

Dr. Deiros Collado empfiehlt, beim Spielen vor allem die Körpersprache der Kinder genau im Blick zu behalten: Dreht sich dein Kind weg? Verändert es seine Haltung? Das könnten Anzeichen sein, dass es genug hat, auch wenn es nichts sagt.

Klar, Kitzeln fühlt sich erstmal wie ein lustiges, harmloses Spiel an. Aber letztlich geht es darum, Grenzen zu wahren und zu setzen – und in dieser Wahrnehmung können wir unsere Kinder unterstützen. Sie sollen mit Sicherheit wissen: „Wenn ich ‚Stopp‘ sage, wird das auch respektiert.“