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Selber denken? Nö!

MIT-Studie warnt: KI verringert die Denkfähigkeit unserer Kinder

Teenager verwenden ChatGPT
© Gettyimages/StockPlanets

ChatGPT ist aus dem Alltag vieler Familien nicht mehr wegzudenken. Während unsere Kinder die digitalen Helfer für Hausaufgaben und Referate nutzen, warnen Wissenschaftler*innen jetzt vor möglichen negativen Auswirkungen auf die Entwicklung des kritischen Denkens. Macht ChatGPT unsere Kinder dumm?

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Um nicht direkt als Boomer abgestempelt zu werden, der KI verteufelt: Nein, früher war nicht alles besser! Um eine wichtige Info für eine Seminararbeit nachzuschlagen, musste ich im Studium noch die stickige Bibliothek aufsuchen und die dicksten Wälzer von vor gefühlt 100 Jahren befragen. Heute fragen wir einfach Chatty und sämtliches Wissen ist in wenigen Sekunden zugänglich.

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Schüler und Studentinnen schreiben ganze Hausarbeiten mit ChatGPT, lassen sich bei Referaten helfen und schon unsere Grundschulkids fragen den digitalen Assistenten nach Antworten für ihre Hausaufgaben. Doch was macht diese ständige KI-Nutzung wirklich mit den Denkfähigkeiten unserer Kinder?

Verringert ChatGPT die Denkleistung?

Dazu fand eine aktuelle Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA jetzt Beunruhigendes heraus: Die Wissenschaftler*innen untersuchten 54 Personen zwischen 18 und 39 Jahren, die einen Aufsatz zu einem vorgegebenen Thema verfassen sollten. Die Personen wurden dabei in drei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe nutzte ChatGPT für das Verfassen von Aufsätzen, eine zweite Google und die dritte arbeitete ganz ohne digitale Hilfsmittel.

Das Ergebnis: Bei den ChatGPT-Nutzer*innen war die Gehirnaktivität am allerniedrigsten. Beim Schreiben ihrer Texte waren sie nachlässiger und griffen häufiger auf einfaches Copy-Pasten zurück. Die Lehrkräfte, die die eingereichten Texte am Ende bewerteten, beschrieben diese als "seelenlos" und ohne originelle Gedanken.

Warum KI-Nutzung besonders für Kinder problematisch sein kann

"Die Aufgabe wurde ausgeführt, und man könnte sagen, sie war effizient und bequem. Aber wie wir in der Arbeit zeigen, haben sie im Grunde nichts davon in ihre Gedächtnisnetzwerke integriert", erklärt Studienleitung Nataliya Kosmyna. Die Forscher*innen gehen davon aus, dass die regelmäßige Nutzung von KI-Modellen wie ChatGPT das Lernen und kritische Denken insbesondere bei jüngeren Menschen beeinträchtigen kann.

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Wenig überraschend für alle, die selbst schon einmal mit dem Chatbot gearbeitet haben, oder? Auch Kinderpsychiater Zishan Khan bestätigt gegenüber dem US-"Time"-Magazin, das die Studienergebnisse als erstes präsentierte, dass viele Kinder und Jugendliche beim Erledigen ihrer Hausaufgaben bereits stark auf KI angewiesen sind. "Eine übermäßige Abhängigkeit von diesen Large Language Models (LLMs) kann unbeabsichtigte psychologische und kognitive Folgen haben, insbesondere für junge Menschen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet", warnt er.

Wie du als Elternteil einen gesunden Umgang mit KI fördern kannst

Doch was heißt das für uns als Eltern im Alltag? Die Lösung liegt hier vermutlich wie so oft im gesunden Mittelmaß, und damit nicht im kompletten Verbot von KI-Tools, sondern in einem bewussten Umgang damit. Diese 3 Tipps kannst du in Zukunft beherzigen, wenn es um den Umgang mit ChatGPT geht:

  1. Stelle sicher, dass deine Kinder ChatGPT als Unterstützung und nicht als Ersatz für eigenes Denken nutzen.
  2. Fördere kritisches Hinterfragen, indem ihr gemeinsam die von KI generierten Antworten überprüft und diskutiert.
  3. Besonders wichtig: Lege Wert darauf, dass deine Kinder zuerst selbst nachdenken, bevor sie die KI befragen.
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So bleibt das eigene Denken aktiv und wird nicht durch die bequeme Sofortlösung erschwert. Vereinbart gemeinsam klare Regeln, wann und wie KI-Tools eingesetzt werden dürfen – zum Beispiel erst nach einem eigenen Lösungsversuch oder nur für bestimmte Aufgabentypen.

Chancen und Risiken: Die richtige KI-Balance finden

Trotz aller Warnungen ist es nicht realitätsnah, die KI ganz aus dem Familienalltag zu verbannen. Immerhin bietet sie auch Chancen für den Bildungsbereich: Sie kann als z. B.als Lernhilfe dienen, um komplexe Themen verständlicher zu machen oder beim Strukturieren von Gedanken helfen. Entscheidend ist, dass Kinder und Jugendliche lernen, die Technologie als Werkzeug zu nutzen, ohne aber dabei davon abhängig zu werden. Ein zugegebenermaßen schmaler Grat.

Du kannst im Alltag darauf achten, dass deine Kinder beim Erledigen ihrer Hausaufgaben weiterhin eigene Texte verfassen, Probleme selbstständig lösen und kritisch denken. Gerade diese Fähigkeiten werden in einer zunehmend digitalisierten Welt immer wichtiger – und können, wie die Studie zeigt, durch übermäßige KI-Nutzung verkümmern, wenn wir nicht aktiv gegensteuern.

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Fazit: Bewusster Umgang statt Panikmache

Die MIT-Studie zeigt, in welche Richtung sich das Lernen entwickelt und gibt uns wichtige Denkanstöße – sie sollte aber nicht zu Panik führen, denn die hilft uns beim Thema Medien und Kinder am allerwenigsten. Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben – und wird im Leben unserer Kinder in Zukunft eine immer größere Rolle spielen.

Unsere Aufgabe als Eltern wird es sein, unsere Kinder zu einem selbstbestimmten, kritischen Umgang mit dieser Technologie zu befähigen. Wenn wir das schaffen, kann KI eine Bereicherung sein, statt das Denkvermögen nur negativ zu beeinträchtigen.