Schreien, stampfen, toben – kennen wir alle von unseren Kids, oder? Denn Wutausbrüche gehören bei Kindern zum Alltag. Doch eine aktuelle Studie zeigt nun: Hinter manchen emotionalen Ausbrüchen steckt mehr als nur eine Trotzphase. Bestimmte Verhaltensmuster können sogar ein Frühwarnsystem für spätere psychische Probleme sein.
Wenn dein Siebenjähriger bei der kleinsten Frustration explodiert oder ständige Stimmungsschwankungen zeigt, steckt möglicherweise mehr dahinter als nur ein schwieriger Tag. Forschende der Universität Edinburgh haben herausgefunden, dass Kinder mit frühen Schwierigkeiten bei der Emotionskontrolle später häufiger Anzeichen von Depression und Angst entwickeln – selbst wenn sie zuvor keine auffälligen Probleme hatten. Die gute Nachricht: Mit dem richtigen Wissen können wir Eltern frühzeitig unterstützen und vorbeugen.
Wir wollen an dieser Stelle auch gleich den Alarmismus aus dieser News nehmen: Nicht jeder Wutanfall unseres Kinds kündigt eine Teenager-Depression an. Aber wir finden es wichtig, zu wissen, wo wir selbst als Eltern genauer hinschauen sollten, wenn unser Kind emotional ausrastet.
Emotionale Achterbahn: Wann Wutanfälle ein Warnsignal sein können
Stimmungsschwankungen, schnelle Frustration oder Überreizung bei Siebenjährigen können mehr als nur alterstypisches Verhalten sein. Die im Journal of Affective Disorders veröffentlichte Studie zeigt, dass solche frühen emotionalen Schwierigkeiten ein Vorbote für spätere psychische Probleme sein können.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass frühe Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation ein Vorbote späterer psychischer Probleme sind", erklärt Aja Murray, Psychologin und Leiterin der Studie. „Frühzeitige Förderung dieser Fähigkeiten könnte helfen, spätere Belastungen zu vermeiden."
Von Kinderwut zur Teenagerdepression: Was die Forschung enthüllt
Die Wissenschaftler*innen analysierten Daten aus der Millennium Cohort Study, die etwa 19.000 Kinder über viele Jahre begleitete. Das Ergebnis ist eindeutig: Kinder mit emotionalen Regulationsproblemen im Grundschulalter zeigten als Teenager häufiger Symptome wie Traurigkeit, Sorgen und Ängste.
Die Verbindung blieb bestehen, selbst wenn andere Faktoren wie frühere psychische Gesundheit berücksichtigt wurden. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, emotionale Auffälligkeiten frühzeitig zu erkennen.
Betroffene Eltern helfen betroffenen Eltern
Mich hat zu meinem Artikel hier eine Email einer Mutter erreicht, die vom Thema Depressionen bei Teenagern persönlich betroffen war und die sich damals viel früher mehr Wissen und Hilfe gewünscht hätte. Um anderen betroffenen Eltern ihre eigenen schlimmen Erfahrungen zu ersparen, hat Alix Puhl das gemeinnützige Unternehmen Tomoni Mental Health gegründet. Tomoni erarbeitet Fortbildungen für das ganze Umfeld junger Menschen und bieten diese aktuell durch Förderung von Stiftungen kostenfrei an. Auch an Eltern wenden sie sich mit 4 Live-interaktiven Webinaren, eines davon trägt den Titel: "Wut ist gut. Oder?", wo sie unter anderem auch die Verbindung von Wut zu Depression thematisieren.
Wenn ihr euch sorgen, um euer Kind macht und euch schon einmal Gedanken in diese Richtung gemacht habt, dann klickt dort doch einmal vorbei. Lieber macht ihr euch einmal zu viel schlau als einmal zu wenig.
Emotionale Kompetenz fördern: So unterstützt du dein Kind
Gefühle benennen, akzeptieren und regulieren lernen – diese Fähigkeiten sind entscheidend für die psychische Gesundheit deines Kindes. Anstatt Wutanfälle nur zu unterbinden, hilf deinem Kind, seine Gefühle zu verstehen und angemessen auszudrücken.
Gemeinsame Atemübungen, Auszeiten oder das Malen von Gefühlen können wirksame Strategien sein. Wichtig ist dabei: Bleib selbst ruhig und sei ein Vorbild im Umgang mit schwierigen Emotionen. Zeige deinem Kind, dass alle Gefühle in Ordnung sind – aber nicht jedes Verhalten.
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist: Anzeichen erkennen
Gelegentliche Wutausbrüche sind normal, aber wenn sie besonders intensiv, langanhaltend oder ohne erkennbaren Grund auftreten, solltest du aufmerksam werden. Auch wenn dein Kind sich nach Ausbrüchen nicht beruhigen kann oder sein Verhalten den Alltag stark beeinträchtigt, kann professionelle Unterstützung sinnvoll sein.
Angela Hind von der Medical Research Foundation, die das Forschungsprojekt förderte, betont: „Wenn wir frühzeitig auf emotionale Auffälligkeiten reagieren, können wir gezielte Maßnahmen entwickeln, um psychischen Erkrankungen im Jugendalter vorzubeugen."
Präventiv handeln: So stärkst du die psychische Widerstandskraft
Eine stabile Eltern-Kind-Beziehung ist die beste Grundlage für emotionale Gesundheit. Schaffe regelmäßige Gesprächszeiten, in denen dein Kind offen über seine Gefühle sprechen kann. Auch feste Routinen und ausreichend Bewegung tragen zur emotionalen Stabilität bei. Die Forschungsergebnisse zeigen: Frühzeitige Förderung der Emotionsregulation kann spätere psychische Probleme verhindern. Investiere daher bewusst Zeit in die emotionale Entwicklung deines Kindes – es ist eine Investition in seine Zukunft.
Wutausbrüche gehören zum Aufwachsen dazu und Eltern müssen sich jetzt nicht gleich bei jedem Wutanfall Sorgen um die mentale Stabilität ihres Kindes machen – egal ob es drei oder sieben Jahre alt ist. Aber die Ergebnisse der Studie können uns wichtige Hinweise auf die emotionale Entwicklung unseres Kindes geben. Was macht die Info aus der Studie mit dir? Sorgst du dich deswegen oder vielleicht generell schon um die psychische Gesundheit deines Kindes? Schreibe mir gerne ein Email zu diesem Thema.