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Schule schwänzen: Mit welchen Folgen Jugendliche und Eltern rechnen müssen

Schule schwänzen
© Getty Images/Erin Linn

Mal in Ruhe einen Vormittag auf der Playstation zocken oder aber den Hänseleien der Mitschüler*innen entgehen: Die Gründe, warum Kinder die Schule schwänzen sind vielseitig. Kommt es öfter vor, hat das Blaumachen allerdings immer weitreichende Folgen – sowohl für die Jugendlichen selbst als auch für die Erziehungsberechtigten. Was passiert, wenn man die Schule schwänzt und wie Eltern gegensteuern können.

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Was passiert, wenn man die Schule schwänzt?

Bei schulpflichtigen Jugendlichen, die die Schule schwänzen, setzt ein Maßnahmenkatalog ein, der auch die Eltern betrifft. Einzelne Maßnahmen unterscheiden sich je nach Bundesland, das Grundprinzip ist jedoch gleich:

  1. Information der Eltern: Wird ein Kind beim Schuleschwänzen erwischt, werden die Eltern umgehend informiert.
  2. Schulische Sanktionen: Meistens wird der Schüler oder die Schülerin zum Nachsitzen verdonnert, wenn es sich um einen Tag handelt. Passiert das Schwänzen häufiger, gibt es einen Verweis. Im Wiederholungsfall gibt es erneut einen Verweis, der zum Rauswurf führen kann. In all den Fällen werden die Eltern kontaktiert.
  3. Hausbesuche: Rühren die Eltern sich nicht, macht die Schule ggf. einen Hausbesuch, um zu schauen, was passiert ist und was es für Gründe geben könnte. Hier agieren Vertrauenslehrer*innen, Schulpsycholog*innen oder auch das eingeschaltete Jugendamt, um gemeinsam mit den Eltern eine Lösung zu finden, damit die Kinder oder die Jugendlichen wieder eine Perspektive sehen, zur Schule zu gehen.
  4. Bußgelder: Sollten die Schulverantwortlichen das Gefühl haben, dass die Erziehungsberechtigten kein Interesse haben, etwas an der Situation zu ändern, wird das Ordnungsamt eingeschaltet. In Deutschland herrscht Schulpflicht und es ist eine Ordnungswidrigkeit, wenn man ihr nicht nachkommt. Sind die Kinder noch minderjährig, werden die Eltern belangt, denn sie sind dafür verantwortlich, dass ihre Kinder in die Schule gehen. Also hagelt es für sie Bußgelder und die können je nach Bundesland ziemlich happig sein. Bremen berechnet z. B. 35 Euro pro Fehltag, in Baden-Württemberg können es unter Umständen bis zu 300 Euro pro Tag sein. Wird öfter geschwänzt, werden Bußgelder zwischen 1.000 und 2.500 Euro fällig. Bezahlen die Eltern das Bußgeld nicht, droht ihnen die sog. Erzwingungshaft.
  5. Polizeieskorte: In manchen Bundesländern können schwänzende Jugendliche durch die Polizei zur Schule gebracht werden.
  6. Jugendgericht: Ggf. schaltet sich das Jugendgericht ein und kann die Betroffenen zu Arbeitsstunden verurteilen. Werden diese nicht abgeleistet, geht es im schlimmsten Fall tatsächlich für ein paar Wochen ins Jugendgefängnis, im Wiederholungsfall sogar bis zu sechs Monate. Das ist aber wirklich die Extremsituation.
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Achtung: Mit Vollendung des 14. Lebensjahrs müssen nicht mehr automatisch die Eltern das Bußgeld zahlen, sondern die Jugendlichen können nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz selbst belangt werden!

Natürlich wird die Situation wegen einer gelegentlich blau gemachten Stunde in der Regel nicht so eskalieren. In den meisten Fällen gibt es einen "Warnschuss" für das Schulschwänzen. Trotzdem ist es wichtig, zu wissen, dass Schuleschwänzen nicht nur eine Ordnungswidrigkeit ist, sondern auch einen Teufelskreis in Gang setzen kann: Bleiben die Kids dem Unterricht fern, sacken die Noten ab, die Lust, zur Schule zu gehen schwindet dadurch noch mehr und es wird häufiger blau gemacht. Für Schulverweiger*innen wird es dann irgendwann echt schwer, sich wieder zu integrieren.

Ist der/die Jugendliche nicht mehr schulpflichtig, kann er/sie wegen Schuleschwänzens nicht mehr rechtlich belangt werden. Allerdings kann die Schule Maßnahmen ergreifen und den/die Schwänzerin der Schule verweisen. Fürs Schwänzen der Berufsschule droht der Verlust des Ausbildungsplatzes.

Warum schwänzen Kinder die Schule?

Warum Kinder und Jugendliche die Schule schwänzen, hat unterschiedliche Gründe. Im Wesentlichen kann man drei Motivlagen unterscheiden:

#1 Aversives Schule schwänzen

Manchmal ist Schule schwänzen eine einmalige oder zumindest seltene Angelegenheit, wenn z. B. bei schönem Wetter die letzte Schulstunde lieber in der Eisdiele oder in der Sonne verbracht wird. In der Pubertät kann gelegentliches Schule schwänzen auch mal eine Mutprobe sein. Manche Kids schwänzen auch für politische Aktionen, z. B. für Aktionstage von "Fridays for Future". Bei diesen Kindern spielen psychische oder gesundheitliche Probleme in der Regel keine Rolle.

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Während diese Kinder schwänzen, beschäftigen sie sich meist mit Dingen, auf die sie mehr Bock haben als auf Unterricht, übrigens oft in Cliquen. Den Freund*innen kommt überhaupt eine wichtige Rolle zu, denn wenn befreundete Gleichaltrige der Meinung sind, dass Schule nicht wichtig ist, wird auch gern mal aus Gruppenzwang geschwänzt. In der Regel wissen die Eltern nichts davon, dass ihre Kinder blau machen.

Schuleschwänzen kann aber auch ernstere Gründe haben:

#2 Angstbedingte Schulmeidung & Schuleschwänzen wegen psychischer Probleme

  • Mobbing: Das Kind fühlt sich gemobbt und hat Angst, zur Schule zu gehen. Bei solchen und ähnlichen Gründen (z. B. Prüfungsangst) spricht man von "angstbedingter Schulmeidung".
  • Familiäre Konflikte: Die Familie bricht auseinander, es wird nicht kommuniziert und das Kind fühlt sich alleingelassen und ist hoffnungslos. Manchmal macht das Kind zu Hause sogar Erfahrungen mit physischer oder psychischer Gewalt, Sucht oder gravierender Armut. Wenn die Schule in dieser Situation keinen Halt bietet, bleiben ihr viele Jugendliche fern.
  • Überforderung: Die Noten werden schlechter, Schulfrust macht sich breit. Das Kind denkt, dass es aus der Notenmisere nicht mehr herauskommt. Manchmal liegen unerkannte Leistungsstörungen wie Dyskalkulie oder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche zugrunde.
  • Drogensucht: Die Sucht und die Beschaffung der Drogen wird wichtiger als der Schulbesuch.
  • Probleme mit Lehrer*innen: Laut einer Befragung des Deutschen Jugendinstituts geben fast 60 % der Jugendlichen eine schlechte Lehrer-Schüler-Beziehung als Begründung an, die Schule zu schwänzen.
  • Keine Perspektive: Die Noten sind nicht so gut und der Traumjob ist in weiter Ferne.
  • Psychische Erkrankungen: Laut der Ärzte Zeitung haben Schüler*innen, die z. B. an ADHS, Angststörungen oder Depressionen leiden, öfter mit Schulproblemen zu kämpfen und tendieren so ggf. dazu, den Unterricht öfter zu schwänzen.

Angst vor Mobbing ist für viele Kinder ein Grund, nicht mehr in die Schule zu gehen. Was ihr gegen den Psychoterror tun könnt, zeigt unser Video:

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#3 Zurückhalten

In einigen Fällen wissen die Erziehungsberechtigten, dass ihr Nachwuchs nicht in die Schule geht. Manche Eltern dulden es, dass ihr Kind schwänzt, andere unterstützen es sogar darin oder halten es sogar aktiv vom Schulbesuch ab. Diese Haltung kann sich aus Überforderung oder Gleichgültigkeit ergeben. Besonders tragisch ist, wenn Eltern ihre Kinder vom Schulbesuch abhalten, um Missbrauch oder Vernachlässigung zu vertuschen. Nicht selten herrschen auch ökonomische Gründe für die "Zurückhaltung" vor, z. B. wenn die Eltern ihre Kinder zum Schwänzen des letzten Schultags vor den Ferien auffordern, weil da der Preis für den Urlaubsflieger niedriger ist. Auch religiöse Motive können eine Rolle spielen, so dass das Kind z. B. nicht am Schwimm- oder Sexualkundeunterricht teilnehmen darf.

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Was können Eltern tun, wenn ihre Kinder die Schule schwänzen?

  • Behutsames Gespräch suchen: Mit dem Kind zu reden, die Gründe zu erfragen und nach Lösungen zu suchen, ist sehr wichtig. Besprecht geltende Regeln gemeinsam und setzt positive Anreize – strenge Autorität schlägt oft ins Gegenteil um.
  • Unterstützen: Nehmt euch Zeit für euer Kind, bietet ihm an, ihm beim Bewältigen seiner Probleme zu helfen. Liegen die Gründe in Lernschwierigkeiten ist Nachhilfe oft der erste Schritt.
  • Schulbesuch kontrollieren: Manchmal ist es auch ein gutes Signal, das Kind wieder jeden Morgen in die Schule zu bringen. So sieht es, wie wichtig euch es ist, dass es den Unterricht besucht. Bittet die Lehrkräfte, euch sofort zu informieren, wenn euer Kind nicht in der Schule ist.
  • Mit Schule kooperieren: Nehmt die Hilfen, die euch die Schule anbietet, an. Sprecht gemeinsam mit eurem Kind mit Vertrauenslehrer*innen oder dem Schulpsychologischen Dienst.
  • Schulwechsel in Erwägung ziehen: Schwänzt euer Kind schon lange und sehr oft und sieht es in der gegenwärtigen Schule keine Perspektive mehr, kann ein Schulwechsel eine Chance für einen Neustart sein.

Notorisches Schulschwänzen bis hin zu Schulverweigerung sind deutliche Signale, oft Hilferufe. Wenn dann nicht reagiert wird, hat dies zum Teil massive Konsequenzen für die Kinder und Jugendlichen. Vor allem notorische Schwänzer*innen riskieren ihren Schulabschluss, finden so womöglich keine Arbeit und es besteht die Gefahr, "abzustürzen". Schlimmstenfalls drohen eine kriminelle Laufbahn oder eine Suchterkrankung. Wenn ihr als Eltern nicht weiterkommt, holt euch daher unbedingt Hilfe, z. B. durch einen kostenlosen Erziehungsbeistand.

Statistik: Wer schwänzt die Schule?

Ab und zu die Schule zu schwänzen, ist bei Schüler*innen weit verbreitet: Gelegentlich einzelne Schulstunden schwänzen bundesweit schätzungsweise 30-50 % der Acht- bis Zehntklässler*innen, rund ein Viertel auch mal ganze Tage. 1-2 % der Schüler*innen gehören zu den sog. Schulverweigerer*innen, das sind in Deutschland etwa 100.000-200.000 Schüler*innen. Sie gehen kaum oder überhaupt nicht mehr zur Schule.

Nach dem Deutschen Schulportal der Robert Bosch Stiftung schwänzen insbesondere Achtklässler*innen: Jede*r Zweite hat in dieser Klassenstufe schon mal blau gemacht. Grundschüler*innen schwänzen noch kaum, doch dann steigen die Fehlstunden mit jeder Klassenstufe an. Gymnasiast*innen fehlen dabei tendenziell am wenigsten, während Haupt- und Sonderschüler*innen am häufigsten "blau machen".

Quellen: Rat für Kriminalitätsverhütung Schleswig-Holstein: Konzept gegen Schulabsentismus, Joachim Herz Stiftung: Forschungsprojekt Jeder Schultag zählt, Deutsches Schulportal der Robert Bosch Stiftung

Pubertäts-Quiz: Ist euer Kind schon mittendrin?

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